Pfeifenwandstärke

  • Habe dieser Tage wieder mal eine Probepfeife aus Holz gebastelt.

    Länge knapp 30 cm, Innenmaße: 1,5 x 1,5 cm (= Mensur 1 : 19)

    Wände: Esche 4 mm.



    Sollte eigentlich wie ein enger Prinzipal (leichter Strich) klingen.

    Klingt aber eher flötig, trotz niedrigem Aufschnitt (4 mm = kurz vor dem Überblasen).

    Tiefer-/Höher-Stellen des Unterlabiums, weniger/mehr Luftzufuhr, ändern an der Klangfarbe nichts.



    Ein Vergleich mit einer älteren Pfeife mit gleichen Maßen, aber aus 1 mm Fichten-Furnierholz ergibt, dass diese durchaus streichend klingt.



    Liegt es nun doch an der Wandstärke?

  • Guten Tag,



    die Pfeifenwandstärke scheint im vorliegenden Zusammenhang eine entscheidende Rolle zu spielen, wie Beispiele englischer Chamberorgans des 17. Jhds. zeigen, für die offene Streicher typisch sind. Alle haben sehr enge Mensuren, niedrige Aufschnitte und ziemlich dünne Nadelholzpfeifenwände.



    Die englische Orgelbaufirma Goetze&Gwynn (http://www.goetzegwynn.co.uk)hat einige dieser Orgeln untersucht und in der dort zu beziehenden Reihe "Harley Monographs" extrem detaillierte Restaurierungsberichte (mit genauesten Beschreibungen, Fotos, Zeichnungen, Plänen, und Maßangaben für jede einzelne als Original erkannte Pfeife) veröffentlicht.



    Beste Grüße

    Jochen Thesmann

  • Hallo Hausorgelfreunde,



    das Phänomen kann ich mir physikalisch folgendermaßen erklären: Dünne Pfeifenwände vibrieren leichter mit der Suftsäule innerhalb der Pfeife. Durch das Mitschwingen wird den Grundtönen Energie entzogen, da die Schwingungsreflektion gedämpft wird, damit verschwinden "flötige" Klanganteile. Höhere Schwingungen werden wohl weniger von den Wänden absorbiert -> Hellerer, streichenderer Klang. Das passt auch zu der Forderung, für flötigen Klang eher dickere Wandstärken zu nehmen und penibel auf Dichtigkeit zu achten, um den Grundtönen nicht die Energie zu entziehen, vor allem bei Gedackten, bei denen ja die Reflektion und damit die höchste Druckamplitude am Deckel vorhanden ist -> absolut dichter Deckel nötig.



    Gruß



    Jens Ganter

  • "Länge knapp 30 cm, Innenmaße: 1,5 x 1,5 cm (= Mensur 1 : 19)Wände: Esche 4 mm.

    ...

    Ein Vergleich mit einer älteren Pfeife mit gleichen Maßen, aber aus 1 mm Fichten-Furnierholz ergibt, dass diese durchaus streichend klingt." (Reinhold S.)



    Einmal davon abgesehen, daß ich bis hieher nicht hätte glauben wollen, daß es überhaupt Fichten-Furnierholz gäbe, bleibt mir nur meine Hochachtung zum Ausdruck zu bringen, wie es Dir, lieber Reinhold, gelingen kann, eine immerhin 30 Zentimeter lange Pfeife aus dermaßen dünnen, dazu äußerst weichen Holz zu fertigen; dabei denke ich an die Mühen, welche ich habe, selbst mit wesentlich dickeren Leisten einwandfreie parallele Pfeifenkörper zu leimen, ohne daß dicke Leimschlieren in die Tonsäule hineinquellen, unter welchen die Klangreinheit möglicherweise zu leiden hätte!



    15 mal 15 Millimeter Querschnittsmaße, das ergäbe für die den Ton des zweigestrichenen c erzeugende Pfeife eine Mensur von etwa minus 15 Halbtönen nach Töpferscher Normalmensur, ein im Hausorgelbau recht üblicher Wert, welcher ansich alle Klangfarben ermöglichen sollte; wie sieht es dann mit der Rundung des Oberlabiums aus, den "leichten Strich" erhält man m. E. vor allem durch eine scharfe Kante, wobei ich keinesfalls den vermuteten und durch die vorangegangenen Antworten bestätigten Einfluß der Wandstärke in Abrede stelle möchte,



    Wolfgang.

  • Hallo, liebe Orgelbaufreunde,

    schaut einmal in den Aufsatz Th.A. Wilhelm,"Der Einfluss von Wandstärke und Holzart auf den Pfeifenklan" in "Die Hausorgel" Nr. 17, S.27-30.



    Gruß,

    Andreas Richter

  • Das Fichten-Furnierholz stammte (als Abfall) aus den 1970er Jahren aus einer Furnierfabrik in meiner Nähe. Die Pfeife baute ich damals so:



    1. alle Teile zusägen und schleifen. Die Kernschräge/Kernkammer aussägen. Das Fußloch in den Kern bohren.



    2. Die Seitenwände an den Kern und an ein Kern-Stück mit gleicher Abmessung an der Mündung anleimen, 2 dünne Abstandsholzplättchen nur ganz leicht zwischen die Seitenwände leimen (1 kleiner Tupfer) und ein Füllstück (dieses 2 mm dick) dazwischenleimen. In einer selbstgebauten 90°-Lade mit mäßigem Druck einspannen. Das ergab eine 99%ige Rechtwinkligkeit.



    3. Dieses Rahmenstück nach der Festigkeit des Leimes wieder etwas glattschleifen.



    4. Pfeifenboden und Pfeifendecke mit Leim einpinseln. Mit den 1-mm-breiten Seitenwänden über einen leimhaltigen Pinsel fahren.



    5. Boden- und Deckbrett auf das Seitenbretter<Kern<Abstandshalter-Stück aufsetzen.



    6. In die Lade zum Leimen geben.



    7. (wie 3.)



    8. Das Mündungsstück absägen, mit einer langen Häkelnadel die Abstandshalterbrettchen herausziehen.

    9. Die Pfeife in 1 : 1 mit Wasser verdünnten Holzleim tauchen und den verdünnten Lack ablaufen lassen.



    10. Durch Adhäsion bildet sich an allen rechtwinkligen Verleimungsstellen eine abgerundete verdickte Leimstelle (im getrockneten Zustand nur 1/3 mm dick), die zur Stabilität und Dichtigkeit der Pfeife beiträgt.



    11. Verschiebbares Oberlabium und verschiebbares Unterlabium mit Karton-Zwischenstück zum Intonieren anbringen und in optimaler Stellung festleimen.



    Ich habe auch noch eine andere (etwas stabilere) Bauweise angewandt:

    Seitenbretter von 3 mm Stärke an den Kern angeleimt . . .

    Pfeifenboden und Pfeifendecke 1 mm Stärke auf die Seitenbretter geleimt . . .



    Gruß

    Reinhold

  • Ist das Corpus mit hartem Lack lackiert?

    oder mit dunnem Leim?



    Innen muss glatt sein!



    Kernspalt nicht im Holzkern machen aber im Vorschlag/Unterlabium.

    Auch Wind zum Kernspalt via Unterlabium machen.

    Lauf vom Wind(Holzkernseite und Unterlabium) mit Bleistift bleiën/schwarzen.



    Pfeifenmaßen sind n.n.M. in Ordnung.