MDF

  • Liebe Orgelbaufreunde



    Ich bin neu im Arbeitskreis und auch neu in diesem Forum. Als Orgelbauanfänger mangelt es mir nicht Fragen. So bin ich dankbar, Euren Rat in Anspruch nehmen zu dürfen.



    Ich plane ein einfaches Tischpositiv in der Art des Entwurfs von John Boersma.



    Eine erste Frage:

    Herr Boersma empfiehlt für die Windlade Multiplex-Sperrholz. Ich liebäugle der einfacheren Verarbeitung wegen mit MDF. Hat jemand Erfahrung mit der Verwendung von wasserfestem MDF für die Kanzellenplatte einer Windlade?



    Johan de Vries warnt auf seiner Website generell vor der Verwendung von MDF in der Windlade, erwähnt aber die erfolgreiche Verwindung des Materials in seinem Portativ.



    Freundliche Grüsse und besten Dank im Voraus



    Thomas Geissberger

  • Ich rate generell auch von der MittelDichtenFaserplatte ab wenn es sich um Bauteile handelt die wirklich zu hundert Prozent dicht sein müssen. Die Werkstoffeigenschaften sind nicht besonders gut, und Multiplex ist alles in allem besser zu bearbeiten, überleg es dir nochmal.

  • Hallo,



    ich gebe zu, dass eine MDF-Platte nicht gerade in die Werkstoffpalette des klassischen Orgelbaus passt.



    Allerdings sehe ich schon (wenn ich nicht gerade meinen Maschinenpark, oder den, der vermutlich Corne_Dolce zur Verfügung steht)eine etwas einfachere Verarbeitung.



    Den Winddruck möchte ich mal sehen, bei dem die Luft beginnt durch die Fasern einer MDF zu strömen.

    Persönlich habe ich eher Probleme gehabt, wenn es bei Multiplex um sehr schmale Stege geht, dass hier in der Lage quer zur Faser schon mal was durchbricht.



    Die MDF-Verarbeitung ist eine etwas staubige Angelegenheit. Und zugegeben: im barocken Orgelbau kommt es selten vor.

    Ich sehe allerdings keinen Grund, von der Verwendung abzuraten.



    Johannes



    Schöne Grüße

    Johannes

  • Hallo,



    ich möchte auch ungern den "Profis" widersprechen, aber habe auch MDF erfolgreich an den Ventilschlitzen verwendet (dort 4mm stark). Dort war das Ausfräsen der Schlitze dann recht einfach zu bewerkstelligen. Dicht ist auch alles, ich habe aber auch alle Kanzellen mit verdünntem Leim ausgestrichen, bevor das MDF drauf kam ;-) Den Rest der Windlade habe ich jedoch auch in Multiplex und Massivholz gebaut; den ganzen Kanzellenrahmen würde ich nicht aus MDF bauen.



    Gruß



    Jens

  • Hallo zusammen,



    ich will Euch ja nicht enttäuschen... :-)

    habe aber selbst den kompletten Kanzellenrahmen aus MDF gebaut und dann alle Kanzellenwände vor dem Verleimen der beiden Platten mit Leim ausgestrichen! Hat super funktioniert und alles ist dicht.

    Das gleiche Prinzip habe ich bereits erfolgreich bei einer Truhenorgel angewendet!

    Natürlich ist Multiplex oder Massivholz besser, MDF aber funktioniert genauso gut.



    viele Grüße



    oliver

  • Das Thema wird doch kontrovers diskutiert.

    Hier die Überlegungen, die zu meiner Frage geführt haben.



    Meiner Meinung spricht für MDF:

    –MDF ist absolut plan und wirft sich nicht

    –Gefräste und geborte Oberflächen glatt und ohne Späne.



    Gegen MDF spricht vielleicht:

    –An der Plattenoberfläche könnte Trennmittel haften und ein dichtes Verkleben verhindern. Ich befürchte, beim Anschleifen die Platte uneben zu machen. Ev. Lösungsmittel verwenden?

    –Eventuell quillt auch «wasserfestes» MDF beim Tränken mit verdünntem Leim, wie von Boersma vorgeschlagen. Ev andere Art der Dichtung, Versiegelung?



    Ich würde nur die Kanzellenplatte aus MDF fräsen. Ventil- und Pfeifenplatte, wo nicht gefräst werden muss, würde ich aus Multiplex fertigen.



    Was meint Ihr? Wo liege ich falsch, wo richtig?

  • Hallo Thomas,



    Meiner Meinung spricht für MDF:

    –MDF ist absolut plan und wirft sich nicht

    –Gefräste und geborte Oberflächen glatt und ohne Späne.





    Plan und wirft sich nicht: Hier gewinnt jeder Plattenwerkstoff. Gilt also auch für Multiplex





    Gefräste und geborte Oberflächen glatt: sehe ich auch so. Spricht für MDF.





    –An der Plattenoberfläche könnte Trennmittel haften und ein dichtes Verkleben verhindern. Ich befürchte, beim Anschleifen die Platte uneben zu machen. Ev. Lösungsmittel verwenden?





    Du meinst von der Fertigung. Verklebungen und Verleimungen sowie furnieren von MDF geht ohne jede Vorbehandlung. Jegliches Eingreifen würde die Ebenheit der Platte aber stören.



    (Außer Breitbandschleifen)



    Du brauchst sicher keine Fehlverleimungen zu fürchten.



    Dieser Punkt gilt übrigens wieder für alle Plattenwerkstoffe. Also auch kein Vorteil der Multiplex.





    –Eventuell quillt auch «wasserfestes» MDF beim Tränken mit verdünntem Leim, wie von Boersma vorgeschlagen. Ev andere Art der Dichtung, Versiegelung?





    kommt auf den Verdünnungsgrad an. ;-)



    Ich würde halt das Leimwasser nicht ewig drin stehen lassen. Auslaufen lassen, verteilen und dann Feuchtigkeitsüberschuss wieder wegnehmen. Dann dürfte nichts fehlen.



    Ich würde aber kein andere Art der Versiegelung wählen.





    Ich würde nur die Kanzellenplatte aus MDF fräsen. Ventil- und Pfeifenplatte, wo nicht gefräst werden muss, würde ich aus Multiplex fertigen.





    Ventilschlitze fräsen?



    Also ich würde dann schon im Werkstoff bleiben.





    Johannes

  • Hallo,



    OK, da wird nicht so viel Wind gebraucht.

    Da reichen Bohrungen. Habe nicht mehr ans _Tisch_Positiv gedacht.

    Trotzdem würde ich im Werkstoff bleiben.

    Erstens lässt sich MDF auch gut bohren, und zweitens (noch wichtiger) gibt es einen verwindungsfreieren Verbund.



    Johannes