Braucht man unbedingt einen Schwimmerbalg?

  • Hallo Freunde,



    bin gerade dabei, einige Schwachstellen meiner Orgel auszubessern und heute habe ich den Schwimmerbalg, den ich vor 10 Jahren aus einer alten Tür und Spanplatten zusammengezimmert habe, entfernt und somit Platz für meine Kegellade geschaffen, die ich jetzt ziemlich am Boden platzieren kann und kein Problem mit den Pfeifenlängen haben werde.

    Mein Gebläse schafft 120 mm Ws und ich betreibe das eine Register nun ohne Balg.

    Eigentlich wollte ich einen schönen Schwimmerbalg bauen, sehe aber, dass es auch ohne geht. Wer kann mir da weiterhelfen?



    Liebe Grüße,



    Stefan.

  • Unbedingtbraucht man ihn nicht, den Schwimmerbalg, und wie Du bemerkt hast, geht es auch ohne.



    Tatsächlich machte auch ich die Erfahrung, daß man bei nur einem Register 8-Fuß ohne Reguliereinrichtungen das Gebläse über einen längeren Schlauch einfach an die Lade anschließen kann, so wie es mir damals ein Orgelbauer empfahl.



    Dein Gebläse mit 120 mm WS scheint ja ordentlich Dampf zu machen, so daß Du mit engen Kegeln und starken Abdrosselungen den Druck in den Pfeifen herunter kriegst. Durch diese großen Strömungswiderstände entkoppelst Du die Pfeifen, so daß die Tonhöhen auch bei Akkorden ausreichend stabil bleiben.



    Kritisch wird es mit zusätzlichen Registern: Mein 2-Fuß-Register konnte ich bei meinem Opus 1 nicht allein spielen, ohne begleitendes 8-Fuß-Register steigt der Winddruck in den Tonkanzellen zu stark an, die Stimmung läuft davon.



    Möglicherweise ist das Problem bei Kegelladen nicht gegeben, der große Vorteil liegt hier ja darin, daß die Windversorgung aller Pfeifen vollkommen unabhängig voneinander ist. Probiere es doch einfach mit einem Probepfeifchen aus; ich rettete die Situation einfach dadurch, daß ich die Registerstange zu der Schleife für das 8-Fuß-Register absägte und dieses Register somit ständig gezogen ist. Das wäre wohl in der Spielpraxis ohnehin immer so gewesen. Dazu kann ich nun das 2-Fuß-Register ziehen oder abstoßen; die kleinen Winddruckveränderungen machen sich beim 8-Fuß nicht bemerkbar, die 2-Fuß-Pfeifen werden stets mit dem gleichen Druck versorgt.



    Viel Freude beim Orgelbauen wünscht

    Wolfgang.

  • Lieber Stefan.



    Ich zweifle nicht daran, dass es ohne Balg auch geht. Die Frage stellt sich mir jedoch, wie das klingt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das einen einigermassen ausgeglichenen Klang ergibt. Kürzlich wurde in diesem Forum unter dem Thema: „Optimaler Windeinlaß in die Lade“ diskutiert, ob die Windeinspeisung auf der Bass- oder auf der Diskantseite angebracht werden sollte. Bis jetzt habe ich immer geglaubt: Zum A + O eines schönen Orgelklanges gehört, nebst Anderem, ein ausgeglichener Orgelwind. Dieser ist nur zu bekommen, wenn er mit einem möglichst grossen Balg geregelt wird. (Dazu auch noch das Forum-Thema: „Gebläse und Balg - Wind im Pfeifenfuß“ (Juni 2005) und Thema: „Ausgleichsbalg“ (August 2004)



    Viele Grüsse

    Ruedi Wernli

  • Hallo,



    danke für die beiden Meinungen. Ich habe heute einen neuen Schwimmer angefangen, leider muss ich mir erst noch Balgtuch oder ähnliches besorgen. Es stimmt schon irgendwie, dass man eine Druckregelung benötigt und deshalb habe ich gleich mal ein Rollo mit eingebaut. Mein eigentliches Problem ist allerdings das Ziehen einer Ventilklappe, denn ich habe als Windeinlass für Kegelladen Ventile genommen, wie man sie bei Schleifladen verwendet. Leider zieht mein E-Magnet bei vollem Winddruck das Ventil nicht auf. Muss mal die Feder etwas zurückbiegen, vielleicht hilft es was. Wie ihr seht, bin ich noch lange nicht fertig :=)



    Grüße,



    Stefan.

  • Liebe Freunde,



    nun ist das Problem mit dem rauschenden Windkanal immer noch nicht beseitigt und ich habe mir überlegt, ob ich nicht über dem Gebläse einen weiteren Schwimmer bauen soll, der eine Rückschlagklappe für den Eingang bekommt. Vielleicht löst sich dann das Rauschproblem, wenn der Wind erst mal beruhigt wird und dann in die Orgel strömt.

    Bei Hans Klotz im Buch von der Orgel habe ich so eine Zeichnung gesehen, wo ein Schwimmer über dem Gebläse ist.



    Grüße,



    Stefan

  • Grüss Gott,



    Ist das die Windversorgung für Deine Hausorgel welche Du im Thread :

    Fortschritte im Orgelbau - mit Bildern dokumentiert hast ?



    Bringen wir mal als erstes ein wenig System in deinen Fragenkatalog - aber bedenke dass Ferndiagnosen schwierig sind.

    Dein Thread ist überschrieben mit dem Titel: Braucht man unbedingt einen Schwimmerbalg ?

    Die Postings von wolfgang und ruedi wernli beantworten Deine Hauptfrage im Thread, dem ist nichts beizufügen.



    Für genügend Raumhöhe hast Du den gebauten Schwimmerbalg entfernt und schliesst neu direkt an die Lade. Jetzt hast Du offenbar Windrauschen im System und hoffst mit einem neuen Schwimmerbalg das Problem zulösen.



    Hattest Du mit dem ersten Schwimmerbalg kein Windgeräusch ? Wo lokalisierst Du denn eigentlich die Störquelle ? Wie gross im Querschnitt und wie lang ist Dein Kanalsystem ? Wie dick sind die Kanalwände und sind sie innen glatt ? Hast Du die benötigten Kanal-Richtungsänderungen winklig oder mehrfach gekröpft ausgeführt ? Wie gross ist die Windgeschwindigkeit ? ( 120 mm WS ist nicht wenig für eine HO!! )

    Ist der Ventilator mit einer Ledermanschette mit dem Kanalsystem verbunden ? Ist u.U. der Ventilator die Quelle des Windrauschen ?



    Dies sind nur ein kleiner Teil der Fragen welche Du vor Ort lösen musst. Mit ungefähren " VERMUTUNGEN " ist Dir nicht gedient und mehr als Vermutungen sind mit den vorhandenen Infos nicht möglich. Dies zuschreiben tut mir sehr leid, denn was Du bisher geleistet hast ist grossartig. Mein einziger Kritikpunkt: Bedenke die HO muss nicht nur den Ohren genehm sein, auch das " Auge " will was haben.



    Noch einen Hinweis zu den Zeichnungen die Du bei Hans Klotz gesehen hast. Wenn Du die grosse Zeichnung meinst die im hinteren Buchdeckel steckt - dies ist die

    normale Disposition - aber es muss darauf hingewiesen werden dass hier jede Lade noch einen zusätzlichen Ausgleichsbalg hat und ob das für Dein Lärmproblem was bringt bezweifle ich.

    An die grosse " Stillleser-Gemeinde " hier im Forum die eine Lösung in Petto haben - helft Stefan, er hat es mehr als verdient und wir gewinnen einen jungen Fan der Hausorgel



    Hermann Werlen

  • "nun ist das Problem mit dem rauschenden Windkanal immer noch nicht beseitigt" (himei)



    Ohne Hermanns detaillierte Überlegungen zu der Problemstellung beiseiteschieben zu wollen nehme ich an, daß das Gebläse unmittelbar in den Kanal hineinbläst mit allen seinen Turbulenzen, welche die rauschenden Geräusche hervorrufen, die sich entlang des Kanals mit starkem Klang ausbreiten.



    Rein interessehalber führte ich einen solchen Versuch durch, daß ich den Balg abkoppelte und das Ventola direkt an den Schlauch zur Windlade ankoppelte. Vermittelst des Frequenzumrichters gelang es, den Druck soweit zu vermindern, wie er für gewöhnlich in der Lade herrscht und tatsächlich war auch ein zweistimmiges Spiel einigermaßen möglich mit gewissen Abstrichen bei der Stimmhaltung der höchsten Töne. Was aber ganz und gar unerträglich war, das war das gräßliche Rauschen aus der Windlade: Trotz auf 22 Millimeter Wasssersäule reduzierten Druckes pflanzten sich anscheinend die Turbulenzen des Gebläses bis in den Ventilkasten fort, wo sie im Gewirre der Ventilfedern fröhliche Urständ feierten...



    Also schon aus diesem Grunde muß ein Balg her zwischen Gebläse und Kanal, um mit seinem Volumen jegliche Dynamik aus dem zuströmenden Gebläsewind zu nehmen, um dann mit berechneter oder zumindest geschätzter gleichmäßiger Geschwindigkeit eine ruhige Abströmung zu ermöglichen!



    Ich grüße Euch, frei nach Schubert: Örglein, laß dein rauschen sein!

    Wolfgang.

  • Hallo Hermann,



    nein, das ist bereits der 2. Schwimmer, für die Erweiterung von Manual II.

    Ich mache mal ein Foto, wenn ich wieder zuhause bin...



    Ja, es ist so, wie Wolfgang es vermutet, das Gebläse strömt in den Balg.



    Grüße,



    Stefan

  • Liebe Freunde,



    hier folgen die Bilder:







    Das Gebläse steht im Nebenraum, hier darf es lärmen.

    Der neue Schwimmer wird hier drüber gebaut, mit flex. Rohren, Rückschlagklappe, neuem Einströmventil und das Gebläse wird so gedreht, dass es erst in den Schwimmer bläst und dann geht die Luft weiter durch die Mauer in den Holzkanal.







    Hier ist der erste Schwimmer nach dem Gebläse.















    Das ist der 2. Schwimmer, für die Erweiterung 2. Manual, sowie der Bourdon 16 wird hier mitversorgt.



    Hier möchte ich mal einen Magazinbalg mit Schöpfer hinstellen....



    Liebe Grüße,



    Stefan