Fassung von Orgelgehäusen

  • Liebe Orgelfreunde



    Das Gehäuse meines kleinen Positivs baue ich aus Fichtenholz. Dieses möchte ich gern farbig fassen. Die klassische Technik wäre Kaseinfarbe auf Kreidegrund. Hat jemand Erfahrung damit?

    – Eignen sich Plakafarben von Pelikan (meines wissens die einzige handelsübliche Kaseinfarbe) oder muss sie selbst angerieben werden?

    – Wie steht es um die Beständigkeit der Oberfläche?

    – Welche Alternativen gibt es, die einen «händischen» Eindruck vermitteln? Ins Spritzwerk möchte ich den Kasten natürlich nicht geben.



    Herzlichen Dank für jeden Tipp.



    Grüsse

    Thomas Geissberger

  • Hallo,



    für mich käme es darauf an, welchen Stil das Positiv hat. Bei einer historisierenden Bauweise würde ich auch auf Kaseinfarbe gehen, ggf. anschließend mit Leimwasser/Schellack/Wachs überziehen. Geht es dagegen um ein neuzeitlich geprägtes Instrument, würde ich zu "technisch" unproblematischeren Varianten greifen, z. B. Alkydharzfarbe.



    Gruß, Heiko

  • Lieber Jens, lieber Heiko



    Danke für Eure Vorschläge



    Das Instrumentchen ist in historisierendem Stil gehalten. Die Farbe sollte deckend, glatt und matt bis seidenmatt sein, einige Profile werden vergoldet. Kaseinfarbe wäre da schon ein Favorit.



    Mich würden einfach die Erfahrungen interessieren, die andere mit dieser Technik gemacht haben, um mir einige Umwege zu ersparen.



    Vielleicht hat auch jemand Kontakt zu eine Kirchenmaler, der Auskunft geben könnte. Die Vergolderin, die das Polimentieren, Anschiessen und Polieren der Goldpartien übernehmen wird, hat diesbezüglich leider keine Erfahrung.



    Gruss und Dank

    Thomas

  • Hallo,

    abhängig davon, wie sehr hier mit originalen Oberflächenaufbauten gearbeitet werden soll,

    sehe ich hier schon Möglichkeiten, auf den Kreidegrund zu verzichten.



    Ich habe es so herausgelesen, dass es um einen einfarbigen Anstrich geht?

    Keine Marmorierung oder Maserierung.



    Je nach gewünschtem Farbton und Deckkraft ist auch ein Anstrich auf eine Grundierung mit Vorstrichfarbe möglich.

    Optisch im Endergebnis jedenfalls kaum zu unterscheiden.



    Ohne Übung ist ein pigmentierer Kaseinanstrich aus meiner Sicht nur zu empfehlen, wenn in der ebenen Fläche gearbeitet wird.

    Bei Verkröpfungen, Profilen und Tiefenstaffelungen sollte auf alle Fälle vorher ein größeres Muster angelegt werden, ob es gelingt, die Farbe gleichmäßig aufzutragen.



    Kaseinfarbe zügig und in gut zu lüftende Räumlichkeiten aufbringen.

    Ist zwar nicht giftig oder gesundheitsschädlich, riecht aber schnell recht unangenehm.

    (gilt natürlich nicht für Plaka)



    Ob Plakafarben den Ansprüchen genügen ist sicher auch eine Frage der gewünschten Deckkraft und des Farbtones.



    Schöne Grüße

    Johannes

  • Bei Pelikanplaka kann man auf Kreidegrund verzichten. Pelikan liefert die Farbe allerdings in recht dicker Konsistenz. Ich würde sie mit Wasser verdünnen und gegebenfalls mehrmals auftragen.

    Kreidegrund auf Holz hat an sich die Aufgabe, die Holzstruktur zu überdecken. Er wird daher meistens relativ dick aufgetragen und dann geschliffen. Wenn man nur die Plaka dünn aufträgt, wird man die Holzstruktur sehen. Wenn man eine eher glatte Oberfläche möchte, könnte man auch die Plaka etwas dicker auftragen und dann schleifen. Auf die geschliffene Plaka kann man dann noch eine Schicht Plaka auftragen, die nicht geschliffen wird. So erhält man eine gleichmäßige, matte Farbschicht.

    Ein Problem wird aber die Versiegelung: Unversiegelt ist die Plaka angenehm matt, aber sehr leicht verschmutzbar und, da sie leicht saugend ist, auch nicht ganz unproblematisch feucht zu reinigen. Schellack ist zwar historisch, aber für feuchtes Abwischen auch nur bedingt geeignet. Da würde ich mir überlegen, ob ich so streng historisch sein möchte. Ein matter Lack auf Wasserbasis dringt in die leicht saugende Plaka hervorragend ein , verbindet sich gut und wäre auch später leicht zu reinigen. Die Firma Lascaux bietet gute wasseremulgierte Lacke.

    Wenn es nicht unbedingt eine Polimentvergoldung sein muß, kann man auch eine schöne Ölvergoldung (mit Mixtionöl) aufbringen. Das hätte den Vorteil, daß du beim Grundieren mit Plaka die Goldflächen noch nicht aussparen musst: Einfach die zu vergoldenden Flächen mit Plaka so dick grundieren, daß die Holzstruktur überdeckt ist. Dann glattschleifen. Nun mit Schellack überziehen. Der Schellacküberzug sollte jedoch glatt geraten und keine Pinselspuren zeigen. Die würde man auf der Goldoberfläche sehen. Wenn man darin bei normaler Schellackkonsistenz nicht so geübt ist, kann man sich behelfen, indem man die Schellacklösung sehr stark mit Brennspiritus verdünnt und segmentweise recht nass aufträgt. Der schnell trocknende Lack wird solange verteilt, bis er trocken ist. Die Pinselspuren sind dann so dünn, daß sie nicht auftragen. Und man braucht tatsächlich nur eine hauchdünne Lackschicht, weil man nur das Aufsaugen des nachfolgenden Mixtionöls verhindern muß. Wer auf Nummer sicher gehen will, macht diesen Auftrag des sehr dünnen Schellacks 2 mal. Wie stark soll man verdünnen: Ich verdünne handelsüblichen Schellack 1:10 mit Spiritus und trage dann 2x auf.

    Danach kann man Mixtionöl auftragen, wartet die angegebene Trockenzeit und vergoldet dann. Hat man sauber gearbeitet, bekommt man eine mattere Vergoldung als beim Polimentverfahren. Man kann aber den Glanz erhöhen, indem man das Mixtion mit Terpentin zur Hälfte verdünnt und aufträgt. Allerdings ist dann die Trocknungszeit kürzer. Nach dem Vergolden kann man mit Watte polieren. Ich habe so schon Vergoldungen hinbekommen, bei denen eine Vergoldermeisterin zuerst dachte, es sei eine Polimentvergoldung. Der Vorteil der Ölvergoldung ist ihre Stabilität: Sie lässt sich mit einem feuchten Lappen reinigen, was bei Polimentvergoldung nicht geht.

    Ich würde aber -egal welche Methode Du wählst- immer zuerst auf einem Brett eine Probe machen und mir das Ergebnis ansehen.

  • Besten Dank an Johannes und Hausorgeler für die ausführliche Erläuterungen. Ich werde jetzt ein paar Versuche an Probestücke machen. Ich berichte dann über die Resultate.



    Grüsse

    Thomas