Altes Klavier als Grundlage?

  • Liebe Orgelbaufreunde,



    eigentlich hab ich ja überhaupt keine Zeit, aber seit ich hier dieses Forum gefunden habe und speziell die Seite hausorgel.de der Herren Reinhardt, läßt mich mein uralter Traum nicht mehr los, unser über 100 Jahre altes Klavier als Grundlage für ein Positiv umzugestalten. Bitte äußert unverblümt Kritik an meinen Überlegungen:



    Das schön verzierte Gehäuse diene als stabiles Unterteil zur Aufnahme der gesamten Mechanik, darüber die Pfeifen in Form eines offenen Prospekts.



    Als Register dachte ich an Holzgedackt 8' und Offenholz 4'.

    Wenn das soweit spielfertig geschehen sein wird und zudem noch Lust übrig ist weiterzubauen, ein angehängtes Pedal "darunter zu schieben".



    Ein weiterer Traum wäre, die nicht mehr benötigten Tasten der Kontraoktav und jene über e³ für ein zweites Manual herzunehmen, also etwa zweieinhalb Oktaven, ausreichend für das Triospiel, mit Holzgedackt 4' und Kupfer 2' (aus meiner alten Schindmähre).



    Alter schützt vor Torheit nicht und so könnte ich schließlich zu allem Überfluß das Gehäuse nach vorne rücken, um noch eine eigene Pedallade dahinter anzubringen, rechts und links über den Grundriß des ehemaligen Klaviers herausragend, mit Offenholz 8' dauerhaft (ohne Schleife) aus meiner alten "Orgel".



    Wichtig wäre für mich halt, daß möglichst bald schon ein bißchen was geht, also wenigstens 1 Register, um motiviert zu sein, weiter zu machen; ein Ausbau in Stufen also, damit nicht die Lust verloren geht. Was haltet Ihr davon?

  • Hallo Wolfgang,



    Deine Idee mit dem Klavier finde ich gut.

    Vielleicht vorher einige philosophische Betrachtungen, damit Du verstehen kannst, warum ich Deinen Plan so wunderbar finde:

    spricht man mit den alten Hausorgelbauern (und ich bin mit 40 noch ein Junger), dann hört man aus allen Erzählungen das Selbe heraus: "Wir haben das alles durch Tüfteln gelernt!" Kaum einer hat nur eine Orgel gebaut, sondern die Erste in der nahzu neurotischen Erwartungshaltung auf das endlich ersehnte Instrument und die Zweite, um in dieser alle Fehler der Ersten aufzuheben.

    So ging das auch meiner Frau und mir. Wir haben ziemlich unkonventionell angefangen und einfach probiert. Wir mußten auf unseren Prototypen dann auch üben und haben ziemlich schnell gelernt, was wir besseser machen könnten. Diese Kenntnisse flossen in das nächste Instrument ein. Mittlerweile sind es 4 Orgeln, dazu auch andere kleine Tasteninstrumente.

    Mich stört, auch in diesem Forum, oft der Grundton "zünftige Orgelbauer würden das so oder so nicht machen, weil..."

    Sicher stehen dahinter wahnsinnige Erfahrungen, mit denen ich mich nicht messen kann. Aber, die wenigsten dieser Diskussionspartner sind Orgelbauer.Ich auch nicht, aber, ich will z.B. keinen Silbermannverschnitt zu Hause hinstellen oder verlange, daß unsere Hausorgel in 100 Jahren Denkmal und in 200 Jahren im Museum landet. Man kann sie getrost irgendwann mal verfeuern und unsere Enkel können was Neues probieren.

    Unsere Orgeln taugen zum Üben und wir sind stolz darauf, unsere Fähigkeiten so weit entwickelt zu haben, daß dem so ist. Die unkonventionelle Herangehensweise gestattet uns aber eine kritische Sicht auf all die puritanischen Gedanken und so können unsere Abstrakten z.B. aus Fleischerspießen sein und nicht von Laukhuff, denn der Preisunterschied ist erheblich. In wie weit qualitativ Einbußen bestehen, muß jeder selbst sehen.



    Bei einem Klavier als Grundstock einer kleinen Hausorgel denke ich: Du hast eine gut gelagerte Klaviatur, ein Gehäuse und Platz im Unterbau. Das ist doch schon viel. Für die wenigen Register reicht eine Windlade in Klaviaturteilung, wobei ich in der Baßlage die Ausspreizung der Tastentangenten ausnutzen würde. Was meinst Du, was das für ein Gefühl ist, nur mit einem

    8Fuß eingesperrt zu sein, aber, mit dem Eigenen!

    Man bekommt Lust, weiter zu bauen, und gleichzeitig verblassen die Pläne zu weiteren 200 Registern, weil diese kleine 8Fuß- Reihe so das Herz erwärmt und für viele Dinge ausreicht...

    Baue los, wir wünschen Dir Glück!

  • Edward Syska:
    Baue los, wir wünschen Dir Glück!





    Danke! Das soll für mich Ansporn sein, in diesem Jahr zumindest einmal anzufangen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich allen den Rat geben, Hausorgeln nicht höher als 2,40 m zu bauen. In meiner Jugendzeit nützte ich die unbegrenzte Höhe des zur Eingangshalle erweiterten Stiegenhauses, so daß ein einfacher Umzug nicht mehr möglich ist. Unabhängig davon möchte ich ohnehin neu bauen, um, wie der Edward es treffend beschrieb,

    "die Zweite, um in dieser alle Fehler der Ersten aufzuheben."