Wiederaufbau Hausorgel

  • Liebe Hausorgelfreunde



    ich habe mich sehr lange nicht gemeldet. Das soll sich nun Ändern. Ich berihte heute von Umzug und Wiederaufbau meiner Hausorgel:



    Aus beruflichen/finanziellen/etc. Gründen musste ich meine Wohnsituation von "sehr großzügig und lärm tolerant" in "normale Mietswohnung" ändern. Ich konnte nun gleich die Erfahrung machen, mit der Hausorgel umzuziehen. Hier wurde ja schon öfter erwähnt, man solle sich vorsehen, die Hausorgel für einen ganz bestimmten Platz zurechtzuschneidern, vor allem, wenn es kein Eigenheim ist.



    Nun, ich habe das vorher bedacht, da ich auch in kommender Zeit noch umziehen werde. Es hat also funktioniert, bald folgen Photos.



    hier eins von der alten Situation:







    Ich habe jetzt quasi die Windlade in der Höhe so weit heruntergeholt wie möglich (d.h. bis sie die Basspfeifen links und rechts vom Spieltisch fastberühren.



    Ich muss nun die Trakturlänge kürzen, indem ich die Stecher auf den zweiarmigen Tasten, die nach oben führen, von 80cm auf 25cm kürze. Die Lade beginnt jetzt auf 1,60m Raumhöhe. Die ganze Orgel ist "nur" noch 3m hoch, was der neuen Deckenhöhe entspricht, das tragende Gehäuse wurde dementsprechend gekürzt. Die tiefsten (d.h. längsten) 4 Pfeifen des gedackten 8' müssen liegend eingebaut werden, ab da kann aber alles auf der Lade stehen bleiben. Alles ging soweit problemlos.



    Dadurch, dass bei meiner Orgel alles modular aufgebaut und "nur" ineinander gesteckt ist, konnte ich die Dinge einfach auseinanderheben und am neuen Ort wieder aufbauen. Das Grundgerüst stand nach 2h Arbet wieder. Ich kann das nur jedem empfehlen, sich auch bei mittleren und größeren Projekten kein zusammengeleimtes Monster aufzubauen!



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    Ich habe allerdings jetzt 2-3 konkrete Vorhaben, zu denen ich gern etwas "brainstorming" hätte, um nicht nur eigene IDeen zu verwirklichem, sondern mich nach Alternativen umzuhören:



    1) Bisher hatte ich einen Freipfeifenprospekt:







    Ich habe nochmal ausführlich den von mir sehr geschätzten "Audsley: The Art of Organ building" gelesen und kann aus meiner Erfahrung nur zustimmen: GErade eine Hausorgel kann sehr von einer "enclosed division" profitieren.



    Sowohl wegen des (dann modifizierbaren) Klangs und auch der Lautstärke wegen möchte bzw. muß ich jetzt ein Gehäuse um die Pfeifen bauen - Maße: 2m lang, 40cm tief, 1m hoch.



    Nach hinten würde ich gern die Hauswand (Aussenwand zum Nachbarhaus, sehr massiv) nehmen, zu den Seiten 2cm Buchensperrholz (hart). Nach vorn einfach zu öffnende Flügeltüren, dazu noch irgendwo geeingnet eine kleine Schwelleinrichtung.



    Die Fragen sind: wie wird dieses Gehäuse möglichst schalldicht bei voll geschlossener Form? Glatte Innenwände vermeiden (Teppich etc?) wegen stehender Wellen? Wie schießen die Türen am besten? Kann ich Plexiglasfenster riskieren, um die schönen PFefen noch sehen zu können, oder lassen diese zu viel Schall durch vergleichen mit Buchensperrholz?



    Die Lautstärke in etwa sollte so sein, dass ich auch ein Plenum spielen kann, ohne dass es über Zimmerlautstärke hinaus geht...



    8' offen ab f

    8' quintade

    4' rohrflöte

    2' oktave

    8'-Zunge




    Am liebsten wäre mir ein möglichst schalldämmendes Gehäuse, wo man dann durch eine oder mehrere kleine Schwelleröffnungen die Lautstärke (per Tritt) wieder etwas anheben kann, je nach Uhrzeit (Nachbarn) und/oder Stück (Musikalität).



    2) innerhalb des Schwellerkastens hätte ich gern einen separaten Schweller für das Holzregal 8', um seine Lautstärke gegenüber dem Rest zu regulieren. Ich könnte natürlich einen kleinen Schwellerkasten mit zu öffnenden "Deckel" über Das Holzregal bauen, aber as Würde das Stimmen wirklich erheblich erschweren. Das Regal schließt oben glatt ab und hat als Schallaustritt eine 5 bis 8mm weite Öffnung. Kann man über diese geeignete Becher an einem langen Brett von oben überstülpen? Dann wären die Krücken noch frei zugänglich und die Dämpfeung findet nur am oberen Becherteil statt. Gibt es Erfahrungen? So könnte ich von Vox humana über Dulzian bis Trompetenregal "schwellen" (Handzug und/oder Tritt).



    3) Ich vereinfache meine Registertraktur wesentlich. Auf meiner Lade stehen die 5 Schleifen rechts (Diskantseite) heraus - ziehen "zieht" das Register, hineinschieben stößt es ab.



    Meine bisherige Idee ist, nun einfach kleine Schwerter senkrecht nach unten zu führen, bis unter die Ladenunterseite. von dort könnte ich einach bis über das Notenpult horizontale Hartholzstäbe ziehen, die ich dann seitlich verschieben muß für an/ab. Ob ich das Registrieren direkt mit den Stangen machen, oder die Bewegung über dem Notenpult nochmal in eine Bewegung vom Spieler weg/zum Spieler hin übersetze, das ist nun die Frage. (Register-"zug", -"schieber", ... ?) Was ist praktikabel? Ich finde geschmiedete Hebel auch ganz nett für Kleinorgeln.



    4) Ich würde gern unter dem Pedal eine Trittschalldämmung einbauen. Gibts da Erfahrungen? Z.B wurde mir (so hab ichs auch beim Klavier gemacht) eine Gummimatte "für unter die Waschmaschine" (Baumarktartikel für ca. 10 €) empfohlen. Bei wilden Passagen trampelt man ja dann doch nicht immer so zivilisiert...



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    Ich danke euch jetzt schon für Anregungen! Vor allem das "Schweller"-Gehäuse steht bald an, da bin ich am ehesten dran interessiert!



    beste Grüße,

    -Ulf

  • Servus Ulf,

    herzlichen Glückwunsch erst einmal zum gelungenen Orgelumzug.

    Ich würde gerne auf den Punkt 4) eingehen,

    darüber kann ich einigermaßen fundiert sprechen.



    Natürlich geht eine einfache Trittschallmatte.

    Aber sie ist zur Reduzierung von 'Abrollen mit Schuh' gedacht. Beim Klavier kommt die Kraft aus den Händen.

    Die Belastungssituation beim Orgelpedal ist also viel konzentrierter und auch stärker.



    Je nachdem welchen Raum der Untermieter da drunter hat, kannst Du natürlich einiges an Ärger verhindern.



    Ich hätte da aber noch eine Rückfrage:

    - Welche Aufbauhöhe darf das Ganze haben?



    Klar ist: je mehr, desto besser. Ich würde auch die Orgel selbst drauf setzen.

    Mir würde als Optimallösung ein Podest vorschweben.

    Ich kann Dir einen Querschnitt zeichnen, wenn Du mir die maximale Höhe für den Unterbau nennst.

    (fünf bis sechs Zentimeter wären schon ein guter Anfang)



    Wichtig ist, dass Du die Lagen so gut als möglich entkoppelst.

    Denk also auch daran, das Ganze am Wandanschluss zu machen. (ich sehe die aufrechten Säulen die das Oberteil tragen) Sonst trägst Du die Kraft über die Wände auch wieder nach unten ab. Es gibt spezielle Dübel zur Entkopplung. Außerdem brauchst Du einen Gummipuffer zwischen Wand und Bauteil. D. h. kein Teil der Orgel darf direkt mit der Wand (oder natürlich dem Boden) in Berührung kommen.



    Schöne Grüße

    Johannes


  • Lieber Johannes,



    danke für deine schnelle Antwort.



    Natürlich geht eine einfache Trittschallmatte.

    Aber sie ist zur Reduzierung von 'Abrollen mit Schuh' gedacht. Beim Klavier kommt die Kraft aus den Händen.

    Die Belastungssituation beim Orgelpedal ist also viel konzentrierter und auch stärker.





    Ich denke, hier sind verschiedene Dinge zu dämpfen. Bei der Trittschallmatte (wie unter Laminat zu verlegen) hast du recht mit dem "Abrollen". Dass die Dämpfung beim Klavier der Schwung aus den Händen ist, denke ich hingegen nicht. Hier ist es wohl die klingende Saite mit dem Resonanzboden, der durch das Gehäuse auf den Fußboden koppelt. ODer meinst du wirklich, dass (z.B bei einem Clavinova mit Kopfhöhrer) man das Klappern der Tasten und Hände durch den Fußboden so stark hört?





    Beim Orgelpedal hingegen ist das der Fall, auch und gerade, wenn die Tasten mit den starken Federn wieder hochschnappen. Ich dachte daher in erster Linie nur an eine direkte Pufferung unter den Auflageflächen des Pedals. Da das Vodere Ende des PEdals ja in der ORgel liegt (hier könnte ich 3-4 cm herausholen, aber es sind schon Filze etc dazwischen) habe ich mich jetzt primär auf das hintere (Fersen-)Ende des Pedals bezogen, das ja in den Raum hineinragt und hier die dumpfen Klopfer auf die Raumdecke unter mir überträgt. 5-6 cm sind hier kein Problem. Wenn du das erste Bild in meinem Initialposting ansiehst, erkennst du dass, ich PEdal und Orgelband erhöht habe mit Klötzchen, da mit die Sitzposition zu niedrig war. Hier ist Raum!





    Die Orgel selbst steht jetzt auf Laminat, und dann auf 3mm dickem Filz, die Grundplatte der Orgel auf diesem Filz ist eine durchgehende Buchenplatte 2cm stark.





    Die Hauptwerkslade steht wiederum durch dicke Filze getrent auf den Widerlagern. Vorn sind das die auch früher schon benutzen Weichholz-Stangen (6x6cm, jetzt nurnoch 1,50m lang) - und hinten ein in die Wand gedübeltes Brett, das aber auch mit Filzen gegen die Wand isoliert ist. Die Lade selbst hat zur Wand also nur über 2x Filz und dieses Brett Kontakt.





    Ich hatte aber (wie geschrieben unter 1) ) vor, für meinen Schwellerkasten...



    Nach hinten [...] die Hauswand (Aussenwand zum Nachbarhaus, sehr massiv) [zu] nehmen, ...





    Meinst du, ich sollte lieber eine 2mx1m Holzwand bauen, vor der Hauswand?





    Sonst trägst Du die Kraft über die Wände auch wieder nach unten ab.





    Ich dachte mir, dass eine Massiv-Außenwand eines Hauses besser isoliert als ein Gestell auf einer Zwischendecke, dass dann noch aufwändig schallgedämmt werden muß. Ausserdem ist es im Fall des chwellkastens ja "nur" der Schall von den Pfeifen, kein Fußgetrampel vom Pedal.





    Auf deine Schnittskizze bin ich schon gespannt!





    Viele Grüße



    -Ulf




  • Hallo Ulf,



    ich weiß nicht sehr viel über Deine Wohnung, ich habe jetzt mal von 'normale Mietwohnung' geschlossen.

    Ich habe selbst ein Clavinova. Was man hört, sind die Tastenbewegungen. Da wird Masse in Bewegung gesetzt, das überträgt sich.



    Das was unter dem Parkett als Trittschall verlegt wird, ist meist billigstes Produkt ohne große Wirkung, wenn es nicht bei der Beauftragung extra auf den Trittschallschutz angelegt wird.

    Es kann grob gesagt nur verhindern, dass das Parkett auf dem Unterboden klappert.



    Natürlich wirst Du bei einem Unterbau unter das Pedal die größte Schwachstelle abfangen.



    Aber durch Finger oder Zehendruck wird ja nicht nur die Taste in Bewegung versetzt. Da hängt was dran. Nach oben, wenn ich es richtig verstanden habe, eine mechanische Traktur.

    Über diese Verbindungen werden die Schwingungen übertragen.

    Da gehört meiner Ansicht nach auch die Schwingung der Pfeifenwände mit dazu.

    Es gibt bestimmt irgendwo eine Frequenzüberlagerung, wo das dann die Decke durchdringen kann.



    Also: Du bist mit einem Unterbau unter das Pedal gut beraten.

    Aber: Wenn sich die Gelegenheit ergibt, würde ich soviel wie möglich vom Baukörper entkoppeln.

    Das sind in erster Linie natürlich die Decken. Aber auch die Wände tragen zu einer Weiterleitung bei.



    Wie lässt sich nun ein Schallschutz aufbauen?

    Die Regel zum Schallschutz lautet: je schwerer desto dämm.

    Die Regel zum Trittschall lautet: Enkoppeln.



    D. h. schwere Materialien dämmen besser als leichte.

    Außerdem muss darauf geachtet werden, dass es möglichst viele verschiedene Schichten gibt, die zueinander unterschiedliche Schalleigenschaften haben. (man vergleiche die Verbesserung der Schallschutzwerte bei Isolierglasscheiben, wenn man lediglich eine der beiden Scheiben einen Millimeter dicker macht)



    Eine Trittschallverbesserung von 34 db ergibt sich aus einer Holzwolle-Leichtbauplatte (25 mm) auf einer Rollfilzmatte (9 mm).

    Diese Kombination würde ich mit einer OSB-Platte als Decklage verbinden.

    Nocheinmal 24 db zusätzlich würde ein Gummibelag (5 mm) mit 4 mm Poren bringen.

    Aus optischen Gründen könnte man das vielleicht nur da anbringen, wo es nach dem Einbau auch verdeckt ist.

    Diese Schichten wird man vermutlich von der Seite her verdecken wollen.

    Dann ist darauf zu achten, dass die seitliche Abdeckung (die man am Besten fest mit der Decklage verbindet)keine direkte Verbindung mit den darunter liegenden Schichten hat.

    Und auf keinen Fall natürlich den Boden berühren darf.

    Dabei ist auch schon zu berücksichtigen, dass sich Holzwolle-Platten noch um bis zu 2 mm zusammendrücken können, wenn einmal die Last eine Weile draufsteht.

    Wenn die Seitenabdeckung Kontakt mit dem Boden erhält, dann war alles umsonst.



    Ich will Dir nicht unnötig Arbeit machen.

    Aber es wäre auch schade, wenn Du die Gelegenheit jetzt verstreichen lässt.



    Aber ich rede mich leicht.

    Meine Orgel steht im Anbau neben dem Haus. Im Keller darunter ist nur das Gebläse, und die Nachbarn im nächsten Haus hören es nicht einmal, wenn ich die Anlage mit etwas rockigerem als Orgelmusik bis zu meiner Schmerzgrenze aufdrehe.



    Schöne Grüße

    Johannes


  • Eine Trittschallverbesserung von 34 db ergibt sich aus einer Holzwolle-Leichtbauplatte (25 mm) auf einer Rollfilzmatte (9 mm).

    Diese Kombination würde ich mit einer OSB-Platte als Decklage verbinden.

    Nocheinmal 24 db zusätzlich würde ein Gummibelag (5 mm) mit 4 mm Poren bringen.





    Ich habe folgende Sachen gefunden:



    Holzwolle-Leichtbauplatte:







    Rollfilzmatte: da gibts diverse Dinge, von eher luftig und "kratzig" bis samtweich und dicht. Was ist hier angebracht? Sind hier auch Baumarktartikel erhältlich? Taugt die übliche Trittschall-Filzmatte in 9mm Stärke hier?





    Was meinst du genau mit Gummibelag 5mm mit 4mm Poren? Ist das eher ein Schaum mit großen Blasen darin oder eine 1mm starke Gummifolie mit "Noppen", die 4mm stark sind?





    Danke für weitere Erklärungen, ich denke, ich kann das realisieren, wenn die mir konkrete Materialien nennst! Danke,





    -Ulf


  • Es ist schön, von Euch beiden wieder einmal etwas zu lesen; der Anblick Deines Werks, lieber Ulf, erfreut mich sehr, in luftiger Höhe, geradezu schwebend, vermitteln die Pfeifenreihen eine beschwingte Leichtigkeit! Es muß nicht immer ein Gehäuse sein, so vertraut das traditionelle Aussehen einer Orgel auch sein mag; ich wünsche Dir gutes Gelingen mit der Aufstellung an Deinem neuen Ort.



    Dem Johannes würde ich am liebsten beauftragen, meinen alten Dachbodenraum zum Konzertsaal auszubauen, denn ich sehe schon kommen, daß ich dazu ja selbst doch nicht mehr Zeit finden werde und damit mein Hausorgeltraum ein unerfüllter Traum bleiben wird...



    Nun je, die Hoffnung stirbt zuletzt - ich wünsche Euch und allen hier ein frohes Weihnachtsfest,

    Wolfgang.

  • Hallo,



    ein frohes neues Jahr allen Orgelbauern, Liebhabern, Forumslesern, Schreibern, und allen anderen! Ich würde gern nochmal mein Schwellwerk / "Dämpfungswerk" ansprechen (Punkt 1) im Initialposting).



    Ich habe über die letzten Wochen intensiv Literaturstudium betrieben. Um ein Schwellwerk zu bauen, das im geschlossenen Zustand den Schall möglichst vollständig einsperrt, verwendete Hope-Jones Betonwände (Miller, "Recent Revolution in Organ Building ", dort etwas nach unten scrollen zu "Swell Box").



    Audsley (Audsley, "The Art of...") empfielt das nicht, sondern vergleicht es mit einem pp in einem ORchester, das eben immernoch klar klingt, und nicht wie in einer Kiste, und empfielt nur massive mittelstarke Holzwände.



    Im neueren Orgelbau werden beide Typen von Schwellwerken gebaut, aber ich denke mit einer Betonung auf der schalldichten Box, deren Wände möglichst viel Schall absorbieren sollen, und wo der Hauptschall NUR aus den Schwellerjalousien austreten soll.



    Ich zitiere (frei) weiter aus einem Thread des Orgelforums:



    "Die Wände des hoch effektiven Schwellkastens einer schweitzer Firma bestehen aus zwei Schichten Holz, dazwischen Schaumstoff...



    Sandner, Horst: Die Klais-Orgel des Domes zu Fritzlar (1929). Restaurierungsbericht. Acta Organologica 29, 2006, 199-230.:



    <<Die Füllungen der Schwellwände bestehen aus Sägemehl. Die Außenwände der Rahmenfüllungen sind 4mm Sperrholz, dann Sägemehl, innen dann eine Schicht Pappe. Das ganze wurde dann innen papiert. Die Schwelljalousien sind ebenfalls nach dem Hohlkörperprinzip aufgebaut und mit Sägemehl gefüllt.>>



    Heute werden Schwellkästenwände hin und wieder mit Quarzsand gefüllt.



    Das Gegenteil dieser "Leichtbauweise" hat van den Heuvel mehrmals praktiziert und drei Wände mit Luftkammern dazwischen verwendet, so beim - ebenfalls extrem wirksamen - Schwellkasten von St. Eustache, Paris. Desweiteren sind die Innenwände "schwimmend" gelagert, und für die verbindenden Schrauben werden Vibriationsdämpfer verwendet. Der Klang kommt also nur durch die je nachdem geöffneten Schwelljalousien durch - und die sind bis zu 6 cm dick."




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    Ich spiele nun mit dem Gedanken, diese "Schicht-Leichtbauweise" zu verwenden. Wegen des Prinzips der Inneren Reibung, d.h. des Schallenergieverlusts durch innere Bewegungen, kommt wir die Sandfüllung eines Holz-Hohlkörpers am effektivsten vor: Hier werden sowohl die begrenzenden Holzplatten durch den Sand am schwingen gehindert, und der Sand selbst leitet den Schall kaum, da seine Körnchen sich stark untereinander reiben. Dicht genug gepackt ist er auch (zumindest nach einiger Setz-Zeit), um die eingeschlossene Luft wesentlich am Schwingen zu hindern.



    Die Variante mit Holzmehl (sicherlich eine Nachkriegslösung da reichlich in der Holzwerkstatt einer Orgelbaufirma vorhanden) ist sicherlich auch geeignet, wenn diese dicht genug gepackt sind. Schaumstoff als Füllung bricht natürlich alle Rekorde, was Eigengewicht angeht, aber verglichen mit einer gleichdicken Sandbefüllung ist das Resultat sicherlich schlechter.



    Was meint Ihr? Ich würde natürlich für eine Hausorgel nicht zentimeterweise (und damit auch zentnerweise Sand in eine Holzverschalung kippen. Als Kompromisslösung schwebte mir aber vor: 5mm Holz, 5mm Sand, 5mm Holz. Zu wenig Sand?



    -Ulf

  • Eben bei Laukhuff gefunden:



    Teile von Schwellkästen...



    Seiten, Rückwand und Decke aus MDF-Platte, 38 mm

    stark. Bei großen Schwellkästen werden die Seiten

    und sonstigen großen Flächen in mehreren Teilen gefertigt. ...



    Jalousiefronten...



    Äußerer Rahmen aus Fichte/Tanne. Die Jalousieflügel

    aus MDF-Platte, 38 mm stark, furniert, Kanten massiv.


  • Lieber Ulf,

    das scheint mir in der Tat vollkommen ausreichend, den Kasten für das Schwellwerk aus Holzplatten anzufertigen ohne weitere Dämmstoffe; Du hast ja mit Deiner "Schatzkiste", also mit deinem Gehäuse für das Gebläse, ohnehin eigene Erfahrung, wie sich das mit der Schalldämmung verhält...



    Nach meiner Meinung sollte im Gegensatz zum Gebläsemotor der Klang der Schwellwerkpfeifen auch bei geschlossenem Kasten noch leise hörbar bleiben und wenn man tatsächlich einen rundherum dichten Holzkasten baut, wird der Pianissimo-Effekt wohl leicht zu erreichen sein auch mit Holzplatten unter 38 mm Stärke.



    Beim Gebläse hört man halt immer noch ein bißchen was durch den Lufteinlaßschlitz, den wir eben trotz Labyrinth-Verführungen nicht vollkommen schallmäßig verschließen können.



    Auf jeden Fall bleib ich neugierig, wie Du Deine Orgel weiter aufrüsten wirst, Glockenspiel, Schwellkasten, ???

    frohes Schaffen wünscht

    Wolfgang.

  • Lieber Wolfgang,



    Wenn du schon nach Erweiterungen fragst...



    ...In der Tat, nach dem (jetzt nötigen) Generalschwellkasten werde ich auch das kleine Stabglockenspiel (2 Oktaven) endlich wieder einbauen. Die Frage ist nurnoch, ob elektrisch mit kleinen Magneten und Hämmerchen, oder wieder wie vorher in die Traktur (des obersten Manuals) eingehängt.



    Eine elektrische Ansteuerung hätte den Vorteil, die zwei Oktaven (c'-c''') Glockenspiel auch im (elekrisch kontaktierten) Pedal (für c.f.) und im Koppelmanual spielen zu können. Das Koppelmanual soll ja II+III fest koppeln. Aber die Ventile von III (Quintade 8' und Regal 8')) bekommen perspektivisch noch zusätzlich Elektromagnete, um vom Pedal III/Ped 8' und 4' Koppeln zu können (vor allem wegen der Zunge im Schweller). Wenn ich diese vorhandenen Elektromagnete dann noch vom (elektrifizierten) Koppelmanual aus ansteuere, kann ich eine Subkoppel III/II machen und so die Quintade als Manual-16' einsetzen.



    Eventuell ist es aber besser, die ganze Koppel von III elektrisch zu machen, und den Aufwand für eine Klötzchenkoppel im Spieltisch zu vermeiden. Aber dann ist alles wieder so elektrisch :/



    Der Vorteil des Glockenspiels im Obermanual wäre die Anschlagdynamik...



    --



    Nun aber baue ich erstmal diesen Schwellerkasten, danach die Schwellertüren, und dann kommen die Pfeifen wiede auf die Lade. Die Windversorgung will auchnoch wieder angeschlossen werden. Ich habe mich nun dazu durchgerungen, erst einmal mit Möbelbrettern ("Regalboden" MDF weiß furniert, 16mm stark) aus dem Baumarkt ein Gehäuse aufzubauen und einige Probepfeifen einzustellen. Wenn die Schwellwirkung nicht ausreicht, kann ich immernoch Dämmschichten darin anbringen.



    Hier einige neue Bilder des neuen Standortes im Schlafzimmer (ich bitte die Unordnung fachmännisch/frauisch auszublenden...)











    Die freie Höhe des (zukünftigen) Schwellkastens über der Lade ist genau 1m, die Breite 2m und die Tiefe 44 cm. Wegen der Höhe müssen die 4 tiefsten Pfeifen der Quintade 8' abkonduktiert und quer gelegt werden. DIe Pfeife, die bereits steht, ist die tiefste der Dulciana 8' (II), ein f. Die tieferen Pfeifen dieses Registern sind ja der Quintade 8' (III) entlehnt.



    -Ulf

  • Update vom Wochenende:







    Als ersten Schritt entsteht ein einfaches Gehäuse (hier auf dem Kopf) mit 16mm weißfurnierten Brettern aus dem Regal/Schrankbau (MDF). Vorn oben und unten 30x60mm² Profilleisten, dazwischen 18mm starkes Buchenleimholz. Alle Teile verleimt, gedübelt, und zusätzlich mit Messingeisen verschraubt.



    Eventuelle Fugen zur Orgel sind ausgefilzt (unterer Rand, hier oben), Ritzen und spalte sind mit Montagesilikon ausgespritzt, Lange Bretter sind mit eingeleimten Querstreben versteift (Eigenschwingung).



    Weitere Planung: beizen und lackieren (wie Rest der Orgel) und Montage...



    Weiteres in Kürze...

  • Ich könnte mir vorstellen, dass die (sehr) glatten Innenwände den Schall nach aussen leiten.

    Sollte die Dämpfung bei später geschlossenem Schweller nicht genügen, könnte man in Erwägung ziehen, die Innenwände (und möglichst auch Schwellertüren) zusätzlich mit einem weichen rauhen Dämmstoff (ich weiss im Moment jetzt kein passendes Material, vielleicht Filz?) von ca. 5-10 mm Stärke auszukleiden.

    Es kann aber auch sein, dass durch eine solche Maßnahme der Klang an Helligkeit abnimmt.

  • Danke Reinhold, für diese Einschätzung. Ich habe in der Tat auch so gedacht, dass ich von innen immernoch etwas anbringen kann, und er stmal so versuche.



    Audsley (The Art of Organ Buildiung, Vol. II, The construction of the Swell Box) schreibt über die Schwellwerke, dass sie (seiner Meinung nach) nicht den Klang verdunkeln und in die Ferne rücken sollen, sondern ein pianissimo bei bleibender Präsenz erzeugen sollen. Er vergleicht das mit einem Orchester, das zwar Tutti, aber leise, spielt und will das imitiert haben. Dazu rät er zu großen Schwellkästen, die keine "toten" (schallabsorbierenden, d.h. sandgefüllt etc.) Wände haben, und schreibt dort, dass die Innenwände sogar mit einem härtenden Anstrich versehen werden sollten, um bessere Klangreflexionen zu ermöglichen.



    Auch sollen die Wände aus Massivholz und nicht dicker als 40mm sein. Er konstruiert also einen schwingen Klangkörper ähnlich eines Resonanzraums, keine primär ganz schallschluckende Kiste.



    Ich werde sehen, wie stark der Effekt ist, wenn ich noch Türen gebaut habe. Gestern abend haben wir erfolgreich das Gehäuse auf die Lade gehievt...






  • Hallo Ulf,

    nun bin ich doch neugierig, wie es Deiner Orgel geht, bist Du schon weitergekommen?



    Immer wenn ich in nach Thüringen komme, kommt mir Dein Instrument in den Sinn...



    Alles Gute wünsche ich Dir und Euch allen hier,

    Wolfgang.

  • Hallo liebe Hausorgelbauer.



    Im Herbst kam und komme ich nun dazu, an meiner Hausorgel weiter zu bauen und den Aufbau in der neuen Wohnung abzuschließen.



    Mein Pedal-8' spielt wieder, die Traktur vom 1. Manual ist gekürzt und fertig. Das Koppelmanualist neu einreguliert. Und - Ich habe das neue Gehäuse (s. Photo oben) mit zwei Türen komplettiert, das Pfeifenwerk der beiden Manuale ist nun von einem recht dichten Kasten umschlossen, und die Lautstärke hat sich merkbar erniedrigt, ohne dass es dumpf klingt - ich bin sehr zufrieden...



    ...wenn das Wörtchen wenn nicht wär. Und zwar zieht die Pfeife f0 der offenen Dulciana 8' hoch (Richtung fis0), wenn ich die Türen schließe. Bei genauem Hinhören spricht die Pfeife F (eine Oktave tiefer) auch schlecht an, aber die ist gedackt.



    Ich denke jetzt, dass irgendetwas an meinem Abmessung und den glatten Innenwänden des Gehäuses in Resonanz gerät.



    Gehäuse innen 2,0m breit, 40cm tief und 1,1m hoch.

    Stimmton 437 Hz. (Ich wollte den Winddruck nicht weiter anheben und keine historische Pfeifensubstanz einkürzen, daher etwas unter 440Hz-Stimmton).



    --> theoretische Länge (Mensurenrechner)

    f0 980 mm

    fis0 925mm



    Wenn dem so wäre: Soll ich die betreffenden gegenüberliegenden Wände eher mit einer Schicht dämmen (Kork, Styropor, Teppich?) oder mit einer geriffelten harten Struktur bekleben, um die Schallreflexionen umzulenken?



    Danke,

    -Ulf

  • Hallo Ulf,



    ich denke, es hat mit der möglichen Länge einer Schallwelle im Innenraum zu tun.

    Es geht sich zwar theoretisch mit der Raumdiagonale nicht ganz genau aus, aber es ist schon dieser Grenzbereich.

    Ich bekomme für die Raumdiagnoale 2317 mm,

    die Länge der Schallwelle 980 x 2 = 1960 ist davon natürlich noch ein Stückchen entfernt.

    Aber im Innenraum ist die mögliche Länge sicher noch durch Einbauten verkürzt?

    Ich glaube nicht, dass eine Veränderung der Oberflächenstruktur hier Abhilfe schaffen kann, es dürfte am Maß liegen, das aber, beim geschlossenen Kasten, immer irgendwo anecken wird.



    Johannes

  • Lieber Johannes



    danke für deine Antwort. Heisst das, du sagst mir, ich muss damit leben? Es klingt ehrlich gesagt sehr verstimmt. Ich kann versuchen, den Raum mit ein paar Platten in mehrere "Kammern" zu unterteilen.



    Hier noch ein paar Photos:







    mit geöffneter linker Tür:







    Die "böse" Pfeife (f), mit dem stümperhaften Versuch,

    durch hochbiegen der Stimmrolle den Ton zu erniedrigen - leider erfolglos.







    -Ulf

  • Hallo Ulf,



    nein, das heißt es nicht... ;-)



    wann verstimmt sich der Ton eigentlich?

    Ich meine, bei welchem Öffnungswinkel der Tür kommt das zum Tragen. Wenn meine Vermutung Bestand hat, dann dürfte das Anziehen des Tones erst ganz zum Schluss kommen. Wenn die Tür nur noch ein paar Zentimeter offen ist.



    Am liebsten hätte ich jetzt gesagt: Bau einen doppelten Deckel ein. Aber Du hast innen keinen Platz mehr übrig.



    Die Frage ist: brauchst Du die vollständige Schließung, um die nötige Reduzierung der Lautstärke zu erreichen? Oder würden es auch Lamellen tun?

    Würde vielleicht sogar bei einer Tür reichen.



    Bau doch mal eine Tür aus, und experimentiere, soweit es möglich ist.

    Wenn Du eine Tür baust, die ein Kasten ist, also in den Raum ragt, dann würdest Du damit das Innenraumvolumen vergrößern. Bei geschickter Wahl der Tiefe gibt es vielleicht ein Maß, bei dem es sich nicht störend auswirkt.



    Aber grundsätzlich würde ich sagen: Du musst den Schallwellen ein wenig Gelegenheit geben, sich auch nach draußen auszubreiten.



    Johannes

  • Lieber Johannes.



    Die Verstimmung tritt erst auf, wenn die Tür ganzgeschlossen ist. Man kann hören, wie die Pfeife hochzieht, wenn die Tür auf die letzten 2cm geschlossen wird. Ich würde gern das Gehäuse schließen, da in meiner neuen Mietswohnung leider keine gute Schallisolation herrscht und mit geschlossenem Kasten ein sehr angenehmer Pegel erreicht wird.



    Da ich von mehreren Hausorgeln mit geschlossenem Gehäuse (u.a. Boersma) gelesen habe, dachte ich, dass dieses Problem vielleicht mehrere AK Mitglieder haben.



    Nur in der Fläche betrachtet, ist die Länge von 2.00m und die Flächendiagonale von 2.04m nahe dran an einer stehenden Welle von f0. Wenn ich eine Zwischenwand einbaue, die die Ausbreitung einer stehenden Welle über die Flächen und / oder Raumdiagonale (wie von dir berechnet) unterbindet, komme ich vielleicht zum Ziel. Wenn ich diese Zwischenwand noch mit dämpfendem Material belege, wird es vielleicht gehen? Ich werde es probieren.



    -Ulf