mehrere kleine Fragen

  • Hallo!



    Ich habe am Wochenende endlich nach einem Jahr Pause an meiner Hausorgel die Windlade für die Manualwerke begonnen. Werkstatt aufgeräumt, Holz rangeschafft, und jetzt fallen die ersten Späne.



    Bevor ich jetzt handwerkliche Fehler mache, frage ich lieber in die Runde, und hoffe auf Antworten:



    1) Ich habe vor, mir eine Oberfräse zu kaufen, um damit die Ventilschlitze zu fräsen (20mm Dmr. und 10mm Dmr.). Ich habe noch keine Erfahrung mit Oberfräsen. Muss ich etwas besonderes beachten? Das Holz ist Buchenleimholz, 18mm stark.



    2)Meine Schleifen sind 4mm dicke Alu-Leisten,

    40mm breit und 2m lang, laufend auf Liegelind unten

    und oben Schmid-Ringe. Lasse ich das "trocken" laufen, graphitiere ich wie bei Leder und Holz oder benutze ich dieses weisse Talkumpuder, welches mir vom Schulunterricht beim Reckturnen noch als Magnesiumoxid-Pulver im Gedächtnis ist? Ich habe es auch in Hüten von Gedeckten mit Lederdichtung gefunden. Wenn ja, wo beziehe ich dieses Pulver?



    3) Ich habe belederte Ventile, die auf aus Holz ausgefrästen Ventilschlitzen zum liegen ("dichten") kommen (vgl. 1)). Bei meiner Truhe hat das wunderbar funktioniert, wenn ich die Holz(Ventil-)platte fein geschliffen und dann dünn mit Parkettlack versiegelt habe.



    Ich wollte es genauso machen, nur dass ich jetzt nicht so üppig Platz habe und mich frage, die breit der Ventilüberstand sein soll. Bei der Truhe sind es 5mm. Das erscheint mir relativ sicher, also 5mm Auflagefläche rund um den Ventilschlitz herum. Ist dieses Maß zu üppig, d.h. kann ich beruhigt zu 2-3mm gehen, oder sollte ich es belassen bzw. eher noch einen Sicherheitszuschlag geben? Es ist sicherlich auch davon abhängig, wie exakt die Ventile geführt sind.



    beste Grüße



    Ulf

  • Hallo Ulf,



    ein paar Erfahrungen aus meiner Bastelwerkstatt:



    1) Ventilschlitze mit 20 mm Breite kommen mir sehr breit vor, ich denke 10 - 15 mm - je nach Ventillänge - genügen (ich habe bei meinem Positiv 7 mm ). Die Kanten sollten nur ganz leicht entgratet/gerundet werden.



    2) Der Abstand zwischen 2 Ventilen sollte nicht weniger als 3 mm betragen.



    3) Das arbeiten mit einer Oberfräse erfordert viel Konzentration und eine gute Führung (Anschläge!) der Oberfräse, Fehler sind kaum noch korrigierbar. Wegen der Gefahr des Ausbrechens des Holzes die Schlitze von der Ventilauflagenseite her fräsen und eine gut anliegende Unterlage verwenden.



    4) Der Ventilüberstand an beiden Längs-Seiten (Auflagebreite des Ventils) sollte je nach Genauigkeit der Arbeit, Länge und Führungsspiel des Ventils 2,5 - 3,5 mm betragen. 5 mm finde ich schon etwas viel. Am vorderen und hinteren Ende des Ventils darf/soll es mehr sein: 8 - 10 bzw. 15 - 20 mm.



    Beste Grüße und viel Erfolg



    Reinhold

  • Hallo Ulf!

    Bitte nicht an der Oberfräse sparen. Metabo ist noch brauchbar, Makita und Festo sind sehr zu empfehlen sowie alles, was der Profi noch verwendet. Der Antrieb ist auch bei billigen Fräsen für uns ausreichend, aber der Fuß und die verstellbaren Anschläge und Führungen der Baumarktmodelle sind eine Quelle ständigen Ärgers. Ich habe eine Fräse für 30 Euro gekauft, die ich dann in einen kleinen Frästisch eingebaut habe. Dafür war sie gut genug. Die übrige Mechanik ist billiger Pofel.

    Bevor Du Ernst machst mit dem Fräsen der Schlitze, übe ausreichend und sorge, wie Reinhold auch rät, für sichere Anschläge. Bei 18mm Buche kannst Du die Schlitze nicht in einem Durchgang fräsen, ich rate zu vier Stufen. Und suche bein Üben die richtige Drehzahl, damit der Fräser nicht glüht und das Holz verbrennt.

    Noch eine Klarstellung: Das gleitfähige Talkum ist gemahlener Speckstein. Die Fahrradmechaniker pudern damit die Reifen innen aus, damit der Schlauch keine Falten bildet. Man bekommt es auch in den Fahrradabteilungen der Kaufhäuser.Das andere weiße Zeug, Magnesia genannt, ist Magnesiumoxid und soll die Hände der Turner stumpf und griffiger machen. Talkum wäre für sie richtig gefährlich!

    Viel Erfolg!

    Eberhard Biener

  • Hallo,

    noch eine kleine Anmerkung zu dem Fräser, dieser sollte von guter Qualität sein. Qualität hat leider auch ihren Preis, da kann der Fräser schon mal 40-50 Euro kosten.

    In mehreren Zügen (von der Dicke des Holzes abhängig) den Schlitz fräsen, nicht mit einem Durchgang, dann hat's die Oberfräse einfacher. Die Oberfräse an einer Leiste führen.

    Viel Erfolg.

    Gruss

    Markus Schmitt

  • R.S.:

    Ich hatte beim Bau meines Positivs keine Oberfräse zur Verfügung.



    Und verwendete für die Ventilauflage kein dickes Fundamentbrett.



    Im Bereich der Ventile überdeckt nur ein 1,5-mm-dicker hochwertiger Karton die sehr genau abgerichteten Kanzellenschiede. In diesen Karton habe ich die Ventilschlitze (Breite 7 mm, die Ventile sind 11 mm breit, überdecken somit den Ventilschlitz auf jeder Seite mit 2 mm) mit einem scharfen Messer ausgeschnitten.

    Da bei meinem Positiv die Kanzellen in Tastenteilung verlaufen (Kanzellenschied = 4 mm, Kanzelle = 9,5 mm breit), bleibt zwischen den Ventilen noch 2,5 mm Platz. Die Ventile werden durch 1 Führungs-Stift (1,5 mm Messing) gehalten. Es handelt sich um eine Stecher-Traktur.



    Zugegeben, das ist die engstmögliche Bauweise und man muß schon sehr genau und überlegt arbeiten. Aber es entfällt das für viele ungewohnte Arbeiten mit der Oberfräse.

  • Ich habe beim Stöbern im Forum gelsen,

    dass Edward Syska mit Erfolg mit einem Industrie-Gebläse der Fima Gebhardt-Ventilatoren seine Hausorgel incl. 16' bewindet.



    Ich habe nun zu besagter Firma Kontakt aufgenommen, mitgeteilt, wieviel Winddruck und Volumenstrom ich benötige, und nach 2 Kontakten mit dem Serviceingenieur kam die Antwort:



    Leider kann ich Ihnen keinen geeigneten Ventilator anbieten, der Ihren weitgefächerten Betriebswerten entspricht. Wenn Sie den Typ von Ihrem Kollegen in Erfahrung bringen könnten ,wäre dieses Problem am schnellsten gelöst.





    Nun meine Frage, Herr Syska - können sie mir die Daten und Ihren Typ nennen? Ich würde gern ein Angebot bei dieser Firma einholen, um Alternativen zu Laukhuff und Co. (?) zu haben.





    Danke.




  • Zum Thema Oberfräse:



    Bei mir sind seit vielen Jahren eine Metabo-Oberfräse und eine Festo-Oberfräse im Gebrauch. Keinesfall verzichten möchte ich auf die Metabo-Maschine mit dem herausnehmbaren Fräsmotor, der sich auch in einen Bohrständer einspannen läßt. Hier verwende ich eine Kombination von der Firma Wabeco mit einem Kreuztisch (-Support), der für unsere Zwecke ausreichend genau und stabil ist und eine gute Ausladung hat. Mit dieser Betriebsweise des Fräsmotors wird der Anwendungsbereich ganz erheblich erweitert.



    Klaus Suhr


  • Vielen Dank für die Informationen bzgl. Oberfräsen. Wie mir scheint, ist sich die "Sippschaft" der Hausorgelbauer einig darüber, dass es sich lohnt, hier mal richtig Geld auszugeben und nachher in Ruhe & präzis arbeiten zu können.



    Ich werde mir daher die Fräsen einmal genau im Fachgeschäft ansehen. Evtl. ergibt sich auch die Möglichkeit, dass ich mir bei Freunden ein solches Gerät ausleihe und probiere, bevor ich die Summe investiere.



    beste Grüße



    Ulf

  • zum Thema Oberfraese:



    Kanzellen habe ich in massives Eichenholz gefraest mit Hilfe eines Treppenwangen-Fraesgeraetes. Das ist ein circa 1,20 m langes Fuehrungslineal fuer die Oberfraese, in der die Fraese zwischen den (verstellbaren) Anschlaegen hin und her gefahren und auch praezise seitlich versetzt werden kann. Das Fraesgeraet wird mit zwei Klemmen fixiert (Gummiunterlage zur Holzseite), dann von Kanzelle zu Kanzelle versetzt und ermoeglicht so reproduzierbare Schlitze. Durch die Groesse ist es fuer kleine Windladen wie die Diskantlade nicht so leicht handhabbar wegen des Ueberstandes, aber es ging noch. Leider kann ich im Moment den Hersteller nicht nennen, denn die Werkstatt habe ich schon lange nicht mehr gesehen :-(



    Fuer das Notenpult habe ich mit dem Treppenwangen-Fraesgeraet auch die 0,7 mm Vertiefung gefraest. Ein Bild befindet sich bei http://www.hausorgel.de/technik/notenpult/index.htm



    Gruesse

    Thomas Reinhardt

  • Gut, ich werde vermutlich am Wochenende eine Fräse (ich weiss noch nicht welche Preisklasse) zum ausleihen und probieren bekommen. Ich werde wie vorgeschlagen an Übe-Stücken herumfräsen. Mal sehen, wie mir das "ungeübte" Fräsen von der Hand geht.



    An Thomas: Ich fräse die Kanzellen auch aus dem Vollen. Voll ist hier allerdings etwas übertrieben, denn es ist nur 20mm Buche, die ich 17mm tief ausfräse. Allerdings ist die Kanzellen-Grundfläche identisch mit der Ventilschlitz-Fläche, und die paar wenigen Register haben ihre Fußbohrungen alle über dem Ventil, sodaß ich hoffe, keine Windprobleme zu bekommen. Daher habe ich die Ventil(schlitz)breiten etwas großzügiger gewählt, um die fehlende Kanzellenhöhe zu kompensieren.



    Falls es sich erweisen sollte, dass das Ventil zu groß ist (Druckpunkt zu stark, geringe Öffnung bringt schon die ganze Wirkung) kann ich immernoch über den Teilungspunkt meiner Wippentraktur kompensieren (Übersetzungsverhältnis einstellen).



    Die Ventilschlitzbreite ist für die unterste Bass-Oktave 20mm, danach durchgehend 10mm, alle sind 17mm tief.



    Was noch niemand beantworten komnnte: Wenn ich Liegelind und anderes Gleitmaterial habe, zwischen dem die Schleifen laufen (Schleifen nicht aus Holz, sondern Alu. Plexiglas und Pertinax verhalten sich wohl ähnlich) - benutzte ich dann Graphit oder gemahlenen Speckstein, oder lasse ich die Schlefie am besten Trocken laufen? Es kann ja sein, dass durch das Talkum das Liegelind zugesetzt wird und es eher eine Ver-Schlimm-Besserung ist.



    Aber vielleicht baut ihr ja alle "zünftig" mit Lederbahnen und Eichenholz-Schleifen?



    Ulf

  • Hallo Ulf,



    die Schleifen aus Eiche laufen auf der einen Seite auf Liegelind und auf der anderen direkt am (Eichen-)Holz. Das ist nicht optimal, da ein guter Ausgleich fuer Dickenschwankungen fehlt. Das Liegelind kann es nicht gut genug kmopensieren, was an Toleranzen im "System" sind. Ich habe die Eichenholzschleifen graphitiert und auch die andere Holzseite. Danach war die Gaengigkeit besser. Noch besser wurde es aber durch Justieren des Pfeifenstockes mit Papierzwischenlagen auf den Daemmen.



    Heute wuerde ich wahrscheinlich das System Schmid mit den flexiblen Dichtringen ausprobieren und die Daemme alle gleichhoch lassen. Ein Tipp aus der Praxis: Zwischen Windlade und Schleife, bzw. Schleife und Pfeifenstock darf der Spalt nicht groesser als 0,3 mm werden sonst verschleicht zu viel Luft. Das entspricht etwa 3 Lagen Papier mit 80g pro Quadratmeter à 0,1 mm Dicke pro Blatt.



    Gruesse

    Thomas Reinhardt

  • Graphit ist das klassische Gleitmittel, und es ist auch gut. Wer nicht gern mit Pulver und Puder umgeht, kann Teflonspray nehmen. Ich hatte allerdings Mühe, es zu beschaffen. Ein Wundermittel!

    Eberhard

  • Ich wollte nur einen Zwischenbericht über das Arbeiten an meiner Hausorgel im Allgemeinen und mit der Oberfräse im Speziellen Abgeben:



    Ich habe am Wochenende mit einer geliehenen Oberfräse erste Beakanntschaft geschlossen. Es ist ein ziemlich billig anmutendes Modell von Einhell, dass auch schon mehrmals geflickt worden zu sein scheint. Der Motor hat 1400 Watt und es gibt eine Absaugung. Ich habe einen 10mm Nutfräser neu gekauft, der sich zusammen mit der Fräse aber gut benimmt. Einziges wirkliches Manko der Fräse: Der Hub klemmt manchmal. Man muß sehr vorsichtig arbeiten, damit einem beim Niederdrücken nicht der Fräser ruckartig ins Holz schlägt. Man mann das aber mit etwas Geschick vermeiden.



    Also habe ich erstmal an Abfallstücken geübt, mir ein Anschlaglineal gebaut, daran Präzisionsnuten geübt. Als ich mich einigermassen sicher gefühlt habe (Samstag abend), habe ich begonnen, die weniger kritischen Verführungen in den Stock zu fräsen. Das hat sehr gut funktioniert. Ich habe das Buchenbrett (18mm stark) 15m tief ausgefräst, 3mm bleiben stehen. Die Kanten un Flächen sind eben und glatt. Das liegt sicherlich an dem neugekauften Fräser.



    Am Sonntag habe ich alle restlichen Verführungen gemacht, sodaß mein Pfeifenstock mit Verführungen jetzt nurnoch verleimt werden muß. Ich habe 2 Staubsaugerbeutel voll Späne produziert - es ist schon beachtlich, wieviel Material sowas wegnimmt.



    Diese Tage versuche ich mich dann an den Ventilschlitzen. Vielleicht kann ich auch mal ein Photo davon machen.



    Ich bedanke mich jedenfalls erstmal für die ausführlichen Tipps bzgl. der Oberfräse. Denn so ausgerüstet mit Skepsis und Vorbehalten gegenüber Billigfräsen habe ich alles dreimal probiert, bevor ich mich an mein Werkstück gewagt habe, und habe auch gleich einen besseren Fräser neu gekauft, anstelle mit dem zur Fräse gehörigen Fräser-Set herumzufummeln.



    beste Grüße



    Ulf

  • Und noch einer!



    Graphit nehme ich nur für Ventilführungen.



    Schleifenmaterial von Laukhuff, ist gut bohren, sägen, braucht kein Gleitmittel, reisst und bricht nicht und läuft fantastisch. Was sich im professionellen Orgelbau bewährt, sollte uns eine gute Hilfe sein. Ebenso die Schmied-Ringe, wenn ich mich nicht irre, sind damit die Plaastik-Dichtungen gemeint die im Pfeifenstock über der Schleife

    eingesetzt werden und die Schleife leicht nach unten auf die Kanzellenlade drücken. Ich habe auf diese Weisen auf die Dichtungsringe unter der Schleife verzichtet und die Schleife direkt auf der Kanzellenlade laufen lassen - einwandfrei.



    Für die Ventilführung gbt es ebenfalls von Laukhuff Spiralfedern, auf die ich schon vor mehr als 20 Jahren in letzter Minute aufmerksam gemacht wurde, darüber nächstesmal mehr, oder eine E-Mail an: Jo.Igel@t-online mit Tel. . Wenn das mit der Oberfräse nicht klappt - ich habe auch schon Teile weggeworfen und neu gemacht - damals noch nach Bormann. Das mit den 10 und 20 mm Ventilöffnung ist mir nicht geheuer. Ich meine wenn man die unterste Oktave 20 mm und die restlichen Kanzellen in Tastenteilung macht, erspart man sich sehr viel.



    Josef Igel


  • Danke für die Erfahrungen.



    Was die Maße der Windlade angehen, also 2m Breite bei 40cm Tiefe, so frage ich mich, was alle daran stört? Die Breite der Kanzellen ist nicht automatisch der Abstand zwischen 2 Tönen, da ich die Kanzellen aus dem vollen Holz fräse und daher die "Trennschiede" so breit stehen bleiben können, wie nötig.



    Wenn der eine oder andere denkt: lieber 60-70cm tief bauen, und dafür nur 1,20-1,50m breit, so kann ich nur sagen, dass das so dann nicht in meinen Raum passen würde. Die Lade MUSS relativ hoch an der Wand hängen, darf nicht tiefer als 40cm sein, und kann aber so breit sein wie sie muss. Dazu steht mein Regal im Block, und der hat eine Teilung, dass die 2m genau passen.



    Vorteile sind zB: 4' und 2' Register können mit nur wenig zurechtgerückten Pfeifen nebeneinander auf der Schleife stehen, im Achtfuß müssen nur wenige Pfeifen (bis h/c' jede zweite) abkonduktiert werden. So stehen fast alle Pfeifen auf der Kanzelle.



    Die Lade wird den Eindruck eines größeren Regalbrettes an der Wand machen, der Speiltisch steht frei darunter.



    Nachteil ist sicher neben der Statik (durchbiegen) die Anforderung an das Wippenraster, von 70cm Klaviaturmaß auf 2m Ventilabzugspreizung zu kommen. Aber das habe ich schon vorher ausskizziert und erst begonnen, nachdem ich mir sicher war, dass es klappt.



    Eines verstehe ich nicht wirklich:

    Das mit den 10 und 20 mm Ventilöffnung ist mir nicht geheuer. Ich meine wenn man die unterste Oktave 20 mm und die restlichen Kanzellen in Tastenteilung macht, erspart man sich sehr viel.





    Ist 10mm Kanzellenbreite (das meinten Sie doch?) nicht fast Tastenteilung? Also habe ich doch genau das vor. Nur dass der Abstand zwischen den Kanzellen größer ist, aber das tut der Kanzelle selbst ja nichts.





    Die angesprochenen Federn drücken das Ventil hinten an. Das ersetzt das Anschwäntzen der Alten. Ist es wirklich nötig? Bisher habe ich immer nur 2 Führungsstifte gebaut, und das ventil wird von der Ventilfeder auf den Ventilschlitz gedrückt. Bringen diese Federn (ich hab sie in meiner PEdalwindlade, die Ph. Pelster gebaut hat) wirklich so viel?





    Ich bitte, mich auf jeden Denkfehler aufmerksam zu machen! Jetzt kann ich u.U. noch korrigieren.





    Ulf


  • Um was es geht!



    Mein Hinweis auf Tastenteilung für Kanzellengrössen der Windlade ist so gmeint: Die einwandfreie Funktion der Spieltraktur der Orgel steht und fällt mit dem geraden Zug von der Taste bis zum Ventil. Auch bei einer Stechermechanik, also bei einem Druck. Sobald etwas schief, oder schräg läuft gibt es Reibungen, die das ganze schwergängig machen. Ich bin aus Ihrem früheren Beitrag mit Bild nicht ganz schlau geworden, wie Sie die Traktur von den Tasten bis zu den Ventilen gestalten wollen. Die übliche Dimension ist, daß wenn alle Kanzellen in Tastenbreite sind (13,5 mm) die Windlade ebenso breit

    ist, wie die Tastatur. Z.B.wäre der Hohlraum(Luftraum) 8mm, der Trennschied 4mm = 12 mm für das

    Ventil bei einem Zwischenraum von 1,5 mm zwischen den

    Ventilen, wenn das Ventil auf jeder Seite 2 mm Dichtauflage hat. Bei einem Verhältnis von ca 7O cm

    Tastatur zu 200 cm Windladenbreite (ist fast das 3-fache) müßte fast für alle 56 Tasten eine Welle eingerichtet werden.


  • Jetzt weiss ich, was Sie meinen.



    In der Tat habe ich mich mit Windladen in Tastenteilung beim bau meiner Truhe auseinandergesetzt. Für die Hausorgel werde ich für jede der 2x56 Tasten (2 Manuale) eine Wippe bauen. Immernoch weniger Arbeit als ein Wellenbrett, m.E.



    Von der Idee, die Hausorgel mit direkter Traktur zu bauen, habe ich mich schon lange verabschiedet. Sicher ist die "direkter" Stecher- oder hängende Traktur direkter zu spielen, aber ich glaube nicht ganz, dass es sofort "ganz schlecht" spielbar ist, wenn ein Wippenraster dazwischen istd?! Freilich dürfen diese kein Spiel haben und nicht zum Durchbiegen neigen.



    Ein Bild (aus einem früheren Beitrag) gibt es hier:





    Die Anordnung der Register ist ncht mehr aktuell, die Traktur (im Prinzip) schon.

  • Hallo Ulf,



    solche strahlenfoermig angeordneten Wippen wie bei Dir habe ich im Opus 2 auch eingebaut. Die Wippen liegen in vier Ebenen uebereinander (von 2 Manualen zur oberhalb liegenden Basslade und unter den Klaviaturen liegenden Diskantlade). Die Ventile sind im Unterschied zum Entwurf von Ulf nebeneinander angeordnet.



    Ulf, kannst Du die Ventile auch nebeneinander anordnen? Die Zugaenglichkeit waere dann zu allen Ventilen moeglich. Im Moment kommst Du an die hinteren Ventile nur schlecht dran. Auch koenntest Du die Ventile fuer den 8' gleich herstellen wie die anderen Ventile, sparst allerdings kein Material, da sie laenger sind.



    Wie Du richtig bemerkst ist der Spielausgleich sehr wichtig bei dieser Art Strahlenwippen. Ich habe Wippen gebaut aus Lindenholz (Reste vom Pfeifenbau von Opus 1) mit dem Querschnitt 4 mm breit und 20 mm hoch. An den Enden wurde die Hoehe verringert auf nur noch 5 mm, wobei die Verbindungslinie der beiden Kraftangriffspunkte an den Enden durch die Drehachse der Wippe geht. Die Drehachse ist ein Praezisionsstahlstift (Durchmesser 2 mm). In der Wippe ist als Verstaerkung eine Pertinaxbuchse eingepresst, deren Loch so aufgebohrt wurde, dass es einen 1/10 mm groesser ist als der Stahlstift.



    Es war tatsaechlich ein Unterschied, ob Wippen in der Mitte der Klaviatur betaetigt wurden oder am Rand. Um diesen Durchbiegeeffekt zu verringern, stuetzte ich den Wippenbalken an drei gleichmaessig verteilten Stellen ab.



    Leider habe ich den Wippenbau noch nicht auf hausorgel.de beschrieben. Jetzt waere es hilfreich, die Bilder zu haben. Aber bald sind ja Ferien.



    Viele Gruesse

    Thomas Reinhardt

  • Thomas_Reinhardt:
    Ulf, kannst Du die Ventile auch nebeneinander anordnen? Die Zugaenglichkeit waere dann zu allen Ventilen moeglich. Im Moment kommst Du an die hinteren Ventile nur schlecht dran. Auch koenntest Du die Ventile fuer den 8' gleich herstellen wie die anderen Ventile, sparst allerdings kein Material, da sie laenger sind.





    Dazu: Es ist so, dass in der aktuellen Planung die Ventile eine halbe Periode gegeneinander versetzt sind, also ganz links ist





    erst Obermanual C,



    dann Untermanual C,



    dann Obermanual C#,



    dann Untermanual C#



    etc. ..





    Wegen der recht großen Abstände zwischen den Ventilen wird es etwa so aussehen, als lägen die Ventile nebeneinander und hintereinander. Ausserdem wird das hintere Ventil nach vorn eine verlängerte Abzug

    nase

    erhalten, damit alle Ventile vorn abgezogen werden. Das Untermanual hat einen längeren Tastenhebel, die größere Abzuglänge vorn ist also schon "vorkompensiert".

    (In der Planung von früher hätte ich ein angepassten Hebelarm-Verhältnis der Wippe bauen müssen, um den richtigen Aufgang zuerreichen.)



    Weiterhin bekomme ich Probleme, wenn ich nicht die vollen 40cm Ladentiefe für die Wellen zur Verfügung habe - diese würden dann zu schräg laufen müssen und am "engen" Ende (dort, wo Klaviaturteilung ist) nicht mehr richtig ausführbar sein. Deshalb alle Abzüge vorn, was die Heraus-Führung der hinteren Ventile zwischen den vorderen Ventilen quasi bedingt.





    Thomas_Reinhardt:
    ..., wobei die Verbindungslinie der beiden Kraftangriffspunkte an den Enden durch die Drehachse der Wippe geht. Die Drehachse ist ein Praezisionsstahlstift (Durchmesser 2 mm). In der Wippe ist als Verstaerkung eine Pertinaxbuchse eingepresst, deren Loch so aufgebohrt wurde, dass es einen 1/10 mm groesser ist als der Stahlstift.





    Das ist interessant. Nach Bormann und nach einem amerikanischen Hausorgelbauer (

    http://www.rwgiangiulio.com/

    ) habe ich vor, die Wippen ähnlich einer 2armigen Klaviatur zu führen. An Achsen hatte ich noch nicht gedacht. Die sich stetig ändernden Winkel (Spreizung) machen eine Lagerung für jeden einzelnen Punkt nötig. Bei den Stiften müsste man nur einen an der richtigen Stelle einschlagen, den Rest übernimmt die Führung in der Wippe. Freilich - die muß dann dicker sein, um eine Bohrung auszughalten, ohne zu brechen. Interessant. Hast Du die Achsen und Hülsen bei Laukhuff/Heuss gekauft?





    Thomas_Reinhardt:
    Es war tatsaechlich ein Unterschied, ob Wippen in der Mitte der Klaviatur betaetigt wurden oder am Rand. Um diesen Durchbiegeeffekt zu verringern, stuetzte ich den Wippenbalken an drei gleichmaessig verteilten Stellen ab.





    Ah. Wie man erkennt (tut man?), werde ich die Wippen direkt unter der Windlade befestigen, zumindest die erste Lage für das Untermanual. Da sollte sich nichts durchbiegen. Für das Obermanual resp. die untere Wippenreihe ist dieser Tipp sicher wertvoll, lieber sehr stabil zubauen, um keine Gummitraktur er erzeugen.





    Ich freue mich schon auf die Beschreibung auf deiner Homepage. Wir bestimmt wie immer ein Augenschmauss. Leider habe ich erst im September Urlaub und baue neben der Arbeitszeit in den kühlen Abendstunden.





    beste Grüße



    Ulf

  • Hallo liebe Helfer und Diskutierer -



    auf die Gefahr hin, den Profis Augenschmerzen aufgrund ungenauen Arbeitens zu bereiten, wollte ich noch ein paar kleine Bilder von den Arbeiten der letzten 14 Tage einstellen und dazu ein einige Kommentare abgeben.



    Als erstes das Fundamentbrett, auf dem "Rücken" liegend. Nach unten stehen später die Pfeifen darauf. Die Verführungen sind eingefräst und mit Hartpapier überklebt, danach ausgegossen. Darauf sind Schmidringe geklebt (mit Kantol Kantenleim) und die Schleifen aus Aluminium (30mm breit, 2m lang) aufgelegt. Die Bohrungen sind alle 10mm Dmr, im Bass oval 20x10mm². Man kann auch Dämme (8mm hoch) und Führungen zwischen den Schleifen erkennen (hinten, mitte, vorn).



    Manual II (vorn) Regal und Quintade 8',

    Manual I (hinten) Dolce 8' (ab f0). Prinzipal 2' und Rohrflöte 4'.







    Hier die Schleifen im Detail. Man erkennt die Aussparung für die Gangbegrenzund mit einem provisorisch eingeschlagenen Messingstift (4mm Dmr). Der Stift wird später durch beide Platten, Fundament und Ventil, gehen, damit er nach vielen Schleifenbetätigungen nicht wakelig wird. Die anderen Schleifen sind noch dieser Prozedur zu unterziehen und zu entgraten.







    Hier die Oberseite der Ventilplatte. Von unten sind die Ventile mit Kanzellen eingefräst (hier nicht sichtbar), hier oben kommt die Luft raus und die Schleifen gleiten auf Liegelindringen. Ich denke, der Rest erklärt sich selbst. Ach ja, sichtbar sollte nun auch sein, dass die Vantile von Man I und II um eine halbe Periode zueinander verschoben sind. Ich habe in paar Linien eingemalt, um das zu demonstrieren.







    Nun drehen wir die Geschichte um. Man erkennt die mehr oder weniger gelungenen Ventilschlitze - meine Fräsversuche. Ich hoffe, dass die Qualität genügt. Die Platte ist mit feinstem Schmirgelpapier und Parkettlack in 3 Schichtem poliert worden und schön glatt und eben. Einige Versehen in den Schlitzen (Ecken, Kanten, Verlaufen) werde ich vermutlich mit etwas breiteren Ventilen ausgleichen müssen. Zum Glück habe ich viel Platz.



    Im Bass bis C-e0 (17 unterste Töne) erkennt man, dass ich Dolce 8' und Quintade 8' zusammen benutzten möchte. Die Kanzellen sind geteilt - freilich nicht mit Kanzellenschieden, sondern mit unterbrochenen Nuten / Bohrungen. Ventilschlitzbreiten 20mm und 10mm. Länge 100mm (II) für 2 Register bzw. 120mm (I) für 3 Register. Tiefe der Kanzellen 15mm (18mm Holzstärke, 3mm blieben stehen).







    Ein Detail aus dem Diskant, nachdem alles provisorisch zusammengebracht worden ist. Blick von der Windkammer aus durch die Kanzelle und die Dichtungen samt Schleife. Man erkennt schön, dass die Kanzelle so lang ist, wie die Registerbohrungen auseinander liegen. Oben im 1. Manual ist noch eine dritte Bohrung für den 2' in der Mitte zu erkennen.







    Schlußendlich noch ein Blick von der Seite. Es zeigt die kompakte Bauweise deutlich: Oben die Pfeifen, dann das Fundamentbrett, in dem die Verführungen eingefräst sind und nach unten durch Pappe verschlossen sind. Dann Schmidtringe-Schliefe-Liegelind als Schleifendichtung, darunter nun die Ventilplatte:







    Ich komplettiere nun noch die Gängigkeit der Schleifen. Die Pfeifenfußbohrungen sind schon auf Dmr gebracht, sodaß ich hoffentlich Mitte der Woche mit den Ventilen beginnen kann.



    Alle Gute,

    Ulf