Winddruck messen/einstellen

  • Hallo Orgelbaufreunde,



    ich bin gerade dabei, meine Windanlage einzurichten. Zum Einsatz kommt ein Laukhuff Ventus für 105 mm WS. Enddruck soll bei 80mm WS liegen.

    Einen Schwimmerbalg mit 80x120 cm sowie einer Balgplatte von 70x100 habe ich installiert. Geregelt wird das ganze durch ein Rollventil.

    Jetzt geht es mir darum, an welcher Stelle ich am besten den Winddruck messe und welches Gewicht ich auf die Platte bringen muss. Ich habe zunächst ein Trapezferdersystem von Laukhuff eingesetzt und mit einem U Rohr direkt an der Windlade gemessen, hier scheint der Druck nicht über 30mm zu gehen. Ich habe durch justieren der Feder nicht mehr hinbekommen, irgendwann ist mir das Trapez um die Ohren geflogen. Misst man besser am Balg?



    Welche Harmoniumbalgfedern könnte man hier einsetzen oder sollte man doch lieber mit Gewichten arbeiten (wieviele kilo in etwa?)



    Jeder Tip ist willkommen,



    viele Grüße, Stefan Strasser

  • Lieber Herr Strasser,

    wo Sie den statischen Winddruck messen, ist bei nicht zu langen Kanälen an sich egal - trotzdem, direkt am Balg wäre nicht schlecht.

    Bei 120x80 cm Balgfläche sollten Sie schon 75 - 80 kg, abzüglich Gewicht der Balgplatte, draufschmeißen. Gewichte sind natürlich einfacher zu handhaben (z.B. in Packpapier eingeschlagene Betonpflastersteine, oder Bierflaschen :-) ). Welche Balgfedern? Ich würde sagen: Viele! - Mehrere starke und ein paar kleine für die Feinregulierung.

    Ob Gewichte oder Federn, kommt auf den Windverbrauch, Ladenart, Kanallänge etc. an. Je kleiner der Balg und je höher der kurzfristige Windverbrauch, desto zittriger und schwankender wird meist der Wind.

    Viel Erfolg! Michael Stumpf

  • Herr Strasser,



    Messen Sie an der Pfeifen Bohrung, dann

    haben Sie schon etliche Verlustfaktoren

    nicht mehr.

    Alles andere wie Herr M. Stumpf geraten,

    mit einem Zusatz: Bälge gross, sehr-- sehr-- grosss..

    Viel Spass beim Pröbeln wünscht

    Hermann Werlen

  • Hallo Stefan,

    bei mir kommt der spannende Augenblick auch noch, bei dem Du gerade bist. Bei meinem Opus 2 habe ich einen Winddruck von etwa 50 mm WS am Stossfängerbalg (senkrechte Platte, mit zwei Harmoniumfedern belastet, 5 cm Gang). Ich habe den Winddruck aber nicht dort gemessen, sondern auf der Lade an der Stelle wo die Pfeife ihn bekommt, natürlich statisch. Mir erscheint das der einzig sinnvolle Ort für eine Vergleichs(winddruck)angabe mit anderen Orgeln. Was kannst Du dort ermitteln ? Ist es viel weniger ? Nach dem Vortrag zur "Windversorgung in Orgeln - Dimensionierungsfragen" von unserem Arbeitskreismitglied Dr. Andreas Richter anlässlich der Tagung in Waldkirch 2001 gebe ich auf Angaben des Balgwinddruckes nicht viel. Seine Angaben zu den Verlusten durch Umlenkungen und Querschnittsänderungen zwischen dem Balg bis zum Pfeifenfuß aus Sicht der Strömungsmechanik lagen im Bereich von 30 bis 40 % (!). Ein anwesender Orgelbauer hat diesen theoretisch ermittelten Wert im wesentlichen bestätigt.

    Viele Grüße

    Thomas

  • Hallo Herr Strasser,



    wahrscheinlich kommt meine Meldung zu spät, aber für Nachfolger interessant:



    Problem Winddruck: Grundsätzlich müssen Sie zuerst den Balg einregulieren und das geschieht so: Motor an, Balg unter Wind, Loch in Balg bohren, an gut zugänglicher Stelle, mit Durchmesser des verwandten Schlauches. Winddruck messen und einregulieren. Bei der Maschine, die Sie verwenden und der Balggröße tippe ich bei Ihrer Orgel auf gut 20 Register!!! Arbeiten Sie nicht mit Balgfedern. Viel zu teuer. Ich denke, Ihr Balg ist schwimmend waagerecht konstruiert - nehmen Sie schöne, schwere Steine. Für die Optik kann man sie ja noch in Packpapier verpacken.



    Nächster Schritt: Hat Ihre Windlade ein Ausgleichbalg? Wie ich es verstanden habe, nein. Dann wählen Sie den Kanalquerschnitt vom Balg zur Windlade groß genug. Faustformel 30cm^2 pro Register.



    Als nächstes messen Sie an den Stöcken den Winddruck. Ist hier eine Abweichung feststellbar, (so wird es sein) legen sie auf den Balg Gewicht drauf. So tasten Sie sich heran.



    Für alle: Im Orgelbau niemals irgendwo anfangen, schon gar nicht am Ende. Sondern vom Entstehungsort nach vorn arbeiten. In allen Dingen!!!



    Ihr Johannes Klein

    obm