Oberfläche Ventilplatte

  • Österliche Grüsse an alle Hausorgelbauer.



    Ich bin bei meiner Truhenorgel bei der Windlade angelangt. Alle Stecher- und Pfeifenlöcher sind gebohrt. Das Brett ist 20mm Buchenleimholz.



    FRAGE:



    Boersma leimt eine Schicht Papier auf das Holz, Bormann hat gleich gar kein Holz, sondern als Ventilplatte Karton. Beides hat aber zur Folge, dass das Leder vom Ventil auf Papier aufliegt und nicht auf Holz.



    Ich war gestern in Bad Köstritz im Schützhaus zu einem Osterkonzert, und zwischen zwei Konzerten bin ich im Museum herumgeschlendert. Dort steht ein Orgelfunktionsmodell, an dem ich eigentlich schon fast vorbeigegangen wäre, aber ich hab dann doch nochmal reingeschaut: Dort ist eie Ventilplatte gebaut, und die Ventile (Mit Fils und darauf Leder, so will ich jetzt auch bauen) liegen direkt mit der Lederschicht auf dem Holz. Also kein Papier. Ich konnte durch die Plexiglasscheibe nun nicht ausmachen, ob das Holz irgendwie lackiert war, aber ich denke nicht.



    Also: Was tue ich, um die Ventile schön dicht zu bekommen. Papier+Leimschicht, Papier solo, eine KLarlackschicht, oder ur eine Holzpolitur (Antik-Wachs o.ä.) um die Poren zu schliessen, oder einfach ein bisschen fein schleifen und gut ist?!



    Sicherlich lohnt sich eine Papierung, aber ich würde gern eure Erfahrungen hören.



    Beste Grüsse



    Ulf

  • Hallo zusammen,



    zunächst ebenfalls ein frohes Osterfest an alle!



    Ich glaube nicht, dass Papier sehr viel bringt. Viele Orgelbauer benutzen keines. Ich habe, nachdem ich die Windlade beim Schreiner aufs Zehntel genau abschleifen ließ, ein dünnes MDF-Brett (4 oder 5 mm) auf die Kanzellen geleimt, und dann die Ventilschlitze ausgefräst . Hat super geklappt und ist dicht.

    Filz muss nicht unbedingt sein. Im Diskant reicht eine Schicht Leder, im Bass kann man die zweite Schicht auf die Lade leimen, dann erübrigt sich die Überlegung, Papier draufzuleimen.

    Ich habe für die Ventile Gasometerleder benutzt, welches mir ein Orgelbauer empfohlen hat. Sämtliche Experimente mit billigem Leder gingen schief.

    Lackiert habe ich nichts. Meiner Meinung nach fördert das die Möglichkeit, dass durch die glatte Oberfläche Luft unter dem m Ventilleder entweichen kann.



    Gruss



    Jens

  • Vermutlich hatte ich einfach pures Glück: Als Platte mit den Ventilschlitzen verwendete ich einfach Sperrholz; nach dem Aussägen der Schlitze schmirgelte ich mit feinem Schleifpapier darüber, das war alles. Die Ventile belederte ich ohne Filz mit verschiedenem Leder, ich konnte keine Unterschiede bei den Dichtigkeiten feststellen! Auch das berüchtigte Klopfen hält sich im Rahmen, sobald der Kasten unter Druck kommt: Beim Schließen der Ventile dämpft anscheinend die sich in den Kanzellen befindliche Luft das Aufschlagen. Deshalb kann ich Jens zustimmen:



    Jens Ganter:


    Filz muss nicht unbedingt sein. Im Diskant reicht eine Schicht Leder, im Bass kann man die zweite Schicht auf die Lade leimen, dann erübrigt sich die Überlegung, Papier draufzuleimen.





    Nun verstehe ich allerdings nicht, warum man Baß und Diskant unterschliedlich behandeln soll; im Gegenteil: Baßventile werden stärker zugedrückt, wenn die Ventilschlitze dort größer gemacht werden.



    Unabhängig davon möchte ich demnächst einen Versuch durchführen: Das Einlassen der Ventilplatte mit Klarlack und anschließendem feinen Schleifen. Ich hege nämlich die Befürchtung, daß die rohe Sperrholzplatte im Lauf der Zeit bröselig werden könnte. Jens Meinung dazu stimmt mich nachdenklich; nun, ein Versuch wird es zeigen, notfalls muß ich wohl die gesamte Lackschicht wieder wegschleifen...





    Mit dem Wunsche, ein frohes Osterfest verbracht zu haben, grüße ich alle Teilnehmer des Forums mit Goethes

    Osterspaziergang:

    "Hier (im Forum) bin ich Mensch, hier darf ich's sein!"

  • Die Ventile belederte ich ohne Filz mit verschiedenem Leder



    Ich bin interessiert was für verschiedene Leder Sie gebraucht haben. Vielleicht wollen Sie die nahmen nennen oder beschreibungen geben.

  • Vor langer Zeit kaufte ich in einem Handarbeitsgeschäft einen Sack voll kleiner Lederreste; die meisten Stückchen sind etwa einen Millimeter stark, aber auch wesentlich dünnere sind dabei, ich glaube, man nennt das Spaltleder, jene, die auf beiden Seiten weich sind!



    Die verschiedenen Ledersorten klebte ich übrigens mit dem bekannten UHU-Alleskleber auf die Ventile; der UHU dringt nicht in das Leder ein, dadurch verhärtet es nicht. Auch Patex ist geeignet, indes klebt das dermaßen fest, daß man Mühe hat, das Zeug dann wieder von den Fingern zu kriegen. Bei den Schleifen verwende ich Patex, denn dort kommt es ja wegen der Schiebebewegung auf höchste Festigkeit an, während beim Ventil keine Scherkraft zu befürchten ist.



    Bei der Gelegenheit möchte ich die Frage nach einem geeigneten Lederversandgeschäft stellen, das auch in für Hausorgelbauer üblichen Kleinmengen preiswert liefert; der Handarbeitsladen ist längst verschwunden!