zweiarmige Manualklaviatur

  • Hallo,



    ich zeichne gerade an Manualklaviaturen und Koppelmechanismen.

    Nun hätte ich (wie üblich ;-)) eine Menge Fragen:



    - Welche Werte gibt es für die Gesamtlänge der Taste von Vorderkante über Hebelpunkt bis Trakturangriffspunkte

    Sind die Längen bei allen Manualen gleich zu halten, oder ist von I zu II eine andere Länge möglich / sinnvoll?



    - Sitzt der Hebelpunkt genau in der Mitte, welche Erfahrungen gibt es über versetzte Hebelpunkte.



    - bei drei Manualen gibt die Norm ja anscheinend eine Schräglage von I und III an. viele neue Spieltische scheinen aber alle Manuale gerade zu haben. Was ist von dieser Schräglage zu halten?



    - Ich denke über eine Hilfsklaviatur nach, also mit drei Manualen: I HW, II Pos, III HW, Koppel I/II.

    Oder ist das von der Trakturführung zu komplex?



    Ganz grundsätzlich bei der Manualkoppel: wie kann man einer erschwerten Spielart bei gekoppelten Manualen entgegenwirken? (Ich hätte gerne, dass sich die Tasten der angekoppelten Manuale auch bewegen, nicht nur die Ventile)



    Tja, ganz schön viele Fragen auf einmal. ;-)



    Schönen Gruß

    Johannes

  • Hallo Johannes,



    für die Positionierung der Waagepunkte bzw. des Waagebalkens einer Klaviatur musst Du folgende Parameter berücksichtigen:

    - Welchen Tastengang empfindest Du beim Spielen als angenehm?

    - Welchen Ventilöffnungshub benötigst Du?

    => Daraus ergibt sich, ob die Waagepunkte mittig oder versetzt liegen.

    Die Länge der Tasten ergibt sich m.E. eher aus der gesamten konstruktiven Anlage, d.h. wo willst Du mit Deinen Abzügen rauskommen? Entscheidend für die Spielart ist eher der Waagepunkt als die Gesamtlänge (wegen Hebelverhältnis).



    Bezüglich der Schräglage: Das ist eine Geschmacksfrage. In modernen, vielmanualigen Spieltischen wird das mal gern gemacht, weil es ergonomisch günstiger ist. Bei 5 Manualen geht es auch kaum anders. Historische Instrumente haben das eigentlich nie, dort habe ich es auch nie vermisst. Ich würde tendenziell eher drauf verzichten, zumal Deine Trakturverhältnisse dann einfacher werden.



    Der erschwerten Spielart kann man bei mechanischen Koppeln nicht abhelfen, man kann höchstens die Reibung minimieren. Einen Unterschied wirst Du jedoch immer merken, das ist aber m.E. aber auch kein Problem. Das von Dir angesprochene Koppelmanual ist auch Geschmackssache. Wenn ich mir Deine Disposition anschaue, dann bringen die Möglichkeiten eines Koppelmanuals (=Umkehrkoppel) eigentlich keinen wirklichen musikalischen Vorteil. Mehr noch: Eine Manualkoppel ist bei der Disposition fast entbehrlich.



    Ich persönlich würde eher eine Schiebekoppel vorziehen. Diese ist nicht wirklich aufwendig zu bauen und "belastet" Deine Spielanlage nicht mit klobigen 3 Manualen. Die Tasten des angekoppelten Manuals bewegen sich dabei auch. Aber wie gesagt: Geschmackssache!



    Gruß, Heiko


  • Hallo Johannes,



    zum Hebelverhaeltniss bei Tasten:

    gute Erfahrungen habe ich gemacht mit einer >>Untersetzung<<, d.h der Tastenfall ist groesser als der Weg am Ventilabzug. Dies bezieht sich auf die gesamte Kette aller Uebertragungselemente (Wippen, Wellen, etc.). Immer sollte das Hebelverhaeltniss mindestens 1:1 sein. Der Tastenfall betraegt bei meinem Manual I etwa 8 mm, am Ventilabzug sind es etwa 4 mm. Dazwischen liegen zwei zweiarmige Hebel (1x Manual, 1x Wippe) mit einem Hebelverhaeltnis von etwa 1:1,4 und eine Stecher.



    Damit das Spiel in den zweiarmigen Wippen ausgeglichen ist, sind die Tasten vorne ein wenig schwerer als am hinteren Ende. Etwa so viel wie das Auflagegewicht des Arms bei einem Plattenspieler. Dann ist die Leerreise Null beim Druecken der Tasten. Erreicht wird dies durch eine Taste in der Balance und ueber ALLE Tasten einen Balken mit Filzunterseite. Ueberlege auch eine Konstruktion mit haengenden Tasten. Diese haben einige Vorteile: die natuerliche Untersetzung, da der Abzug weiter hinten liegt; und den automatischen Spielausgleich.



    Viel Spass noch beim Konstruieren.

    Thomas Reinhardt