Pfeifen abdichten

  • Hallo Hausorgelfreunde,



    ich bin zur Zeit dabei, einen alten Subbass 16' aufzuarbeiten. Die Pfeifen sind aus Fichtenholz gearbeitet und ca. 50 Jahre alt. Leider war das Holz auch nicht ganz Astfrei. Vermutlich durch schlechte Lagerung scheint das Holz extrem ausgetrocknet zu sein, an vielen Stellen sind die Wände Winddurchlässig, speziell an den "Ästen", eine saubere Intonation ist so nicht möglich. Ich habe hier schon mit Leim und Papier abgedichtet, bei den kleinen Pfeifen mit Erfolg. Bei den großen ist das nicht ausreichend, es sind insgesamt zu viele "poröse" Stellen. Gibt es eine Möglichkeit, durch einen Speziallack die Pfeifen wieder absolut dicht zu bekommen? Würde es dauerhaft helfen, diese mit verdünntem Leim oder einer speziellen Farbe zu bestreichen?



    Viele Grüße, Stefan Strasser

  • Lieber Herr Strasser,



    neue Pfeifen werden in der Regel beim Verleimen mit Leim ausgestrichen. Vielleicht sollten sie dies bei Ihren Pfeifen wiederholen: Mehrere Liter verdünnter Weißleim, lange Flaschenbürste oder Pinselkopf am Besenstiel, gute Beleuchtung; Kernspalten, Labien etc. vorsichtshalber mit Deckband abkleben, Pfeifen liegend ausstreichen, nach Antrocknen um 90° drehen.

    Auf (alle) Aststellen wird vorher - soweit erreichbar - dünnes Leder geleimt; Papier kann wieder Risse bekommen.

    Außen würde ich an den Pfeifen erst mal nichts machen, solange sie innen nicht völlig dicht sind. Ganz lockere Äste sollten Sie aber gleich von außen ausbohren (Forstnerbohrer z.B. 25 mm), mit passenden Aststopseln bzw. Querholzplättchen ausflicken und mit dem Putzhobel beiputzen.

    Viel Erfolg (Nachfragen möglich),

    M. Stumpf

  • Hallo!

    Siehe die Diskussion vom 28. 1. 2001 (und folgende) auf eben diesem Forum!

    Dabei ging es um positive und negative Eigenschaften verschiedener Leimsorten (weich bleibende wie Weißleim kamen dabei schlecht weg) für das Ausstreichen von Holzpfeifeninnenwänden .

    Viele Grüße, Hendrik Dochhorn

  • Hallo Herr Dochhorn,

    ich meine: Holz arbeitet, und so kann ein elastischerer Leimfilm eine bessere Dichtigkeit gewährleisten als ein spröder, zumal bei schlechter Holzqualität. Hier geht es eher um eine "Notoperation" an großen (nicht denkmalwerten) Subbaß-Pfeifen.

    Wer das nötige Kleingeld hat, kann den Subbaß natürlich auch mit Knochenleim (kurze Offene Zeit!) ausstreichen oder meinetwegen innen vergolden.

    Wessen Gehör unterscheiden kann, womit eine Holzpfeife ausgestrichen ist, der soll sich bei mir melden!

    Viele Grüße M. Stumpf

  • Sehr geehrter Herr Stumpf!

    Ich habe mich zu kurz ausgedrückt; bei der Diskussion ging es wohl eher um Neubauten bzw. um die Praxis des "prophylaktischen" (und des klanglich orientierten) und nicht des "therapeutischen" Ausstreichens mit Leim. Aber Sie lassen es schon anklingen: bei einer Denkmalorgel würde man anders verfahren und nicht Ponal nehmen, nicht? Übrigens habe ich den Eindruck, daß Ponal gar nicht so schrecklich viel billiger ist als diese Haut- oder Knochenleime. Wenn ich das richtig verstanden habe, reicht eine sehr dünne Lösung, um die Pfeifen von innen zu behandeln.

    Und wegen des Gehörs: Ich glaube schon, daß man das hören oder zumindest beim Intonieren merken kann, außerdem kommt dazu ja noch, daß bei der Verwendung von Knochenleim nicht "Schluß" ist mit dieser Restaurierung - wie im Falle von Ponal. Allerdings spielt bei diesen Fragen die Ästhetik eine ziemlich große Rolle. Das ist wie bei Jemandem, dem der Wein nicht schmeckt, weil die Flasche einen Drehverschluß hatte.

  • Beim Abdichten von gedeckten Holzpfeifen mit Leim sollte auf alle Fälle darauf geachtet werden, dass die Mündung im Bereich des Spundes leimfrei bleibt, damit das Dichtungsleder nicht anklebt.



    Viele Grüsse

    Ruedi Wernli

  • Hallo Herr Strasser,



    ich hatte eine Orgelpfeife dieser Art bei einem Orgelbauer in Reparatur! Er erweiterte die offenen Stellen mit einem Weichholzkeil und bestrich in die Stellen Leim. Nach Pressung "lief die Pfeife wie am Schnürchen" Vielleicht hilft dieses Verfahren Ihnen weiter!



    Günther Kronseder

  • Hallo zusammen,



    es scheint ja unter den Orgelfreunden ein wahrhaft kleiner Glaubenskrieg um Leimsorten ausgebrochen zu sein! ;-)



    Ganz kurz: es gibt keinen Leim, der das A&O ist. Der moderne Weißleim ist tadellos in seiner Verwendbarkeit, vacant in seiner offenen Zeit und lange Zeit stabil. Es gibt ihn aushärtend und weich (elastisch) bleibend. Aber einmal verleimt - für immer verleimt.



    Der Gebrauch von Glutinleim (Warmleim) ist für Restaurationszwecke ideal. Auch freut man sich als Orgelrestaurator, wenn in Vorzeiten mit Warmleim gearbeitet wurde. Besser und einfacher kann man eine unlösbare Verbindung nicht wieder lösen (z.B. Balgrestauration) Aber hat jemand von Ihnen schon mal mit Pfeifen zu tun gehabt, die mit Warmleim verleimt wurden und feucht in der Kirche standen. Am Besten in die Tonne kloppen.

    Wurde beim Leimen getrödelt, dann Gute Nacht! Bis diese Pfeifen wieder sprechen, vergehen Tage ins Land.



    Also: es gibt Vor- und Nachteile! Das wichtigste Argument ist: mit welchem Leim kann ich am Besten umgehen und was geht mir leicht von der Hand!



    Aber beachte: beide Leime sind nicht miteinander kompatibel!



    Frohes Kleistern!



    Ihr Johannes Klein

    obm