Ventola macht ein tieffrequentes Geräuscht, aber nur wenn der Strom eingeschaltet ist

  • Mein gebraucht erworbener Ventola (leider ohne das übliche Typenschild) hatte zu wenig Öl (jetzt ergänzt) und läuft beim Einschalten etwas langsam an (gefühlt, mir fehlt jeder objektive Vergleich) und erreicht dann aber die volle Leistung. Dann macht der Ventola ein relativ tieffrequentes Geräusch und ist insgesamt zu laut. Sowie man den Strom unterbricht, verschwindet auch sofort das Geräusch und das Gebläse läuft völlig geräuscharm (so wie man es von einem Orgelgebläse gewöhnt ist) weiter. Es braucht lange, bis das Gebläse dann zum Stillstand kommt (Größenordnung 2 Minuten). Das spricht m. E. klar gegen einen Lagerschaden trotz anfänglich zu wenig Öl. Die Achse des Gebläses hat in der horizontalen Ebene nicht das geringste Spiel, allenfalls einen halben Millimeter in der axialen Ebene. Wenn man allerdings bei elektrischem Betrieb von oben mit einem Holzstab auf die Achse drückt (und damit das axiale Spiel zumindest nach oben begrenzt), beeinflusst das nicht im geringsten das Geräusch. Der Kondensator wurde durch meinen Elektriker durch einen ähnlichen Ersatz ausgetauscht, was aber nichts gebracht hat. Der Stromverbrauch im Betrieb hält sich im Rahmen des üblichen.


    Zusammengefasst tritt das Geräusch nur beim Einschalten des Stromes auf und hat primär keine mechanische Ursache. Offenbar liegt der Wurm im Elektrischen, wovon ich herzlich wenig Ahnung habe. Hat jemand eine gute Idee zur Ursachenforschung und Behebung des Problems? ;(

  • Hi Claus, ist das Gebläse an 230V einphasig oder an 400V dreiphasig angeschlossen? Eventuell bekommt der Motor auf einer der Wicklung keinen Strom und das magnetische Drehfeld ist nicht mehr "rund", was sich in Brummen äußert. Oder der Kondensator bei 1-phasigem Betrieb hat den falschen Wert oder ist kaputt. Ein paar mehr Infos zum Abschluss des Motors wären hilfreich, auch die techn. Daten der Maschine und des Kondensators, falls vorhanden. Gruß, Jens

  • Danke lieber Jens für die prompte und schlüssige Antwort!

    Es handelt sich um einen Ventola mit blaugrau schimmerndem Metallic-Anstrich und Schalldämpfer mit Luftansaugklappe, Vorgeschichte unbekannt. Ein metallenes übliches Schild von Laukhuff gibt es nicht, nur ein papierenes Etikett von Laukhuff: Nr. 6271; Type 3/ unleserlich 3 oder 8. Auf der Rückseite gibt es ein Metallschild mit folgenden Informationen: Nummer 4134446, 220 V, 2800 Umdrehungen/Minute, 50 Hz. Die Stromstärke oder Leistung werden auf dem Schild nicht mitgeteilt und auch nicht die Anschlussart mit Stern oder mit Dreieck.


    Mein Hauselektriker, der aber betont, von Elektromotoren nur sehr begrenzt Ahnung zu haben, stellte fest, dass der Motor in Sternschaltung, also 1-phasig mit Kondensator (der Kondensator wurde bereits durch einen ähnlichen getauscht und löste das Problem nicht) angeschlossen ist. Wenn man das Gebläse einschaltet, fließen 0,8 A. Alle drei Wicklungen haben einen vergleichbar großen Stromfluss bzw. Widerstand, d.h. alle 3 Wicklungen sind intakt. Mein Elektriker wagt es nicht, das Gebläse mal probehalber in Dreieckschaltung an 380 V Drehstrom anzuschließen, weil er nicht weiß, ob die Wicklungen dafür ausgelegt sind. Wenn es mit 380 V ginge, könnte es eigentlich nur noch der Kondensator sein. Oder habe ich da was übersehen? Kann man diesem Ventola probehalber mal Drehstrom zumuten?

    Beste Grüße Claus

  • Probehalber kann man das machen. Vielleicht macht es Sinn, den Ventola vorher zu verschließen damit kein hoher Strom fließen kann (je mehr Luft er schaufeln muss desto höher der Strom). Aber mit Stern/Dreieck sollte es genau umgekehrt sein: Einphasig 230V Dreieck, Stern bei Drehstrom 400V. Ich merke es mir so: Höhere Spannung -> Mehr Widerstand nötig für gleichen Strom -> Strom muss durch mehr Wicklungen -> Sternschaltung. Bei Dreieck hängt die Phase ja direkt an der Wicklung ohne den Umweg über den Stern zu nehmen -> höherer Strom als bei Stern -> für niedrige Spannung (230V) geeignet. Zum Brummen/Kondensator: Schau doch mal ob du zu der Maschine noch das Datenblatt bekommst. Dann stehen da die Werte drin. Ansonsten, wenn gar keine Daten auffindbar sind: Verbrauch an Drehstrom/Sternschaltung messen, dann gilt die Faustregel: bei Einphasigem Betrieb mit Kondensator sollten es in etwa 70 uF je Kilowatt Leistung sein (Stichwort Steinmetzschaltung, lohnt sich zu googlen). Wenn z.B 300 Watt Verbrauch da sind, sind das 0,3 kW. Das mal 70 uF ergibt 21 uF. Auf dem Wert kommt es nicht so sehr genau an; wenn die Maschine zu wenig zieht kann es auch geringfügig mehr sein, wenn sie zu viel Verbraucht auch etwas weniger. Ich hoffe ich konnte ein bisschen weiterhelfen. Gruß, Jens

  • Noch kleine Anmerkung: die Steinmetzschaltung ist prinzipbedingt immer eine etwas "brummelige" Angelegenheit, je nach Zustand des Motors. Bei Drehstrom hat man schon mehr Laufruhe. Ein anderer Ausweg kann noch ein Frequenzumformer (FU) sein, der kann aus einer Phase drei machen und dann hat man den gewünschten Drehstrom. Außerdem kann man damit auch noch die Drehzahl regeln und damit noch geringere Geräusche. Aber vielleicht sind auch einfach einige Wicklungen im Motor lose und daher kommt das Brummen. Das könnte ein Motorspezialist herausfinden, sollte nichts anderes mehr helfen. Gruß

  • Lieber Jens, hab ganz herzlichen Dank für Deine sehr hilfreichen Hinweise, ich habe eine Menge dazugelernt. In der Zwischenzeit habe ich eine auf Elektromotoren spezialisierte und mir sehr erfahren scheinende Werkstatt (Solche Werkstätten sind ansonsten am Aussterben, heutzutage schmeißt man Elektromotoren lieber weg und kauft gleich neu.) gefunden, die sich unmittelbar das Gebläse ansieht und dabei auch Deinen Anregungen nach gehen wird. Noch mal ganz herzlichen Dank Claus