Bau-Konzept

  • Wenn man sich (meist nach mehreren Anläufen und verschiedener Versuche) und realistischer Erwägungen zu Zeitaufwand und handwerklichem Geschick mit werkzeuglicher Ausrüstung mal durchgerungen hat, eine Hausorgel (Truhe, Positiv) zu bauen, sollte man folgendes berücksichtigen:



    Egal, wie viele Register man vorsieht: Ein großer Teil des Arbeits- und Materialaufwandes entfällt auf Lade, Traktur/Klaviatur, Gehäuse und Luftversorgung, selbst wenn man nur ein Portativ baut, das zwar handwerklich und optisch schön aussehen kann, aber beim Spielen schnell Grenzen setzt.



    Scheut man sich vor dem Bau von mehreren Registern, so sollte man durchaus erst 1 Reihe (Gedackt) bauen, das übrigens leicht zu intonieren ist, aber auf der Lade mindestens 4-5 weitere spätere Reihen vorsehen. Auf einem Gedackt 8' lässt sich bereits gut spielen und fast immer wächst danach der Wunsch nach zusätzlichen Registern, die von den Maßen und dem Fertigungsaufwand im Verhältnis auch geringer ausfallen werden. Gerade das Experimentieren mit anderen Pfeifenformen hält die Lust am Bauen aufrecht. Zudem genügt bei Aliquoten (2 2/3', 1 3/5', 1 1/3', Zimbelpfeife 1-fach) oft nur eine Besetzung im Diskant.



    Egal, was man auch baut, bereits nach kurzer Zeit wird man feststellen, daß dies oder jenes zusätzliches noch schön wäre. Es wäre aber falsch, gleich von Anfang an eine 2-manualige Hausorgel + Pedal zu bauen. Solch ein Vorhaben wird wohl nie fertig.



    Als ich nach dem Bau eines kleinen Portativs, (das nie ganz fertig wurde) ein erstes Positiv bauen wollte, plante ich 3 Register (4'+2'+1').

    Auch dieser Bau blieb nach 1/4 stecken. Im zweiten Anlauf plante ich ein etwas größeres Positiv. Dieses wurde dann sogar fertiggebaut, und gottseidank hatte ich noch etwas Platz auf der Lade für 2 zusätzliche Register. Später habe ich die Registerbesetzung noch etwas verändert und die Pfeifen aus dem ersten Positiv mitverwendet, so daß am Schluß 7 Bass-Register und 13 Diskantregister vorhanden waren. Ich hätte mir viel Zeitaufwand und handwerkliche Klimmzüge ersparen können, hätte ich von Anfang an einige Leerschleifen vorgesehen und die Ventile größer bemessen. Jetzt 6 Jahre nach der Fertigstellung habe ich immer noch Pläne für Veränderungen, aber mir fehlt (wenigstens momentan) die Energie dazu.



    Vor allem vermisse ich ein Pedal. Aber irgendwann muss man einen Schlußpunkt setzen. Ein ursprünglich schlüssiges Konzept kann nicht ewig erweitert werden, um nicht zu einem "Monster" zu werden.

    Schon jetzt stehen die Pfeifen sehr gedrängt, was sicher Nachteile für die Stimmhaltung und Nachstimmung hat.



    Natürlich kommt es auch darauf an, was man auf dem Instrument spielen möchte. Große Literatur wird wohl kaum möglich sein. In meinem Fall (ich habe nie spielen gelernt) war es mehr die Lust am handwerklichen Bau und dem Improvisieren mit vielseitig ermischbaren Klangfarben.




  • Ich habe mich nach einigen Versuchen (inkl. Rückschlägen) und Probepfeifen gleich an eine 2manualige Orgel mit Pedal gewagt und das aus folgenden Gründen:

    - Ich muss nicht gleich alles auf einmal fertigmachen. Wenn ich erst ein Werk fertigbaue ist das im Prinzip so als würde ich ein Positiv ohne Pedal bauen. Im Extremfall könnte ich das dann auch mit geringem Aufwand in ein Positiv umwandeln - das Werk das ist gerade baue ist sowohl von den Registern als auch von den Maßen der Lade fast identisch mit dem Positiv, das Bormann beschreibt, es gibt nur ein 2'-Rregister mehr. Der Weg "halbfertige Hausorgel in Positiv umwandeln" ist denke ich einfacher als "Positiv in Hausorgel umwandeln".

    - Es würde mich vermutlich ziemlich ärgern, wenn alles gutläuft und ich auf den Laden zu wenige Schleifen eingeplant habe, obwohl ein paar Schleifen mehr praktisch keinen Mehraufwand bedeuten (wie auch von Reinhold beschrieben).



    Aber mir ist klar, dass ich einige bereits "fertige" Teile nochmals bauen muss, weil sie einfach zu ungenau gefertigt sind. Aber in gewisser Weise ist für mich auch der Weg das Ziel.