Aktivitäten

  • Zur Zeit ist es sehr ruhig im Forum.

    Sind wir schon mit allem durch?



    Eine ähnliche Entwicklung stelle ich im "Orgelforum" fest. Da wird hauptsächlich seitenlang über Orgelkonzerte kommentiert, selten (von meinen gelegentlich inflatorischen Artikeln abgesehen) über Orgelbau.



    Was mich interessieren würde: Wieviele Leute sind weltweit gerade dabei, selbst eine Hausorgel zu bauen. Ich weiß, eine schwierige Frage, zumal nur ein Teil mit dem AK Hausorgel Kontakt hat.



    Zwar sehe ich ein erfreuliches Anwachsen von Orgelkonzert-Angeboten und auch deren Besuch. Ich kann aber nicht beurteilen, ob in der Zukunft für den Selbstbau rein mechanischer Kleinorgeln angesichts der schnellebigen Zeit mit einer alles durchdringenden Elektronik und oberflächlichen Informationsflut noch Zeit und Interesse besteht.


  • Hallo Reinhold,



    das ist eine interessante Frage, die sicher auch die mittel- bis langfristigen Perspektiven des Arbeitskreises beeinflussen kann.



    Ich wage mal ein Prognose aus meiner eigenen (durchaus befangenen) Sicht:



    Die Anzahl junger Leute, die Zugang zur Orgelmusik finden (manchmal muss man sagen: denen Zugang zur Orgelmusik gewährt wird) wird sicherlich noch weiter zurückgehen.

    Meine Generation ist noch mit deutlichem Bezug zur Kirche erzogen worden, zehn Jahre später war die Quote schon merklich niedriger (ländlicher Raum!)

    Und die Orgel(musik) lässt sich einfach nicht von dem kirchlichen Bezug trennen.



    (Angesichts meines Orgelzimmers fragte mal eine Besucherin: Und hier haltet Ihr dann Gottesdienste ab?)



    Also ist die Zahl derjenigen, die sich an dieser Leidenschaft dann zusätzlich dazu auch noch 'bastlerisch' betätigt eine nochmals stark abwärts fallende Gerade.



    Die jungen Orgelbastler werden wohl nicht mehr so zahlreich sein.



    Ebenso sehe ich persönlich die Quote der von Dir gefragten 'rein mechanischen' Orgel.



    Schwindende Platzverhältnisse bei jungen Leuten, 'Hobbyraumbedarf' auch bei den Partnerinnen,

    schränken hier wohl in vielen Fällen schon deutlich ein. Eine Erweiterung um vom rein mechanischen Abweichenden wird dadurch sicherlich bevorzugt.



    Außerdem wird das 'Computerbasteln', das Löten, Programmieren und die Computerintegration wohl stark zunehmen, da man sein Orgelhobby vermutlich mit dem nach Vorne bringen will, was man gerne macht und schon ein wenig kann.



    Ich sehe also ein großes Potential an Leuten die Spieltische midifizieren, eine kleine Orgel mit vielleicht nur einem Grundregister 'aufmotzen', die mehr am Spieltisch handwerklich arbeiten als am 'mechanischen Orgelinneren'



    Diese Vorgenhensweise ist als Hobby vielleicht für denjenigen der sich rantraut eine viel befriedigerende Variante als der Kauf einer fertigen Digitalorgel, er wird das genauso als 'mit eigenen Händen geschaffen' ansehen, wie die Mitglieder des AK Hausorgel ihre rein mechanische Orgel.



    Und die Befriedigung dieses Bedürfnisses, die Orgel selber zu bauen ist meiner Meinung nach das verbindende Element der 'Hausorgelbauer'.

    Viel mehr als Material oder Trakturart.



    Die nächsten Jahre werden uns zeigen, wie es weitergeht mit dem Hausorgelbau.



    Schöne Grüße

    Johannes

  • Hallo Reinhold,



    ich glaube nicht, dass wir mit allen Themen durch sind. :-) Moeglicherweise sind aber diejenigen, die im Forum am aktivsten mitarbeiten, in einer momentanen Ruhephase beim Schreiben und arbeiten lieber in der Werkstatt.



    Wieviele selbst eine Hausorgel bauen ist schwer zu schaetzen. Es gibt aber immerhin Zahlen aus dem Arbeitskreis zur regionalen Verteilung der Mitglieder. Zwei in Japan, einer in Brasilien sind die am weitesten entfernt Wirkenden. Die groesste Gruppe kommt aus Deutschland, ich meine so etwa 250 AK-Mitglieder sind es von 370 insgesamt. Das zeigt mir, dass AK und Forum sehr stark auf deutschsprachige (deutschkundige) Mitglieder begrenzt sind.



    Interessenten im Hausorgelbau gibt es aber sicher auch in Laendern, deren Amtsprache z. B. Niederlaendisch, Franzoesisch, Englisch oder Spanisch ist. Diese erreichen wir mit dem Forum nur schwer.



    Interessenten ohne Internetanschluss, die sich mit dem Hausorgelbau beschaeftigen, gibt es weiterhin. Die Hefte >Die Hausorgel< werden auch von Interessenten gekauft, die nicht im AK organisiert sind. Moeglicherweise sind sie Mitglieder in der GdO. In der GdO sind etwa 5800 Personen weltweit organisiert.



    Gruss

    Thomas Reinhardt

    ehem. AK-Leiter

  • Liebe Orgelfreunde, ähnliche Gedanken beschlichen mich auch, als ich in den letzten Tagen nach aktuellen Nachrichten sah und keine fand. Selbstkritisch muß ich zugeben, dass ich ja einen aktuellen Beitrag einstellen könnte.

    Eure Gedanken über die Hausorgelbauer kenne ich auch. Ich finde es sehr schön, dass man über das Internet verbunden ist, aber, für mich ist und bleibt es unpersönlich. Im Gespräch bei AK- Tagungen weiß man nach fünf Minuten mit "den alten Hasen" mehr, als nach der Lektüre eines Orgelbaubuches. Trotzdem lese ich das Forum sehr gern und bin über die Anregungen dankbar.



    Aus meiner Sicht wird die Gemeinschaft der Hausorgelbauer große Anstrengunegn unternehmen müssen, um an das Werk der Alten anzuknüpfen. Die Frische, die ich z.B. bei Bormanns Lektüre empfinde, kann ich im heutigen Leben kaum noch finden. Viele gesellschaftliche Prozesse scheinen mir stagniert, dröge und hinderlich. Dieses Gefühl vom Aufbruch und von der Verbesserung, auch von dem festen Willen, das Ziel zu erreichen, kommen mir rar vor. Als Bewohner der Neuen Bundesländer habe ich noch die Wendezeiten vor Augen und das, was nun daraus geworden ist. Insbesondere in unserer (hier kath.) Kirche sehe ich wenig Positives i.S. einer Weiterentwicklung. Vor 1990 war das fast der einzige Ort, an dem man seine Meinung sagen konnte und wo einen in der Gemeinschaft ein wirkliches Zusammengehörigkeitsgefühl beschlich. Und heute? Ich habe hier an meinem Heimatort z.B. keine kath. Gemeinde gefunden, die bereit war, mir den Kirchen- und Orgelschlüssel auszuleihen. Nun übe ich gegen eine Spende in einer ev. Kirche.



    Der Mangel am Instrument war einer der Gründe, Hausorgelbauer zu werden. Meine Frau und ich haben gemeinsam drei Instrumente aufgebaut. Das vierte harrt seiner Fertigstellung, momentan sind wir junge Eltern und haben dafür keine Zeit. Danach soll eine Truhenorgel gebaut werden.

    Beim Hausorgelbau hindert uns am meisten die fehlende Zeit. Selbstständig, junge Eltern u.s.w., dass sind sehr begrenzende Faktoren. Und, es kommt noch ein wesentlicher Faktor dazu: wir haben erst den Mut zur Unvollkommenheit unserer Instrumente ausbilden müssen. Zeitungsartikel über perfekte Hausorgeln (meistens vom Orgelbauer) haben uns abgeschreckt. Unsere Orgelpfeifen sind nicht perfekt intoniert! Und wir haben auch immer wieder mal ein kleines technisches Problem zu lösen.

    Innerlich war es für mich ein weiter Weg, diese Unvollkommenheiten zuzulassen und das selbstgebaute Instrument nicht mit einem Profi- Instrument zu vergleichen. Und noch ein wesentlicher Fakt: es träumt sich so schön von der neuen Orgel: wie man plant, wie es wird, u.s.w.

    Ich dachte immer, das Schwärmen wäre Hausorgelbauer-imanent; bis ich einen Modelleisenbahner kennen lernte. Könnte die intensive Beschäftigung mit den Hausorgeln auch eine Flucht aus dem Alltag sein?

    Wer hat heute noch die Zeit, berufstätig in der Freizeit eine mehrregistrige Hausorgel zu bauen? Wie viele unserer alten AK- Mitglieder kamen über Pläne nie hinaus? Wie oft war die Gier nach vielen Registern und Spielhilfen der Tod des Projekts? Immer mehr kommen meine Frau und ich zu der Erkenntnis, dass man sich insbesondere im Orgelbau realistische Ziele stecken muss und weniger oft mehr ist- deshalb demnächst die Truhe mit einem alleinigen Achtfuss - Liebe Grüße an alle Handwerks- und Seelenbrüder

  • Johannes_Meyer:


    Ich wage mal ein Prognose aus meiner eigenen (durchaus befangenen) Sicht:



    Die Anzahl junger Leute, die Zugang zur Orgelmusik finden (manchmal muss man sagen: denen Zugang zur Orgelmusik gewährt wird) wird sicherlich noch weiter zurückgehen.

    Meine Generation ist noch mit deutlichem Bezug zur Kirche erzogen worden, zehn Jahre später war die Quote schon merklich niedriger (ländlicher Raum!)

    Und die Orgel(musik) lässt sich einfach nicht von dem kirchlichen Bezug trennen.





    Das mit dem kirchlichen Bezug ist sicher ein großer Faktor. Viele Leute spielen Klavier und ich denke das liegt vor allem daran, dass es einfach überall verfügbar ist. Eine Orgel ist in der Regel nur in der nächsten Kirche verfügbar und selbst das wird sich vermutlich ändern. Mir ist aufgefallen, dass bei vielen Kirchenneubauten auf eine Orgel ganz verzichtet wird oder einfach ein winziges Werk gebaut wird.



    Ein großes Problem ist auch die Unwissenheit über das Instrument Orgel. Ich vermute, dass ein sehr großer Anteil der Bevölkerung davon ausgeht, dass die Prospektpfeifen die einzigen Pfeifen einer Orgel sind.



    Ich fand es auch bei einem Konzert sehr amüsant, als andere Instrumenten von einem Regalregister begleitet wurden und das Publikum sichtlich verwundert nach der Klangquelle suchte



    Ähnliches ist passiert, als wir in der Schule in Musik ein Stück analysieren sollten. Niemand hätte gedacht, dass hinter dem unbekannten Instrument eine Orgel steckt (wird wohl eine Zinke 4' oder sowas gewesen sein).

  • Neulich las ich in den "Mitteilungen aus dem Arbeitskreis Hausorgel in der GdO d.V." von dem "lebhaften Forum des AK"(Hajo Stenger), dem steht Reinholds Anmerkung gegenüber: "Zur Zeit ist es sehr ruhig im Forum".

    Als mögliche Begründung wird sogleich angeführt: "Sind wir schon mit allem durch?"



    Entgegen Thomas Reinhardts Meinung sehe ich es tatsächlich so, daß so gut wie alle erdenklichen Themen bereits dran waren, spontan fällt mir lediglich ein, noch nichts vom Pfeifenlöten, überhaupt vom Umgang mit Orgelmetall gelesen zu haben, was auch nicht weiter verwundern wird, kann das Forum doch schon auf sieben Jahre Bestehens zurückblicken, und doch muß das zwangsläufig kein Grund sein, daß es "ruhig wird im Forum"; im Gegenteil, ich vermisse vor allem, daß die meistens sehr eingehend behandelten, von vielen Seiten her beleuchteten Themen häufig ohne Rückmeldung aus der Praxis bleiben, selten erfährt man, wie sich der eine oder andere Vorschlag bewährt hat oder eben sich in der Praxis nicht umsetzen ließ, spontan kommt mir in den Sinn, ob sich beispielsweise nun einfache Bowdenzüge bewährt haben zur Ankopplung der Pedaltasten an das Manual, ob das mit der Mehrfachausnutzung von Pedalbaßpfeifen funktioniert, ob die theoretisch durchgegangenen Klangkonzepte mannigfaltiger Dispositionsvorschläge in Erfüllung gegangen sind, nun je, ich sehe schon, daß das heute wieder einmal ein sehr langer Beitrag werden wird, und niemand soll sich verpflichtet fühlen, ihn lesen zu müssen!



    Die Lebendigkeit im Forum, dazu gehört freilich mehr als das Durchschürfen der interessierenden Themen, was dank der "Suchen"-Funktion problemlos gelingt, denn so wie man zum Markte geht, nicht nur um einzukaufen oder feilzubieten, so habe ich die anscheinend abwegige Ansicht, daß sich aus dem rein virtuellen Forum hier auch ein persönliches Kennenlernen entwickeln könnte; insofern gebe ich dem Edward recht, wenn für ihn die Verbindung über das Internet unpersönlich "ist und bleibt", doch finde ich die Schlußfolgerung nicht zwingend, sich allein bei einer offiziellen "AK-Tagung" zum Gedankenaustausch kennenzulernen. Überhaupt finde ich es bedauerlich, daß die Treffen nicht im Forum im Vorfeld besprochen werden, um beispielsweise Mitfahrgelegenheiten zu organisieren oder bei der Herbergssuche gemeinschaftlich vorgehen zu können, möglicherweise sollen aber gerade diese Dinge hier nicht in der Öffentlichkeit genannt werden.



    Die Frage nach der Lebendigkeit im Forum, nach den "Aktivitäten" führt zu der Frage nach dem Hausorgelbau selbst und ich möchte auch hier auffordern, nicht zu bekümmert zu sein, wir müssen ja nicht gleich weltweite Betrachtungen anstellen, bleiben wir doch einfach im Lande und fangen erst einmal hier im Forum an: Spontan weiß ich von Johannes, Ulf, Peter und Werner, die gerade dabei sind, ein Instrument zu erstellen, sicherlich sind es viel mehr, und ich hoffe, eines Tages auch wieder dazu zu gehören, indes respektiere ich selbstverständlich die vielen Freizeithandwerker, die im stillen an ihren Instrumenten arbeiten, ohne das hier oder bei anderen Gelegenheiten in die Welt hinaus zu posaunen.



    Bekümmerung, die Sorge, wie es weitergehen wird im Hausorgelbau, vielleicht lese ich zuviel Skepsis zwischen den Zeilen von Reinhold und Edward, und so möchte ich dem Johannes beipflichten, in Elektronik und und Informationstechnik durchaus positive Ansätze für die Zukunft zu erkennen: Blicken wir doch einmal zwanzig, dreißig Jahre zurück, damals war doch die große Zeit der Elektronikorgeln, im schier wahnsinnigen Fortschrittsglauben meinte man, die Welt allein durch modernste Technik zu beherrschen, von der Mondfahrt bis zum selbstverständlich zeitgemäßen Elektronikklang in den Neubaukirchen, welche sich durch ihre windschiefe Architektur zu erkennen gaben.

    Ich glaube, die Zeit der blinden Fortschrittsgläubigkeit ist vorbei, man baut wieder Kirchen, deren Altar vorne und deren Pfeifenorgeln hinten oben stehen, freilich alles unter dem Zwang zum sorgsamen Umgang finanziellen Mittel. Und daß es gerade in Zukunft weniger Pfeifenorgelbauer im Privatbereich geben soll, das glaube ich nicht, vielmehr vermeine ich in vielen Lebensbereichen eine gewisse Nostalgie zu verspüren, eine Sehnsucht zum Ursprung, zur Originalität, zurück zur Natur; dank der modernen Informationstechnik ist das auch wieder möglich: wer hätte vor zwanzig, dreißig Jahren auch nur davon träumen können, über ein fernsehartiges Gerät mit Schreibmaschinentastatur an schier unendliches Wissen über alle nur erdenklichen Lebensbereiche zu gelangen! In meiner ostbayerischen Heimat war der nächste Orgelbauer hundert Kilometer entfernt, wie hätte ich damals als Schüler einschlägige Informationen erhalten können? Erst dank dieses Forums, ob man es nun als lebendig bezeichnen möchte oder nicht, gelang mir nach Jahrzenten der Orgelbauabstinenz der Wiedereinstieg in diese ganz einzigartig schöpferische Freizeitgestaltung!



    Sehen wir es also doch positiv, mag es auch den Anschein haben, daß unsere Jugend von anderen Erscheinungen geprägt wird, allein die Tatsache, daß sich in dem Forum Jugendliche und viele junge Erwachsene Hausorgelfreunde beteiligen, läßt mich diesbezüglich getrost in die unelektronische Orgelzukunft blicken!



    Freilich stimmen mich Edwards Worte nachdenklich: "Aus meiner Sicht wird die Gemeinschaft der Hausorgelbauer große Anstrengunegn unternehmen müssen, um an das Werk der Alten anzuknüpfen. Die Frische, die ich z.B. bei Bormanns Lektüre empfinde, kann ich im heutigen Leben kaum noch finden. Viele gesellschaftliche Prozesse scheinen mir stagniert, dröge und hinderlich."

    Nun ja, wer weiß, ob nicht gerade Bormann und andere Hausorgelbauväter ähnliches empfanden und mit ihren Veröffentlichungen, mit ihren Aktivitäten ein Gegenüber setzen wollten zu dem damals herrschenden Zeitgeist des alles machbaren, des Perfektionismus, der Beherrschung von Welt und Raum...



    Freilich stimmt es mich nachdenklich, daß keine Gelegenheit eingeräumt wird, auf Kirchenorgeln zu üben, doch auch hier möchte ich, auch wenn es kaum tröstlich sein kann, darauf hinweisen, daß das nichts neues ist: Schon vor dreißig Jahren war ich als Schüler zwar sehr willkommen, jeden Sonntag die Frühmesse zu beorgeln, doch nach dem werktäglichen Üben mußte sich mein Vater dem Hochwürden verpflichten, stets nachzusehen, ob ich richtig abgeschlossen und den "Orgelmotor" ausgeschaltet hätte!


  • - Fortsetzung -





    Und dennoch: "Vor 1990 war das fast der einzige Ort, (Kirche) an dem man seine Meinung sagen konnte und wo einen in der Gemeinschaft ein wirkliches Zusammengehörigkeitsgefühl beschlich" (esyska) , in meiner ostbayerischen Heimat war das damals genau umgekehrt und ich bin froh, daß die Zeiten vorbei sind; bezeichnenderweise stand ausgerechnet das Kirchweihfest unter dem Motto Jakobs Wehklage: "Terribilis est locus iste", nun ja, Gemeinschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl, der Zwang zum täglichen Schulterschluß beim Schulgottesdienstes, dem sonntäglichen Gedränge im Kirchenschiff und auf der Empore, in der Tat war das ein heute nur noch im östlichen Mitteleuropa und in Kroatien anzutreffendes Gemeinschaftsgefühl, aus welchem indes wohl nicht unbedingt ein Bezug zum Pfeifenorgelklang gewonnen worden ist.



    Und heute? Ich bin es müde, in zahlreichen Berichten in "ars organi" davon zu lesen, wie "neobarocke" Verbrämungen entfernt werden, um den originalen Romantikklang wiederzugewinnen; ob das die Gottesdienstbesucher beflügelt, sich mit der Pfeifenorgel auseinanderzusetzen, wenn ihnen nun zum Sanktus die Zymbel genommen wird, zum Gloria die Baßposaune, zum De Deum die hochliegende, vielstimmig-helle Mixtur? Deutsche Orgelromantik pur, dafür jetzt viele Acht-Fuß-Säußler, die mit ihren schmalzigen Schwebungen Brauteltern und Hinterbliebenen Tränen aus den Augen treiben; ich hätte nie gedacht, daß es auch mich treffen könnte, "meine" Kirchenorgel...



    Gerade diese Erfahrungen im Umgang, beinahe hätte ich geschrieben, im Untergang mit den Orgeln vonseite der Sancta Ecclesia mit ihren Beratern, Gremien und Spezialisten weist uns den Weg, unsere Orgeln zu bauen, nach unserem Geschmack, in unserem Haus, zu unserer Freude und vor allem dann, wann uns es paßt: alles hat seine Stunde!



    "Junge Familie", das ist das wahre Licht, finde ich zumindest, was unbedingt Vorrang haben sollte, denn diese Gelegenheit gibt es im Leben nur einmal, Orgelbau kann warten, wenngleich man Orgelbau und Orgelspiel ja nicht gleich vollkommen abstellen muß. Und siehe, jetzt bin ich in ein Alter gekommen, wo die Kinder nicht mehr so im wörtlichen Sinne am Vater hängen, vielmehr im Gegenteil froh sind, wenn die Eltern das Wohnzimmer räumen, um der Jugend ungetrübten Feier- oder Fernsehspaß zu ermöglichen, bin ich sehr froh um mein abendliches Rückzugsgebiet im Keller, um dort anzuknüpfen, was ich für viele Jahre unterbrochen hatte...



    Nun möchte ich aber wirklich aufhören und bedanke mich bei allen, die hier im Forum mitwirken, ob sie nun meine Beiträge lesen oder nicht,

    alles Gute, frohe Arbeit, frohes Feiern, mit diesen Worten unserer Hymne grüße ich alle herzlich,

    Wolfgang.

  • Hallo,

    ich bin erst kurz in diesem Arbeitskreis. Der Hausorgelbau interessiert mich brennend. Als Gymnasiast habe ich mir schon das Buch von Bormann schenken lassen, danach habe ich eine 30-jährige Pause eingelegt bezüglich allem, was die Orgel angeht.

    Ich weiß nicht, ob ich neben meiner Berufstätigkeit überhaupt ausreichend Zeit für den Bau einer Orgel erübrigen kann. Deshalb plane ich z.Zt. ein wenig vor mich hin.

    Dabei kommen mir natürlich viele Fragen (z.B.: wie baue ich eine Pedalkoppel?, wie lang können Kondukten sein, um wieviele Kurven dürfen sie gehen?). Insofern gucke ich gerne ins Forum und lese die Beiträge mit Gewinn. D.h. alle die von ihren Werstatt-Erfahrungen berichten, werden in mir einen aufmerksamen, dankbaren Leser finden auch wenn ich auf absehbare Zeit nicht den Baubeginn einer Hausorgel melden können werden.

    Kurz: Bitte weitermachen; Interesse ist sehr groß