Portativ - Geeignetes Gebläse

  • Hallo "Foristen"!



    Wegen meiner Hausorgel war ich letzten Freitag wieder einmal seit langem in unserer Orgelwerkstatt, und da habe ich in der Kiste, in denen meine Prospektpfeifen liegen, noch ein paar kleine Gedecktpfeifen wiedergefunden (der Verkäufer in Dresden hatte mir damals ein paar alte Kisten mit Pfeifen mitgegeben, die ich allerdings nicht mehr verwenden konnte).

    Vorhanden sind wie gesagt acht kleine, metallene Gedecktpfeifen in chromatischer Tonfolge. Der tiefste Ton ist b². Mir ist diese tollkühne Idee gekommen:



    Ich möchte ein kleines Portativ bauen, am Wochenende habe ich bereits Pfeifenstock und -raster angefertigt, was bei den Pfeifchen nicht sehr schwierig war. Heute werde ich wahrscheinlich die Ventile (2x3 cm) machen und in der Werkstatt beledern, dann irgendwann die restlichen Teile aussägen.

    Nun mopst mich noch die Frage nach einem geeigneten Gebläse. Ich habe bei Bormann gelesen und schon anderweitig gehört, daß sich so mancher Hausorgelbauer für sein Portativ mit Toilettenlüftern beholfen hat. Ist das zu empfehlen? Ich meine wohl, daß sie sehr geräuscharm sind und auch praktisch klein, allerdings sollen sie auch den nötigen Wind liefern, um ein kleines Portativ mit acht Pfeifchen und einer winzigen Windlade gut zu versorgen. Weiß jemand Rat?


  • Hallo Patrick,



    meine Erfahrung:

    -Lüftergebläse: sind zwar leise, können aber keinen Druck aufbauen

    -Staubsaugergebläse: viel Druck, aber sehr laut und nur schwer ausreichend zu dämmen.



    Schönen Gruß

    Johannes

  • Habe auch das Problem, dass ich kein teures Orgelgebläse kaufen will.

    Mein aktueller Plan ist, ein Staubsaugergebläse einzusetzen, das im Nebenraum steht und überlege mir auch, mit billigen Lüftern für Toilette etc. zu experimentieren und die in Reihe und gleichzeitig auch parallel zu schalten.

    Spricht irgendwas gegen das Gebläse im Nebenzimmer? Scheint mir eine sehr sehr billige und funktionsfähige Lösung zu sein...

  • Ohne Dir nun deine "tollkühne Idee" ausreden zu wollen, lieber Patrick, möchte ich Dir für ein dermaßen kleines Instrument doch empfehlen, einen handgeschöpften Wind zu erzeugen, denn hier wird es wohl immer gegeben sein, daß eine Hand "frei" hat dazu!



    Freilich wäre das ein durchaus beträchtlicher Mehraufwand, immerhin könnte man vielleicht versuchen, durch käufliche Blasbälge, wie sie günstig zum Grillfeuer-Anfachen angeboten werden, einfach zum Ziel zu kommen, denn der Johannes hat vollkommen recht mit seiner auch in früheren Beitragsreihen angeklungenen Meinungen über alternative Elektrogebläse.



    Die Ventile könnte man für Pfeifen ab b2 aufwärts wohl auch noch viel kleiner bauen, es muß ja nur das kleine Loch des Pfeifenfußes abgedeckt werden.



    Die Frage, ob etwas gegen ein Gebläse im Nebenzimmer spräche, muß wohl mit den Hausbewohnern geklärt werden; vom baulicher Seite ist ein Mauerdurchbruch speziell in Altbauten verhältnismäßig einfach zu bewerkstelligen, selbst in Mietwohnungen würde ich mir solches getrauen, denn das Loch in der Wand wäre gegebenenfalls nach dem Auszug wieder schnell verschlossen.



    Geradezu ideal sehe ich Johannes' Lösung an, Gebläse mitsamt Balg in den Keller zu verbannen, indes wird nicht jeder diese Möglichkeit vorfinden.



    Um das Staubsaugergebläse hinreichend leise zu kriegen zimmerte ich zwei Holzkisten darum, mit reichlichem Dämmstoff dazwischen, um es für unser Portativ verwenden zu können, auch das wurde bereits in zurückliegenden Beiträgen erörtert; wenn Du einmal hier vorbeikommen möchtest, Peter, kannst Du gern der Geräuschentwicklung lauschen, während des Spiels gewahre ich von dem Gebläse nichts, bei den Pausen ein orgeltypisches singendes Rauschen, welches daran erinnert, daß das Instrument eingeschaltet ist!

  • Da hast Du natürlich recht, lieber Wolfgang, an handgeschöpften Wind habe ich auich schon gedacht.

    Ich habe die Ventile, das Rasterbrett und den Pfeifenstock bereits fertig, jetzt werde ich noch das Windlädchen und das Gehäuse mit den Tasten anfertigen.

    Allerdings soll das Instrument stets auf einer Unterlage STEHEN und nicht GETRAGEN werden - gleichwohl ließe sich darüber nachdenken, einfach einen kleinen Balg hintenan zu bauen. Auf alle Fälle soll das Portativ lediglich zum Anstimmen der Psalmen beim häuslichen Stundengebet und "zum Studium des Orgelbaus" dienen.

  • hallo zusammen,



    habe für einen kleine versuchslade 3 register

    ein 8' gedackt dabei ein gebläse gebaut

    hatte das glück aus einem schaltschrank einen aussenläufer

    mit angebautem gebläserad auf der motornabe zu bekommen.

    durchmesser des gebläserades 260 mm breite 40 mm

    erzeugt einen staudruck von 60 mm ws bei geeignetem gehäuse aus spannplatte

    wurde schnell an einem nachmittag zusammengebaut

    ähnlich aufgebaut wie bei bormann beschrieben.

    das gehäuse ist quadratisch aufgebaut

    innen allerdings ein dem durchmesser gebogenes aluminiumblech von 42 mm breite.

    ansaugung über innen-narbe mit schalldämpfer befilzte holzplatte und nachgeschaltetem schwimmerbalg mit beweglicher platte und gummituch abgedeckt, ganz einfach aber funktionell

    und der schalldruck ist sogar niedrieger als bei meinem meidinger gebläse(für meine intonierlade).

    am ausgang ist der druck auf 50 mm eingeregelt und ausreichend für 3 register 8+4+2'.

    nur zusammengebaut mit einem hochwertigen aber ausgemusterten industriegebläse und einigen spanplatten resten.

    arbeitszeit 3 stunden materialwert ca. 20 Euro

    einige industiegebläse sind sehr hochwertig

    wer die möglichkeit hat sollte mal damit experimentieren.


  • Hallo,



    ich werde in meinem Portativ ein Heizungsgebläse einsetzen, welches in ölbrennern eingesetzt wird. Optisch sieht es wie in verkleinertes Orgelgebläse aus.



    Eike

  • Hallo Eike,



    ich habe auch schon mal als Jugendlicher versucht, ein Heizungsgebläse als Orgelmotor zu verwenden. Optisch wirken solche Geräte verführerisch ähnlich. Leider hatte ich damals wenig Erfolg damit. Der Druck war viel zu niedrig; ich erinnere mich düster an ca 30 mmWs. Dafür war die Durchsatzleistung ungeheuer groß! Der Grund wurde mir schnell klar: In einer Ventola läuft ein sehr schlankes Rad, in einem Heizungsgebläse verglichen dazu, fast eine Walze. Mein Rat: Probiere erst mal den Duck aus, bevor Du Dich in umfangreiche Umbauten der Maschine stürzt. Vielleicht sind allerdings diese Geräte jetzt anders ausgelegt. Wenn Du Ergebnisse hast, lasse mich diese wissen; Mich ineressiert dieses Thema nach wie vor!



    Herzlicher Gruß aus Regensburg



    Günther

  • Hallo Günther,



    die Leistung war auch meine Befürchtung. Mein Rad ist ca. 3cm breit. Was hälst du davon? Der Umfang des portativ soll vom kleinen c bis zum c2 reichen. Das Register soll ein Gedackt 8´ werden. Ich werde bei Gelegenheit einmal die Windsäule messen, ansonsten gibts einen kleinen Ventola oder ich bau ein Staubsaugergebläse um.



    Die Orgel soll nicht wirklich transportabel werden, sie dient nur dem Ausprobieren und vermeiden von Fehlern, die bei der 3-registrigen Truhenorgel nicht passieren sollen. (Gedackt 8´, Flöte4´, Principal 2´).



    Diese soll erstmal die Zeit bis zur Fertigstellung der "Grand Orgue" überbrücken. (25 Register, ein 16´im Manual, 2x16´ im Pedal, darunter Principal 16´, ein akustischer 32´, eine Transmission ins Pedal, ein Fernwerk, 3 Manuale...)

  • Ich habe vor Jahren umfangreiche Experimente mit verschiedenen Gebläsen gemacht:



    1. Staubsauger: viel zu laut, wegen der Hochtourigkeit und nur mittelmäßigen Auswuchtung des Schaufelrades. Die Luftmenge würde für ein Portativ/kleines Positivs stimmen, der Luftdruck ist viel zu hoch. Die Staubsauger-Gebläse werden bewusst nicht leiser gebaut, weil der Benutzer Lautstärke mit Saugleistung gleichsetzt (ähnliches gilt im Automotorenbau).



    2. Lüfter für Bad/WC: zwar leise, aber zu wenig Luftmenge und vor allem zu wenig Druck.



    3. Gebläse 12 V aus Autos sowie 220 V aus Heizungsanlage-Ölbrenner: zu wenig Druck, Lautstärke und Luftmenge gehen gerade noch sooo.



    4. Kühlgebläse aus IBM-Groß-Computer um 1970: Ideal: leise, Druck und Menge stimmen. Aber nirgenswo mehr erhältlich. Diese Computer sind alle längst verschrottet bzw. stehen im Museum.



    5. Selbstbau: Rad-Durchmesser 30 cm/Schaufelbreite 25 mm, geringere Umdrehungszahl: zu wenig Druck, laut wegen Unwucht.



    6. Selbstbau: Rad-Durchmesser 15 cm/Schaufelbreite 40 mm, höhere Umdrehungszahl: zu wenig Druck, laut wegen Luftwirbel.



    zu 5 und 6: Die Motoren waren zu schwach. Ich verwendete Motoren ohne Kollektor, also mit Kondensator-Anlaufhilfe. Diese Motoren laufen zwar leise, werden aber nur für geringe Leistungen gebaut. So erreichte ich nur 25 mm WS. Es müsste sie in doppelter Watt-Zahl geben. Zum Schallschluck hatte ich die Gehäuse - z.T. doppelt - mit Schaumstoff isoliert, aber das Geräusch setzt sich auch durch die Blaseluft fort.



    7. Saugwind-Gebläse (umgekehrt eingebaut) aus einem Hohner-Harmonium der 1970er Jahre: nach 20 Jahren im Harmonium-Betrieb zu laut und auch wohl schwächer geworden. Heute nicht mehr zu kaufen.



    8. nach einigen Jahren gab ich die Experimente auf und kaufte eine gebrauchte Ventola.



    Gruß

    Reinhold

  • Hallo Eike,



    das sieht nicht schlecht aus! Offensichtlich hat sich da in den letzten Jahren auch etwas getan! Ich erinnere mich an so 5 cm Schaufelbreite - lang, lang ist es her... Ich habe mir mal die Mühe gemacht und habe meine Ventola ausgebaut und nachgemessen. Folgende Richtwerte kann ich Dir geben: Bei einer Ventola mit 70 mm Winddruck läuft ein Rad mit 2,5 cm Breite in einem Gehäuse von 8 cm Breite. Ich hoffe, Du kennst die übrigen, bzw. genauen Maße der Ventolas aus dem Katalog! Ferner noch ein Gebläsetipp, der noch nicht genannt wurde: Ich habe mal testweise eine Volumenpumpe benützt. Das sind kleine Gebläse mit denen man Schlauchboote und große Luftmatratzen zügig aufpumpen kann. Diese Pumpen bekommt man erfahrungsgemäß sehr günstig und sie können wahlweise mit 220V oder auch an der Autosteckdose betrieben werden. Leider sind diese auch etwas laut, aber man kann beim 220 V - Betrieb einen Dimmer vorschalten. Damit läßt sich die "Lautstärke" und folglich der Druck gut regeln. Wer das dann nicht so gut findet, der hat zusätzlich ein nettes Urlaubsutensil erworben oder man kann sogar im Bearfsfall auch am Campingplatz üben!



    Viel Spaß beim Experimentieren, und halte uns (mich) auf dem Laufenden!



    Günther

  • Hallo Günther,



    da liegst du falsch, die Gebläse stammen teilweise aus über 30 Jahren alten Brennern. Schaufelrad und Gehäuse sind aus metall, Motor ist fest an die Welle angeflanscht, ließe sich aber im Bedarfsfall wechseln. Ich werde bald solch ein Gebläse bekommen und werde ein wenig damit herumexperimentieren.



    Viele Grüße

    Eike