Wiederaufbau Hausorgel

  • Hallo Ulf,



    es wäre interessant, in welchem Grenzbereich dieser Effekt auftritt. Wie weit muss man die Pfeife nach oben oder nach unten verstimmen, um diesen Effekt zu umgehen?



    Oder anders rum gefragt: wie viel müsste man dem Raum dazugeben (oder wegnehmen), um es zu verhindern.



    Die Gefahr bei pauschalen Abtrennungen sehe ich darin, dass Du bei einer deutlichen Verkleinerung des Raumes dann plötzlich die nächste Pfeife in dieser Situation hast.



    Ich würde auch das bedenken, was oft für tiefe Register in Wohnzimmern diskutiert wird.

    Was passiert mit dem Klang, dem Ton, wenn der Raum kleiner ist, als es die Ausbreitung der Wellenlänge erfordert?

    Bei einer Halbierung des geschlossenen Raumes bringst Du sehr viel mehr Pfeifen in eine ähnliche Situation.



    Kommt eine grundätzlich leisere Intonation nicht in Frage?



    Johannes

  • Hallo,

    stell doch beim Stimmen eine dünne Platte, etwa 2/3 der Höhe, in die Öffnung, um darüber hinweg an die Pfeifen zu kommen, dann ist die Verstimmung beim Schließen der Tür ganz minimal.

    Ich wünsche Dir viel Erfolg.

    Hans-Jürgen

  • Liebe Hausorgelfreunde,

    es freut mich, daß ich nach längerer Zeit wieder von "alten Bekannten" etwas lesen kann; gestern führte ich einen diesbezüglichen Versuch an einer kleinen Kirchenorgel durch und siehe da, dort war es auch der Ton f, welcher bei beiden offenen Schwellwerkregistern eine hörbare Verstimmung erleidet bei gänzlich geschlossenen Lamellentüren. Es war allerdings nicht f0, sondern eine Oktave höher, also f1, und ich konnte auch nicht ausmachen, ob die jeweilige Pfeife dann höher zieht oder tiefer, das könnte ja durchaus auch der Fall sein.



    Das nur so als begleitender Hinweis, daß auch Kirchenorgeln nicht von derartigen Phänomenen verschont sind.



    Es grüßt Euch

    Wolfgang, manchmal gleichfalls etwas "verstimmt"

  • Mehrfach las ich, dass Bilder inspirierend sein können - wohl in beider Hinsicht. Zeigen sie eine tolle Hausorgel, ist man ästhetisch motiviert, zeigen sie stümperhafte Versuche, denkt man - das kann ich besser. Es hilft also so oder so, und deshalb habe ich heute ein paar Bilder geschossen, ohne mich in eine der oben genannten Kategorier einordnen zu wollen.



    Ansichten des Spietisches:







    Frontalsicht bei geschlossenem Pfeifengehäuse,

    Höhe 3m, Breite 2m.







    geöffnete Flügeltüren:







    Blick in die linke und rechte Werkseite:







    Blick vom Diskant zum Bass. Vorn vorn nach hinten:

    Holzregal 8', Quintade 8' (3. Manual)

    Prinzipal 8', Prinzipal 2', Rohrflöte 4' (2. Manual)







    Blick in den Ventilkasten durch den Plexiglas-Windladenspund. Vorn Ventile 3. Manual, hinten 2. Manual. Zweites Bild: Ton d in beiden Manualen gedrückt.







    Die Pfeifen habe ich auf ca. 443 Hz gestimmt, das war die entsprechende Stimmung, zu der f0 immer hochgezogen hat, wenn ich das Gehäuse geschlossen habe. Nun bleibt alles in Stimmung, egal ob offen oder geschlossen.

  • Trotz aller Widrigkeiten der derzeitigen warmen und feuchten Klimas (Heuler wegen verstellter Traktur, Stimmung nicht perfekt) hier ein kleines Video.



    Ich habe mal Patzer ungeschönt stehen gelassen. Ich denke man hört ganz gut, dass die offen gebaute Traktur teilweise lauter ist als die Pfeifen, und gerade das Koppelmanual ganz schön klappert.



    -Ulf


  • Hallo Ulf,



    vielen Dank für die Bilder und das Video. Das ist doch ein echt tolles Übungsinstrument. Gratuliere! Macht mich etwas traurig, denn ich komme fast überhaupt nicht weiter. Naja, zumindest zum Zeichnen habe ich ab und zu noch Zeit.



    Weiter so!



    Gruß



    Jens

  • Oh, das kenne ich. Lass dich nicht entmutigen. Ich bin gerade mal 2 Wochen in Deutschland (ich arbeite von April bis Oktoiber in den USA), und davon weniger als eine Woche "zu Hause" in Jena - und noch viel weniger Zeit habe ich für die Orgel.



    Daher hatte ich auch keine Zeit, die Leerreise etwas zu justieren, was nötig wurde, da durch das feuchte Klima die Stecher etwas länger geworden sind. Man hört ja, dass der 2' heult, wenn nicht der 4' oder 8' gezogen ist. (Das sind keine undichten Ventile).



    Von daher: Wenn du in ein paar Wochen im Jahr an deiner Orgel baust, und das qualitativ ordentlich machst, macht es immer wieder Spaß, nach Monaten Pause daran weiter zu bauen. Wenn du aber schnell etwas hinpfuschst, ist der Antrieb, daran weiter zu bauen, meiner Erfahrung nach nicht so hoch - und das Risiko einer Bauruine ist in Reichweite.



    Ich habe viele Jahre an der Orgel gebaut. Und viele Teile sind schon 3-4x ganz neu gebaut worden (zum Glück habe ich ein molulares Konzept gewählt, wo man recht einfach Konponenten neu bauen und ersetzen kann). Und ganz fertig ist sie immer noch nicht.



    Ich bin auch mit dem 8' in II nicht zufrieden. Es ist eine historische Dulciana, viel Blei, klingt an sich himmlich, hat aber Kernstiche ohne Ende. Die Ansprache ist absolut weich, es spuckt garnicht. Das macht das Üben von Barockmusik auf II sehr langweilig. Klangteppiche hingegen sind sehr schön.



    Die Mechanik muss auch nochmal überarbeitet werden. Einige Töne hängen ab und an. Es gibt immer wieder viel zu tun...



    -Ulf

  • Der ewige Zeitmangel! Das finde ich tröstlich, daß ich nicht allein darunter leide. Sehr interessant finde ich den Film, mit dem uns der Ulf sein Instrument und sich selbst vorstellt - eine Gegenbewegung zu der immer weiter umsich greifenden Anonymisierung unserer Gesellschaft, vor dem auch unser Forum nicht ganz unbetroffen bleibt.



    Frohes Schaffen, liebe Grüße nach Jena und überall hin,

    von Wolfgang aus Erlangen.