Verbindung Balg-Truhenorgel

  • Liebe Foristen,



    ich baue gerade meine kleine Truhenorgel, die ich 2006 nicht zufiedenstellend hinbekommen habe, nach 8 Jahren und mit mehr Erfahrung nochmal um unter Verwendung von 50% "altem" Material (u.a. Windlade) und mache auch kraeftig Fotos, die ich bald hier gern einstellen werde.



    CDE-a"

    Gedackt 8'

    Regal 8' B/D

    Prinzipal 4' Diskant ab c'



    Jetzt aber eine konkrete Frage: Ich baue am Wochenende ein Unterteil, eine Kiste von ca. 32x30x75 cm^3, welches das Mini-Ventola-Geblaese und ein Reglierventil beheimaten und als einziger Hauptbalg dienen soll.



    Nun zwei Dinge, die demnaechst anstehen, und bei denen ich gern Rat einholen wuerde:



    1) Soll ich den Balgdeckel (Flaeche 30x70 cm^2) fuer diese "Kiste" (bis auf das Geblaese voll unter Wind) lieber als Keil bauen (Scharniere als Fuehrung auf einer Seite) oder als Schwimmer (mit innenliegenden Balgscheren)? Maximaler Aufgang?



    2) Wie stelle ich die Verbindung von dieser Balgkiste zur darauf stehenden Orgel (gleiche Grundflaeche 32x75 cm^2) am elegantesten her? Ich kann natuerlich einen Wellschlauch benutzten, um beides seitlich zu verbinden. Ich dachte aber daran, die Balgplatte untenliegend zu bauen, sodass die Balgkiste oben eine massive Deckelplatte hat. Hier koennte mittig ein Loch sein, das seine Entsprechung im Boden (Windlade) der Truhe hat. Nur - wie dichte ich das ab?



    Es gibt ja massenhaft Truhen, deren Teile aufeinandergestellt werden - wie loest man das ueblicherweise winddicht?



    Danke und Gruss,

    -Ulf

  • Lieber Ulf



    Zu Deiner zweiten Frage



    Ich habe die Windkanal-Kupplung bei meinem Positivlein wie folgt gemacht: zwei Flansche mit dem Windkanal entsprechenen Innenquerschnitt aus 9 mm Sperrholz, Breite der Randes ca. 20 mm. Berührungsfläche beider Flansche beledert. Gegenseite des unteren Flansches mit einer Zwischenschicht aus 15 mm Zellgummi beklebt (Polstermaterial für Fernsteuerungen aus dem Modellbaubedarf, Moosgummi geht auch, ist aber etwas weniger elastisch). Auf der Gegenseite des Gummis wieder ein identischer Flansch, der an das Kanalende des Unterkastens montiert wird. Das Gummi-Sperrholz-Sandwich habe ich seitlich rundherum beledert. Beide Flansche sind so montiert, dass der Zellgummi 2 bis 3 mm zusammengedrückt wird, wenn der Oberkasten aufgesetzt ist. Man muss etwas pröbeln aber wenn alles passt, ist das eine zuverlässige und haltbare Dichtung.



    Herzliche Grüsse und viel Erfolg

    Thomas

  • Ihr lieben Truhen-Freunde,



    es freut mich, nach langer Forumsruhe wieder einmal etwas hier zu lesen, ganz besonders, daß unser Ulf sein Truhen-Projekt hervorholt.



    Was die Verbindung Balg-Lade anbetrifft, so hatte auch ich bei meinem "Positivlein" (Thomas) die Aufgabe, den Wind vom Unterkasten mit dem Balg zum Oberkasten zu führen, welcher einfach nur mit dem Gewicht auf der Platte des Unterkastens steht.



    Dabei verwendete ich überhaupt keine Dichtmittel, allein das schwere Gewicht des Aufbaus mit der sehr großen Plattenauflagefläche genügt, daß kein Wind meßbar verschleicht.



    Eines versteh' ich nicht so ganz: Möchtest Du den Balg sozusagen umdrehen, daß die Balgplatte auf der Unterseite nach oben in den Balg drückt?



    Wer gern experimentiert, für den ist das sicherlich eine Freude, ins reifere Alter vorgerückt würde ich bei der bewährten Stein-Belastung der Balgplatte bleiben, welche dann freilich traditionell-langweilig ober sein müßte.

    Bei nur 30 Zentimeter Breite würde ich vorerst versuchsweise auf die Scherenmechanik im inneren verzichten, das Balgleder könnte ausreichend stabil die Platte auf und nieder gehen lassen, wenn man das aus mehreren Steinen bestehende Gewicht entsprechend auf der Platte verteilt.

    Auch auf die doch wesentlich kompliziertere Keilbalg-Konstruktion würde ich verzichten, aber auch das könnte ja für Dich gerade den Reiz ausüben.

    Und die Verbindung nach oben, ja ganz simpel mit dem Schlauch, oder ästhetisch rein mit einem Holzkanal quadratischen Querschnitts, den Anschlußflansch, wie vom Thomas beschrieben, abzudichten.



    Was den "maximalen Aufgang" anbetrifft, stelle doch einfach vergleichende Versuche mit Deiner Grande Orgue an, wie weit sich da die Platte bewegt, ich vermute, bei drei Registern und vierstimmigen Spiel werden das nur wenige Zentimeter sein, ein bis zwei Zentimeter schätze ich, da die Fläche doch ordentlich groß ist. Die Balglippe könnte dann recht schmal ausfallen, was der Stabilität der Platte zugutekommt.



    Und noch was, ich schreib schon wieder so viel:

    Könntest Du nicht was machen, daß der Tonumfang bis zum c3 reicht, nicht weiter, aber gerade das c wird von Bach doch recht oft verlangt, als Trost-Orgler wirst Du wohl gerne Barockmusik spielen, nehm ich einfach einmal an...



    Wie auch immer, frohes Schaffen wünscht Dir und Euch allen



    Wolfgang,

    (immer wenn ich nach Jena komme denke ich ein bißchen an Dich)


  • Liebe Orgelforisten,



    ich hatte viele Fotos und keine Zeit, diese hier zu zeigen, um so das Forum zu stimulieren. Aus Erfahrung weiss ich, wie motivierend jedes Baufoto ist. Daher habe ich heute ein pdf angefangen, und viele Bilder mit wenig Text zusammengestellt. Hier die Links:



    pdf Bau Truhenorgel (hochauflösend 9 MB)



    pdf Bau Truhenorgel (niedrigauflösend 2 MB)



    Alle Fragen und Vorschläge sind natürlich willkommen. Die Orgel ist noch nicht fertig, ich werde den Bericht aktualisieren.



    Gruß,

    -Ulf

  • Hallo Ulf,



    hübsches Örgele. Mich würde natürlich der Klang interessieren; wenn Du mal wieder ein Video machen könntest (hast Du glaub ich schonmal mit Deinem größeren Opus) wäre das Klasse. Ist das Gedackt denn permanent geschaltet oder hat das auch Schleifen?



    Gruß



    Jens

  • Hallo Jens,

    ich habe den Bericht jetzt erst einmal eingestellt, weil ich die nächsten 3-4 Wochen auf Reisen bin. Danach muss ich nochmal intonieren und stimmen, aber ich werde auf jeden Fall mal eine Aufnahme dokumentieren, wenn ich wieder zu Hause bin.



    Da die Orgel von Anfang an eigentlich nur mit einem Register geplant war, ist dieses jetzt auch immer an. Ich habe überlegt, noch Schleifen für den 8' einzubauen, habe aber zugunsten meiner knappen Zeit und dem ohnehin knappen Platz- und Windverhältnissen in der Orgel erst einmal davon abgesehen. Es liesse sich aber noch nachrüsten. Im Diskant müsste man die Verführungsstöcke schlitzen und dort eie Schleife einziehen. Im Bass könnte es trickreich werden.



    -Ulf

  • Bisher kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden bin, auch mit der Balganlage. Ich kann den 8' sehr vollgriffig spielen (8 Töne gleichzeitig, verteile von c0 bis a') und bemerke im Diskant keinerlei Änderungen, was Lautstärke oder Intonation angeht. Auch mit dem 4' im Diskant dazu nicht. Dieses zusätzliche Diskantregister verbraucht auch nicht viel Wind. Das wäre sicher anders, wenn der 4' voll ausgebaut wäre.



    Allerdings ist die tiefe Oktave des 8' noch nicht angeschlossen, da kann es sein, dass sich die Dinge etwas ändern, aber dass weiss ich erst später. Ich habe auchnoch ein alten Neobarock-Holzregal herumkullern, was prinzipiell hineinpassen würde. Da kann es aber sein, dass man besser eine Schleife baut, entweder labial 8' oder lingual 8', weil es vielleicht für beide zusammen knapp wird.



    Ich werde es euch wissen lassen.

    -Ulf

  • Hallo Ulf,



    danke für das Video. Finde es toll, das Instrument hören zu können.



    Download klappte, Wiedergabe nur mit bestimmten Playern (VLC hat es nicht gefressen, der Player in meinem Firefox auch nicht, aber Windows MediaPlayer konnte es dann wiedergeben. Die anderen meldeten "Datei korrupt")



    Gruß



    Jens