Positivbau

  • Hallo zusammen!

    Ich würde gern ein positiv 4´ bauen und wollte mal ein paar Fragen stellen.

    1.Welche Traktur ist am Sinnvollsten?

    2.Welchen winddruck brauche ich?

    3.Reicht ein Ventola mini von Laukhuff?

    4.Wie Hoch muss der Spieltisch?



    Björn

  • Hallo Björn,



    ich würde einen Druck von ca. 50 - 60 mm/WS vorschlagen, rein mechanische Traktur. Da reicht die kleinste Ventola - Maschine leicht aus. Als Standinstrument habe ich schon ein Instrument in Österreich mit einer Höhe von ca 40 cm gespielt. Ich würde zu einer Höhe von 60 - 70 cm raten, da passen normale Stühle am besten. Ich habe auch schon reine Tischinstrumente mit Gedackt 4´ gesehen und gespielt; wäre evtl. als raumsparende Bauvariante zu überlegen...



    Viel Spaß bei Planung und Bau



    Günther Kronseder

  • Hallo,



    die Klaviatur wird ca. 67 cm breit (bei ca. 23 mm pro Untertaste). Allerdings ist das nur die Breite der Klaviatur und ggf. einer Lade in Klaviaturteilung zzgl. ein paar cm. Die Breite des Positivs hängt eher davon ab, welchen Platz Du für Dein Pfeifenwerk neben der Lade brauchst (Anzahl und Größe der Register, abkonduktierte Basspfeifen, Registermechanik etc.). Gib uns doch einfach mal ein paar Informationen, auch zur geplanten Mechanik (Stecher, hängend einarmig oder zweiarmig) bzw. was für ein Instrument das Ganze werden soll.



    Gruß, Heiko

  • es soll ein Positiv mit hängender Traktur werden, bei dem die Größte Pfeife eine Mensur von 8cm haben soll (Mensurrechner von Arndt Brünner einfach vertiefung 1 eingeben Abweichung von NM 0 eingeben und die Jeweilige Taste eingeben dann hat man die Mensuren nur noch Runden und Fertig!!!)

    Björn

  • Es soll ein Register haben eventuell zwei. (ein offener Holzprinzipal 4´)

    Geht ein 1fuß dazu für ein normales Wohnzimmer oder wird dass zu laut??

    Björn

  • Hallo Björn,



    nach meiner Erfahrung hat das musizieren ausschließlich auf einem 4' auf die Dauer zu wenig Möglichkeiten; bei einem offenen 4' fehlt es an Tiefe, bei einem gedackten 4' an Brillanz.



    Ich würde zu einem gedackten 8' raten, von C bis g3, wobei in der unteren Oktave die Töne CIS, (D), DIS, (E), (GIS) ausfallen können, es wären dort also nur die Töne C, F, G, A, B, H zu bauen. die Kanzellen für diese 6 Töne könnten breiter gemacht werden, die Pfeifen eventuell seitlich abgeführt oder gekröpft werden. Für die linke Hand hat man damit fast 2 Oktaven Umfang für das spielen einer selbständigen Bassstimme. Mit der rechten Hand hat man 2 1/2 Oktaven für eine 8'-Diskantstimme. Durch die zusätzlichen 7 kleinen Pfeifen für den Umfang cis3 bis g3 lassen sich ferner viele Stücke auch 1 Oktave nach oben versetzt, also in der 4'-Lage spielen.



    Bei einem eventuellen zweiten Register wird es problematisch; die 1'-Lage

    wirkt (vor allem im Bass) meist zu dominierend. Zu einem Grundregister 8' könnte man (nur in der Diskantlage) einen engen offenen 4' (Prinzipal oder enge Blockflöte)bauen.



    Bei 3 Register zum Beispiel:

    Gedackt 8' (Bass+Diskant),

    4' entweder nur Diskant, dann offene oder konische Flöte - oder

    4' Bass enges Gedackt, Diskant offene oder konische Flöte - oder

    4' C-H enges Gedackt, co-g3 Prinzipal

    3. Register: nur Diskant: 1 1/3' (als Klangkrone)



    Ein Register zu 2' lohnt sich meines Erachtens (obwohl historisch) bei insgesamt 2 bis 3 Register nicht, einzeln gespielt liegt es zu hoch, als Klangkrone meist noch zu tief.



    Gerne für weitere Tipps bereit



    Reinhold

  • Hallo,



    prinzipiell möchte ich mich Reinhold anschließen: Ein einzelnes offenes 4'-Register wird auf Dauer musikalisch kaum befriedigen. Wenn Du schon den Aufwand unternimmst, ein Positiv zu bauen, dann bau am besten gleich 3 oder 4 Register. Davon hast Du musikalisch auch etwas. Mein Vorschlag wäre: gedeckter 8', etwas engerer gedeckter 4' und offener 2', falls ein 4. Register dazu kommt, 1 1/3', Cymbel o.ä. nach Belieben. Den Vorschlag mit dem Aliquot im Diskant bei 3 Registern finde ich weniger praktisch, weil der 1 1/3' mangels 2'-Unterbau keine Klangkronenfunktion übernehmen kann.



    Anstatt der 6-tönigen Bassoktav würde ich eine klassische kurze Oktav vorziehen: C/E, H, D/Fis, G, E/Gis, A, B, H. Das sind lediglich 2 Töne mehr, dafür kannst Du aber fast die gesamte klassische Positivliteratur adäquat spielen.



    Gruß. Heiko

  • Danke fur die reichen Registervorschläge, aber weiß zufällig jemand wie breit das ganze wird? Ein paar fragen noch:

    1.wieso kommt aus meinen Pfeifen wenn ich sie oben mit einem brett zuhalte kein ton raus?

    2.was mache ich Falsch?

    3.die Pfeife müsste doch eigentlich eine Oktave tiefer klingen oder?

    4.Hat es eine Auswirkung auf den ton was ich für Holz für den Deckel nehme?

    5.Wie viel m3 luft brauchen 3 Register in der minute mindestens,wenn ich sechsstimmige Akkorde spielen und diese aushalten möchte?

    6.Ein Freund sagte mir dass er einmal eine selbstgebaute orgel gesehen habe,die mit einem elektrischen schmiedegebläse betrieben wurde. Geht das auch??? Wäre nämlich billiger und leichter zu bekommen



    Björn

  • Hallo Björn,



    ich versuche mal auf Deine Fragen zu antworten...



    0. ..., aber weiß zufällig jemand wie breit das ganze wird?



    >>> Nein, das kann man so nicht sagen, weil es davon abhängt, was Du nun letztendlich bauen willst (Registeranzahl und Art, Klaviaturumfang, verfügabre Tiefe - wenn ich wenig Tiefe habe, muss ich tendenziell etwas mehr Breite kalkulieren, um die gleichen Register/Pfeifen unterzubringen usw.). Zur Klaviaturbreite bzw. Ladenbreite bei Klaviaturteilung habe ich Dir oben geantwortet. Positive sind üblicherweise rund 1 bis 1,2 m breit.



    Ein paar fragen noch:

    1.wieso kommt aus meinen Pfeifen wenn ich sie oben mit einem brett zuhalte kein ton raus?



    >>> Spricht die Pfeife denn sauber an, wenn Du sie nicht oben zuhälst? Stimmen die Maße für Labium und Aufschnitt? Falls nein => Labium und Kernspalt, Pfeifenkörper überprüfen. Fluchten die zugehörigen Kanten? Falls ja => der Deckel der Pfeife muss sauber abdichten. Sorry, sonst fällt mir nix dazu ein, muss man konkret sehen.



    2.was mache ich Falsch?



    >>> Ganz ehrlich? Ich habe den Eindruck, dass Du Dich mit der Grundmaterie des Orgelbaus noch nicht genug auseinandergesetzt hast. Ist mein Eindruck anhand Deiner Fragen (z. B. nach der Breite), den ich Dir deswegen offen sage, weil ich es schade fände, wenn Du viel Energie in so ein Projekt steckst und dieses mangels Vorbereitung misslingt. Lies mal einfach etwas an Literatur dazu. Bormann kann sicher auch nicht schaden. Also: Nix für ungut...



    3.die Pfeife müsste doch eigentlich eine Oktave tiefer klingen oder?



    >>> Ganz grob gesprochen ja, in der Praxis kommen einige Faktoren hinzu, dass es nicht ganz die Oktav ist...



    4.Hat es eine Auswirkung auf den ton was ich für Holz für den Deckel nehme?



    >>> In Grenzen ja. Wichtiger ist jedoch ein guter Sitz und Dichtigkeit.



    5.Wie viel m3 luft brauchen 3 Register in der minute mindestens,wenn ich sechsstimmige Akkorde spielen und diese aushalten möchte?



    >>> Weiß ich nicht ad hoc, guck mal bei Bormann, da gibt esschöne Beispielrechnungen.



    6.Ein Freund sagte mir dass er einmal eine selbstgebaute orgel gesehen habe,die mit einem elektrischen schmiedegebläse betrieben wurde. Geht das auch??? Wäre nämlich billiger und leichter zu bekommen



    >>> Es soll sogar Orgenselbstbauer geben, die Toilettenlüfter für Portative verwendet haben. Gehen tut das, wenn das Gebläse genug Luft liefert. Die Frage ist: Ist es auch genügend laufruhig?



    Gruß, Heiko

  • Die Laufruhe ist kein Prob, da ich ein gebläse aus einer schmiede im ort bekommen könnte und ich es mir auch mal angehört habe. Ich denke mal,dass man für eine Kleine orgel nicht mehr Luft Braucht als für ein ordentliches Schmiedefeuer.



    Björn

  • Ich habe mich zu einer anderen variante mit viel weniger aufwand entschieden. ich kaufe mir ein Harmonium Mache bei einem Register die Pfeifen raus und Baue auf die "Windladen" Abführungen nach oben und setze oben auf das Harmonium einen Pfeifenstock und setze da die Pfeifen Drauf. Frage Aus Welchem Material baue ich am besten Die Abführungen? Kann ich die ganz billige Variante Wählen und Gartenschlauch aus dem Baumarkt nehmen???



    Björn

  • Harmonium...

    willst du eigetlich nur eine Hausorgel haben oder eine bauen. Ich muss den anderen Recht geben, dass man das etwas besser planen sollte (vor Weihnachten wird das nix mehr..). Andererseits ist die Idee mit dem Harmonium nicht schlecht, um mit der Pfeifenintonation anzufangen.



    Pass auf, dass es ein Druckwindharmonium ist. Ausserdem brauchen Harmoniumzungen geringen Windruck und nicht viel Fluss. Du wirst sicherlich auf EINE abkonduktierte Reihe keine vielen Register draufstellen können. (eher eins, deinen 4´).

    Als Material würde ich dir raten: kauf doch Gartenschlauch, wenn du das Harmonium hast, und probiere bei den Basspfeifen mal 2-3 Stück damit aus. Man kann auch aus alten Klorollen und Kreppklebeband billige verhältnismässige dichte Windleitungen basteln, die im Durchmesser für deine Zwecke wahrscheinlich etwas gross sind. Ich würde hier aber eher grösser als enger mensurieren-.



    beste Grüsse

    Ulf

  • Danke erstmal. ich habe mir bei ebay ein harmonium mit pedal und E-gebläse gekauft und Probiere das erstmal mit gartenschlauch. Mal sehn wies Weitergeht.



    Björn

  • Heiko:


    >>> Ganz ehrlich? Ich habe den Eindruck, dass Du Dich mit der Grundmaterie des Orgelbaus noch nicht genug auseinandergesetzt hast.





    Liebe Heimorgelbauer,



    soeben bin ich erstmals auf dieses interessante Forum gekommen und mußte bei dieser Beitragsreihe schmunzeln - genauso ging es mir vor rund 25 Jahren: Jung, ungestüm, unwissend hatte ich nur ein Ziel: Eine eigene Orgel zu haben, mit Vollpedal und Pfeifen natürlich, um nicht immer in die Kirche zum Üben laufen zu müssen!





    Bewaffnet mit Vaters alter Tischkreissäge und wild herumliegenden Holzresten fing ich einfach an, ohne handwerkliche Erfahrung, aber mit einem unbeirrbaren WILLEN!



    Das Vorbild für die Pfeifen bildete meine alte Blockflöte aus Kindertagen, die Tastenmaße nahm ich vom Klavier, als Geläse diente versuchsweise Mutters Staubsauger (!) mit vorgeschalteter Glühbirne zur Abschwächung - und los gings!





    Zweimal mußte ich die gesamte Windlade ins Feuer werfen, einmal waren die Ventile zu groß, das zweite Mal zu klein; es war zum Verzweifeln, wochenlange Arbeit vergebens. Doch eine Sache ist erst verloren, wenn man sie aufgibt und deshalb möchte ich allen Mut zusprechen, es wird immer wieder Rückschläge geben, nur nicht verzagen!





    Schließlich erhielt ich nach langwieriger Suche von einem alten Orgelbaumeister ein billiges gebrauchtes Gebläse aus einer großen Orgel mit dem Vorteil, über einen langen Schlauch angeschlossen, keinen Magazinbalg zu benötigen. Den viel zu hohen Luftdruck reduzierte ich durch enge Windzuführungen zu den einzelnen Pfeifen.





    Zu den 8'-Holzpfeifen von C bis c''' kann ich noch zusätzlich 2'-Kupferpfeifen ziehen von f bis c''', angehängtes Pedal





    -- na ja, kein Werk für künstlerisches Spielen, eher eine "Gesangsbegleitmaschine" für den Heimgebrauch und natürlich zum Üben für die "echte" Kirchenorgel!





    Mein Traum für das Rentenalter, sollte ich es erleben: Ein altes Klavier umbauen: Statt den Saiten das Wellenbrett, das leidige Aussägen der Tasten und die präzise Lagerung wäre damit schon geschehen, auch der schön furnierte und verzierte Unterkasten wäre schon da... Hat das hier schon jemand so durchgeführt?

  • Ein kleiner Beitrag zum Windbedarf.

    Orgelwind



    Windbedarf für Holzpfeifen in Abhängigkeit von den Kernspaltabmessungen





    Kernspaltweite[cm] 0,02 0,03 0,04 0,05 0,06 0,07 0,08 0,1

    WD [mmWS] v[m/s] Volumen cm³/s je mm Kernspaltbreite

    20 18,25 3,6 5,5 7,3 9,1 10,9 12,8 14,6 18,2

    30 22,35 4,5 6,7 8,9 11,2 13,4 15,6 17,9 22,3

    40 25,80 5,2 7,7 10,3 12,9 15,5 18,1 20,6 25,8

    50 28,85 5,8 8,7 11,5 14,4 17,3 20,2 23,1 28,8

    60 31,60 6,3 9,5 12,6 15,8 19,0 22,1 25,3 31,6

    70 34,14 6,8 10,2 13,7 17,1 20,5 23,9 27,3 34,1

    80 36,49 7,3 10,9 14,6 18,2 21,9 25,5 29,2 36,5

    90 38,71 7,7 11,6 15,5 19,4 23,2 27,1 31,0 38,7

    100 40,80 8,2 12,2 16,3 20,4 24,5 28,6 32,6 40,8





    die Tabelle baut auf nachfolgende Berechnungen auf:



    Dimensionen und Konstanten für die nachfolgenden Berechnungen:



    H [m] ist die Höhe des Aufschnitts

    D [m] ist die Dicke des Kernspaltes

    W [m] ist die Aufschnittsbreite

    F [Hz] ist die Grundfrequenz der Pfeife

    P [Pa] =N/m² ist der Winddruck

    V [m/s] ist die Windgeschwindigkeit

    rho [kg/m³ ] ist die Luftdichte, unter Normalbedingungen =1,2kg/m³



    (1) 'Formel für die Windgeschwindigkeit: V=(2*P/rho)^0,5



    Beispiel für P =400Pa (2*400/1,2)^0,5

    Wert 25,82 m/s



    (2) 'Formel für das Srömungsvolumen: Q=V*W*D



    Beispiel für V=25,82 m/s 25,82*100*0,1*0,05

    und 0,05 cm Kernspalt

    Wert 12,91 cm³/s

    berechnet für 1mm Spaltbreite



    Wenn man in Formel (1) die Konstanten vor die Wurzel setzt

    kann man unter der Wurzel den Wert für Pa auf mm WS setzen.



    Somit ergibt sich aufgerundet:



    (3) Formel für die Windgeschwindigkeit: V=4,1*(mmWs)^0,5



    Beispiel für 40mm WS 4,1*(40)^0,5

    Wert 25,93 m/s

  • Hallo erstmal euch allen ein frohes neues Jahr!!

    Kann man die pfeifen wand an Wand stellen und außenrum einen Holzrahmen Leimen?? Spart Platz!!

    Wer verkauft und schickt mir so 0,5m2 Filz Für unter 10€???

    Björn

  • Soeben komm ich vom "Kaufhof", dort gab es früher stets zur Faschingszeit Filzballen zu kaufen, grün und schwarz, Meterware, gute Qualität.

    Nach 20 Jahren scheint das jetzt nicht mehr der Fall zu sein; wer schneidert auch noch selbst? So ändern sich die Zeiten!



    Was die aneinander gelehnten Pfeifen anbetrifft möchte ich zur Beurteilung den Fachleuten hier den Vortritt lassen; allein schon aus praktischen Gründen ein Auswechseln zu erleichtern würde ich einen kleinen Zwischenraum lassen. Um einen gleichmäßigen Abstand zu erreichen leimte ich kleine Zwischenstücke zwischen benachbarten Pfeifen ein; vermutlich ist das schon ein Sakrileg in den Ohren der Klangenthusiasten...





    Herzlichen Dank, Alfred Michels, für die ausführlichen Zahlenwerte wegen Windverbrauchs,

    Freundliche Grüße aus Nürnberg!