Klaviaturbau

  • Hallo liebe Hausorgelfreunde,



    da ich gerade an meinen Manualklaviaturen arbeite und auch schon versprochen habe, die passenden Bilder zu liefern, will ich das nun tun.



    Die Tastenkerne sind aus Zedernholz, die Beläge/Backen aus einer mir nicht näher bekannten tropischen Holzart ("gerettetes" Abfallholz, farblich Richtung Teak gehend), die Obertasten bekommen Beläge aus Ahorn, werden farblich braun/hell und die Untertasten als Kontrast ebenholzfarben gebeizt.



    Aktueller Bauabschnitt: Fräsen der Langlöcher für die Tastenführungen, danach Austuchen und Einpassen in den Rahmen.



    Hier ein paar Bilder; Fragen hierzu kann ich gerne beantworten, bei Interesse verschicke ich auch die Zeichnung als .dxf oder .pdf. Die Tasten sind etwas kürzer als in der BDO-Norm, jedoch so daß trotzdem gute Spielbarkeit gewährleistet wird (Abstand Tastenfront Manual I-II = 95 mm anstatt 100 mm, Höhenunterschied Manuale 55 statt 60 mm). Diese Verkleinerung bewirkt ein etwas schöneres Bild bei so einem kleinen Hausinstrument.















    Gruß



    Jens Ganter

  • Wie ich sehe hast du dir besonders viel Arbeit gemacht und jede Taste einzeln angefertigt... wir machen immer Klaviaturtafeln in Größen von C-E und F-H und leimen dann als dünne Platten die Untertastenbeläge auf, dann werden die Tasten an der Bandsäge mit einem dünnen Blatt aufgetrennt, und die Querschnitte der Halbtöne mit der Dekupiersäge aufgetrennt, dann werden die Tasten gerade abgeschliffen um den Sägeschnitt weg zu bekommen und dann die Halbtöne aufgeleimt. Der Vorteil dabei ist dass man die ganze Klaviatur aus Brettern eines Stammes hat die gleichzeitig arbeiten.

    Deine Halbtöne sehen mir schwer nach "Sucupira" aus, dass ist ein Holz was gerne im Schiffsbau und auch für Parkettböden verwendet wird, schöne Optik! Nach dem ölen siehts bestimmt klasse aus! Weiter so

  • Hallo zusammen,



    ja, die Bandsäge war lange Zeit ein Traum, nun steht sogar eine in der Werkstatt. Als ich die Tasten angefangen habe, hatte ich leider keine. Das Holz, das ich verwendet habe, stand seit 20 Jahren trocken in einem Holzlager, ich hoffe dass sich damit das Arbeiten des Holzes in Grenzen hält, die tolerabel sind.



    Das Austuchen werde ich machen, nachdem im Bereich der Langlochfräsung eine flache Nut (0,7 mm) auf der Oberseite bzw. bei den vorderen Fräsungen auf der Unterseite angebracht wurde. Dann werde ich einen Streifen Filz links und rechts in der Nut einleimen und mit einem glatten Holz- oder Metallstift (rechtecking, passend zu Loch+Filz) dort fixieren. Dann umklappen in die Nut und dort anleimen und festspannen und Ausreiben mit einem rotierenden Stift in der Bohrmaschine. So habe ich mir das überlegt; ein Profi hätte sicher noch bessere Ideen bzw. Spezialwerkzeug.



    Danke für die Rückmeldungen!



    Gruß



    Jens

  • Oh, Schreibfehler, es sollte natürlich "Dann werde ich einen Streifen Filz links und rechts in dem *Langloch* einleimen und mit einem glatten Holz- oder Metallstift (rechtecking, passend zu Loch+Filz) dort fixieren".



    Gruß



    Jens

  • Hallo Jens, prfessionell tucht man so aus:



    Langloch fräsen und passende Stückchen aus Kerntuch/Kaschmir oder Liegelind schneiden (sehr wichtig wegen starker Beanspruchung)



    Aufgeklebt wird das Kerntuch NICHT mit Leim da es sich dann damit vollsaugr und hart wird sondern mit Schusterleim, dass ist ein Dispersionsklebstoff, du kannst auch Handelsübliches Pattex verwenden, dass ist das gleiche, heisst nur anders.



    Du gibst beide Flächen (Taste und Kerntuch) mit einem kleinen Pinsel an und lässt diese mindestens 5 Minuten an der Luft anziehen. Dann steckst du deine zwei Stückchen in die Bohrung links und rechts rein und setzt eine sogenannte Garnierklammer ein, die kannst du ganz leicht selber machen aus Federdraht oder Weissblech, du musst es dir vorstellen wie eine umgekehrte Wäscheklammer die nach aussen drückt. Am Freitag zeige ich dir gerne mal so ein Exemplar wenn du vorbeikommst. Wenn du viel Geld hast kannst du Sie natürlich auch bestellen, hier ist eine Abbildung bei Weiblen:



    http://www.weiblen.de/spezialw…arnierklammern-60-stueck/



    Du kannst natürlich auch eine Ventilfeder benutzen bei der du die Winkelchen abknipst und zwei kleine Metallplättchen anlötest die genau in die Fräsung passen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Gefahr bei deinem Fixierholz besteht darin dass du niemals den Druck erreichst den eine Feder ausübt da dein Holz ja nur stumpf in der Fräsung steckt und aber gleichzeitig so locker sein muss dass du dir beim reinstecken niht die Garnierung versaust...



    Viel Erfolg beim probieren.

  • Hallo Corno_dolce,



    das ist ja witzig, hätte es, von den Klammern mal abgesehen, genauso gemacht, auch was Klebstoffsorte betrifft. Habe noch so viel Liegelind-Material übrig, werde es also zunächst mal damit versuchen und nicht extra Kaschmirtuch kaufen. Das mit den Klammern ist echt ne geniale Sache, da wäre ich nicht draufgekommen. Danke für den Tip! Die Klammern könnte man ja auch so machen: einen passenden Holz-Zapfen von beiden seiten bis knapp zu Mitte einsägen; wenn man dann das eine Ende mit einem starken Gummiband zusammendrückt, spreizt sich das andere. Wäre was kostengünstigeres und leicht anzufertigen. Öffnen könnte man sie wieder mit einem entsprechenden Holzkeil, den man zum Schluss eindrückt um die Klammer wieder zu entfernen.



    Gruß



    Jens

  • Hallo zusammen,



    der Klaviaturbau geht voran, daher habe ich ein paar neue Bilder.



    Ich habe parallel zum Bau der Manualklaviaturen noch eine gebrauchte Pedalklaviatur ersteigert. Diese restauriere ich gerade und passe sie in der Optik den Manualklaviaturen an. Für einen vorher/nacher-Vergleich zunächst ein Bild des Pedals, wie ich es bekommen habe:







    Die Tasten und der Rahmen werden abgeschliffen und neu farblich gefasst mit Beize und Hartöl. Sämtliche Filze und Federn werden erneuert, ebenso die Abstandshalter-Rundhölzer vorne im Rahmen da diese verschlissen sind. Hier ist der Rahmen. Wie man sieht, sind die Seitenbretter nun weg. An ihre Stelle treten Verstreifungsleisten im Bereich E/F, H/C, e/f und h/c. Damit hat man auch gleich die optischen Lücken zwischen diesen Tasten geschlossen:







    Die Obertasten sind bereits fertig, ich muss sie nur noch ölen. Dann kommen sie auf die schwarzen Tastenleisten. Auch die Untertasten sind nun schwarz, für den Ebenholz-Mahagoni-Ahorn-Look passend zu den Manualtasten:







    Die Obertasten der Manualklaviaturen haben inzwischen Einkerbungen auf der Unterseite, da der Lagerpunkt für sie auf dem Waagebalken hinten ist. Damit kann die Tasten vorn nach unten gedrückt werden, ohne dass sie sich im Bereich des Lagerstifts hebt:







    Wünsche Euch weiterhin viel Erfolg bei Euren Projekten. Falls jemand Bilder hat und hier reinstellen will, aber nicht weiß, wie das geht, kann ich als Informatiker gerne behilflich sein.



    Gruß



    Jens Ganter

  • "... Versteifungsleisten im Bereich E/F, H/C, e/f und h/c. Damit hat man auch gleich die optischen Lücken zwischen diesen Tasten geschlossen"(Jens Ganter)



    Möglicherweise habe ich das hier nicht so genau verstanden, nach meiner Meinung sollten die "optischen Lücken" auf jeden Fall erhalten bleiben, die Versteifungsleisten also möglichst unsichtbar-tief, gegebenenfalls dunkel gestrichen angebracht werden, um beim schnellen Blick auf die Pedalklaviatur sofort die pedaltypische Tastenanordnung zu erkennen.



    Zur Erhöhung des Kontrastes freue ich mich über meine hell eingelassenen Untertasten, während die Obertasten aus dunklem Holz sind, indes wird auch hier ein jeder seine persönlichen Erfahrungen einbringen und damit seine Vorlieben verwirklichen; die Frage bleibt, ob man überhaupt den Blick auf die Füße richten soll, oder vielmehr, wie mich mein Lehrer unterwies, möglichst "blind" das Gefühl für die Abstände reifen zu lassen, was freilich im vollkommenen Gegensatz zu dem Artikel in der vorletzten "ars organi"-Zeitschrift steht, in welchem das Auswendigspielen empfohlen wurde, um Hände und Füße ständig im Blickfeld zu haben...



    Es grüßt Euch

    Wolfgang, häufig im dunkeln tappend!

  • Hallo Wolfgang,



    Dein Argument mit dem "Schnell-Tasten-Finden" klingt plausibel, deshalb werde ich mir das mit der Farbe der Leisten noch mal durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht mache ich sie auch einfach nur passend zum Rahmen/Obertasten Mahagonifarben, dann hebt sich das dezent vom Ebenholzcharacter der Untertasten ab. Bin am grübeln... ;-)



    Gruß



    Jens

  • So, hab nochmal in der Kirche an der Orgel nachgeschaut, die ein ähnliches Pedal wie meins hat: Dort sind die Versteifungsleisten auch weiter unten als die Tasten. Habs genauso gemacht jetzt; außerdem die Farbe des Rahmens genommen, nicht der Tasten. Damit hebt sich das gut ab. Nochmal danke für den Hinweis.



    Das Pedal ist so gut wie fertig, vielleicht noch 1/2 bis 1 Tag Arbeit, vor allem Filze/Federn einbauen und regulieren. Werde also bald das Bild des kompletten Pedals zeigen können. Morgen ist mein letzter Urlaubstag, ich weiß nicht ob ich den in der Werkstatt verbringen werde ;-) Sonst gibts das Bild eben erst in einer Woche.



    Gruß an alle



    Jens

  • Corno_dolce:
    Wie ich sehe hast du dir besonders viel Arbeit gemacht und jede Taste einzeln angefertigt... wir machen immer Klaviaturtafeln in Größen von C-E und F-H und leimen dann als dünne Platten die Untertastenbeläge auf, dann werden die Tasten an der Bandsäge mit einem dünnen Blatt aufgetrennt, und die Querschnitte der Halbtöne mit der Dekupiersäge aufgetrennt, dann werden die Tasten gerade abgeschliffen um den Sägeschnitt weg zu bekommen und dann die Halbtöne aufgeleimt. Der Vorteil dabei ist dass man die ganze Klaviatur aus Brettern eines Stammes hat die gleichzeitig arbeiten.

    Deine Halbtöne sehen mir schwer nach "Sucupira" aus, dass ist ein Holz was gerne im Schiffsbau und auch für Parkettböden verwendet wird, schöne Optik! Nach dem ölen siehts bestimmt klasse aus! Weiter so





    Hm, nicht jeder kann die vollausgestattete Werkstatt seines Orgelbaumeisters benutzen. Daher finde ich Jens Vorgehen, durchaus clever. Man muß eben mit dem auskommen, was man hat. Als ich meine Klaviatur gebaut habe, hatte ich weder Oberfräse noch Bandsäge. Dementsprechend mühsam war der Bau.



    Heute würde ich wohl eher gebrauchte Klaviaturen aus Abbruchorgeln aufarbeiten, auch wenn inzwischen Oberfräse und Bandsäge einzug in meiner Werkstatt erhalten haben. Es ist einfach eine Zeitersparnis. Kürzlich erst habe ich eine Klaviatur von 1908 für 1Eur bekommen.



    Trotzdem finde ich es wichtig, sich über "improvisierte" Lösungen auszutauschen, weil man da m.E. mehr lernen kann, wie man selbst das eine oder andere Problem lösen kann, denn zu wissen, wie es der Fachmann macht nützt nichts, wenn einem die entsprechenden Maschinen fehlen.





    Raphael

  • Hallo,



    denn zu wissen, wie es der Fachmann macht nützt nichts, wenn einem die entsprechenden Maschinen fehlen.





    ich muss mich ja selbst als gut ausgestatteter Maschinenpark outen.





    Trotzdem möchte ich hier dagegen argumentieren.



    Denn ich glaube, erst wenn man weiß wie es der Fachmann macht, kann man sich überlegen, wie man mit der eigenen Ausstattung zurecht kommt.





    Selbst als Schreiner habe ich oft gestaunt, mit welchen Tricks ein Orgelbauer bestimmte Arbeitsgänge rationalisiert hat.



    Also für mich ist jeder Hinweis eines Orgelbauers eine wichtige Hilfe.





    Johannes

  • Man kann es sicher sehen, wie man will und endlos darüber diskutieren. Es wird immer zwei Seiten geben.

    Es kam vielleicht falsch rüber. Ich wollte nicht sagen, daß das Wissen um die handwerksgerechte Vorgehensweise nutzlos ist. Vielmehr stellte sich die Frage, wenn wir das konkrete Beispiel nehmen, was nützt es mir, zu wissen, daß der Orgelbauer seinen Gesellen erst an die Bandsäge schickt und anschließend an die Dekupiersäge, wenn ich beides nicht habe oder meine Bandsäge z.Bsp einen zu kleinen Tisch hat etc.

    Anderes Beispiel wäre, daß ich weiß, daß das Orgelmetall auf einer Maschine gehobelt wird. Nur wer hat eine solche zu Hause?

    Die Liste lies sich fast endlos erweitern.

    Daher finde ich dann Erfahrungsberichte, wie man diese Klippen umschifft, umso wertvoller!

  • Hallo raphael,



    Man kann es sicher sehen, wie man will und endlos darüber diskutieren. Es wird immer zwei Seiten geben.





    Ich glaube kaum, dass das nötig ist.



    Ich denke jedoch, dass Arbeitsgänge mit Bandsäge und Dekupiersäge für viele Hausorgelbauer machbar sind.



    Wer das nicht hat, der kann sich von dieser Arbeitsweise ausgehend überlegen wie er es machen kann,



    oder er kann sich ohne Berücksichtigung dieses Weges eine eigene Methode erfinden.



    Mein Anliegen ist es, noch einmal darauf hin zu weisen, dass die Beiträge von Marco aus meiner Sicht sehr wertvoll sind, und ihn ermutigen, uns weiterhin mit Informationen zu versorgen.



    Auch wenn ich ebenfalls zu denen gehöre, die nur hinschauen, und nicht mitdiskutieren.





    Johannes





    PS.: In einer Fachzeitschrift für Schreiner war neulich der Bau einer modernen Designertreppe beschrieben. Der Handwerker hat sie komplett mit Handmaschinen erstellt. Es geht alles. Es ist nur eine Frage der Methoden.

  • Danke Johannes, du sprichst mir aus der Seele :-)



    ...ich denke man will ja auch ein optimales Ergebnis erzielen. man ärgert sich später selber wenn aus einer "Schnell Schnell-Bastelnummer" nichts wird...

  • Hallo,



    habs fast geschafft mit dem Pedal. Hier mal ein Bild mit den Tasten lose in den Rahmen eingelegt. Der Blitz von der Kamera hebt den Staub auf den Untertasten schön hervor ;-) Was noch fehlt: Die vorderen Federn einbauen, die Buchenfedern hinten festspannen im richtigen Maß und hinten das Abdeckbrett draufschrauben.



    Wünsche Euch allen eine gute Woche,



    LG Jens



  • Sieht ja fats aus wie Ebenholz! Mal ein ganz anderer Look, sehr schön. Ist die Farbe trittfest? Oder ist das was spezielles? Wird das noch behandelt?



    Neugierig fragt ...

    Corno_dolce