Balg verkleinern

  • Hallo,

    hat jemand Erfahrungen oder Meinungen dazu?



    Der Balg einer alten Kirchenorgel ist eigentlich fast ein wenig zu groß für meine Gebläsekammer(Keller)



    Kann man einen bestehenden Balg verkleinern? (Ich denke vor Allem an die Breite)

    Oder macht das wenig Sinn?



    Schöne Grüße

    Johannes



    PS.: Die Sandsteinimitation ist nun fertig.

    Sieht wirklich super aus. Besser noch als ich in der Planung gehofft haben.

  • Hallo Johannes,



    ein gutes Verhaeltniss von Laenge (L) zu Breite (B) bei gewichtsbelasteten Keilbaelgen ist wichtig fuer den Wind. L/B > 3 ist gut, L/B = 4 besser, aber bei L/B >> 4 ist das Verhaeltniss von Luftvolumen pro Aufzug zu Balg-Bruttovolumen unguenstig.



    Liegt bei Dir an der schmalen Seite (Breitseite) das Scharnier/Gelenk und auch der Windauslass?



    Viele Gruesse

    Thomas Reinhardt

  • Hallo,

    ich habe den Balg jetzt auf alle Fälle einmal mitgenommen.

    Ob er mir nutzt wird sich noch herausstellen.

    Leider habe ich es vor dem Einlagern nicht mehr geschafft, Fotos zu machen.

    Hier ein kurzer Versuch der Beschreibung:



    Ein Schwimmerbalg 2,0 m auf 1,1 Meter.

    Zwei Falten, über eine Schere in der Mitte der Längsseite geführt.

    Unten ist noch ein Keilbalg angefügt.

    Der diente wohl früher zum handgeschöpften Wind?



    Wenn ich den Balg verwenden möchte, habe ich auf jeden Fall ein Problem mit der Größe:

    a) ich bringe den Balg mit diesen Ausmaßen unmöglich in den Gebläsekeller

    b) eigentlich ist das Maß an sich auch zu groß für mich.



    Nun wäre ich für folgende Hilfestellungen dankbar:



    Angenommener Endzustand meiner Orgel:

    P: 16-8-4-2

    I: 8-4-2

    II: 8-4-2

    Welche Grundfläche des Schwimmerbalges wäre optimal, welches Maß (nach unten hin) vertretbar?



    Wie gehe ich am besten vor, wenn ich den Balg zerlegen möchte,

    wie wenn ich ihn verkleinern möchte.



    Es wäre schon schön, wenn ich den vorhandenen Balg zumindestens teilweise wiederverwenden könnte.



    Schöne Grüße

    Johannes

  • Hallo Johannes,



    willst Du das gute Stueck wirklich zerlegen? Der Balg erscheint mir nicht zu klein fuer Deine Orgel wenn der Wind ruhig bleiben soll. Natuerlich, eine gewisse Lebendigkeit (Schwankungen im Winddruck) ist erlaubt, vielleicht sogar erwuenscht!?



    Ein Vorschlag zur Rettung des Balges: Baue zwei neue, kleinere Baelge. Einen fuer das Pedal mit dem viel Wind verbrauchenden 16' und einen fuer die Manuale. Du hast drei Vorteile:

    1) Die Moeglichkeit verschiedene Luftdruecke zu realisieren (z.B im Pedal + 5 mmWS),

    2) Die unabhaengig versorgten Laden Pedal - Manual,

    3) Die Baelge sind klein genug und lassen sich in die Geblaesekammer transportieren;

    .. und nur einen Nachteil:

    den Bau neuer Baelge.



    Viele Gruesse

    Thomas Reinhardt

  • Hallo Johannes,

    kannst du es wirklich nicht hinbekommen, den ganzen Balg unterzubringen? Du könntest alternativ den Schöpfer auch mechanisch antreiben, und dir dein Schleuder-Gebläse sparen (ausschalten). ich würde mich dieser "handgeschöpften" Möglichekti nicht berauben.



    So hättest du eine tolle halb-historische Windversorgung, und die Balggröße ist nicht allzu groß (es si denn du hast Ausgleichsbälge an den Windladen?)



    Ulf

  • Hallo Ulf,



    also das mit handgeschöpft wird wohl nichts werden.

    Der Calcant müsste ja im Kellergewölbe neben meinem Biervorrat ausharren. ;-)

    Außerdem ist der Keilbalg schon relativ löchrig.



    Liebend gerne würde ich den Balg verwenden.

    Den Standplatz habe ich mir nun auch schon mehr oder weniger erkämpft, nachdem ich einen Alternativstellplatz für die Gefriertruhe angeboten habe.

    Aber das klappt eben nur, wenn es eine Möglichkeit gibt den Balg in etwas kleinere Einzelteile (eventuell genügt auch 'flachere') zu zerlegen, ohne dass ich ihn komplett ruiniere.



    Sonst geht er nicht runter in den Keller.



    Johannes

  • Hallo Johannes,



    gut gut, wir wollen den Biervorrat nicht aus dem Keller verdränden. Flacher sollte indes klein Problem sein, denn soviel ich weis, ist nur der Hub entscheidend, also die variable Luftmenge, nicht das totale Volumen.



    Du könntest wirklich versuchen, den Balg vielleicht quadratisch zu machen, indem du ihn vorsihtig durchsägst, und dann die Hinterwand wieder ansetzt. Das LEder würde ich sowieso runternehmen, in Ruhe angucken, und dann wieder verwenden.



    Du schreibst, es ist ein Schwimmer, dann aber er hätte Falten ("Magazin"?). Vielleicht ist meine nomenklatur auch falsch. Ich habe zwar keine Erfahrung mit Magazinbälgen, aber ich würde den balg auf einer länggseite zusägen/zerschneiden, und dann die falten mit überklebern und verstärkten Holzstückchen wieder zusammenbringen. Allerdings nur, wenn die Ecken (Zwickel) noch ok sind. Sonst ist es wahrschelich einfacher, diese neu zu machen.



    Gruß!

    Ulf

  • Hallo Johannes



    Wenn ich alles richtig verstanden habe, handelt es sich bei Deinem Balg nicht um einen Schwimmerbalg, sondern um einen Doppelfalten-Magazinbalg mit Schöpfbalg. Vermutlich ist die Anlage mindestens 70 Jahre alt. Das heisst, der Balgboden besteht wahrscheinlich aus Rahmen und Füllungen und die Balgplatte ebenfalls aus Rahmen und 2-3 aufgeschraubten Deckeln. Alles mit Blaupapier tapeziert? Schon der Aufwand, diese Rahmen, Füllungen und Deckel zu verkleinern und wieder luftdicht zusammenzubauen erscheint mir unverhältnismässig gross. Dazu kommt ja auch noch die Verkürzung der Faltenbretter sowie das vollständige Neubeledern des Balges. Im besten Fall kannst Du die Balgscheren unverändert übernehmen.

    An Deiner Stelle würde würde ich die Gefriertruhe in den Bierkeller stellen zugunsten des Original-Doppelfaltenbalges. Dem Wind zuliebe, - denn einen zu grossen Magazinbalg gibt es eigentlich gar nicht.



    Mit freundlichen Grüssen

    Ruedi Wernli

  • Bei allem Respekt, alten Dingen durch Wiederverwendung neuen Atem zu verleihen, was sich letzten Endes in Deinem Berufe, lieber Johannes, widerspiegelt, möchte ich doch die Empfehlung aussprechen, die Kirchenorgel im Dorfe zu lassen, anstatt sich mit dem Ungetüm zuhause herumzubalgen, selbst wenn ein Einbauort mehr oder weniger erkämpft worden ist!



    In meiner mir zueigenen Selbstüberschätzung behaupte ich, daß ein Balg handlichen Ausmaßes mit einfachem Wulst verhältnismäßig rasch zusammenzuzimmern sei; das Hauptaugenmerk würde ich auf eine gute Abstimmung mit dem Rollventil lenken, um ein tiefes Absinken der Balgplatte bei plötzlichem Windbedarf zu vermeiden. In diesem Forum gibt es einige Beitragsreihen zu diesem Thema, auch die Technik-Seite der Reinhardt-Orgel -hausorgel.de- bietet eine gute Orientierungshilfe bei der Gestaltung von Balg und Ventil.



    Bei meinen Versuchen konnte ich feststellen, daß ein einfaches Bälglein 28 x 38 cm mit nur 5 cm Aufgang ausreicht, zwei 8'-Baßpfeifen gleichzeitig ausreichend Wind zu liefern, indes hatte ich noch nicht die von Uli dem Hausorgelspieler mit begrenztem Pedalumfang empfohlene Mendelssohn-Sonate simuliert, welche von Balg und Spieler jäh achtstimmige Akkorde verlangt.



    Die Notwendigkeit großer Magazinbälge ergab sich in der guten alten stromlosen Zeit daraus, den Blasbalgtreter beim Kalkulieren des Windbedarfs vor hektischem Nachschöpfen bei unerwartetem Windbedarf durch Schlußakkorde zu bewahren; auch die sich beim Registerschalten ergebenden Stöße durch die Röhrenpneumatik galt es durch großzügige Bälge aufzufangen.



    Bitte halte uns auf dem Laufenden, wie es mit der Balgerei bei Dir weitergeht, herzliche Grüße

    Wolfgang

  • Hallo,



    vielen Dank für die Anregungen und Meinungen zu meinem Balg.

    Ich vernahm den Grundtenor für den Balg 'je größer desto besser' Darum hätte ich den gerne verwendet.



    Der Aufstellort an sich ist eigentlich der Gleiche.

    Nur die Längsausrichtung würde für den großen um 90° gedreht werden müssen.



    Also gut, da er als Ganzes nicht in den Raum zu schaffen ist,

    gehe ich davon aus, mir einen neuen erbauen zu müssen.

    (Ggf. unter Verwendung von Teilen des Alten)



    Ein Schwimmerbalg erscheint mir einfacher zu bauen.

    Gibt es Unterschiede in der Qualität zwischen Schwimmerbalg und Magazinbalg? (Mein Ziel ist barocke Orgelmusik)



    Wolfgang, Du beschreibst ja eher kleine Balgabmessungen.

    Diese Größe würde ich mit dem von mir für das kleine Gebläse gebauten erreichen. (Ich schrieb ja zu diesem Balg schon mal. (Und erntete Beschwerden über meine Wülste ;-)))



    Ich werde vielleicht mal die exakte Größe berechnen müssen.

    Ich glaube in Bormann gelesen zu haben, dass der Balg den Windbedarf für 3 Sekunden beinhalten soll.

    Den Berechnungen von Bormann folgend (Seite 42) brauchen 8-4-2-1-1'1'3 5580 cm³ pro Sekunde.

    Rechne ich das mal drei für meine Werke erhalte ich 16740.

    (Pedal ggf. 16', aber wohl kaum sechsstimmig spielbar)



    Rechne ich mit 10cm Balgplattenhub, dann erhalte ich eine Grundfläche von 40x50 cm.



    Oder bin ich hier auf dem Holzweg?



    Ich habe gerade nochmal die Gebläsekammer vermessen.

    In der ursprünglich vorgesehenen Nische hätte ich neben dem Gebläse 86/86 cm noch Platz für einen Balg mit der Grundfläche (Innen. von etwa 75 x 50 cm.



    Was wäre dann davon zu halten?



    (Berechnungsgrundlage: 3 Werke, jeweils 8-4-2)



    Schöne Grüße

    Johannes

  • Sorry,



    die 16740 cm³ sind ja nur für eine Sekunde.

    Ergibt bei drei Sekunden 50220.



    Ich komme mit dem Balg 50 x 75 also auf 2,2 Sekunden Luft aus dem Balg.



    Was nun?



    Johannes

  • Hallo Johannes.

    Nicht verzagen.



    1) kannst du nicht 2 Bälge übereinander stellen? Das Gebläse in einer Kiste vielleicht zu allerunterst, wie es http://www.hausorgel.de vormacht, und dann 2 Bälge mit deinen Abmessungen darüber, u.u. sogar wie schon vorgeschlagen dür Manualwerke und Pedal geteilt? Dann hast du einen kleinen Kompakten Gebläseschrank, an den Du auch uhne zu bücken rankommst.



    2) Ich denke die Magazine haben nur mehr Volumen gefasst, dass heute nicht mehr nötig ist (vgl. Wolfgangs Hinseise über Schwankungen). Heute muss ein Balg nurnoch für die Zeit, die das Ventil benötigt, Wind liefern, also in Stoßzeiten. Das ist der Unterschied.



    3) Ich finde 10cm Hub die Obergrenze, aber ich habe selbst einen zu kleinen Blag (50x50cm², Hub 10cm). Ich habe mal gelesen, dass man lieber breiter bauen soll, dafür weniger Hub. Hm. Das ist aber alles bloß graue Theorie. Was nützt es, wenn der Balg nicht ins Haus passt...



    Gruß!

    Ulf

  • Hallo Johannes,



    die Funktion des Balges von Ulis Orgel ist

    1) der Ausgleich von Luftdruckschwankungen bei ploetzlichem Windbedarf (und umgekehrt Ueberschuss bei Schliessen der Ventile), sowie

    2) die Ansteuerung des Rollventils zur Regulierung der Windmenge in den Kanal und des Winddruckes im Kanal.



    Die Hauptmenge des Windes liefert immer der Ventilator, der Balg dient bei Ulis Orgel nur als Zwischenspeicher. Unser Balg ist also eher als Schwimmerbalg zu bezeichnen. Fuer einen Magazinbalg ist er viel zu klein.



    Ein Magazinbalg fuer eine romantische Orgel erreicht beinahe die Grundflaeche der zugehoerigen Orgel (Beispiel: Waldkirch im Breisgau, kath. Stiftskirche, Eberhard Friedrich Walcker, ca. 1873).



    In Ulis Orgel gibt es noch einen zweiten Balg:

    Groesse ca. 40 x 60 cm, Kasten mit senkrecht haengender Platte, Scharnier oben an der Schmalseite, belastet durch zwei Harmoniumfedern, faellt nur zusammen bei ploetzlichem Windbedarf, reagiert mit kaum sichtbaren Bewegungen auf einzelne Basspfeifeneinsaetze. Dieser Balg ist eine Kanalerweiterung unmittelbar vor der Diskantwindlade und kann als Windladenbalg bezeichnet werden.



    Viele Gruesse

    Thomas Reinhardt