Mech. Registertraktur bei durchschobener Lade

  • Hallo,



    ich möchte gerne eine durchschobene Lade bauen, und die Register von beiden Manualen aus anspielen.

    Es soll gelten:

    -Es gibt drei Möglichkeiten: I, II oder keines von beiden

    -Für I und II steht ein separater Registerzug zur Verfügung

    -Die Registerzüge stellen die eingestellte Variante klar da.

    -ein automatisches Einziehen wenn auf dem anderen Werk gezogen wird ist nicht unbedingt nötig. Es darf also so sein, dass erst auf I abgestoßen werden muss, bevor auf II gezogen werden kann.



    D. h. der Registerzug ist entweder gezogen oder abgestoßen. Es soll keine halb-Stellungen geben. Beide Werke sollen den gleichen Weg des Registerzugs aufweisen.



    Leider waren meine Konstruktionsversuche bei diesen Vorgaben erfolglos.

    Hat jemand eine Idee, ob und wie sich soetwas verwirklichen läßt?



    Schönen Gruß

    Johannes


  • Guten Morgen Johannes,



    da scheint mir eine Begriffsverwirrung vorzuliegen.



    Eine durchschobene Lade ist eine Lade, die zwei Werke auf einer Windlade vereint, indem die Kanzellen an sich durchlaufen, aber in der Mitte ein trennendes Querholz dafür sorgt, dass tatsächlich zwei Abteilungen, einmal für die Register von Werk 1, einmal für die von Werk 2 vorhanden sind. Die beiden Ventile für einen Ton liegen also hintereinander.



    Was Du beschreibst ist eine Wechselschleife, wo dann die beiden Ventile für einen Ton nebeneinander liegen.







    Grüße von Uli

  • Genau. Was ich meine ist das, was ich in meiner Literatur als durchschobene Lade oder Zwillingslade beschrieben gesehen habe.



    Wenn ich das richtig gesehen habe, ist das ja für erstmal für die Anlage der Schleifen unerheblich.

    Die Art der Verführung aus den Kanzellen im Pfeifenstock macht ja vermutlich erst eine Wechselschleife daraus.



    Das System in der Windlade ist mir auch klar und wurde bereits in einem Modell getestet. (Ich habe mich dazu damals auch auf http://www.hausorgel.de schlau gemacht. Ich fand dort viele hilfreiche Informationen.)



    Was mich im Moment quält ist lediglich eine Lösung für die Schleifenbetätigung.

    D. h. die Windlade an sich darf als funktionsfähig angesehen werden. Kein Problem wäre es jetzt, sich den Registerzug mit drei Stellungen vorzustellen.



    Das möchte ich aber nicht.

    Ich hätte gerne für jedes Werk einen eigenen Zug mit normaler 'an' und 'ab' - Stellung.



    Mir fehlt der Mechanismus, der die wechselseitige Betätigung dieser Züge erlaubt. Ich kam bei meinen Konstruktionen immer nur so weit, dass ein Zug funktionierte, der zweite ging immer nur entweder für 'an' oder für 'ab'.

    Eine funktionsfähige Lösung konnte ich nicht erarbeiten.



    Schönen Gruß

    Johannes

  • Dann verstehe ich dein Wollen immer noch nicht. Du schreibst, dass Du (mehrere) Register von beiden Manualen aus anspielen willst. Das heißt Transmission oder Wechselschleife. Aber was hat das mit einer durchschobenen Lade zu tun? Ich bitte um Aufklärung. Oder soll eine durchschobene Lade mit Wechselschleifen gebaut werden? Und die Betätigung der Wechselschleife steht hier zur Debatte? Aber wozu dann diese Ladenkontruktion?



    Grüße von Uli

  • Hallo,



    meine Quellen für die Begriffe gleich unten an.

    Aber für mein eigentliches Problem ist die Art der Bezeichnung der Windlade ja eigentlich auch egal. (Nach meinem dafürhalten)



    Tatsache ist, dass durch eine entsprechende Schleifengestaltung und dazu passenden Verführungen im Pfeifenstock ein Register von mehreren Werken angespielt werden soll. Dazu - so sehe ich das - brauche ich eine Windlade, bei der die Ventile gleicher Töne beider Werke nebenan liegen. (Begriffe siehe unten)

    Dies ist ja auf hausorgel.de ebenfalls beschrieben.



    So. Und nun zu meinem eigentlichen Problem:



    ***

    Es soll gelten:

    -Es gibt drei Möglichkeiten: I, II oder keines von beiden

    -Für I und II steht ein separater Registerzug zur Verfügung

    -Die Registerzüge stellen die eingestellte Variante klar da.

    -ein automatisches Einziehen wenn auf dem anderen Werk gezogen wird ist nicht unbedingt nötig. Es darf also so sein, dass erst auf I abgestoßen werden muss, bevor auf II gezogen werden kann.



    D. h. der Registerzug ist entweder gezogen oder abgestoßen. Es soll keine halb-Stellungen geben. Beide Werke sollen den gleichen Weg des Registerzugs aufweisen.

    ***



    Zu meiner Begriffverwendung:

    Ich beziehe mich auf: Wolfgang Adelung, Einführung in den Orgelbau, 2. Auflage.



    "Eine andere Art von Windladen sind die durchschobenen Laden oder Zwillingsladen (Abb. 30). Auch hier wird nur eine Windlade für zwei Manualwerke (oder auch Manual und Pedal) gebraucht. Doch sind die Kanzellen für jeden Ton doppelt angelegt, ebenso die Tonventile. Je zwei - nicht immer nebeneinanderliegende - Tonventile für einen Ton..."



    daher beziehe ich meine Aussage, dass für eine Wechselschleife eine durchschobene Windlade nötig ist.



    Was Du so beschriebst:

    "Eine durchschobene Lade ist eine Lade, die zwei Werke auf einer Windlade vereint, indem die Kanzellen an sich durchlaufen, aber in der Mitte ein trennendes Querholz dafür sorgt, dass tatsächlich zwei Abteilungen, einmal für die Register von Werk 1, einmal für die von Werk 2 vorhanden sind. Die beiden Ventile für einen Ton liegen also hintereinander."



    das sieht Adelung einen Absatz weiter oben als Doppellade.

    "Doch werden die Kanzellen durch einen querstehenden Schied an der Stelle unterteilt, an der die Registerreihen des einen Manuals aufhören und die des anderen beginnen. Diese Doppelladen müssen dann natürlich am hinteren Einde nochmals eine vollständige Reihe Tonventile besitzen..."



    Aber ich bin mir sicher, auch im Orgelbau gibt es Begriffe, die (regional oder traditionell bedingt) unterschiedliches bezeichnen. Ich richte mich halt so weit als möglich nach Adelung, da er in meiner Bibliothek das Werk ist, dass ich den größten Wert über solche Aussagen beimesse.



    Ungeachtet dessen, egal wie man es nennt, es funktioniert bei mir noch nicht so, wie ich es möchte, weil die Registermechanik nach meinen Entwürfen noch keine passende Lösung aufweist.



    Johannes

  • Grüss Gott,



    Ich wollte mich in dem zitierten Buch "schlau machen" fand diese von Ihnen angeführten Zeilen nicht. Die von Ihnen angegebene Abb. 30, zeigt in meinem Exemplar einen automatischen Trakturspanner.

    Mein Buchexemplar: Wolfgang Adelung. Einführung in den Orgelbau, Auflage 1982, ISBN 3-7651-0088-9

    Bitte schauen Sie einmal wann Ihr Buch erschienen ist, denn ich will diesmal sicher sein ! was Sie meinen.

    Viele Grüsse,

    hermann werlen

  • Hallo Herr Werlen,



    nachdem ich die letzten Tage einige Male hingeschaut habe, weiß ich die Seite auswendig. ;-))

    Seite 133 in

    Wolfgang Adelung, Einführung in den Orgelbau

    2. Auflage 2003 der überarbeiteten Ausgabe.

    ISBN 3-7651-0279-2



    Nachdem sich so viel um meine Begriffe dreht,

    hoffe ich, ich bin keinem billigen asiatischem Plagiat aufgesessen. ;-)



    Falls die Seiten nicht übereinstimmen, ich fand die Seite im Index unter:

    durchschobene Lade, Zwillingslade, Doppellade.



    Die Abbildung Trakturspanner steht bei mir unte Nr. 36 einige Seiten weiter hinten bei 140.



    Schönen Gruß

    Johannes

  • Hallo Ulrich,



    wenn ich pro Register zwei Schleifen habe, dann stellt sich mein Problem nicht in der Form, in der ich es geschildert habe.

    So meine aktuelle Überlegung:



    Bei zwei Schleifen, jede verfügt über eine Stellung 'an' und 'ab', habe ich auch zwei unterschiedliche Registerzüge, einen für I und einen für II.

    Der Haken bei dieser Lösung: Aus Sicht des EDV-Fachmanns sage ich: das ist nicht DAU-tauglich:

    Es wäre möglich, das Register auf beiden Werken zu ziehen.



    Aber vielleicht läßt sich mit diesem Ansatz die Lösung eher finden: Ein Mechanismus, der verhindert, dass wenn das Register auf einem Werk gezogen ist, das Selbe Register auf dem anderen Werk ebenfalls gezogen werden kann.

    Allerdings befürchte ich, dass die zwei Schleifen pro Register in der Ladenbreite recht platzraubend sind.



    Bezüglich meines ersten Vorschlages in der Topic-Frage habe ich noch einige Überlegungen angestellt, und bin nunmehr zu dem Schluss gekommen, dass sich dies mit einem von mir anzufertigenden Vollmechanischen Mechanismus nicht auf befriedigender und Wartungsfreier Art und Weise durchführen läßt.

    Mit kleinen elektrischen Eingriffen wäre das kein Problem.

    Aber es widerstrebt mir, von der Mechanik abzugehen.



    Schönen Gruß

    Johannes

  • Zu später Stunde etwas:



    Wenn die Züge, die wechselseitig gezogen werden sollen, nebeneinander liegen und diese Züge getrennte Schleifen betätigen, dann könnte eine mögliche Lösung so aussehen:





    links beide Registerzüge abgestoßen, dann einer gezogen, dann während des Zuges am anderen, dann der andere voll gezogen. Klar müsste in das Querholz ein Langloch zur Aufnahme des Stiftes.



    Grüße von Uli

  • Hallo Ulrich,



    ja, so müsste es gehen.

    Mit zwei Schleifen ist es viel einfacher.

    Vielleicht diese Variante wählen, und dafür nur ein oder zwei Register in beiden Werken zur Verfügung zu stellen.



    Vielleicht, wenn man sich dafür entscheidet nur eines verfügbar zu machen, dann könnte man auch eine Doppellade (nach meiner Definition von Adelung ;-)) machen.

    Das würde auch die beengten Platzverhältnisse etwas auflockern.



    Schönen Gruß und Danke für Deinen Entwurf



    Johannes

  • Hallo Johannes,



    Ich würde die Lösung mit Doppellade vorziehen. Dann

    kannst du ja auf einem gedeckten 8', der von

    beiden Werken unabhängig anspielbar ist, in jedem

    der beiden Werken einen anderen Obertonaufbau hinzufügen.

    Ich hab das bei mir gemacht, um mein Regalwerk im Manual II

    durch einen Gedackt zu stützen, da das Regal ja

    bekanntlicherweise kaum den Grundton wiedergibt. Ausserdem

    wird dadurch dieses Manual auch zum "Begleitwerk", wenn man

    nur das Gedackt benutzt. Andersherum kann man das Regal als

    Soloregister vom anderen Manual aus begleiten.

    Das Manual I

    benutzt das Gedackt als Grundregister für Salicional 8',

    Rohrflöte 4', Quinte 2 2/3' und Prinzipal 2'.



    Das einzige Problem das dabei auftritt: Zieht man in beiden

    Manualen das Gedackt, so sind die Kanzellen beider Manuale

    über den Pfeifenstock gekoppelt. Deshalb muss dann für das

    eine Register (bei mir das Gedackt) der Vertilschlitz und

    die Kanzellen beider Manuale geteilt werden.

    (siehe



    Bildquelle: http://www.orgelbau-rohlf.de. Hier sind allerdings gleich

    drei Register extra abgetrennt)



    Gruß



    Jens