Leimflecken im rohen Holz vermeidbar?

  • Gewiß ist der Übelstand verworfener Bretter wesentlich schlimmer als jener der mit Astlöchern übersäten Oberflächen namentlich bei Fichtenholz, doch wird der Hausorgelbauer nicht umhin kommen, sich der leidigen Beschäftigung des Astlochausbohrens hinzugeben. Der geschäftstüchtige Händler bietet dabei auch gleich seine Pillen feil in Form runder Holzplättchen, um damit die Bretternarben verschließen zu können.



    Tatsächlich ist das Einsetzen der Astholz-Ersatzscheiben im allgemeinen wohl kein Problem, indes ärgert es mich sehr, daß bei dem Eindrücken oder Einschlagen der Holzscheiben überschüssiger Leim aus den Fugen drückt, welcher nun nicht wie bei sonstigen Leimverbindungen einfach frei entweichen kann, sondern mit dem Schlagholz oder mit der Zwinge in die das Loch umgebende Holzoberfläche fest hineingedrückt wird.



    Das Hinterhältige dabei ist, daß man die Leimspuren auf dem blanken Holz fast nicht sieht, indes deutlich sichtbare häßliche Flecken entstehen, wenn die Oberflächen dann lasiert werden und die Lasur an den leimgetänkten Stellen nicht eindringen kann.



    Bislang wußte ich mir nicht anders zu helfen, als in schier wilder Wut noch im gleichen Atemzug mit dem Schmirgelpapier darüber zu gehen, um zu verhindern, daß der Leim tiefer eindringt; zögert man auch nur einen Augenblick, kriecht der Leim gandenlos in die Tiefe, so daß im Grunde genommen nur ein Abhobeln der gesamten Oberfläche übrig bleibt.



    Nun hätte ich doch gerne gewußt, wie der Fachmann mit diesem Problem umgeht, wie Ihr, liebe Hausorgelbau-Kollegen diese bösartigen Spuren beseitigt oder vielleicht durch eine besondere Vorgehensweise gleich im vorneherein zu vermeiden wißt,

    Wolfgang.

  • Hallo Wolfgang,



    am Besten nicht Überschleifen, solange der Leim nicht vollständig ausgehärtet ist.

    Dadurch entsteht ein Leim-Span-Schmierfilm, der kaum noch zu beseitigen ist.



    Dies wirkt sich vor Allem dann negativ aus - diese Erfahrung hast Du ja auch gemacht - wenn die Oberfläche noch einen färbenden Überzug erhält.



    Wische den Leim einfach gleich nach dem Einschlagen des Astlochstopsels mit einem Lappen und warmen Wasser weg. Wenn das gründlich gemacht wird, dann bleibt nichts mehr übrig, was sich beim Beizen negativ zeigt. Den Lappen mehrfach ausdrücken und mit frischem Wasser gründlich nachwischen.

    Wir haben neben dem Leimkocher (für den warmen Leim) immer einen Topf mit Wasser auf einer Platte aufgesetzt, um damit Leimüberschuss sofort wegwischen zu können.

    Auch wenn Zulagen draufkommen machen wir das (zuerst Anleimen, dann mal andrücken (mit der Hand z. B.) dann den Überschuss entfernen, und dann die Zwinge ansetzen. Dann ist die Arbeit nachher auch nur halb so groß)



    Welche Art von Stöpsel hast Du von Deinem Händler erhalten? Es gibt nämlich solche, die aus Längsholz herausgefräst werden, und dann auf der Sichtseite die Längsholzmaserung haben. (und genau im richtigen Winkel eingesetzt werden müssen, wobei kaum eine übereinstimmende Maserung erreichbar ist)

    und es gibt solche, die selbst aus einem Ast stammen, und dann an der Stelle des herausfallenden oder losen Astes einen fest verwachsenen Ast simulieren. Die zweite Variante fällt meiner Meinung nach deutlich weniger auf. Wir verwenden nur noch solche Stöpsel.



    Man kann sich auch selbst Stöpsel aus passendem Holz schneiden, allerdings sind die Bohrer dazu nicht ganz billig.



    Schöne Grüße

    Johannes


  • Danke, Johannes, für die prompte Antwort, beschämt muß ich eingestehen, daß ich auf die einfachste Lösung des Problems, meines Problems, nicht gekommen bin, Wasser, der Urstoff des Lebens!



    Was die "Stöpsel" anbetrifft, so kenne ich nur die Sorte mit der Längsmaserung; sie gefällt mir gut, die unregelmäßige Unterbrechung der Maserung stört mich weniger als die dunklen, ungleichmäßigen, von Spalten durchzogenen Asthölzern und ich bin froh, daß es jetzt wieder diese Plättchen zu kaufen gibt, vor einigen Jahren war das nicht so:



    Auf die Frage nach solchen Stöpseln starrte mich der Holzhändler (und Scheinermeister, übrigens der einzige Holzhändler unserer fränkischen "Groß"-Stadt) entgeistert an:

    " Wos, Astlöcher wolln Sie asbuhrn, wer macht'n su wos nu!"



    Die normative Kraft des Faktischen zeigt sich auch hier wieder, sind doch "Naturholzmöbel" im Ikea-Stil

    längst gesellschaftsfähig geworden und halten mit ihrem astig-flachsigem Holz triumphalen Einzug in die gutbürgerliche Stube, ganz im Trend der Zeit, zurück zur Natur, es wird nicht mehr lange dauern, daß wir wie die alten Germanen auf rohen Eichenbohlen lagern und hausen...

    (Dabei fällt mir ein sündhaft-gehäßiger Vergleich ein, ob das mit dem "lebendigen Orgelwind" wohl auch nur deshalb heute schicklich ist, weil es etwas natürlich-einfaches ist, indes im Grunde genommen nur eine gewisse technische Unzulänglichkeit dahinter steckt?)



    Doch siehe an, kaum hat nun der Obi-Baumarkt die gemaserten Scheibchen in Angebot, sieht sich auch der Fachhändler genötigt, die Pillen wieder anzubieten, um den Schund, als Schreinerware gepriesen, früher wohl gerade noch als Bauholz tauglich, einigermaßen anschaulich zu gestalten!



    Jetzt hoffe ich bloß, daß nicht auch noch meine jüngere Tocher auf den Geschmack kommt, einen neuen Kleiderschrank -ohne Astlöcher- zu wollen, sonst rückt mein sehnlicher Wunsch nach der großen Hausorgel in noch weitere Zukunft,



    es grüßt Euch Euer astloch-genervter Möbelschreiner wider Willens,

    Wolfgang.