Windverbrauch zu Labienbreite/Einlage

  • Wer kann aktuellere Parameter als die von Bormann für die Windberechnung geben? Es geht da nur um Planungsarbeiten.



    Bormann sagt 8cm3 pro mm Labienbreite in 0,3 mm Einlagendicke; 11,5 in 0,4 mm und 13 cm3 in 0,5 mm



    Das schien mir immer zu klein (zumal es gibt, laut frz. Drehorglern ein verlorenes bereich von 0,14 mm um jede fest Umrandung des Luftspalts, stimmt das?), würde aber gerne wissen welche Werte anderen nehmen.



    LG



    Francois

  • Lieber Francois, liebe Wind-Verbraucher!



    Wenn auch die Fragestellung nach der Windberechnung über 4 Jahre zurückliegt, möchte ich darauf zurückkommen, da ich mich augenblicklich eingehend mit der Dimensionierung einer guten Windversorgung auseinandersetze.



    Bormanns Zahlen habe ich dem Heimorgel-Buch auch gelesen, vermutlich ist es ein Druckfehler: Während die Angaben für 0,3 mm Kernspalte und 0,5 mm übereinstimmen: 26,7 cm³/s x Austrittsfläche, weicht jener für 0,4 mm mit umgerechnet 28,5 cm³/s bedeutend ab; ich würde es ohne weiteres einsehen, wenn der Verbrauch bei sehr engen Spalten geringer ist, da ja die ausströmende Luft nicht schlagartig aus der Kernkammer entweicht, sondern vielmehr einen gewissen Weg in Form eines Luftblattes zurücklegt und somit neben der Austrittsfläche des Kernspaltes die dritte Dimension mit in's Spiel kommt, doch daß dann für verhältnismäßig dicke Spalten mit 0,5 mm wieder umgerechnet die gleichen Verbräuche wären wie für 0,3 mm, das kann wohl nicht sein. Ich bin geneigt, die von Dir zitierte Meinung der französischen Drehorgelbauer zu übernehmen, daß durch Randeffekte in der Kernspalte Strömungswiderstände entstehen, so daß es durchaus sein kann, von der Spalte grundsätzlich erst einmal 0,14 mm abzuziehen bei der Berechnung des Windverbrauchs.



    Die theoretische Austrittsgeschwindigkeit läßt sich als Quotient aus Winddruck und Dichte der Luft berechnen, aus dem Ergebnis ist die Wurzel zu ziehen: Bei 50 mm WS ergibt sich fast 29 m/s. Dieser Wert ist mit der Austrittsfläche zu multiplizieren, schon hat man den theoretischen Windverbrauch der Pfeife, vorausgesetzt, der Winddruck in der Kammer stimmt mit dem Druck in der Lade, oder zumindest mit der Kanzelle, überein, das heißt, daß keine Fußdrosselung angewendet wird. Die Formel gilt natürlich auch bei Fußdrosselung, indes ist der Winddruck in der Kernkammer dann natürlich entsprechend niederiger.



    Allgemein kann man feststellen, daß Bormanns Werte, ob nun 26,7 oder 28,5 doch recht nahe am theoretischen Wert 29 liegen; durch Messungen an den großen 16'-Gedackten konnte ich den Zahlenwert bestätigen, wobei 20 Prozent Fehler schon beim Ausmessen der Kernspalte bei mir entstehen, dann auch weitere Fehler durch die zeitliche Messung des verbrauchten Volumens, denn mein Balg läuft mit einer Gedacktpfeife mit 160 mm Breite kaum 5 Sekunden, daß er leer ist.



    Fazit: Ich nehme den theoretisch zu berechnenden Wert für den Verbrauch, höher wird er in der Praxis nicht liegen, allenfalls noch die berühmten 15 Prozent zuschlagen für Verschleich.



    So, jetzt verschleich ich mich, bevor ich noch mehr in den Wind schlage...

    Wolfgang.