Bormann-Positiv

  • Die Pfeifen des Prinzipal sind jetzt bis auf die Pfeifenfuesse und die Intonation fertig.

    Die fast pyramidenfoermigen Fuesse aufzuleimen gestaltet sich als ziemlich schwer. Selbst bei Pfeifen, bei denen ich noch ausreichend grosse Zwingen haette klappt das nicht gut, weil die Leimflaege winzig ist im Vergleich zur Laenge der Pfeife mit Fuss.

    Ich frage mich jetzt, ob ich mir irgendeine Vorrichtung basteln sollte, die dafuer sorgt, dass der Fuss beim Zusammenpressen richtig ausgerichtet bleibt.

    Habe jetzt eine Pfeife erstmal ohne Zwingen verleimt und werde mal testen, wie stabil das ist (waere das akzeptabel, falls es einigermassen gut haelt?). Ggf. koennte ich auch auf moderne Kleber zurueckgreifen.



    Habe uebrigens Labien/Deckel des Gedackts von c2-d3 neu angefertigt wegen den Problemen mit dem Aufschnitt. Der Aufschnitt ist jetzt im Schnitt ca. 1mm kleiner als von Bormann angegeben und ich bin zufrieden mit dem Klang.

    Dass der Klang aufgrund der vegleichsweise extremen Mensur schon relativ fuellig und stark ist, empfinde ich eher als Vorteil. Vor allem bei der Aria der Goldbergvariationen nur mit Gedackt waere mir ein leiserer Diskant wohl zu leise.

    Eventuell waeren uebrigens auch die von Bormann angegebenen Aufschnitte ok, jetzt im nachhinein mit mehr Erfahrung muss ich feststellen, dass die Pfeifen anfaenglich einfach auch nicht so gut geworden waren.

  • Mittlerweile sind alle 270 Pfeifen fertig. Der Principal muss noch intoniert und die Blindlabien auf der Aussenseite angebracht werden (werde ich erst nach dem Bleichen der Prospektpfeifen machen).

    Hab die Pfeifen mal testweise aufgesteckt. Es gibt noch keine Halteleiste, deswegen ist das ganze natuerlich krumm und schief, aber so konnte ich ueberpruefen, ob die Pfeifenlaengen wirklich zum Gehaeuse passen:







  • Der Prinzipal ist jetzt intoniert. 100%ig zufrieden bin ich noch nicht, ein paar wenige Pfeifen muss ich erneut intonieren und ggf. sogar neue Kernkanten anbringen, aber im Grossen und Ganzen passt es.



    Im Bass ist der Prinzipal relativ leise und streicherartig. In der Mittellage ist er prinzipalischer und ab ca. c4 geht der Wind mehr nach innen und der Klang wird schaerfer.



    Besonders viel Spass macht Gedackt 8' + Prinzipal 2', das ist nicht zu laut und man hat richtigen "Orgelklang". 8'+4'+2' klingt auch so wie es soll, wobei der 4' momentan ziemlich verstimmt ist (und da ich an dem noch rumintoniere lohnt es sich aktuell nicht, den gut zu stimmen).



    Heute werde ich noch die Pfeifen der Zimbel auf Laenge schneiden und stimmen, bei denen ich das noch nicht gemacht hab.

    Bei 8'+4'+Zimbel ist die Zimbel ziemlich dominant, 8'+4'+2'+Zimbel passen allerdings sehr gut zusammen, sogar nur 8'+2'+Zimbel. Deswegen will ich das unbedingt gut gestimmt ausprobieren.

    Vielleicht war es ganz gut, die Zimbel nicht zu scharf zu intonieren, auch wenn das damals eher wegen mangelnder Erfahrung so geworden ist.

  • Hallo Peter,



    traditionell nimmt man gerne Prinzipale (oder evtl. Streicher) als Stimmregister, da diese nicht so sehr bei Winddruckschwankungen oder Anziehungseffekten von anderen Pfeifen die Tonhöhe ändern. Je größer der Durchmesser (gibt aber auch andere Parameter), desto variabler und unstetiger die Tonhöhe.



    Wenn Du stimmst, denke auch dran, die Pfeifen abkühlen zu lassen, wenn Du sie in der Hand hattest. Sie sind dann nämlich erst mal ein paar Sekunden (bis Minuten) lange zu hoch, und das sind schon etliche Cent ;-)



    Gruß



    Jens

  • Danke fuer die Antwort. Dann nehme ich den Principal 2' als Stimmregister.

    Das mit der Temperatur der Pfeifen beim Stimmen ist mir auch schon aufgefallen, wirklich extrem ist das bei Metallpfeifen, die ich aber zum Glueck nicht habe.

    Aber auch bei den Holzpfeifen ist mir das schon aufgefallen.

    Ganz extrem merkt man den Effekt uebrigens auch, wenn man Pfeifen auf Laenge schneidet oder bei kleinen Pfeifen gar schleift und mit einem Stimmgeraet nachschaut was passiert.

    Wenn moeglich sollte man ja aber sowieso versuchen, nicht mit den Haenden zu stimmen. Bei Stimmblechen empfiehlt Bormann ja aus gutem Grund, das mit einer Zange zu machen.

  • Komme mit der Intonation gut voran. Einziges Problem sind nach wie vor die Pfeifen der Rohrfloete 4' auf den Tasten c0 bis fis0.

    Die Pfeifen geben sicher den Grundton, aber die Terz sticht viel zu sehr heraus.

    Vermindere ich die Luftzufuhr wird mir die Pfeife zu leise. Habe jetzt mit etwas Erfolg die Kernspalten groesser (vorher ca. 0,3mm, jetzt ca. 0,5mm) gemacht und den Winkel der Kernkante veraendert, aber zufrieden bin ich immer noch nicht.

    Zusammen mit dem Gedackt passt es allerdings ganz gut.

  • Hab heute wieder rumprobiert: Den Aufschnitt zu vergroessern und den Kernspalt wieder zu verkleinern hat viel geholfen, allerdings sind die Pfeifen jetzt etwas leiser geworden, so dass man den Uebergang von den vollgedackten Pfeifen der untersten Oktave zur Rohrfloete deutlich hoeren kann.

    Ich denke, das beste ist es, wenn ich den Wind der gedackten Pfeifen etwas drossle und die Pfeifen dann erstmal eine Woche ruhen lasse (hab die Erfahrung gemacht, dass sich die Pfeifen von selbst noch etwas veraendern, netterweise in der Regel zum Guten).

  • Hab grad mal den ersten Satz der Mondscheinsonate auf dem Positiv gespielt, weil ich beim Suchen von anderen Noten auf die Sonaten aufmerksam wurde.

    Das passt besser als ich gedacht haette. Hab das zwar vor langem schonmal mal auf einer grossen Orgel (100 V/P) ausprobiert, aber dass das im kleinen Raum mit so wenigen Registern auch funktioniert hat mich schon erstaunt, auch wenn ich natuerlich das Pedal vermisst hab.

  • Hab mal die bekannte Toccata gespielt und hochgeladen.

    Ist aber nichts fuer schwache Ohren, ist alles noch zielich verstimmt und ich hab das seit 10 Jahren nicht mehr gespielt, vor allem nicht ohne Pedal und hab erst wieder angefangen, ueberhaupt zu ueben - hab viele Fehler gemacht. Aber erstaunlich, dass sich das ohne Pedal spielen laesst, wenn man hier und da ein Bleigewicht benutzt.

    Ist volles "Tutti" (Gedackt 8', Floete 4', Prinzipal 2', Terz 1 3/5' Diskant, Zimbel 2f. 1/2').


  • Ja, das ist auch so. Muss die Rollgardine anders einstellen oder das Geblaese schneller laufen lassen. Ich warte aber erstmal ab bis die Gehaeuseverkleidung fertig ist, ggf. mit schalldaemmenden Materialien im Bereich des Geblaeses. Dann kann ich ausprobieren. wie weit ich die Geblaeseleistung hochdrehen kann.

  • Das Gehaeuse ist jetzt fast fertig. Bei kleineren abnehmbaren Fuellungen werde ich auf aufwendige Haltevorrichtungen verzichten, da die nur reingeklemmt mit bisschen Filz dazwischen gut halten.



    Das Geblaesegeraeusch ist dadurch wesentlich leiser geworden. Ich werde im Bereich um das Geblaese noch schalldaemmende Materialien anbringen, dann kann ich das denke ich mit mehr Leistung laufen lassen und so die Probleme mit zu wenig Winddruck bei Bassakkorden beheben.



    Der Klang ist durch das Gehaeuse auch besser geworden. Liegt wohl daran, dass er jetzt nach vorne gebuendelt wird und irgendwelche Resonanzen im Gehaeuse stattfinden.



    Sorgen machen mir allerdings immer noch die Rohrfloeten-Pfeifen c1-f1 der Floete. Hab an denen jetzt laenger rumintoniert (Aufschnitte erhoeht, Kernspalten vergroessert, generell am Kern rumgefeilt). Jetzt ist die vorher zu dominante Terz zwar leiser, dafuer hoert man, dass viel Luft "daneben" geht.

    Bekommt man in diesem Tonbereich mit den Bormann-Mensuren wirklich eine "angenehme" Rohrfloete hin oder ist die extreme Obertoenigkeit eventuell so gewollt? Vor meinen Versuchen war mir aufgefallen, dass bei 8'+4'+1 3/5' garnicht so extrem auffaellt, dass die Terz erst ab Taste c1 beginnt, weil die Floete so obertoenig war.

  • Hallo Peter, ich denke auch die Richtung ist richtig. Mir gefällt's. Ich erkenne es mit meinen Ohren als Prinzipalregister. Geht bestimmt auch gut zusammen mit dem Gedackt (8'+2'). Der "streicherähnliche" Bass kommt durch die enge Mensur im Bass. Bormann wollte es so... Aber ist auch denke ich gut so, so ist dieses Register in der Lage nicht zu aufdringlich. In diesem Zusammenhang finde ich das Bormann-Buch etwas doppelmoralisch: Einerseits war er der Meinung, dass Streicher und Säuselstimmen in einer Hausorgel nichts zu suchen haben, andererseits mensurierte er manche Register so eng, dass z.B aus einem Prinzipal ziemlich schnell ein Geigenprinzipal oder Salicional wird. Das selbe nur in grün ;-)



    Gruß



    Jens

  • Ja, 8'+2' passen sehr gut zusammen. Ist auch nicht zu laut, man kann durchaus abends damit spielen ohne die Nachbarn zu verschrecken (das schafft aber vermutlich die Zimbel).

    Wegen den Bormann-Mensuren: Die sind nur bei den hohen Registern sehr eng. Diese hohen Register gab es so in der Romantik ueberhaupt nicht, vielleicht hat Bormann sie deswegen einfach nicht als Streicher angesehen?

    Auf jeden Fall scheint es sich zu lohnen, das so zu machen, der Prinzipal 2' ist normal verwendbar und nicht nur wenns mal richtig laut werden soll (kenne Kleinorgeln bei denen der Prinzipal 2' eine Art Mixturersatz ist der praktisch nie verwendet wird).

  • Hab heute die Fuellungen fuer die "Fluegeltueren" fuer den Prospekt eingeleimt und auch wenn noch nicht alles fertig ist die Tueren eingehaengt.

    Ich habe dadurch (wieder einmal) bemerkt, wie gut Bormanns Vorschlaege sind: Mit geschlossenen Tueren laesst sichs wirklich um 1 Uhr nachts spielen ohne die Nachbarn zu nerven, sogar mit Prinzipal und Terz...