Schwellwerkstüren steuern mit einer Tür Vorlauf

  • Liebe Forinesen,



    durchs Mitlesen hier habe ich den Verdacht, daß es hier den einen oder anderen geben könnte, der mein Problem mit links löst, an dem ich bisher erfolglos knabbere:



    Ich möchte auf rein mechanischem Weg die (senkrecht stehenden und mittig geachsten) Schwellerklappen so steuern, daß auf etwa den ersten 60% des Pedalwegs nur je eine Türe auf jeder Seite langsam aufgeht und dann mit den restlichen 40% des Pedalwegs die jeweils 5 Jalousien auf jeder Seite parallel aufgehen.



    Hat jemand eine Idee, wie man das Lösen kann?



    fragt, fröhlich grüßend

    Oliver

  • Hallo Oliver,



    vielleicht geht es mit einer Art "Mitnehmer" an der besagten Klappe, die erst die anderen ab einem gewissen Winkel mitnimmt. Dann ist der Schweller aber nicht-stetig, beim Übergang auf die anderen Klappen wirds auf einmal viel lauter als davor; in der "mathematischen Lautstärkefunktion" ist sozusagen ein Knick. Würde eher eine Kurvenscheibe an das Pedal machen, so dass sich der Schweller progressiv (exponentiell) öffnet, so dass man im unteren, leisen Bereich mehr Spielraum hat als im lauten Bereich. Genauso wird das auch bei elektronischen Potentiometern gemacht, die als Lautstärkeregler an HIFI-Anlagen benutzt werden: Ganz links ändert sich der Widerstand kaum, die Lautstärke lässt sich somit im leisen Bereich gut dosieren.



    MfG



    Jens

  • Leider funktioniert eine auch noch so langsame Öffnung aller Jalousien gleichzeitig akustisch nicht so gut, wie der Vorlauf einer einzelnen - wobei das Vorgesagte nur in akustisch staubtrockenen Räumen ein Problem ist.



    Genau deswegen haben die Hersteller von Kinoorgeln das auch immer so gelöst.



    Variante A: Eine Jalousie geht nach der anderen auf (z.B. Kino Babylon in Berlin) die Wirkung ist schon nicht schlecht..



    Variante B: Eine einzelne, kleinere Jalousie geht zuerst auf, der Rest folgt dann parallel (z.B. Mighty Wurlitzer im Musikinstrumentenmuseum Berlin, die Wirkung ist noch viel deutlicher...



    Da mein Orgelraum auch nur 120m3 hat, dabei eine Längsseite Bücherwand und weiteres Mobiliar, ist meine Akustik auch bei "Null"...



    meint, freundlich grüßend,

    Oliver

  • Hallo Oliver,



    ok, dann hast du ja wesentlich mehr Erfahrungen auf dem Gebiet als ich.



    Ginge denn so eine Art "Schiebetür"? Da kommt mir die Idee, eine seitlich verschiebbare Tür zu montieren, die das Schwellwerksgehäuse verschließt. Dahinter eine Art "progressive" Öffnung, so dass die Tür am Anfang nur eine kleine Schallaustrittsfläche freigibt. Die Form dieser Öffnung liese sich dann leicht verändern wenn man merkt dass es akustiscg nicht passt. Aber vllt. ist diese Idee auch nicht so das optimale... Gut wäre, nur 1 Tür statt x Klappen zu betätigen, das ist sicherlich weniger fehleranfällig als eine komplizierte Mechanik.



    Gruß



    Jens

  • Ja, die Idee mit der Schiebetür kam mir auch schon. Ich habe allerdings Bedenken, was die Masse der Tür angeht: Ist sie schwer genug, um akustisch relativ dicht zu sein, wird das Beschleunigen und Bremsen möglicherweise nicht mehr gefühlvoll zumachen sein. Und, wenn ich mir die Ansteuerung über ein Stahlseil und eine parabelförmige Abrollscheibe vorstelle, ist der Bereich der ersten 60% Pedalweg, dem wenig Türweg gegenübersteht noch leicht zu treten, der Rest aber wahrscheinlich schwer....



    Im Moment denke ich über eine "klassische" Lösung mit Jaousien und einer Tür Vorlauf über einen Mitnehmer für die erste Jalousie per Permanentmagnet (das war ein Hinweis, den ich im Orgelforum bekam) nach...



    meint, freundlich grüßend,

    Oliver

  • Hallo Oliver,

    es gäbe schon verschiedene Möglichkeiten, auf rein mechanischem Wege zuerst eine Tür, dann den Rest zu öffnen.

    Was Du aber vermutlich nicht in den Griff kriegst,

    ist ein gleichmäßiges Weiterdrücken des Schwellers an diesem Druckpunkt.

    Hier wird die zu bewegende Masse (Reibung) plötzlich deutlich mehr.

    Was dazu führt, dass das Öffnen der ersten Tür wohl künstlich erschwert werden muss, damit der Schweller nicht zu leicht geht, dann beim Auflaufen auf den Mitnehmer aber trotzdem eine Veränderung im Kraftablauf erfolgt, von der ich mir vorstelle, dass sie für den Spieler doch recht irritierend ist.



    Ein Kompromiss wäre schon die Schiebetür, die man ja auf mechanischen Führungen laufen lassen könnte, um die Bewegungskraft verträglich zu machen.

    Allerdings sollte sie sich wegen der Schallausbreitung vermutlich von oben nach unten schieben lassen.



    Optimal wäre da vermutlich auch eine oben schräge Schiebetür, die deutlich in den Korpus einfährt.

    So wird nicht gleich die komplette Breite frei, sondern die Öffnung zieht sich Keilförmig immer größer.

    Mit dem Winkel der Schräge kann man dann auch schön experimentieren, bei welchem Winkel und welcher Übersetzung die gewünschte Schwellwirkung am Besten zu realisieren ist.



    Schöne Grüße

    Johannes

  • denk doch einmal über Schwell-Schiebetüren nach. Ich meine normale Schwelltüren, die keinen Drehpunkt haben, sonder eine Tür hinter der nächsten, feststehenden, verschoben wird und eine um die andere als Schiebetür verbunden ist. Die sitzen dann wie Schiebetüren hintereinander. Da wird es die Vorzüge eines normalen Schwellers haben und in der Tiefe keinen zusätzlichen Platz brauchen.

    Viel Glück.

    Hans-Jürgen

  • Hallo Hans-Jürgen,



    bei einem Schweller aus Lamellen-Schiebetüren,

    also mehreren einzelnen Schiebe-Elemente müsste man noch gezielt darüber nachdenken, wie man die bei mehreren Elementen doch recht großen Fugenlängen in den Griff bekommt.



    Drehbare Lamellen können (theoretisch bei geradem Holz) recht schön auf Null zumachen.

    Schiebetüren brauchen ja nach Höhe der Lamelle mindestens einen, vielleicht auch zwei Millimeter Spiel zur feststehenden Lamelle.

    Schiebetüren können nicht auf Null arbeiten.

    Gerade wenn ich mir jetzt auch eine Ausführung in Massivholz vorstelle.



    Da Oliver ja gerade mit der Schwellwirkung auf den ersten paar Prozenten des Gesamtweges kämpft, glaube ich, dass die technisch nötige Fugenluft durchaus eine nicht unbeträchtliche Rolle spielt.

    Ich glaube, dass sich der technische Aufwand dieser Realisierung nur dann lohnt, wenn die offene Fläche bei theoretisch geschlossenen Türen wirklich fast gegen Null geht.



    Die Fugenlänge ist der Umfang jedes einzelnen beweglichen Teiles. Da macht es also einen großen Unterschied, ob sich eine Tür bewegt, oder viele kleinere.



    Johannes

  • Hallo Johannes,

    Du hast die Möglichkeit auf die beweglichen Türen(eine Führungsleiste oben und unten) so zu gestalten, dass dadurch, dass die Türen hinter einander stehen und durch einen Filzstreifen aufrecht abgedichtet werden, den Abstand auf null zu bringen. Wenn Du die Türen des beweglichen Teils etwas breiter machst oder von vornherein so planst, dass kein Abstand bleibt. Hintereinander geht das ja. Ich denke an einen Rahmen aus Laufschine unten und Laufschine oben und festmontiert die unbeweglichen Schwelltüren. Da gibt es auch nur einen Betätigungspunkt. Die feststehenden müssen in der zweiten Fuge fest positioniert werden.

    Wenn Du noch Fragen hast, können wir auch telefonieren.

  • Hallo Hans-Jürgen,



    eine Überlappung würde ich zwar auf jeden Fall vorsehen, die bringt schallschutztechnisch aber nicht wirklich viel.



    Wenn man fünf Schiebetüren hat, die einen Meter hoch sind, dann man zehn Meter aufrechte Fuge.

    Wenn hier ein Filzband durchläuft, dass so angelegt ist, dass es auch wirkt, dann entsteht auch hier wieder ein System wie beim Mitnehmer:

    So lange die zehn Meter Filz wirken, wird man volle Kraft auf das Pedal drücken müssen, um das zu überwinden.

    Wenn das Filzband im Freien ist, dann geht es plötzlich ganz leicht, und man wird wohl nicht kontrolliert gleichmäßig weiterdrücken können.

    Natürlich könnte man mit viel Überstand das Filzband versetzt anbringen, so dass immer nur eines nach dem anderen frei wird.

    Aber ich fürchte grundsätzlich, in Holz wird so etwas auf Dichtigkeit gebaut nicht möglich sein.

    Weil schon die kleinste Verwindung irgendwo zwicken wird. Nicht umsonst sind das üblicherweise drehbare Lamellen.



    Das Problem liegt ja schon relativ lange im Forum, ich habe immer wieder darüber nachgedacht,

    aber nichts gefunden, was Olivers Prämissen wirklich zu erfüllen scheint.

    Ich würde vermutlich auf eine waagerechte Klappe hinarbeiten. Die lässt sich präzise steuern, die progressive Wirkung berücksichtigen, und die lässt sich auch so gestalten, dass sie geschlossen wirklich dicht ist.



    Johannes


  • Hallo zusammen



    Ich habe mir auch Gedanken darüber gemacht und weiss nicht, ob das eine machbare Lösung wäre (Schwellwerk Ansicht von oben). Ich hab’s so noch nie gesehen, aber vielleicht funktioniert es trotzdem:







    Ein Nachteil wäre sicherlich, dass die nach innen gerichteten „Blenden“ bei geöffnetem Schwellwerk den Schallaustritt bremsen.



    Ruedi Wernli

  • Ja, die Lösung mit den verschiedenen Türformen ist in der Tat interessant. Wahrscheinlich würde ich aber zusätzlich im geschlossenen Zustand eine Überfälzung vorsehen, was bei der Konstruktion ja nicht problematisch ist. Etwas mehr Kopfzerbrechen macht mir die Oberfläche der gerundeten nach innen gezogenen Jalousie-Kanten: Wahrscheinlich müsste man die, um sie einerseits geräuschlos, andererseits relativ schalldicht zu machen so gestalten, daß die "Abrollflächen"mit Filz belegt werden? Jedenfalls einen herzlichen Dank und Gruß in die Schweiz für diesen Vorschlag!



    meint, fröhlich grüßend,

    Oliver