Klaviaturbau

  • Hallo,



    die Untertasten sind nur gebeizt und geölt. Muss aber nochmal kurz drüberschleifen, zumindest beim Anfassen kommt doch noch das eine oder andere Pigment auf die Finger. Denke aber mal, dass sich das in den Griff bekommen lässt. Die Beize auf den Obertasten ist besser, die färbt noch weniger stark ab. Das war eine höherwertige aus einer Flasche, die schwarze war ein Pulver zum Auflösen in heißem Wasser.



    Gruß



    Jens

  • Hallo Jens,



    ich möchte Dich ja nicht entmutigen, aber das mit der schwarzen Beize und dem Öl wird meines Erachtens nicht dauerhaft halten, die Beize wird immer wieder durchschlagen, Trittfestigkeit ist nochmals ein weiterer Punkt.



    Da Du nun ja schon geölt hast, wäre mein Vorschlag, die Tasten anzuschleifen und das Ganze mit schwarz gefärbten Schellack zu sperren. Bevor Du das tust, würde ich statt mit schwarzer Beize mit Feinsprühpigment drüber gehen.



    Ich hatte kürzlich ein ähnliches Problem: Die Untertasten eines alten Clavichords waren aus sog. deutschen Ebenholz (also geschwärztem Birnbaum), welches über die letzten 200 Jahre an Farbe verloren hat und nun hässlich scheckig braun war. Da das Clavichord ohnehin leider irreversible Überarbeitungen erfahren hat, die den historischen Wert stark mindern, habe ich mich nicht gescheut, ein modernes Feinsprühpigment einzusetzen, um die Klaviatur wieder grifffest zu schwärzen. Dieses Feinsprühpigment ist nichts anderes als Airbrushfarbe von Schmincke auf Acrylbasis und hat den Vorteil, dass Sie gut einzieht und haftet. Sie ist auch mit dem Pinsel verarbeitbar. Ich habe anschließend auch hier nochmals schwarzen Schellack drübergezogen. Sieht gut aus und hält (bis jetzt).



    Viel Erfolg!



    Gruß, Heiko

  • So, habe mal weiter ausprobiert bzgl. Beizen und Ölen: Wenn das Öl (Hartöl) so oft aufgetragen wurde, dass es gut deckt, färbt die Beize nicht mehr durch. Bei etwas höherwertiger Beize tritt der Effekt schon früher ein (bei mir bereits beim 2. mal Ölen kein Durchfärben mehr in diesem Fall). Mein Fazit: Kann man machen, aber auf Qualität der Materialien, vor allem der Beize, achten. Trotzdem finde ich natürlich Heiko's Ideen gut, werde ich eventuell später mal an anderer Stelle probieren.



    LG und schönen Sonntag



    Jens

  • Hallo,

    ich möchte mir 2 neu Manuale für meine elektronische Orgel bauen, daher wäre ich sehr interessiert an einem Bauplan mit genauen Maßangaben (vor allem auch der Fräsungen für die Lager)



    Wo bekommt man die Führungsbolzen für die Tasten her? Hat da jemand eine Bezugsadresse?



    Vielen Dank!

  • Hallo lentinus,



    für die Fräsungen habe ich keine Maße. Habe allerdings Zeichnungen für die Tasten selbst und den Rahmen auch. Meine Tasten sind etwas verkürzt in der Länge (sowohl Unter- als auch Obertasten), der Rest ist aber Standard-BDO. Die Tastenlänge ist verlichen mit anderen Orgeln recht kurz (in etwa 40 cm), weil ich 2-armige Tasten für Trakturweg nach unten gebaut habe. Etwas weiter unten greifen dann Strahlenwippen in die Traktur, welche den Halbtonabstand vergrößern und die Ventile in der Lade aufziehen. Wenn Du diese Pläne also brauchen kannst, schicke mir deine eMail-Adresse als Privatmail über's Forum, dann lasse ich Dir die Pläne zukommen. Ansonsten ist laukuff.de eine gute Adresse für Pläne, denn deren Katalog hat meistens einen beim jew. Artikel dabei. Dort kann man auch Klaviaturstifte etc. bestellen. Es gab auch schon Hausorgelhefte mit Klaviaturplänen. Ich selbst benutze einfache Messingstifte mit 4mm Durchmesser, die benötigten Stangen bekommt man im Baumarkt. Die Stifte sind in einem Loch mit etwas mehr als 4mm in der Taste, welches oben auf 5mm länglich aufgefräst wurde, weil da noch die Tuchlagerung dazu kommt. Laukhuff oder Weiblen haben sicherlich auch die ovalen Stifte, da kann man dann das Tastenspiel besser regulieren.



    Gruß



    Jens

  • Kleine Anmerkung zur Pedalklaviatur, dürfte für Euch vllt. auch interessant sein: Ich habe die Buchenfedern zur hinteren Tastenfixierung wieder entfernt und doch Federn aus Federstahl wieder eingesetzt. Hatte das Problem, dass sich die Tasten in Längsrichtung etwas drehen lassen und die Buchenfedern das nicht gut genug verhindern können. Dazu kam noch: Die Führung der Tasten im Rahmen vorne ist nicht sehr hoch, daher ist ein leichtes "Kippen" der Tasten eher wahrscheinlich. Der Federstahl hält jetzt die Taste rel. genau in "schwebender" Position und verhindert ein seitliches Kippeln, die vordere Feder bestimmt den Tastendruck. Damit läuft die Klaviatur schon wesentlich besser. Habe an die Federblätter noch zusätzliche Schraublöcher für die Tasten angebracht (recht schwierig da ich keinen Hartmetallbohrer zur Hand hatte) um die Führung nochmals zu verbessern.



    Wünsche Euch eine gute Woche und weiterhin viel Spaß beim Orgelbasteln



    Gruß



    Jens

  • Hallo Jens,

    vielen Dank für dein Angebot, bei der Bildereinstellung behilflich zu sein. In der Tat hatte ich des öfteren schon einen Versuch gestartet, leider ohne Erfolg. In der "Hilfe"-Funktion gibt es zwar eine Erklärung, die mir aber nicht weitergeholfen hat. Vielleicht ist deine angebotene Hilfe auch für andere Bildbesitzer eine wertvoll.

    Speziell zum Thema Tastaturbau hätte ich ein Bild (Tastenführung).

    Viele Grüße

    Rainer

  • Bezüglich des "seitlichen Kippelns" der Pedaltasten: Ich habe beides probiert, das mit den Federplättchen, aber auch eine rein hölzerne Lösung:



    Pedaltasten ähnlich wie einarmige Manualtasten hinten in Stiften führen, ich verwendete Holzdübel 8 mm, die Stifte etwas niedriger (2 mm) als die Tastenhöhe, quer über die Stiftenreihe eine mit Filz oder Leder belegte Halbrundleiste schrauben, so daß die Tasten gleichmäßig fest werden, aber immer noch so locker, daß sie durch ihr eigenes Gewicht gerade noch so von selbst (ohne eigesetzte vordere Federn) heruntergehen.



    In der Tat ist seitliches Kippen ein arges Problem, wenn es mit Reibungen in den vorderen Führungen einhergeht, bis hin zu hörbaren Verzögerungen, wenn die vorderen Federn die Tasten nach der Pedalbetätigung mühsam wieder emporheben müssen!



    Wolfgang.

  • Hallo Rainer,



    auf mehrfache Anfrage werde ich hier in nächster Zeit eine kleine Bilderserie einfügen, die beschreibt, wie man Bilder einfügt. Muss nur mal einen Abend finden, an dem ich etwas Zeit habe um das richtig schön (Beschriftet, mit Pfeilen etc) zu machen, sonst wirft das noch mehr Fragen auf... Also: Es kommt bald was ;-)



    Gruß



    Jens

  • Hallo Jens,



    deine Ankündigung, eine "Gebrauchsanleitung" zum Einfügen von Bildern im Forum zu veröffentlichen begrüße ich sehr.

    Dies kommt mir sehr gelegen, da ich meinen Beitrag "Mein Truhenorgel-Projekt" mit Bildern etwas verständlicher machen möchte.

    Ich bin gespannt darauf.



    Lieben Gruß



    Ernst

  • So, der Klaviaturbau macht endlich Fortschritte. Habe die Tasten mit runden Fräsungen in der Front versehen und die Tasten in den Rahmen eingepasst (Zwischenlagen aus 1,5 mm Alu). Stifte sind auch so gut wie fertig und das Ebenholz freut sich schon, auf die Untertasten zu kommen. Hier ein paar Fotos vom Zwischenstand:















    Gruß



    Jens

  • Hallo Hausorgelfreunde,



    beide Manuale sind nun fertig bis auf den Untertastenbelag. Hier zwei Zwischenbilder; 2. Manual bei der Entstehung und beide dann übereinandergelegt. Als Gegengewicht, da die Tasten vorne etwas länger sind als hinten (Übersetzung 7:5), habe ich je drei Maschinenschrauben M6x20 in die Tastenenden eingeklebt.











    Gruß



    Jens

  • Hallo,



    da fällt mir noch was ein: Wenn jemand die Alu-Zwischenlagen mit 1,5 mm Dicke ausleihen möchte, kann er/sie das gerne tun, einfach fragen. Sind genug da, um zwischen jede Taste bei 54 Tönen eins zu klemmen (für Obertasten je 3 für links/rechts/vorne, für Untertasten 1



    Gruß

  • Hallo Jens,erst einmal Respekt vor deiner Arbeit.Das sieht klasse aus,und ich denke daß du es kaum erwarten kannst,die Klaviaturen in dein Werk einzubinden.Hm..wenn ich das Wort Klaviatur ausspreche muss ich immer an den Hr.Seifert aus Kevelar denken,der mich bei einem Vorstellungsgespräch dahingehend aufklärte,daß es für einen Orgelbauer die Klaviatur ist und nicht das Manual......

    Vielleicht könntest du deine früheren Fotos und Berichte in diesen thread kopieren,dann hast du Alles zusammen,und wir müssen nicht lange suchen.Ich hatte früher übrigens auch die Scheppach-Hobelmaschine,welche mir jahrelang gute Dienste geleistet hat.

    Weiterhin frohes Schaffen

    Jürgen


  • Hallo Jürgen,



    danke für dein Lob! Im Nachhinein muss ich sagen, dass es sich gelohnt hat, diese Erfahrungen mit dem Bau zu machen. Kann alle nur ermuntern, auch mal ne Klaviatur zu bauen, auch wenn man erst n paar mal auf die Schnauze fällt und Fehler macht.



    Zu den Bildern: Die Klaviaturbilder sind alle ausschließlich in diesem Thread. Was meintest du? Das gesamte Instrument? Da gibts dutzende Bilder; ist halt die Frage ob das dann hier der richtige Ort ist, oder ob da so ein Tagebuch à la Corno_dolce nicht besser wäre. Nur: bin schon sehr lange am Bauen und das Einstellen dauert auch so seine Zeit. Wenn Interesse da ist: Bitte nennt mir die Themen, die euch interessieren (Doppellade mit Transmissionen zum Beispiel, noch mehr Bilder von den Klaviaturen, Traktur mit Strahlenwippen) die euch interessieren, dann setz ich das in einen neuen Thread.



    Gruß



    Jens

  • Jens_Ganter:


    Zu den Bildern: Die Klaviaturbilder sind alle ausschließlich in diesem Thread. Was meintest du? Das gesamte Instrument? Da gibts dutzende Bilder; ist halt die Frage ob das dann hier der richtige Ort ist, oder ob da so ein Tagebuch à la Corno_dolce nicht besser wäre. Nur: bin schon sehr lange am Bauen und das Einstellen dauert auch so seine Zeit. Wenn Interesse da ist: Bitte nennt mir die Themen, die euch interessieren (Doppellade mit Transmissionen zum Beispiel, noch mehr Bilder von den Klaviaturen, Traktur mit Strahlenwippen) die euch interessieren, dann setz ich das in einen neuen Thread.



    Hallo Jens,habe heute das ganze Forum durchgesucht,denn vor einiger Zeit hattest du deine Lade und Bilder von den langen Verführungen und den Wippen doch schon einmal eingestellt.Ich glaube nicht daß du die Bilder mittlerweile gelöscht hast.Auf der anderen Seite wollte ich dir nicht unnötige Arbeit neben der Orgelbauerei aufhalsen.Mir würde schon der Hinweis auf die ursprünglichen Bilder genügen.



    Gruß Jürgen

  • Hallo Jürgen, hier die versprochenen Bilder. Hatte sie in der Tat gelöscht, weil sie schon alt waren.



    Disposition ist:



    Manual I

    ========



    Gedackt 8'

    Salizional 8' (Große Oktave mit Gedackt 8')

    Rohrflöte 4' (Große Oktave aus kleiner Oktave G8')

    Quinte 2 2/3' ab c0

    Prinzipal 2' (Große Oktave aus kleiner Oktave R4')



    Manual II

    =========



    Gedackt 8' (Transmission aus MI, in der Mitte der Lade)

    Regal 8' (ganz vorne auf der Lade um es stimmen zu können)



    Pedal

    =====



    Dulzian 16' sanft intoniert, evtl. belederte Kehlen



    Spielhilfen

    ===========



    Manualkoppel II-I mittels drehbarer Stecher zwischen den Klaviaturen

    Pedalkoppeln I-P und II-P über Wippen



    Hier das Windladenlayout. Vorne das Regal, danach das Gedackt, welches von beiden Manualen anspielbar ist. Danach die restlichen Register von MI und zwar so, dass man sie von hinten stimmen kann. S8' C-F stehen links von der Lade abkonduktiert, G8' C-H hinter der Lade abkonduktiert. Ventile in MI C-H haben Zwischenschiede, um Rückschlagklappen zu vermeiden und gehen parallel auf. Hierbei ist auch der Windkasten beledert, um das vergößerte Klopfgeräusch zu dämpfen. Alle anderen Ventile gehen einseitig auf und haben nur einen Schied für das G8', sonst gibt es keine Diskanttransmissionen weil das klanglich und technisch viel zu Problematisch ist.



    Ventile (Hier ist MII hinten weil alles auf dem Kopf steht):







    Je zwei Federn für die parallel aufgehenden:







    Schleifen:







    Stock (man beachte die Reihenfolge C,c,Cs,cs,D,d,Ds,ds,E,e,F,f,Fs,fs,G,g,Gs,gs,A,a,B,b,H,h der rest chromatisch). Ganz links führen z.B. die Schleifenbohrungen von G8' Man. I, G8' Man II und Sal. 8' Man I zusammen. Daneben, bei klein-c, geht Rohrflöte C auf Gedackt 8' c, zusammen mit beiden Manualen. Dasselbe beim Prinzipal mit C auf Rohrflöte c. Das Regal hat keine bis wenig Verführungen, weil Zungenstimmen das nicht mögen. Oktavtransmissionen gibt es bewusst nur bei Labialpfeifen und auch nur im Baß wo es nicht stört und am meisten Vorteile bringt.







    Kreuzende Wippen für die Baßoktave:







    Einige Pfeifen einrastiert. Vom Sal. 8' stehen noch fs0-h0 auf der Baßseite, die sind auf dem Bild nicht zu sehen, die Raumhöhe war zu gering. Gedackt 8' c1-f3 wird später mittels Kondukten in den Prospekt geführt.







    Gruß



    Jens

  • Danke Jens.

    Das ist wirklich ein eindrucksvolles Projekt,welches wohl etliches an Planungs-und Bauzeit bis hierher gekostet hat.Ich denke,daß du Alles schon soweit spielfertig ausprobieren konntest,ob der Aufwand denn richtig gelohnt hat mit den ganzen Verführungen,Transmissionen und abgeteilten Ventilöffnungen,bevor die neuen Klaviaturen eingebaut,und das Gehäuse fertig sind.

    Gruß Jürgen

  • Jens,was mir noch auffiel:Manualkoppel II-I mittels drehbarer Stecher zwischen den Klaviaturen

    Wie funktioniert das,weil ich mir nichts darunter vorstellen kann?