Cubus 16'

  • Hallo Reinhold,



    Auf der Seite des Deutschen Patent- und Markenamtes unter



    http://depatisnet.dpma.de/



    findet sich die zum Cubus gehörende Patentschrift samt einer Zeichnung auf der vierten Seite (Recherche - Einsteiger - Anmelder:oberlinger). Mir allerdings hat sich die Funktionsweise bei kurzer Betrachtung nicht sofort erschlossen, aber ich hatte auch keine Muße, den zugehörigen Text zu lesen.



    Auch habe ich 'in Natura' noch keinen Cubus erlebt, weiß also nicht, ob der Klang einigermaßen einen Subbass ersetzen kann...



    Viele Grüße

    Andreas

  • Hallo Reinhold,



    der besagte Cubus ist in der Bauart der Baßokarina des englischen Orgelbauers John Compton (London) "nachempfunden, böse Zungen sagen schlicht "abgekupfert". In Ellerhorsts Handbuch der Orgelkunde findet sich eine Zeichnung und Beschreibung der Funktionsweise. Compton hat dieses Register entwickelt um Platz und Geld für die 32'-Lage zu sparen. Er brachte nach dem Okarinaprinzip aus einem Holzkasten mehrere Töne hervor, wo zwei Kubuspfeifen für eine den Tonbereich C-H reichen.



    Ich habe den Cubus bei Oberlinger selber ausprobiert. Oberlinger beschreibt selber den Klang als "changierent zwischen Subbaß und Violonbass". Das kommt daher, das die Töne C-H durch die Kombination von 8' und 5 1/3' erzeugt werden und so ein ähnlicher Klang eines Violon besteht.



    Überzeugt hat mich dieses Register aber nicht, weder vom Klang noch für den (in meinen Augen horrenden) Preis. Da wie obenbeschrieben zwei "Pfeifen" für eine Octave ausreichen sind die Töne nicht so ganz lupenrein. Bei einem 32' bei Compton mag das nicht so aufgefallen sein, aber bei den Kabinett-Orgel "von der Stange" bei Oberlinger ist der Klang doch für mich eben zu negativ.



    Von daher kann man also direkt einen 8' und einen 5 1/3' als akustischen 16' bauen der ggf. nur in der tiefen Octave so gebaut ist und dann in die normale Länge übergeht. Da sind die Töne wesentlich reiner - und schöner. Oder man hat im Pedal eben nur einen 8'... oder über midi gesteuert einen elektronischen 16'... ???



    Liebe Grüße,



    Christoph

  • Hallo,



    ich kann mich Christoph nur anschließen. Ich kenne den Cubus von Oberlinger und halte ihn für eine passable Lösung, wenn platzmäßig wirklich nichts anderes geht und man kein Regal 16' haben möchte. Ich denke, dafür ist er auch gedacht. Sobald irgendwie Platz für eine 16'-Oktav ist, evtl. in Blockbauweise, sollte man diese bauen.

    Allerdings sehe ich bei Cubuspfeifen noch Entwicklungspotential, wer weiß, was da in Zukunft noch kommt.



    Gruß, Heiko

  • Ich kann von einem Cubus 16´ nur abraten. Der Klang ist nicht tragfähig und die Verschmelzung mit den anderen Registern nicht ideal. Die o.g. Beschreibung ist zutreffend. Ich konnte es gar nicht verstehen, daß Oberlinger sich diese "Erfindung" hat patentieren lassen! Ich kein Freund von diesen Subbaßkombinationen mit 8´und 5 1/3´. Es ist eben kein Klang aus einem Guß sondern aus zwei Pfeifen. Diese Kombinationstöne sind allenfalls in der Tiefe in Verbindung von 16´und 10 2/3´ sinnvoll, da das Ohr hier besser die Verbindung herstellt und die Kombination braucht eine sehr gute Intonation. Geld spart man da im Verhältnis zum Klang keineswegs. Auch ist in einer Hausorgel nur ein 8´ im Pedal nach meiner Erfahrung nicht zufriedenstellend. Ein echter gerne schlanker 16´ der durchaus etwas quintieren darf, ist hierfür bestens geeignet, um nicht im Zimmer zu dröhnen. Die 16´ Lage wird bestens repräsentiert und der Klang wächst in Verbindung mit den anderen Registern. Ganz miserabel und völlig unverständlich ist die Disponierung eines Rankett oder Sordun 16´ im Pedal von Hausorgeln. Diese Register sind aufgrund der Klangerzeugung gänzlich ungeeignet um einen tragfähigen 16´Klang zu erzeugen. Das Ergebnis ist unbefriedigend und knatterig dünn. Immer einen echten 16´ ist die beste Lösung!

  • Hallo!



    Ich hatte mehrfach die Gelegenheit, "Cuben" zu 16'

    auszuprobieren und war bislang von keinem Exemplar auch nur ansatzweise überzeugt. M.E. Schade ums Geld...

    Eine interessante Lösung würde vielleicht in einem passenden,

    halligen Kirchenraum ein gut intonierter "Contra-Cubus" 32' darstellen, wer weiss...

    Bei Kirchenorgeln ist die Lösung mit 16' und 10 2/3' oftmals passabel, zumal wenn verstärkt durch eine 6 2/5' Terz.

    Orgelbauer Thomas Gaida aus Wemmetsweiler im Saarland hat hier gute Ergebnisse erzielt.



    Bei einer Hausorgel, wo zumeist vom Raumvolumen her die nötige hallige Akustik fehlt, um überzeugende Kombinationstöne zuzulassen, ist, so denke ich, ein tragfähiger 8' oder eben

    ein schlanker, ehrlicher 16' von grösserem Nutzen.



    In vielen Hausorgeln habe ich schon einen 8'-Streicher im Pedal gesehen und gespielt, der, wenn gut intoniert und evtll. aus Holz gebaut,

    einen deutlichen, zeichnenden aber dennoch dezenten 8'-Grundton ergibt.



    Gruss aus der Schweiz vom Bodensee



    Thomas

  • Hallo!



    Die Oberlingerschen "Cuben" sind nicht patentiert worden, weil eben bereits durch Compton erfunden.

    Oberlinger dachte sicher, niemand würde den guten alten Ellerhorst kennen...Pech!

    Er hat nur einen Gebrauchsmusterschutz.



    Das Problem dieser Konstruktion ist immer das Obertonspektrum.

    Damit ein Subbaß gut verschmilzt und auch mit anderen Stimmen wächst, müssen die entsprechenden Töne als Teiltöne vorhanden sein.

    Selbst ein romantisch grundtöniger Subbaß hat immer noch die Teiltöne, eben nur sehr viel schwacher als ein barocker.

    Ein Cubus kann von Natur aus diese Töne nicht erzeugen, weil er selbst nur durch Teiltonvermischung einen "Mischton" erzeugt.

    Ziehe ich nun ein Register, z.B. Quinte, dann wird automatisch der Cubus "quintig" klingen, etc.

    Das ist aber nicht erwünscht.

    Daneben entsteht ein kratziger Klang, da jeder einzelne Teilton seine eigenen Obertöne ausbildet, die gemeinsam (5 1/3 + 8) unharmonisch sind. Das führt zu einem kratzenden Klang.

    -> Thema Kernstiche bei Metallpfeifen!

    Eben nur bei akustischen 32'ern funktioniert das Spiel, da in diesen Tiefen das menschliche Ohr an seine Grenzen gerät, so daß man einen passablen Gesamtklang vernimmt.

    Außerdem: ein Subbaß 16' paßt in jedes Wohnzimmer! Nur muß die Raumgröße und auch die Mensur stimmen!

    Ist der Raum zu klein und muß während des Spieles auch noch geschlossen bleiben (Nachbar, Frau, Oma...), dann kann es passieren, daß sich überhaupt kein Klang entwickelt!

    Nebenbei:

    Historische Hausorgeln haben nur sehr selten einen Subbaß!

    Ein schöner Principalbaß 8' ist wesentlich effektiver und auch für den Cantus firmus akzeptabel!

    Viele machen den gleichen Fehler wie Oberlinger:

    Wir wollen einen 32Hz-Ton, egal wie!

    Braucht man den wirklich?

    Gerade die Alten fügten nur in größeren Kirchen ihren Orgeln einen 16' im Manual hinzu.

    Tiefe Töne wollen auch ein bißchen Nachhall, sie klingen dann wesentlich besser und werden dadurch "imposanter"!

    Alles andere klingt nur dick und erdrückend.

    Eine Hausorgel sollte aber dezent, flötig und weich klingen.

    Natürlich möchte jeder einen 150-Register-Brummer haben, aber dazu braucht man den Raum.

    Die Orgel ist eben ein platz- und raumgebundenes Instrument.



    Gruß,

    Andreas

  • Ja, das stimmt mit dem Raum. Aber es gibt keine Regel, daß in einem kleinen Raum alles dick und fett klingt. Ich kenne eine Hausorgel in einem etwas größeren Wohnzimmer mit 18 Registern die hervorragend klingt! Es ist natürlich immer die Frage ob das sein muß. Aber es steht aber auch nirgendwo geschrieben, daß eine Orgel im einem kleinen Raum nicht auch groß sein darf. Fast alles eine Frage der guten Intonation. Es gibt ja auch Koppeln um im Pedal einen 8´ zu haben. Die Akustik eines Wohnraumes hat zudem eigene Gesetze. In einem kleinen Raum können (müssen auch nicht!) eher diese hochliegenden Zimbeln (insbesondere bei Positiven mit schmalem Gehäuse) ein Problem werden. In Wohnräumen mit Teppichen und zahlreichen anderen Einrichtungsgegenständen sowie vor allem Holzvertäfelungen werden die Tiefen geschwächt bzw. absorbiert. Dadurch treten unwillkürlich hohe Frequenzen in den Vordergrund. Somit ist eine Ausstattung der Orgel mit einem echten labialen 16´ immer zu empfehlen und aus dem gleichen Grund eine kurzbecherige Zunge allein als "Baß" abzulehnen. Deren Obertonspektrum ist zu deutlich hörbar. Der Grundton kommt durch das schluckende Material nicht zur Geltung insbesondere nicht im Hinblick auf eine Tragfähigkeit. Gerade diese Zungenstimmen im Baß benötigen m.E. einen halligen Raum! Es ist somit auch selbstverständlich, daß eine Quintverbindung wie bei diesem Cubus immer zugunsten des höheren 51/3´ ausfällt. Zu einer gesunden Mischung kann es also kaum kommen!

  • Mit Interesse habe ich Eure Überlegungen zum akustischen 16' gelesen. Ich selbst habe vor 15 Jahren in unserem OpusCulum einen akustischen 16', d.h. 8' + 5 1/3' eingebaut: Hervorragend!

    - abgesehen davon, dass man seine eigenen Kinder lobt! Es kommt doch zu einem guten Stück auf das richtige Verhältnis von Mensur und Raumvolumen an. Die Orgel steht jetzt in einer österreichischen Barockkirche als Chorpositiv; ich bin erstaunt, wie präsent und gleichzeitig fundamentierend der akustische Subbass hier wirkt.

    Orgelgrüße Hajo