Gedackte Pfeife klingt 2 Oktaven zu hoch

  • Hallo,



    als ziemlich unerfahrener Neuling auf dem Gebiet habe ich begonnen, meine ersten Orgelpfeifen zu bauen. Ziel war gedackt 8´ aus Pappelsperrholz - zunächst nur eine Oktave von c0 bis c1.

    c1 hat auf Anhieb funktioniert. Bei c0 und d0 habe ich aber das gleiche Problem: Als offene Pfeife erklingt der erwartete Ton. Mit Spund, aber eine Oktave höher als ohne Spund??

    Ich bin relativ überzeugt, den Spund mit Leder gut abgedichtet zu haben.

    Maße (c0) sind: Breite 47, Tiefe 50, TNM -12.



    Könnt Ihr mir helfen, was ich falsch gemacht habe?



    Danke und Grüße, Andreas

  • Hallo Anreas,



    eine ganze Oktave höher kann eigentlich nicht sein, denn Gedackte überblasen wenn dann in die Duodezime, also eine Quinte höher als offen, oder zwei Oktaven plus große Terz wenn man weiter überbläst. Grund: Jede zweite Obeschwingung fehlt bei Gedackten gegenüber offenen Pfeifen. Wenn die gedackte Pfeife überbläst, gibt es mehrere Fehlerursachen:



    - Windstrom geht zu sehr nach innen

    - Aufschnitt zu niedrig

    - sonstige Fehler im Labiumbereich oder bei der Deckung



    Kannst Du Fotos schicken oder sonstwie den Verlauf des Luftblatts vom Kern bis zum Oberlabium beschreiben? Und was heisst "relativ überzeugt"? Es muss absolut dicht sein, nicht nur relativ. Und das nicht nur beim Deckel, sondern bei allen Seitenwänden auch.



    Gruß



    Jens

  • Hallo Jens,



    danke für Deine Anmerkungen.

    Tatsächlich, die Pfeife klang tatsächlich nur eine Quinte höher als erwartet.



    Es muss absolut dicht sein, nicht nur relativ.



    Sollte eigentlich klar sein - war es mir aber wohl nicht. Ich habe die Seitenflächen nochmals neu geklebt -- und siehe da, jetzt ist der Grundton da. Wenn auch zunächst nur leise.





    Dass die gedackten Pfeifen so "empfindlich" sind, hätte ich nicht erwartet. War vielleicht doch kein guter Beginn für meinen Start in den Pfeifenorgelbau.





    Auf jeden Fall vielen Dank für die Hilfe. Ich hatte ernsthaft schon darüber nachgedacht, die Pfeife der "thermischen Verwertung" zuzuführen





    Grüße, Andreas

  • Sehr hilfreich bei leichten Hölzern wie Pappel ist es, die Innenseiten der Pfeifen mit Leim zu bestreichen, oder die fertige Pfeife mit dünnem (Warm)Leim auszugießen.

    Josef

  • Sonst kann ich nicht bestätigen, dass die Pfeife absolut dicht sein soll. Habe früher damit versucht, die Deckel undichter und u. zu machen, und es verträgt schon Undichtigkeiten. Ich vermute, abhängig vom Labiumbereich und Vertiefung (so weit war ich nicht). Die Behauptung "absolut dicht" stimmt nur fürs Werkstatt. Im Labor wirds differenziert...

  • Ohne die bereits aufgezählten Störungsursachen in Abrede stellen zu wollen, möchte ich Euch, liebe Pfeifenmacher, darauf hinweisen, daß nach meiner Erfahrung bei Gedackten - 12 HTM recht eng ist mit der Folge, den Wind ziemlich stark drosseln zu müssen, damit die Pfeife nicht in die Quinte überbläst; in der Tat schreibt der Andreas ja, daß nach Überarbeitung der Grundton gekommen ist, wenn auch leise. Das ist für c0 bei nur 47 mm Labienbreite nicht verwunderlich.



    Undichte Spunde führen dazu, daß die Pfeifen schlechter ansprechen und häufig ein Rauschen erzeugen. Der Grundton als solcher sollte davon unberührt bleiben, denn bei der Rohrflöte wird ja ganz gezielt ein durchaus beträchtliches Loch in den Spund gebohrt, wobei allerdings das in das Loch eingesetzte Röhrchen der Grundschwingung einen gewissen Widerstand bietet.



    Es stellt sich die Frage, ob nicht aus der Not eine Tugend gemacht werde, anstelle des reinen Grundtons bewußt die Quinte mit erklingen zu lassen, indes ist es bei gar so schmaler Mensur schwierig, beide Töne einigermaßen stabil und mit schneller Ansprache zu erhalten; doch gibt es für mich nichts schöneres im Hausorgelbereich, als eine sanfte Quintadena für die große und kleine Oktav, deren Quinte im Mittelbereich leise mitsingt...



    Viel Freude beim Experimentieren,

    Wolfgang.

  • Ihr Lieben, hab versucht (Daten aus dem Gedächtnis) mit -17HT gedeckt, C, Rohr 10mm ohne Drossel. Allerdings Labiumhöhe 2/3 ! Klang ziemlich stark, kein Probelm beim Intonation. Ich wollte weiter so, allerdings kamen Hindernisse aus der Familie...