8'-4'-2' Portativ sinnvoll?

  • Hallo!



    Da ich an meiner "eigentlichen" Hausorgel mangels Platz momentan nicht weiterarbeiten kann, möchte ich gerne solange ein Portativ bauen.



    Bormann schlägt ja Quintade 8', Pr.flöte 4', Okt. 1' vor. Mein Gedanke ist ein Prinzipal 2' statt dem Oktävlein 1' (und außerdem Gedackt 8' und Flöte 4').

    Macht das Sinn? Ich hatte bis jetzt leider noch nicht die Gelegenheit, auf einem mehrregistrigen Portativ zu spielen und habe bißchen Bedenken ob ein 2' nicht zu kräftig wird. Der Obertonaufbau würde denke ich wohl auch eine Lücke bei 2' aufweisen weil meine geplanten 8' und 4' ja ziemlich grundtönig werden, und der Gedanke einer möglichen 8'-2'-Registrierung gefällt mir.



    Vielen Dank für antworten im vorraus.



    Peter

  • Eine Disposition 8´-4´-2´ ist für kleine Instrumente völlig in Ordnung und musikalisch auch sehr sinnvoll. 8´-4´-1´ weist eben eine Oktavlücke auf, ist auch mehr für das "Tutti"-Spiel geeignet; eine typisch orgelbewegte Dispositionsweise, denn auch das kleinste Instrument sollte im Plenum einen "Mixturklang" haben. Da hat sich die Meinung heute etwas geändert.

    Gedackt statt Quintade und eine ebenfalls grundtönige Flöte sehe ich als sehr sinnvoll an, allerdings ist es auch sehr reizend, gerade für ein Portativ, statt dem heute "üblichen" auch mal etwas neobarock-freches, wie eben eine etwas glasige Quintade statt Gedackt zu bauen; ist für ein Portativ, das ja Solofunktion haben sollte, nicht zu verschmähen - und hat durchaus historische Vorbilder.

    In summa summario kann ich also sagen, zwiegespalten zu sein: Zwischen "solider" und "experimenteller" Dispositionsweise. Letztendlich kommt es auf die musikalische Funktion und den Geschmack des einzelnen (Organist oder Erbauer) an; ob das Portativ nun lediglich zum häuslichen Spiel oder zusätzlich noch zur Liedbegleitung (bei der häuslichen Andacht etc.) verwendet werden soll.

  • Hallo Peter,



    eine Kleinorgel mit 8-4-1 und mit den Mensuren von Bormann habe ich gebaut (siehe Hausorgelgalerie auf dieser Web-Seite). Ich finde die Disposition und den Klang reizvoll fuer ein Instrument dieser Groesse. Der 1' wirkt als Klangkrone und einen 2' vermisse ich nicht.



    In der letzten Oktave repetiert der 1'. Dort habe ich 8-4-2 zum Vergleich. Der Klang ist geschlossener als in tieferer Lage und kraeftig. Die Mensuren tun ihr uebriges, denn hier oben werden sie deutlich weiter, als im "Bass".



    Baue was Dir zusagt und lasse Platz fuer ein weiteres hohes Register. Eine zusaetzliche Schleife/Pfeifenstock brauchen nur 5 cm.



    Viele Gruesse

    Thomas

  • Vielen Dank für die Antworten.



    Ich denke ich bleibe bei meinem 8'-4'-2'. Über die vorgeschlagene zusätzliche Schleife habe ich auch schon nachgedacht, aber es soll ja ein Portativ werden und wenn ich mir ständig denke "5 cm mehr sind auch egal" dann hab ich am Ende ein Instrument mit einer Breite der Klaviatur von 2,5 Oktaven und eine Tiefe von 10 Metern (die Erfahrung hab ich so ähnlich bei der Planung und dem Bau meiner eigentlichen Hausorgel auch gemacht, damals hab ich mir gedacht: Zusätzliche Schleifen sind toll, die sind schnell gemacht und irgendwann freu ich mich, wenn ich Zeit habe die Register dazu herzustellen).

    Ich denke, ich werde die Füße von dem 2' alle gleich groß machen und noch ein paar Pfeifen mehr bauen und den dann testweise in einen 1' umwandeln.



    Noch eine Frage: Gibt es irgendwo evtl. sogar online Demo-Aufnahmen von euren Instrumenten? Ich bin zwar immer noch kein Mitglied des Arbeitskreises (Schande über mich), aber so etwas wäre vielleicht eine sinnvolle Idee, die bei der Planung von Instrumenten enorm helfen könnte.



    Viele Grüße,

    Peter

  • Zum Improvisieren und um beim Bauen Erfahrungen zu sammeln, wäre auch denkbar:



    co,fo,go,ao ..... f3 (die zusätzlichen je 5 kleinen Pfeifen cis3 bis f3 bringen mehr Spielmöglichkeiten)



    Gedackt 8'

    Quintade 4'

    Salicional 1'



    oder



    Gedackt 8'

    Blockflöte 4' (eng, konisch offen, wie eine richtige Blockflöte)

    (Salicional 2')

    Zimbel co: 1', ao: 1 1/3'

  • Zum Experimentieren wäre auch noch folgende Zimbel

    aus sehr engen leisen Pfeifen denkbar,

    die bei akkordischem Spiel sehr unterschiedliche

    irisierende Mischungen ergibt:



    co: 1/2', ao: 2/3', c1: 4/5', dis1: 1', fis1: 1 1/3',

    a1: 1 3/5', c2: 2'

  • Das klingt sehr interessant und mir kribbelt es schon in den Fingern....aber zur Zeit habe ich noch mein anderes Hausorgelprojekt, das muß erstmal fertigwerden und dann noch Schule.... :-(



    Ich kann mir auch gut vorstellen, das Portativ mit mechanischem Balgbetrieb auszustatten, so ist auch meine Hausorgel. Wäre sehr reizvoll.

  • Am Anfang war ich von die Nutzlichkeit der Bau eines icht Ueberzeugt. Mein Gedank war das Folgende: ich sollte keine Zeit fuer ein Instrument mit nur 2,5 Oktaven und begrenzte Spielmoeglichkeiten missbrauchen...

    Jetzt denke ich es ncht mehr so: jede Arbeitstunde in Orgelbau bringt unbezahlbares Erfahrung fuer die weitere Arbeit und die zukunfige Traeuminstrumente.

    Also ich werde mit mein vollkommendes Hausinstrument auf 8 fuss (und ganz offen ) mit 6-7 registern noch nicht anfangen, sondern noch eine zwiescenstufe arbeiten...

    Es soll aber ein kleines Instrument sein,aber mit gute Spielmoeglichkeiten.Ich hab' ueber das Bormann Portativ gedacht: es Hat 3 registern un 30 Tasten.Eine zusatzliche Schleife ist eine guete idee, vielleicht, aber tatsaechlich kann man praktisch darueber nichts spielen(ich denke and die Orgelliteratur der XVI Jahrh: Cabezòn, Gabrieli, Sweelinck usw. )

    Aber mit nur 8 Tasten mehr und eine Oktave tiefer wird das Moeglich: es sind noch viele Instrumente aus ganz Europa erhalten, die nur 38 Tasten besitzen. Von Baseler Positivs bis zum Van Covelen Orgel in Alkmaar(NL)

    Es verlangt sicherlich mehr arbeit, aber eigentlich nicht so viel mehr und bietet aber sehr viele moeglichkeiten mehr.

    So ich hab an ein praktish minimales Positiv mit klavierumfang von F bis a2 und die volgende 4 registern:

    -Copln 6'

    -Prinzipal 3'

    -Oktav 1.1/2'

    -Superoktav 3/4'

    Ob Prinzipalige oder Floetige 3' ist es eine geschmacksache und auch die Wahl zwieschen Quintadena und ein floetiges Register. Aber das ist die Substanz.

    Zum weitersagen ist das mit dem Geblaese (und keine Batterie) besitzt das Portativ gegen das Positiv keine vorteile Mehr, was denkt ihr davon??





    Tscuess, Fabio


  • Hmm, der Gedanke das ganze eine Quinte höher zu bauen (ich vermute das meinst Du mit dem 6') ist interessant.

    Andererseits könnte man auch gleich statt mit dieser Methode bis zum f runter zu gehen einfach "normal" ab dem c bauen und dann weiter nach oben (und ggf. dann einfach nach oben transponieren falls nötig).

    Aber ich hab da generell Bedenken wenn das so hoch wird. Hab das mal mit dem Rückpositiv (Gedackt 8', Blockflöte 4', Sesquialtera 2 2/3', Jauchzend Pfeife 1', Quintzimbel 2/3', Geigenregal 8') von der Orgel an der ich geübt habe testweise ausprobiert, wenn man sich auf derartige Tonumfänge festlegt. Das ist zwar schon etwas anderes als ein Portativ aber ich empfinde es subjektiv nicht unbedingt als angenehm, wenn das in solche Lagen geht ohne das entsprechende "Gegenstück" im tieferen Bereich zu haben - freue mich auf andere Meinungen.



    Viele Grüße,

    Peter

  • >Hmm, der Gedanke das ganze eine Quinte höher zu bauen (ich >vermute das meinst Du mit dem 6') ist interessant



    ich denke du hast nicht verstanden was ich meine mit ein 6' Instrument:

    Ein Instrument von 8' ist auf C gebaut und wenn nicht gedackt besitzt die laengere Pfeiffe von 2,6 m. wenn gedackt nur 1,3m.

    Aber immer auf C.

    Ein Instrument auf 6' ist auf F gebaut und desshalb immer auf die Equallage: das Klavier beginnt mit F ohne "mi re ut". und die hoehere Pfeiffe eines Gedacktes wird 90cm lang.

    Es ist kein transponierendes Instrument, wie z.b. 4' Orgeln!!

    In Italien ist es gewohnheit seit immer die Registern mit die laengere Pfeiffe zu bezeichnen.

    Also nicht als 8 fuss = immer Equallage; in eine Orgel von 24' ab FF ist 8' die Duodezime ab FF zb...



    Insofern ich weiss in Spanien waren die alte Instrumente immer ab C mit kurze oktave seit Ende des XV jahrh. In Deutschland normalerweisse auch, aber in Niederlaende und in Italien gab es bis Anfangs des XVII jahrh. viele intrumente auf F oder FF gebaut.



    entschueldigund fuer die Form,

    heute Abend bin ich besonders muede

    Jetzt geh'ich ins Bett!!

    fabivS

  • Angeregt durch Fabios Sichtweise, ob denn nicht die Anfertigung eines Instruments mit lediglich 2 1/2 Oktaven Klaviaturumfangs als "Zeitverschwendung" zu betrachten sei, lasse ich gern das Argument gelten, ein Modell, ein Lehrstück anfertigen zu wollen, welches, mit drei Registern ausgestattet, bereits die Klangvielfalt einer Hausorgel erahnen läßt; dennoch erscheint mir der Mehraufwand einer zusätzlichen Oktav nicht übermäßig, so daß mit einem Tonumfang von F bis c3 ein wahres Spielzeug entstünde.



    Um vom baulichen Umfang, vor allem vom Gewichte her, aus dem Portativ kein Positiv werden zu lassen, verzichtete ich bei meinem Gerät auf zusätzliche Register, was freilich von der Klangvielfalt und -lebendigkeit sehr bedauerlich ist; bislang verfügte es über einen Tonumfang von f bis c4, wie bereits an anderer Stelle ausgeführt, bin ich zur Zeit dabei, neue Pfeifen zu bauen, um eine Oktave tiefer zu kommen, also in der italienischen Bezeichnungsweise statt dem 3'-Register ein 6' zu erhalten in der Hoffnung, damit einen gefälligeren Tonaufbau zu erwirken, welcher dem "begnadeten Spieler" (Bormann) das Literaturspiel ermögliche!



    Nicht ganz so begnadet, zwei schrecklich-lange Sätze, es wird Zeit, ins Bett zu gehen,

    Wolfgang

  • Hallo nochmal!



    hab jetzt folgende Idee bzgl. meines "Portativs":

    Ich kann zwar momentan nicht wirklich an meinem eigentlichen Hausorgelprojekt arbeiten, aber ich hatte damals bei der Planung vorgesehen, ein Werk in Baß und Diskant zu trennen.

    Meine Idee jetzt:

    Ich baue den Diskant, um ihn dann als Pseudo-"Portativ" zu benutzen. Der ist zwar mit Lade in 2 Kästen je 230br, 850h, 550tf aber dann mach ich wenigstens was für das eigentliche Projekt, was haltet ihr so davon?



    Viele Grüße,

    Peter

  • Wie Du das nun im Einzelnen durchführen willst, lieber Peter, habe ich nicht ganz begriffen, möglicherweise hegst Du den Gedanken, ein herausziehbares Oberwerk zu fertigen, welches für sich als Portativ zu spielen sei.



    Neulich kam mir in den Sinn, das Portativ um ein selbständiges Pedal zu erweitern, um auf diese Weise eine einmanualige Orgel zu erhalten; von dem Tischlein mit dem in dicken Wandungen befindlichen Gebläse, auf dem das Instrument ruht, könnte man einen Luftschlauch abzweigen, welcher zu der Pedallade dahinter führt.



    Hinter dem Portativ stünden dann, eventuell gegen die Zimmerwand gelehnt, die Pfeifen des Pedalregisters, welche freilich dann in voller Größe dem Bewohner sichtbar werden, wenn das Portativ entfernt wird; das nur so als frühmorgendlicher Gedankengang,



    liebe Grüße von Erlangen Süd nach Nord,

    Wolfgang