Transponiervorrichtung

  • Bei Truhen sehr beliebt.



    Benötigt man auch Pfeifen unterhalb von C oder ist die Tastatur nur nach oben hin (zweckmässigerweise um wieviele HT?) verschiebbar?

  • Hallo Reinhold



    Hier ein Antwortversuch. Folgende Stimmtöne waren oder sind üblich:

    1. Chor- oder Cornetton: a'=465Hz (1 HT+)

    2. Aktueller Kammerton: a'=440Hz

    3. Barocker Kammerton: a'=415 Hz (1 HT-)

    4. Französicher Kammerton: a'=392Hz (2 HT-)



    Regional gab es viele Abstufungen und Unterschiede.

    Zu 1. Viele Orgeln bis weit über J.S.Bach waren im Chorton gestimmt. So hat Schelle in Leipzig noch im Chorton musiziert. Sein Nachfolger und der Vorgänger Bachs, Johann Kuhnau stellte auf den damaligen Kammerton (3) um. Fortan musste der Organist beim Begleiten einen GT tiefer spielen. 4. war in Frankreich üblich und durch den Export französischer Holzblasinstrumente wurde er auch in Deutschland oft angewendet. Das erklärt warum Kompositionen von C.P.E. Bach, aber auch Telemann, Fasch oder Stölzel so unglaublich hoch liegen).

    Betreffend dem Tonumfang einer Truhenorgel:

    - Nach oben bis d''' wenn sie nur für Continuospiel gebraucht wird, bis f''' für Orgelkonzerte (z.B. Händel).

    - Nach unten hat sich der Ausbau bis HH bewährt, wobei die tiefsten Pfeifen so lang gebaut werden, dass auch ein BB gestimmt werden kann (In der Stimmung 392 fehlt in dem Fall dann das Cs, was aber weiter kein Problem ist).



    Grundsätzlich halte ich die Transponiervorrichtung

    - 440-415 unerlässlich, da sich die Stimmung 415 heute als Standart für "Alte Musik" etabliert hat

    - 440-415-392 als wünschbar

    - 440-465 wird eher selten gebraucht.

    Solange die Orgel nicht einziges Continuoinstrument ist, spielt es nicht so eine Rolle ob das jeweils tiefe C vorhanden ist (es könnte auch an die obere Oktave gekoppelt werden, so lässt sich Platz sparen). Ich persönlich wählte folgende Lösung:

    Transponiervorrichtung 440-415-392, 8' und 2' habe ich bis HH ausgebaut (HH vom 4' bedient sich im H des Gedackts als Transmission). Bei 392 ist die tiefste Taste blockiert, es gibt also in dem Fall kein C.



    Ich hoffe das hilft.

    Mit Gruss Thomas

  • Hallo Thomas,



    erst mal recht vielen Dank für Deine interessante Mitteilung.



    Noch eine Zusatzfrage: Hat die Stimmung (temperiert, mitteltönig etc.) einen Einfluß auf die Möglichkeit einer Transponierung? Könnte ich mir vorstellen.



    Gruß

    Reinhold

  • Hallo Reinhold,



    Wenn man eine historische Temperatur einstimmt (z.B. mitteltönig) und einen Halbton nach unten/oben transponiert, muss das ganze Instrument nachgestimmt werden. Sonst ist es wirklich unspielbar. Bei einer gleichschwebende Stimmung gibt es dieses Problem nicht und kann man ohne Schwierigkeiten nach oben/unten transponieren. Aber Liebhaber alter Musik werden diese Möglichkeit nie wählen, weil sie den Character jeder einzelner Tonart vermissen. In meinen Truhenorgeln habe ich immer eine 415/440 Transponiermöglichkeit eingebaut. Transponieren nach 460 wird ganz selten (Monteverdi - Vespern) gefragt, vermutlich weil ganz wenige Spieler in einem Barockensemble dazu passende Instrumente haben.



    Grüsse, Tjeerd