Klaviatur - Lack oder Öl?

  • Hallo liebe Hausorgelfreunde,



    zunächst möchte ich allen ein frohes Weihnachtsfest wünschen!



    In diesen Tage habe ich etwas mehr Zeit als sonst und plane und baue gerade die Manualklaviaturen. Dabei stellt sich mir die Frage nach der besten Oberflächenbehandlung der Tasten. Wie immer wird es mehrere gute Lösungen geben; mich würden einfach einmal Eure Erfahrungen interessieren.



    Gruß



    Jens

  • Hallo Jens,



    die Gegenfrage lautet:

    Was ist Deine Zielvorstellung:

    Als Vorschläge biete ich Dir an:



    - relativ langlebige Oberfläche, leicht zu reinigen, kaum Pflegeaufwand, nach Abnutzung der Oberflächenschicht nötiger Aufwand zur Regeneration sehr hoch



    oder



    - Oberfläche muss in regelmäßigen Abständen (z. B. einmal pro Jahr) aufgefrischt werden, Pflege- und Reinigungsaufwand mäßig, nach Abnutzung der Oberflächenschicht nötiger Aufwand durch die jährliche Überarbeitung bereits abgegolten.



    Was heißen würde: im ersten Fall lackiert, im zweiten Fall geölt.



    Oder Du könntest das Erscheinungsbild als Kriterium nehmen, dann hättest Du:



    - verschiedene Schichtdicken und Anfeuerungsgrade erreichbar, Beschädigungen in der Oberfläche aber deutlich erkennbar (Risse und/oder Wassereintritt durch die Oberfläche)und kaum partiell auszubessern.



    oder



    - starke Anfeuerung und geringe Schichtdicke, Beschädigungen sind in Minutenschnelle behoben, und deshalb beim Erscheinungsbild eigentlich nicht zu berücksichtigen.



    Meine persönliche Meinung: Ich würde die Manualklaviaturen (wie ich es auch beim Pedal gehalten habe) nicht lackieren.

    Als Beispiel muss wieder der Kirchenboden herhalten, den man früher immer lackiert hatte, und dann an den stark benutzten Stellen sehr bald hässliche graue Flecken erhielt.

    Eine Lackoberfläche ist kaum mehr zu reparieren, es verbleibt nur Abschleifen und vollständig neue Oberflächenbehandlung. Bei einer Klaviatur ist das auch ein relativ hoher Aufwand, auch wenn er nur in größeren Zeitlichen Abständen nötig ist.

    Ein Öl ist wie ich glaube in guter Kompromiss.



    Eine geölte Oberfläche muss intensiver gepflegt werden, bleibt dafür aber über sehr lange Zeit in gleichmäßigem Zustand.



    Meine Klaviaturen sind behandelt mit Proterre von Resit. Ein Ölprodukt mit Schellackanteilen. Hiermit habe ich persönlich gute Erfahrungen, am Pedal z. B. einmal im Jahr mit einem Schliefvlies über die beanspruchten Stellen gerieben, und dann einfach mit einem Lappen das Mittel neu aufgetragen.



    Es gibt (leider) eine riesige Vielzahl von Mischprodukten. Ich würde aber auf alle Fälle eine Ölbasis empfehlen.



    Resit war damals meine Wahl.

    Was ich mir auch gut vorstellen könnte, wäre Ovatrol-Öl.



    Schöne Grüße

    Johannes

  • Hallo Johannes,



    vielen Dank, das erleichtert die Auswahl schon mal enorm. Mein Favorit ist auch eine geölte Oberfläche; das Gemisch mit Schellack kannte ich noch nicht. Werde es mal ausprobieren.



    Liebe Grüße und schöne Feiertage



    Jens

  • Hallo Jens,



    dann musst Du allerdings noch eine Korrektur entgegennehmen. Es ist natürlich umgedreht:

    Resit von Proterra, aber das hättest Du bei der Produktsuche sicher schnell herausgefunden.

    Die genaue Bezeichnung ist übrigens Resit GS 170.



    Schöne Grüße

    Johannes

  • Hallo,



    ich muss Johannes uneingeschränkt zustimmen: auf keinen Fall lackieren! Lack ist von der Haptik her nicht das Richtige auf Klaviaturen und das Problem mit dem Durchspielen ohne gescheite Reparaturmöglichkeit ist an sich schon ausschlaggebend.



    Ich selbst mag gern ganz fein geschliffene (um nicht zu sagen: polierte) Oberflächen mit Öl. Aber das ist Geschmackssache.



    Falls Du noch keine Beläge aufgebracht hast: Auch hier solltest Du bewusst wählen. Falls Du viel spielst und Wert auf langes, gutes Aussehen legst, kommen eigentlich nur sehr harte Hölzer (europäischer Buchs, Ebenholz) in Frage. Eine Alternative wäre Knochen, aber relativ teuer.

    Zu weicheren Materialien würde ich nur greifen, wenn ich wenig spielen würde und mir nach einigen Jahren ein ausgespieltes Aussehen nicht stören würde.



    Obwohl: Habe gerade eine Ebenholz-Klaviatur hier, die massiv ausgespielt ist, allerdings von 1785. Ewig hält Ebenholz also auch nicht



    Gruß, Heiko

  • Hallo zusammen,



    habe etwas mit dem harten Tropenholz, das ich für die Beläge nehmen will, experimentiert. Habe ein Produkt auf Ölbasis verwendet, da es dies im Baumarkt gab (farbloses Hartöl, Gemisch auf Basis von Leinöl und anderen Ölen, Verwendungszweck: Parkett und Möbel). Nach mehrmaligem Ölen und schleifen/polieren sieht es so aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Maserung kommt schön zur Geltung, und es fühlt sich griffig an. Evtl. kommt noch eine dünne Schicht Wachs drauf, aber wohl eher nicht, da ich dann die Befürchtung habe, dass die Oberfläche dann klebrig wird in Verbindung mit Handschweiß etc.



    Nochmals Danke für die Antworten!



    Gruß Jens