Spieltisch seitlich - Klang vs. Optik

  • Ein Hallo an alle von einem unerfahrenen Neuling,

    ich versuche derzeit mir aus diversen Teilen eine brauchbare Orgel zusammenzutüfteln und scheitere hierbei allerdings an einer grundsätzlichen Überlegung bei der ich hoffe, das eventuell jemand schon Efahrungen gesammelt hat.



    Ich habe eine Kegellade mit den stolzen Abmessungen von ~190x90 und Pfeifen in Kirchen-Mensur.

    (8" Flöte, 8"-Rohrflöte, 4" Flöte, 2" Zartflöte).

    Die Lade war ursprünglich für einen seitlichen Spieltisch gedacht.

    Geplant ist 1 Manual, diverse Transponationsmöglichkeiten und kein Pedal.



    Aufgrund der Höhe der Pfeifen bin ich gezwungen die Görsseren Pfeifen tiefergesetzt and der Rückwand und an den Seiten der Orgel unterzubringen. Dadurch ergiebt sich in Etwa eine zusätzliche Breite von ~40 cm.



    Die Klaviatur benötigt zusätzlich eine Tiefe von ~50 cm.



    D.h. bei seitlich angebrachtem Spieltisch ergibt sich eine Gesamtbreite von 280 cm (ohne Sitzbank!) - das geht langsam an die Grenzen des Raumes. In diesem Fall müsste ich auf seitlich angebrachte Pfeifen verzichten und eher in die Tiefe bauen.



    Hier ergibt sich also die Überlegung den Spieltisch an die Vorderseite zu bauen aber beide Varianten haben Ihre Pros und Cons.



    Spieltisch seitlich:



    + klanglich besser durch Raumfülle (Klangmischung)

    + Traktur einfacher zu realisieren

    + Schwellwerk sinnvoll



    - Platzmangel (passt zwar, könnte aber gequetscht wirken)

    - optischer Faktor, frontaler Spieltisch wirkt symmetrischer

    - Wellenbrett verdeckt alle Ventile unterhalb der Lade



    Spieltisch frontal:



    + Platz für seitlich angebrachte Pfeifen

    + sieht einfach besser aus, symmetrisch

    + kleineres Wellenbrett, Zugang zu Ventilen möglich



    - durch Kirchen-Mensur Pfeifen im Prospekt evtl. zu penetrant

    - verfälschter Klang (kleiner Raum)?

    - bei klingendem Prospekt Schwellwerk sinnlos



    Alles in Allem also eine Patt-Situation zwischen Optik und Klang.

    Natürlich wären hier Blindpfeifen im Prospekt ein Teil der Lösung, allerdings versuche ich das zu vermeiden.



    Vielleicht kann jemand zu meinen Überlegungen ein paar Erfahrungs-Punkte beisteuern bzw. auch vor verschiedenen Fehlern schützen



    Vielleicht kurz nochetwas: Hat jemand schonmal versucht ein Wellenbrett mit Fiberglas und Kugellagern zu bauen?



    Mit Dank im Vorraus,



    Markus

  • Hallo OF Bischof,

    Das ist ja ein Monster, dass du in deine WG einbauen willst.

    Ich empfehle die ersten Seiten von Bormanns Heimorgelbau zu erarbeiten (besonders das Thema Gattin und andere Familiemitglieder).

    Ich habe auch solch ein Monster im Keller gelagert, will es nicht los haben weil der Klang ist einfach... Orgelfantastisch; und weil ich noch mit der Hoffnung spiele, diese mal montieren zu können. Habe mich aus obige Gründe (die bessere Hälfte u.a.) eine kleine Hauswerklein zum üben gekauft.

    Noch etwas:

    Spieltisch in der Mitte: das Popo eines Jeder (auf dem Bank drückt das Fleisch nach aussen) von hinten gesehen ist nicht unbedingt jedermann Sache (oder meintest du etwa Console retournée? ). Ausserdem sind seitliche Spieltische so oft gemacht worden, dass sie auch zum Standard gehören. Und sonst, wenn du spielst, ist dein Spass am Musizieren wichtiger als die Optik. Und noch 'was: Ich habe versucht, Orgelteile zu entfremden und habe nie was richtiges geschafft. Die OBs haben sich damals Gedanken gemacht und dass muss man respektieren und lieben lernen (also Thema Mechanik biegen).

    Bei meiner Werklein (Ged. 8 und Fl. 4) sind die Pfeifen auf Ohrenebene. Nach 30' Spiel war es einfach zu viel. So dass ich sie umintoniert habe und die Lautstärke extrem herunterschrauben müsste.

    Seitliche Spieltische habe ich bei Remy Mahler (Elsass) kennengelernt und will jetzt nichts anders (bei Haus/Übungsorgel), so fern, möglich.

    Übrigens, wie symetrisch ist ein Konzertflügel?

    Viele Grüsse von

    François

  • Hallo Herr Bischof,



    Sie haben eine Kegellade und gebrauchen eine Mechanik?! Daraus folgt, Sie haben ein mechanische Kegellade. Ihre Pfeifen gehören zu dieser Lade? Dann haben diese sicherlich eine neoromatische Mensuration. Das heißt, diese Pfeifen bekommen Sie kaum runter intoniert auf einen Wohnraum. Die Lautstärke wird alles erschlagen. Ich habe die Befürchtung, dass Sie im Ansatz schon nicht die richtige Vorraussetzung für eine Hausorgel haben. Eine Enttäuschung nach zig Arbeitsstunden wäre sehr groß.

    Würde mich über ein Antwort freuen, um Ihnen eventuell weiterhelfen zu können!



    Gruß

    Johannes Klein

  • Hallo

    Das Problem mit der Optik habe ich auch nicht gelößt...

    von dem Wellenbrett aus Fieberglas kann ich nur abraten, Fieberglasstäbe sind nicht sehr Torsionsfest, selbst Kohlefaserstäbe sind nach kurzer Zeit weich,(Die Fasern laufen ja längs--) mit aus Prepregs gewickelten Rohren (45°) könnte es funktionieren, ist aber zu teuer.

    Kugellager sind bestimmt prima (wenn spielfrei) aber €€€???

    Mein Favorit fürs Wellbrett: gezogener Rundstahl in einstellbaren Kunstofflagern mit angeschweißten Ärmchen.

    Gruß Andreas

  • Hallo Markus,



    der Weg und die Überlegungen erinnern mich an meine "Erste".



    Kirchenorgeln in einem kleinen Raum aufzustellen ist immer etwas problematisch. Ich kenne die Probleme nur allzu gut! Viele raten daher von so einem Projekt ab. Ich hatte allerdings viel Freude mit meiner, für wenig Geld gekauften preumatischen Kirchenorgel und ich hatte ein dankbares Übeinstrument. Man kommt auch auf diese Weise sehr schnell zu einer eigenen Orgel, besonders wenn man, wie ich, mehr üben als bauen will! Klangliche Kompromisse muß man in Kauf nehmen!



    Du schreibst nicht welche Traktur das Instument hat; Ich gehe von Deinem Text aus, daß sie mechanisch wird. Da würde ich auf jeden Fall die Aufstellung in der Mitte raten. Dadurch wird die Trakturführung einfacher und das Instrument leichter spielbar.

    Um Platz zu sparen kannst Du u.U. auch Pfeifen kröpfen, d.h. im oberen Bereich der Pfeife um 45 Grad drehen. Das hängt jedoch platzmäßig von den vorderen bzw. hinteren Pfeifen ab. Vielleicht kannst Du die Lade etwas tiefer stellen? Da kann es für ein Wellenbrett "eng" werden.



    Soweit einige Ideen für den Anfang. Gerne kannst Du mal meine Orgel besichtigen, sie steht in Regensburg/Bayern



    Günther Kronseder