Holzprinzipal 4'

  • Liebe Orgelfreunde,



    der Hausorgelbau ist zwar für mich zeitlich momentan in weite Ferne gerückt, aber trotzdem nutze ich oft freie Minuten, um mich mit der weiteren Planung zu beschäftigen.



    Die Midifizierung meiner Orgel wurde mittlerweile auch von Profis begutachtet: Ein Konzertorganist mit mehreren CD-Einspielungen wird seine mechanische Hausorgel nach meinem Vorbild midifizieren.

    Das war für mich natürlich ein schönes Erfolgserlebnis, einen Profi begeistert von Funktion und Klang zu sehen!



    Meine nächste Arbeit wird deshalb auch ein wenig mit der optischen Verbesserung der Orgel zu tun haben: das Prospektregister, ein Holzprinzipal 4'.

    Ich habe die Gehäuserahmen in Eiche, und planen nun, dieses Register in Ahorn auszuführen.

    Die Aufstellung wird frei von der Windlade sein,

    die 11 ersten Pfeifen stehen links von der Windlade in einem eigenen Feld in absteigender Folge. (unterhalb des Windladenniveaus)

    Die kleinsten Pfeifen, die meiner Ansicht nach für den Prospekt auch nicht mehr das nötige 'Gewicht' haben, stehen direkt auf der Schleifenbohrung, im Prospekt nicht mehr sichtbar.

    Direkt vor der Windlade wird ein ca. 120cm breites Feld in mit in umgekehrter V-Form angeordneten Pfeifen stehen. Von denen ist die eine Hälfte echt, die andere ist gespiegelt, aber stumm.

    (Ein Bild meines Gehäuses gibt es hier: Bild)



    Das Ahornholz wurde von seinen klanglichen Eigenschaften als geeignet für das genannte Register beurteilt. Ich habe auch den Rat erhalten, keinesfalls nur das Deckbrett in Ahorn, den Rest in Fichte zu machen, sondern wirklich die komplette Pfeife aus Ahorn.



    Hinter den Prospektpfeifen plane ich, einen schwarzen Stoff abzuhängen, um eine Einsicht ins weitere Orgelinnere von vorne zu verhindern, die klanglichen Auswirkungen eines solchen Eingriffes bleiben aber wohl noch abzuwarten.



    Die verbleibenden Zwischenräume zwischen Pfeifenoberkante und Gehäusefries plane ich, mit Stäbchen 10x20 mm zu verdecken.

    Diese Stäbchen werden mit der Schmalseite nach vorne, und mit einem Abstand von 5mm nebeneinander angeordnet. Dadurch ergibt sich eine stark vertikale Betonung. Die Stäbchenvorderkante und Pfeifenvorderkante soll in gleicher Ebene liegen, etwa 10mm zurückgesetzt zum Gehäuserahmen.



    So, mein Beitrag enthält eigentlich keine richtige Frage, soll auch nicht nur 'Forumsfutter' sein,

    vielleicht fällt aber bei dem von mir geschilderten Plan das eine oder andere ein oder auf.

    Dann würde ich mich über Rückmeldungen sehr freuen.



    Schöne Grüße

    Johannes

  • Warum die Mühe, 20 - 25 stumme Prospektpfeifen anzufertigen?



    Könnte man nicht die vorgesehenen Pfeifen mit mehr Abstand setzen oder auch die restlichen kleinen Pfeifen mit in den Prospekt nehmen?

  • Hallo Reinhold,



    eine berechtigte Frage.

    Ich finde nur die Pfeifen im Prospekt nicht mehr wirkungsvoll, wenn sie zu klein werden.

    Der auszufüllende Raum zwischen Pfeife und Gehäuserahmen wird mir dann zu groß.



    Der Aufwand hält sich wohl in Grenzen, mehr ist es der Materialverbrauch, der eine Rolle spielt.

    Die Zwillingspfeife wird immer in einer Länge mit dem Original verleimt. Einzig das Oberlabium ist als Mehraufwand zu berücksichtigen.



    Mich stört mehr die 'Fälschung', dass nicht sprechende Pfeifen das Prospekt 'verfälschen'.



    Schöne Grüße

    Johannes

  • Die kleinsten Pfeifen nicht in den Prospekt zu nehmen habe ich auch vor. Und selbst bei den nicht ganz so kleinen glaube ich, dass man die Pfeifen künstlich vergrößern muss, damit das optisch einigermaßen passt (z.B. durch einen im Vergleich zur Pfeife großen Fuß).



    Das mit den stummen Pfeifen wundert mich aber auch ein bißchen. Soll das so werden, damit die Schläuche zu den Pfeifen sich nicht überkreuzen oder ist da einfach zu viel Platz? Platz ist kostbar Bei meiner Planung habe ich versucht, alle Prinzipalpfeifen bis auf die kleinsten in den Prospekt zu kriegen. Nicht nur wegen dem Klang sondern vor allem, weil es unglaublich viel Platz spart, wenn man keine zweite Pfeifenreihe benötigt (das scheint bei Dir auch nicht der Fall zu sein, deswegen das hier nur am Rande). Außerdem muss man ja bei Prospektpfeifen nicht Angst haben, dass zu wenig Platz vor der Mündung ist.



    Ich hab mir auch schonmal überlegt ein Programm zu schreiben, das eine möglichst platzsparende Pfeifenverteilung berechnet.

  • Hallo Peter,



    das müsste eigentlich eine Zuschnittoptimierung besorgen können.

    Ich habe es aber noch nicht versucht.

    Windlade ist Plattengröße,

    Pfeifenmaß ist Teilegröße,

    Zuschnittzugabe ist Mindestluft.

    Wenn man mit Streifen arbeitet,

    dann dürfte eigentlich auch eine einigermaßen zu den Windladen passende Pfeifenaufstellung herauskommen.



    Was meine stummen Pfeifen betrifft:

    Ich hatte schon eine Aufteilung, bei der alles im Prospekt gesprochen hat. Die Kondukte überkreuzen sich, das wäre aber kein Problem gewesen.

    Ich wollte einfach die Winzlinge von der Lade haben,

    die stehen jetzt direkt auf der Bohrung.



    Da fast die ganze erste Oktave links im Feld steht,

    bleibt der ganze Bereich über dem Spieler mit ca. 120 cm für den Rest.



    Johannes

  • Hallo Johannes,



    mein letztes Holzpfeifenregister habe ich auch aus Ahorn gemacht (nicht nur die Deckbretter sondern alle vier Seiten): es war ein prinzipalischer 1 1/3'. Sie haben einen schönen Klang, ob das ausschließlich am Ahorn liegt kann ich aber nicht garantieren.



    Zum dunkleren Eichengehäuse bildet der fast weiße Ahorn mit Sicherheit einen schönen Kontrast (Bormann empfiehlt sogar die Pfeifen zu bleichen). Für die Schleierbretter-Stäbchen könnte man eine dunkle Kontrastfarbe nehmen (Birnbaum, Nussbaum, Ebenholz?) vielleicht auch für die Vorschläge. Wenn du deine Prospektpfeifen zu einem "Hingucker" machen willst, kannst du die Pfeifen auch drechseln, das könnte dann in etwa so aussehen:





    (1600 x 2038, 262 KB)





    Schöne Grüße



    Stephan

  • Sehr geehrter Herr Burth,



    ich glaube ich werde wahnsinnig. So etwas habe ich ja noch nie gesehen, da kann man nur sagen weiter so.



    Herion Huflattich

  • "Wenn du deine Prospektpfeifen zu einem "Hingucker" machen willst, kannst du die Pfeifen auch drechseln" (Stephan Burth)



    In der Tat ein beeindruckendes Ergebnis, das den Glanz silberner Prospektpfeifen erblassen läßt! Nun hätte mich nur noch interessiert, wie denn diese Pfeifen zu fertigen seien; sicherlich keine einfache Sache: Werden die gedrechselten Hölzer ausgebohrt und anschließend der Kern eingeschoben wie bei der Blockflöte oder werden die Pfeifenwände 'herkömmlich' aus Leisten gefertigt, die entsprechend dick sein müßten, damit beim Drechseln nicht die Kannten zu dünn werden ?

  • Hallo Wolfgang,

    das Herstellungverfahren orientiert sich stark an der Bauweise "aus dem Vollen", wie sie in der Hausorgelzeitschrift schon beschrieben wurde. In einen Holzstab, der reichlich dicker als die späteren Querschnittsmaße ist, wird zunächst auf der Kreissäge eine Nut geschnitten. Diese Nut entspricht in den Maßen den Kernabmessungen einer "normalen" Pfeife. Man solte die Nut nicht ganz durchgehen lassen, sondern am Pfeifenfuß einen Rest unbearbeitet lassen. Es muss noch das Fußloch gebohrt und der Kern eingesetzt werden und schon ist man intonierfertig. Das Deckbrettchen wird am Labium einfach angeschrägt und mit passendem Aufschnitt aufgeleimt - die Spitzbogenform ergibt sich von selbst. Es fehlt noch das Unterlabium, bei meinen Pfeifen habe ich den Kernspalt dort herausgearbeitet. Die Pfeife ist nun fertig und klingend, sie wird lediglich noch in die Drechselbank eingespannt und rundgedreht. Dabei ist das Problem nur, dass die Pfeife außen rund und innen quadratisch ist, Vertiefungen >1,2 sind schlecht ausführbar, dies würde zu ungleich starken Seiten/Deckwänden führen.

    Man kann die Pfeifen natürlich auch aus vier Brettchen zusammensetzen, dann hat man aber an der Pfeife später mehr sichtbare Leimfugen.

    Besonders kleine Pfeifen sind in diesem Verfahren einfach herzustellen, da man sich das Verleimen von drei Seiten erspart.

  • Liebe Orgelfreunde,



    nachdem Besuch an meiner Orgel in der letzten Zeit in erster Linie der Midifizierung wegen gekommen war,

    kam neulich mit Wolfgang Spitz wieder mal ein waschechter Hausorgelbauer vorbei.

    Das war für mich die Motivation, auch wieder an der mechanischen Orgelkomponente zu schrauben.

    So habe ich mal alles liegen und stehen gelassen,

    und habe das Wochenende genutzt, um am Prospektregister zu arbeiten.

    Bis Mitte nächster Woche kann ich mir vorstellen, die eine oder andere Stunde daran weiterzuarbeiten.

    Danach geht wieder das Geschäft vor. ;-)



    So siehts im Moment aus:





    Wer einen Vergleich sehen will:

    http://www.joh-meyer.homepage.t-online.de/h-orgel9.htm



    Schöne Grüße an Alle und Dank an den Motivator

    Johannes

  • Das freut mich, lieber Johannes, daß ich wenigstens als "Motivator" diente, umgekehrt hat mich der Stephan für runde Holzpfeifen begeistert und ich kann jetzt nur hoffen, daß mein Alter Herr seine Drechselbank noch nicht weggegeben hat!



    Was die Zeiteinteilung anbetrifft, so pflegte ich bisher, möglichst jeden Abend wenigstens ein kleines Stück an dem Instrument weiterzubauen, an freien Wochenenden gab es dann einen richtigen Sprung vorwärts, andererseits ist es wohl effizienter, möglichst beruflich alles bestmöglich voranzubringen, um sich dann freie Tage zu gönnen, an welchen man sich zusammenhängend ganz dem Orgelbau hingeben kann.



    Wie auch immer, ob eher kontinuierlich oder mehr schubweise, wichtig ist die Freude an der Beschäftigung, die Vorfreude auf das große hehre Ziel...



    Wolfgang