Projektvorstellung

  • Die ersten Pfeifen sind fertig. Es sind die Prospektpfeifen für die Seitenfelder, C-H des Bourdon 8'. Das Holz war sehr schwierig zu bearbeiten, aber der Aufwand hat sich gelohnt. Mehr zum Holzpfeifenbau und wie ich alles gemacht habe nächste Woche.






  • An meinem Arbeitsplatz häufen sich die Pfeifenteile... man verliert schnell den Überblick. Hier liegen die verleimten Seiten des Bordun 8' c°-g'' und ab gs'' aus dem vollen geschnitten (einfacher), sowie die tiefe Oktave der Rohrflöte 4' welche baugleich mit der Nulllage des 8' ist. erst ab f° hat sie Röhrchen im Spund:







    Nachdem die tiefe Oktave des Bordun 8' verleimt aus der Presse kam habe ich die Pfeifen von Hand verputzt und dann nocheinmal durch den Finierhobel gezogen, danach konnten die Vorschläge abgelängt und probeweise aufgelegt werden:







    Dann habe ich mit einem scharfen Japaneisen die Kernspalte gestochen. Man legt das Stecheisen mit der Spiegel(also Flach-)seite auf das Oberlabium und schiebt es bis zum Kern. Dann hat man genau den Abstand den man weghauen muss. Hier zahlen sich die stehenden Jahresringe der Kerne aus, es splittert beim stechen nichts ab. Nun sind das Oberlabium und der Kern in einer Flucht. Die Kernspalte wird dann mit einer Raspel nachbearbeitet und nach unten hin abgerundet dass man einen kleinen Schwung drin hat. Dann schleift man sie mit einem Schleifklotz (Kleines dünnes Brettchen mit Schleifpapier aufgeleimt) noch sauber ab bis man die gewünschte Kernspaltengrösse hat. Man überprüft sie einfach durch auflegen des Vorschlages. Von C-G habe ich einen Millimeter, von GS-H 0,6mm. Bei der Intonation ändern sich diese Werte meistens noch.











    Dann werden die Vorschläge aufgeschraubt. Ich habe die Deckblätter etwas ÜBER dem kern aufgeleimt. Wenn nun der Vorschlag draufsitzt steht der Kern etwas UNTER dem Vorschlag, dass ergibt eine sehr direkte Ansprache und ist natürlich durch tiefer setzen des Vorschlages auch wieder zu ändern. Man hat dadurch aber meistens schon einen so guten Ton dass man bei der Intonation lediglich die Lautstärke des Tones (durch aufbohren des Fusses) oder die Kernspaltenweite noch bearbeiten muss, der Rest passt! Bei offenen Holzpfeifen ist es genau andersrum. Der Vorschlag sitzt tiefer dass der Kern etwas über ihm steht. Dadurch springen die Töne nicht so schnell in die Oktave (überblasen)



    Danach habe ich die Stöcke und RAster gebaut und in das Gehäuse eingebaut. Um Dichtigkeit zu erreichen liegt in den Fußbohrungen eine Liegelindscheibe. Die Pfeifenfüße haben einen Durchmesser von 20mm und sind einfache gedrechselte "Dübelstangen" mi einem Fußloch von zunächst 9mm.







    Die Rasterklötzchen sind aus Birnbaum mit einem eingeklebten Metallstift (eigentlich Ventilführungsstifte von 3mm Durchmesser)







    Das Raster habe ich mehrmals an der Kreissäge abgesetzt um die Pfeifen AUSSEN alle bündig zu haben. Man kann es auch anders rum machen, aber der Optik halber habe ich mich für diesen Weg entschieden. Ebenfalls geändert habe ich die Aufstellung:







    Nicht mehr in Terzen sondern seitenweise Aufstellung erleichtern mir später die Stimmarbeiten, da ich durch die kleinen Holzpfeifen die Orgel von der Seite stimmen kann ohne den Prospekt rauszunehmen, sieht auch schöner aus wie ich finde. Beim einpassen der Pfeifen wird man sofort bestraft falls man nicht sauber gearbeitet hat. Wenn die Pfeifen krumm verleimt sind stimmen die Abstände zwischen den Pfeifen nicht. Ich hatte Glück ;-)



    Somit ist meine Orgel äußerlich fertig:







    Das Gehäuse muss natürlich noch vollständig geölt werden, dann sieht man den Unterschied zwischen Erle und Ahorn der Pfeifen auch besser.


  • Im Moment mache ich nichts anderes als Labien stechen. Für alle die nicht genau wissen wie man Labien anreisst und richtig sticht eine kurze Erklärung:



    Mit dem Streichmaß die Seitenbärte auf beiden Seiten kurz anreissen. Faustregel: Wandstärke + 2mm. Weil: Deckblatt ist auf jeder Seite 1mm breiter als Zugabe fürs verputzen und nach innen sollten die Bärte über den Seiten stehen:







    Mit dem Reduktionszirkel (der meist auf 1/3 bei gedeckten Pfeifen eingestellt ist, ich allerdings nehme 1/4) daß Innenmaß nehmen, Zirkel umdrehen und die Aufschnittshöhe anzeichnen.











    Als nächstes die Aufschnittshöhe auf der Rückseite mit dem Stecheisen anstechen, dass erleichtert dass rausbrechen des Holzes beim stechen und gibt eine saubere Kante:







    Dann mit dem Zirkel wieder dass Innenmaß der Labierung wählen und als Höhe für das Labium anreissen. Somit ergibt sich eine Gesamthöhe des Labiums von 1 1/3 NEIN, nicht das Register ;-)







    Jetzt kann man den Riss für die Bärte bis zu dem Punkt raufziehen wo das Labium endet:







    Mit einem dünnen Bleistift ziehe ich diese Risse nochmal nach um sie besser zu sehen.



    Dann erfolgt dass einsägen der Bärte. Nicht ganz einfach da man schräg und gerade sägen muss. Eine scharfe Säge mit dünnem Blatt oder auch eine Japansäge sind gut dafür geeignet. Man soll auf beiden Seiten auf "Null" auskommen:







    So muss es dann aussehen: (etwas unscharf leider)







    Dann kann dass stechen beginnen. immer schräger werdend mit einem absolut scharfen Stecheisen langsam und vorsichtig Späne abnehmen und gerade stechen:







    Wenn es "knack" macht und so aussieht habt ihr alles richtig gemacht, dann ist der rückseitig angestochene Aufschnitt weggebrochen:







    Dann wird alles mit einem Schleifklotz fein nachbearbeitet, und zum Aufschnitt hin rund abgeschrägt um eine gute Ansprache zu erreichen.







    Die fertigen Labien häufen sich...



    Bordun 8' Nulllage/ ROhrflöte 4' Tiefe Oktave:







    Diapason 8':







    Demnächst gebe ich noch ein paar Tipps zum verleimen. Sieht einfach aus, kann aber mächtig in die Hose gehen wenn man gewisse Sachen nicht beachtet.







    Bereit zum verputzen:







    So, dass war mal wieder ein langer Bericht... ich denke ihr habt alle eure eigene Methode bei der Pfeifenfertigung, aber so hab ichs halt gelernt. Ich weiss auch dass nicht jeder solch hochwertiges Werkzeug besitzt, es geht auch mit einfachen Mitteln. Statt Reduktionszirkel kann man auch die Höhen ausrechnen und mit dem Bleistift anreissen, ich habs nunmal weil ich es beruflich brauche. Einen schönen dritten Advent euch allen.


  • In den letzten Tagen haben mich 2 E-Mails erreicht die nicht besonders nett geschrieben waren. Die betreffenden Personen wissen wohl wer gemeint ist. Dazu möchte ich kurz Stellung nehmen.

    Bisher ist es doch hier im Forum (fast) reibungslos und ohne Hetzereien abgelaufen, und ich denke sowas stiftet hier nur Unruhe und ist völlig fehl am Platz. So musste ich mir vorwerfen lassen anderen Ihre Visionen zu nehmen weil ich angeblich alles perfekt machen will und alles andere lächerlich mache, dass meine Orgel die einzig "gute" hier ist und ich mich immer besonders hervor tun möchte da ich besondere Privilegien besitzem würde. Völliger Blödsinn. Ich zwinge erstens niemanden mir irgendetwas nach zu machen oder überhaupt meine Beiträge zu lesen. Wenn sich jemand dadurch entmutuigt fühlt soll er auf anderem Wege weiter machen und hier einfach jeden seine Arbeit machen lassen. Ich versuche lediglich Tipps zu geben (natürlich sind Sie nicht hunderprozentig richtig) und ich habe auch mit Problemen zu kämpfen. So einfach wie es auf den Bildern aussieht ist es nicht dass wisst ihr alle selber. Bis man erstmal soweit kommt ist es ein langer Weg, und ich opfere meine gesamte, ja meine GESAMTE FReizeit für meinen Orgelbau. Nur weil ich gelernter Orgelbauer bin heisst das nicht dass ich auch während der Arbeitszeit die Orgel baue, dass würde mein Chef gar nicht dulden! Derjenige der mir dass an den Kopf wirft sollte mal scharf nachdenken was er für einen Blödsinn redet! Der Orgelbau ist entsteht in der Woche von 18:00 bis 22:00 Uhr und Samstags von 10:00 bis 21:00 Uhr, ja ihr lest richtig! Ansonsten würde es ja nicht so schnell gehen dass man in einem Jahr die Kiste fast fertig hat! Ich bitte um etwas mehr Beherschung wenn man mir schreibt! Ich denke wir sind alle eine kleine feine Truppe hier die sich auch gegenseitig hilft und nicht vom Neid oder der Missgunst anderer lebt! Soviel dazu, musste mal raus.

  • Lieber Corno_Dolce,



    richtig so!



    Aber du gibst auch da ein neues Parameter ein, was bisher fehlte, nämmlich die Zeitangabe. Nicht nur deine Arbeit sieht toll aus, sondern deine Presentation hier im Forum ist auch sehr gekönnt. Sonst enthalten diese "Kritiken" an sich ein gutes Teil an Komplimenten, kannst du auch so nehmen...



    Das erinnert mich meine Schwester, die lässig bei einem Chopin-Konzert an der Fernseher sagte: "oh das kann ich auch". Tja, kein Meister gibt der Eindruck, es wäre schwer.



    Mach weiter!



    Francois

  • Hallo Corno Dolce,



    auch mir gefällt Deine Arbeit sehr gut. Bitte berichte weiter über die Fortschritte. Die saubere Ausführung des Pfeifenbaues macht mir wieder Lust etwas Neues zu bauen, jedoch habe ich dazu gerade keine Möglichkeit.



    Bei meinem Hausorgelbau lief auch nicht alles so wie anfangs gewünscht. Mal stimmte das Ergebnis nicht, dann baute ich nochmal (Klaviatur vom Manual 1). Dann ging das Material aus (zum Beispiel lange abgelagertes Holz oder Leder). Es braucht eine schier unendliche Geduld und einen langen Atem, um ein Orgelbauprojekt fertigzustellen. Nebenbei noch für andere zu arbeiten (web-seite pflegen) geht eigentlich nur mit einer besonderen Liebe zum Orgelbau.



    Ich konnte mit durchschnittlich 10 Wochenstunden beim Bau der Hausorgel nur ein Drittel Deines "Bautempos" erbringen. Am Ende waren es nach circa 10 Jahren 3500 Stunden Bauzeit (siehe hausorgel.de => technik => Konzept, Ergebnis).



    Gutes Gelingen weiterhin!

    Thomas Reinhardt

  • Lieber Corno_dolce,

    die Dokumentation des Baus Deiner Orgel ist wirklich einmalig und auch für mich sehr wertvoll. Ich baue im Prinzip die Truhenorgel von Boersma, erweitert um ein selbständiges Pedal. Im Moment bin ich beim Pfeifenbau und zu Weihnachten kann ich vielleicht auf dem ersten Register (Gedackt 8') schon mal Stille Nacht spielen. Es ist so schade, dass ich Deine Berichte nicht schon vor ein paar Jahren hatte, ich hätte mir viel Lehrgeld und auch manchen schlechten Kompromiss ersparen können.



    Ich profitiere aber auch jetzt noch von Deiner Arbeit. So will ich z.B. Deine Anti-Heuler-Bohrungen im Diskant nacharbeiten. Die Idee war mir noch völlig neu und ist super. Dann würde ich Dich gerne bitten mir die Lieferadresse für die Schrauben zur Befestigung der Vorschläge bei den Holzpfeifen mitzuteilen. Da die Pfeifenwände ja relativ dünn sind, konnte ich nirgends geeignete "schlanke" Schrauben finden.



    Vielen Dank und weiter viel Erfolg für Dein professionelles Werk und die hervorragende Dokumentation.

    LG Werner

  • Danke für eure netten Kommentare.

    Die Schrauben für die Vorschläge sind Flachkopfschrauben mit den Maßen 3x25 und für die ganz kleinen Pfeifen 2x16. Alle kleinen Vorschläge werden mit einer Papierfuge aufgeleimt (dünnes Papier auf den Vorschlag geleimt und dann auf die Pfeife leimen wenn Sie fertig intoniert ist. Die Holzpfeifen vom Principal 8' sind fertig. Leider ergab sich ein massives Platzproblem, so musste ich alle Pfeifen kröpfen, die tiefen 2 c° und cs° müssen leider aus dem Dach rausgucken, aber dass kommt in den besten Orgeln vor. Die Intonation gestaltet sich als sehr schwierig da alle Pfeifen zunächst in die Oktave springen. EIn erhöhen des Aufschnitts, versetzen des Vorschlages oder ändern der Kernspalte brachte bisher wenig Erfolg... mal sehen was daraus wird. Kennt jemand von euch das Problem?














  • Hallo corno_dolce,



    das Oktavierproblem wurde bei meinem Salicional aus einer alten Orgel mit einem Rollvorschlag in der tiefsten Oktave gelöst. Hab mal versucht, die Dinger ohne die Rolle zum klingen zu bringen -> ist sehr schwierig. Kannst ja mal probieren, ein Stück Holz oder Metall in die Nähe des Aufschnitts zu halten um den Luftstrom leicht nach außen zu bringen und zu stabilisieren, vielleicht hilft das was. Oder Vorschlag tiefer setzen. Oder weniger Luftzufuhr im Fuß.



    Gruß



    Jens

  • Ich habe damit wenig Erfahrung, aber ich wuerde es mit "groesseren Seitenbaerten" versuchen, (zum Testen einfach mal 2 kleine Holzstueckchen dranhalten und damit am Aufschnitt rumprobieren wie auch Jens empfholen hat - wobei ich eher die Seiten austesten wuerde). Meine Probepfeifen mit enger Mensur hatten dadurch beim Einschwingen einen stabileren Grundton.

  • Hallo Corno_dolce



    Beim Intonieren von engen 2'- Holz-Prinzipalpfeifen hatte ich vor Jahren (beim Bau des Bormann-Positivs) das gleiche Problem: Viele Pfeifen oktavierten, das ganz besonders (aber nicht nur) im Bereich der unteren Oktave (c1-g1). Mir war klar, dass das Luftblatt mehr nach außen gelenkt werden musste, dieses war aber durch ein Verschieben des Vorschlages nicht zu erreichen. Letztlich habe ich aber alle Pfeifen durch eine ganz einfache Maßnahme zum einwandfreien Ansprechen gebracht: Eine jeweils in der Breite passende Sandpapierfeile auf das Oberlabium und auf die Kernfläche gelegt und gefeilt, bis sich eine eindeutige Flucht ergab. Schon nach wenigen Feilstrichen wurde das Ansprechverhalten etwas besser, womit sich die Richtigkeit dieser Maßnahme bestätigte. Durch weiteres Feilen und damit ein deutliches Anschärfen des Oberlabiums kam ich bei jeder Pfeife zum vollen Erfolg.

    Unterstützt wurde diese Maßnahme aber sicher dadurch, dass bei meinen Pfeifen die Kernspalten ausschließlich durch Papiereinlagen gebildet werden. Damit tritt das Luftband höher auf die Oberlabiumkante als wenn der Luftspalt durch Ausstechen der Kernes gebildet wird. Das ist von Vorteil bei offenen aber nicht so vorteilhaft bei Gedacktpfeifen.

    Optimale Verhältnisse wird man bei engen offenen Pfeifen wohl erhalten, wenn man den "Kernspalt" ausschliesslich durch eine Windführung im Vorschlag herstellt.



    Es würde mich sehr interessieren, mit welchen Maßnahmen Sie das Problem lösen werden!



    Viel Erfolg!

    Klaus Suhr

  • Hallo Corno Dolce,



    beim Bau der 4' Hozprinzipalpfeifen hatte ich zunächst auch ein Oktavieren der Pfeifen. Eine Reduzierung des Windruckes war wichtig für einen guten Klang. Ich habe im Pfeifenfuß die Bohrung durch eingepresste Holzstücke verengt. Das Windblatt habe ich durch gleichzeitiges Feilen von Oberlabium (Steigung 1:6) und Kernschräge in eine Ebene gebracht (wie Klaus Suhr). Den Vorschlag leimte ich mit Kartonzwischenlage auf, dabei stand der Vorschlag immer ein wenig tiefer als die Kernoberseite. Beim Intonieren sollte die Pfeifenlänge annähernd der endgültigen Länge sein oder etwas höher. Länge und Winddruck sind auszubalancieren. Die endgültige Tonhöhe habe ich mit Stimmblechen bei kleinen Pfeifen und -schiebern bei großen reguliert. Bilder vom Bau sind auf http://www.hausorgel.de/technik/labien/index.htm zu finden. Im Heft 18/2007 <Die Hausorgel> habe ich über den Bau eines Holzprinzipals berichtet. Enge Pfeifen (-10 HT unter NM) mit 90 Grad-Kröpfung habe ich durch 2x45 Grad-Kröpfung oder eine innere 45 Grad Schräge ersetzt. Ich finde das Klangergebnis besser.



    Jetzt wünsche ich gutes Gelingen beim Bau

    und ein frohes Weihnachtsfest

    Thomas Reinhardt

  • Hallo liebe Prinzipalpfeifenintonierer,



    die Oktavierungsprobleme engmensurierter sowohl gedackter als auch offener Holzpfeifen, lösten englische Orgelbauer im 17. Jhd. zum Teil ähnlich wie hier im Forum beschrieben:



    - durch Keile im Pfeifenfuß stark gedrosselte Windzufuhr;

    - Vorschlag etwas unterhalb der Kernkante;

    - Windkanal in den Vorschlag gestochen (unten tiefer, oben zur Kernkante hin enger), wobei Kern und entsprechend der Vorschlag besonders bei höheren Pfeifen sehr lang sind, wohl um das Luftband zu stabilisieren.



    Aber anders als hier im Forum beschrieben ist bei englischen Holzpfeifen der wie bei Metallpfeifen sichtbare über den Vorschlag hinausragende Teil des Kerns nach innen abgeschrägt.

    Würde demnach das Luftband also nicht zuerst nach innen anstatt nach außen geleitet? Kann es sein, dass die nach innen abgeschrägten Kernkanten eine ähnliche Wirkung wie die bei den frühen Engländern nicht vorkommenden Rollbärte haben?



    Detailierte Zeichnungen und Maßangaben zu entsprechenden Pfeifen enthält übrigens unter verschiedenen anderen ein Restaurierungsbericht der Chamberorgan in Canons Ashby von ca. 1670. Auf CD in der Reihe Harley Reports bei Goetze&Gwynn billig erhältlich.



    Beste Grüße,

    Jochen Thesmann

  • Das Oktavierproblem habe ich gelöst. DIe Pfeifen haben jetzt eine relativ weite Kernspalte, sind höher aufgeschnitten worden und haben geringere Luftzufuhr im Fuß, zusätzlich Ansprachebleche in den Vorschlägen.


  • Kurzer Zwischenstand...



    Der Bordun 8' und die tiefe Oktave der Flöte 4' sind fertig:







    Die Pfeifen ab fs' haben ein geschliffenes Labium,

    dass tut dem Klang keinen Abbruch und ist ruckzuck gemacht. Bei der Flöte 4' mache ich das ebenfalls ab g''. Wichtig ist dass man die Deckblätter über der Aufschnitthöhe anleimt, da sonst ein nacharbeiten bzw. erhöhen des Aufschnitts schwierig wird. Diese Pfeifen bekommen auch keine eingearbeitete Kernspalte sondern Papier auf dem Vorschlägen damit dass Labium und die Spalte genau in einer FLucht ist.











    Dass sind die restlichen Pfeifen des 4' die ich noch bauen muss, ein Ende ist langsam in Sicht:







    Dann bekommen die Pfeifen noch alle Ihre Vorschläge und Stimmspunde, und die Intonation kann beginnen. Ich wage mal vorsichtig zu behaupten dass die Orgel in einem Monat fertig sein wird.

  • In einer allgemeiner Weise: warum denn nicht die Oberlabien schon ab C schleifen? Meine gekaufte Hausorgel hatte die, und meine Versuchspfeifen liefen ganz gut so.



    Welche Grund - ausser ästhetisch - gibt es für das Stemmen?



    Francois

  • Hallo Corno-Doce,



    Die Idee mit den geschliffenen Labien finde ich sehr gut. Es wird wohl auch die Intonation erleichtern, da man den Vorschlag beliebig in der Höhe verschieben kann.



    Damit hätte ich mit meinem Pfeifenbau viel Arbeit gespart. Auch mich würde interessieren, warum nicht schon ab C diese Methode anwenden?

    Hat das etwas mit der Ansprache zu tun, da ja quasi die Bärte fehlen?



    Gruß Ernst

  • Hallo,



    nur als Ideenanregung: Es gibt bei geschliffenen Labien noch zwei Möglichkeiten, die Bärte trotzdem zu haben:



    1. -> "Gegenkeile" links und rechts auf das Labium kleben

    2. -> vom Deckbrett separiertes Labium, Bärte links und rechts ans Labium geklebt.



    Bei beiden Varianten kann man die Bärte dicker als das Deckbrett machen, falls nötig und sinnvoll.



    Ich habe die "Gegenkeil"-Variante bei mir genutzt, bei kleinen Pfeifen habe ich das Labium gefräst, nicht gestochen. Da ich über den Labien einen Zierstreifen quer im Deckbrett habe, fallen die Gegenkeile auch überhaupt nicht auf.



    LG und schönes Wochenende



    Jens

  • Ich denke auch dass tiefere Pfeifen mit gestemmten Labien einfach besser ansprechen. Bei kleinen Pfeifen kommt es bei geschliffenen Labien zu volleren "freieren" Tönen. Der Mehraufwand bei einem gestemmten Labium ergibt einfach schönere Töne. Ich habe eine Pfeife c° eines 8' umgearbeitet und die Bärte entfernt um ein geschliffenes Labium zu bekommen und eine baugleiche Pfeife mit Bärten getestet. Es gab zunächst keinen Unterschied. Beim erhöhen des Aufschnitts allerdings wurde der Ton schlechter, bei der Pfeife mit Bärten wurde er besser.