"UM"-Intonieren von Gedackten

  • Hallo liebe Orgelbauer!



    Ich habe mal eine Frage zur Korrektur der Intonation einer fertigen Pfeife. Die Pfeife (C-8', Holz) war ein offenes Principal 4', und ich habe es mit Deckel versehen, es spricht gut an als 8'. Nur der nötige Winddruck (60mmWS) ist mir zu hoch. Bei niedrigem Winddruck (45mmWS) ist der Ton kaum lauter als mein Gebläse *g*. Das ist sehr schlecht.-



    Wie kann ich an elegantesten die Pfeife auf niedrigeren Winddruck umintonieren (Kernspalt zu, Labium anlängen?) Ich würde sie gern etwas obertöniger haben (niedriger Aufschnitt??) und eben lauter. das müsste doch gehen, immerhin habe ich Kartonpfeifen gebaut, die bei 10mmWS lauter sind!



    Danke!!

    Ulf

  • Hallo Ulf,



    Prinzipale und Gedeckte Register haben sehr verschiedene Bauformen. Um nur einige Unterschiede zu nennen: Windrichtung (Prinzipal: nach aussen, G: halb/halb aussen innen), Kernschraege (P: flacher 1:4 bis 1:6, G: 1:3 bis 1:4), Labienbreite, Aufschnitthoehe (P: ca. 1/4 der Labienbreite, G: ca 1/3 der Labienbreite), Oberlabiendicke (P: fast scharf, G: eher dick, bei C 3mm mit leichten Rundungen bis ca. 1 mm bei c3), Luftbedarf (P: wenig, G: viel bei tiefen Pfeifen, ca. 2 bis 3mal Prinzipal) => Fusslochdurchmesser. Eigentlich bleiben nur die Waende unangetastet. Lohnt sich der Aufwand?



    Probiere es trotzdem wenn Du intonieren lernen willst. Helfen wird es in jedem Fall, denn die Erfahrungen koennen spaeter sehr nuetzlich sein bei anderen Pfeifen. Aber ein ganzes Register sauber umzubauen wuerde ich mir nicht zutrauen. Da baue ich lieber neu.



    Viele Gruesse

    Thomas Reinhardt

  • In der Tat kann man bei den Holzpfeifen nicht so leicht an den Labien herumdrücken, um das Luftblatt weiter nach innen zu lenken. Bei Metallpfeifen geht das einfacher, Herr Kabbeck schrieb dazu in der Beitragsreihe über 16'-Register:

    "Habe aus dem Principal (Zink) 4' Durchmesser 8,5 cm Innen-Durchm, im Bereich des Stimmschlitzes einen gedrechselten Holzspund eingesetzt mit 10 mm Bohrung und es kommt ein Ton mit leichten Obertönen raus."



    Ich selbst bin hin und her gerissen, wie ich es machen soll: Das 8'-Offenholz-Pedalregister bringt einen wunderschönen, leicht streichenden, dennoch vollen und tragfähigen Klang vor allem in der großen Oktave, und das bei einem geradezu lächerlich geringem Winddruck am Fuß von nur 15 mm WS. Hier kann ich getrost enge lange Schläuche verwenden, welche dadurch als Drosselung dienen.



    Anders im Manual: Das dort vorgesehene 8'-Gedackt frißt geradezu den Wind; 30 mm bis 40 mm WS sind am Fuß notwendig, um einen halbwegs klaren Ton herauszupressen. Ulfs Forderung nach 60 mm scheinen mir indes doch sehr hoch. Möglicherweise hilft es, die Aufschnitthöhe durch Aufleimen eines Hartholzplättchens auf das bisherige Oberlabium zu verringern.

    Wie dem auch sei, ausgerechnet im Manual, wo man doch vom Platzangebot her sparsamer umgehen muß, sehe ich mich gezwungen, faustdicke Schläuche und scheunentorgroße Schleifenlöcher für das Gedacktgebrummel der großen Oktave vorzusehen, um mit jedem Millimeter Wassersäulendruck zu geizen, während ich im Pedal getrost verschwenden kann, wie absurd!



    Ich bin geneigt, über Rückstrom-Sperrventile die große Oktave des Manualregisters an die Offenholzpfeifen des Pedals "anzuschließen" und somit das leidige Gedacktproblem zu deckeln; man könnte dann wohl von einem angehängtem Manual sprechen...

  • Gedacktpfeifen für Hausorgeln intonieren-



    es ließ mir keine Ruhe: Karl Bormann und wohl viele andere haben es ja auch geschafft, auf verhältnismäßig kleinen Positivwerken 8'-Gedackte erklingen zu lassen und das bei nur 7,5 mm breiten Kanzellen und 8 x 19 mm Schleifenlöcher!



    Also untersuchte ich meine Probepfeife eines alten Gedackts aus dem zweiten Manual einer Kirchenorgel: Die große C-Pfeife war völlig unbrauchbar, das alte Gedacktproblem undichter Spünde. Das Cis schien mir brauchbar, wie oben beschrieben verlangte es indes ungebührlich viel Winddruck. Als erste wesentliche Verbesserung bohrte ich das Fußloch von 12 auf 16 mm auf. Sodann erhöhte ich den Kernspalt vermittelst u-förmig ausgeschnittenen Kartons auf etwa 1,5 mm und verringerte die Aufschnitthöhe durch Aufleimen eines Holzplättchens auf 23 mm. Noch tieferes Oberlabium hätte die Duodezime hervortreten lassen.



    Durch die große Kernspalte sackte der Winddruck aufgrund des Schlauchs naturgemäß ab, doch stellt sich nun ein weicher, tragfähiger Gedacktton ein; in der Kernkammer, also zwischen Pfeifenfuß und Unterlabium maß ich 15 bis 20 mm WS bei einem Kanzellendruck von 38 mm. Mit diesen Werten kann man leben, selbst eine Reduzierung auf 16 mm Schlauch(innen)durchmesser ließ die Pfeife ausreichend laut ertönen, endgültig werde ich wohl für die 4 oder 5 tiefsten Pfeifen einen 25 mm-Schlauch "opfern"...