Wuchsrichtung beim Hobeln beachten?

  • Soeben ist es mir wieder passiert, ich wollte schon längst die Frage der werten Leserschaft stellen:



    Kann es sein, daß man beim Anfasen der Längskanten mit dem Handhobel, man spricht wohl auch vom Brechen der Kanten, tunlichst die Wuchsrichtung des Holzes beachten sollte? Vielleicht bilde ich es mir nur ein: Während das Hobelmesser beim Schieben in der einen Richtung böse Riefen schlägt, ergibt sich bei beim Schieben in der entgegengesetzten Richtung eine saubere glattgehobelte Bahn - diese Erfahrung gewinne ich immer wieder aufs neue besonders beim Fichtenholz und ich frage mich, wie ich denn die richtige Richtung feststellen könnte, ehe ich mit der Wahrscheinlichkeit halbe-halbe loslege, eine saubere Abschrägung zu erhalten. Freilich wird man hurtig aufhören, sobald man das gefürchtete Rupfen verspürt, um vom anderen Ende her zu arbeiten, aber schön ist es nicht, immer erst einmal einige Versuchszentimeter riskieren zu müssen...



    Wenn auch der Vorgang des Hobelns bei einem Elektrohobel mit seinem schnell rotierenden Messer ein ganz anderer ist im Vergleich zu dem langsam gleitenden spanabhebenden Handhobel, so könnte dir Bearbeitungsrichtung wohl auch dort bedeutsam sein; was können uns die Fachleute dazu sagen?



    Ich grüße Euch als ungehobelter Mensch,

    Wolfgang.

  • Hallo Wolfgang,



    nach 21:00 Uhr sollte man das Anfasen mit dem Handhobel tunlichst unterlassen. ;-)



    Was Du beschreibst, ist genau der Grund, warum Schreinerlehrlinge unbedingt die Arbeit mit den Handwerkszeugen erlernen sollten.

    Bei der Leistung einer Handhobelmaschine wird es ausreißen, aber es wird jedes Gefühl dafür fehlen, warum das nun passiert ist.

    Auch wenn ein Kollege von mir behauptet:" Wenn in der Werkstatt jemand einen Handhobel nimmt, dann stimmt im Betriebsablauf oder einer Maschine etwas nicht."



    Der Hobel (vermutlich ein Putzhobel?) hat, wie ich annehme, ein zweites Eisen auf das eigentliche Hobeleisen gespannt?

    Das ist der Spanbrecher, die Hobelklappe. Der Abstand der Spanbrecherkante zur Schneidenkante sollte so gering wie möglich sein. Außerdem sollte das Hobelmaul so klein wie möglich sein.

    Dieses verkleinert die Vorspaltung des Holzes so weit wie möglich.

    Das Hobeleisen arbeitet wie ein Keil.

    Dadurch wird der Span nicht nur so weit abgelöst wie das Eisen eingedrungen ist, sondern die Vorspaltung läuft diesem Voraus. Wenn nun die Fasern nach außen weglaufen ist das kein Problem, der Schnitt wird immer tiefer sitzen, als der Weg der Vorspaltung war.

    Wächst das Holz aber nach innen oder ist gar verwirbelt, dann spaltet das Holz bis der Span bricht, dann setzt das Eisen etwas weiter oben wieder für den Schnitt an, der wieder nach innen spaltet.



    Wenn man sich den Faserverlauf von der Seite und von oben ansieht, dann kann man sehen, in welche Richtung die Faser läuft, und damit in welche Richtung man hobelt.



    Beim Hobeln mit der Maschine verringert sich dieses Problem zusätzlich auch dadurch, dass die Schnittgeschwindigkeit meist höher ist als die Vorspaltgeschwindigkeit, das Holz also meist gar keine Chance hat, schneller zu spalten als die Schneide für den nächsten Hobelschlag wieder da ist.



    Ich würde den Hobel außerdem nicht gerade über die Kante führen, sondern den Hobel in Bezug zur Bewegungsrichtung um 45 Grad drehen. (ziehender Schnitt)



    Der wichtigste Tipp von meiner Seite zur Frage von welcher Seite man hobelt: Mit der Faser hobeln, und nicht gegen die Faser. Also darauf achten, dass in Vorschubrichtung des Werkzeuges die Fasern eher aus dem Holz herauswachsen, als hinein.



    Viel Erfolg

    Johannes