Tastenbeläge aus Ahorn

  • Hallo,



    an einer Orgel, wo ich häufiger mal spiele, sind die Tastenbeläge aus Ahorn und nach jahrelangem Gebrauch nicht gerade ansehnlich.



    Hat jemand einen Tipp, wie man das am besten wieder schön bekommt (Stahlwolle?) und vor allem wie man Ahorntasten am besten vor Verschmutzung schützt?



    Gruß, Heiko

  • Hallo Heiko,



    wichtig zu wissen wäre, welche Oberfläche drauf ist/war.

    Öl oder Harzhaltige Mittel kommen wohl als erstes in Frage,

    Bei älteren Orgeln wohl eher Ölhaltige Mittel.

    Bei neueren Orgeln kann es natürlich auch alles mögliche sein.



    Die Frage ist auch, woher die Unansehnlichkeit stammt: Ist es ungleichmäßig abgetragener Oberflächenüberzug? Oder in die offenen Poren eingetragener Schmutz oder bloße Vergrauung?



    Ich würde zuerst mal eine Reinigungsprobe mit unvergälltem Alkohol durchführen. Rauher Leinenlappen gut getränkt, dann von hinten nach vorne mit mäßigem Druck abziehen.



    Wichtig zu wissen für die Reinigung wäre, ob die Tastatur zur Reinigung ausgebaut wird, oder nicht. Bei in-situ-Bearbeitung würde ich auf keinen Fall schleifende Mittel wie Stahlwolle verwenden, da wohl kaum gleichmäßig abgenommen werden kann, und unschöne Ecken zurückbleiben.



    Der zukünftige Schutz ist, wenn die Beläge nicht komplett überarbeitet werden (Denkmalschutz beachten) von dem aktuellen Oberflächenmittel abhängig, da sich die Oberflächen vertragen sollten. Bei kompletter Abnahme würde ich ein Leinölprodukt verwenden (Hartöl) dreifacher Überzug, ja nach Abrieb (Spielhäufigkeit) alle Viertel oder Halbe Jahre durch einen erneuten Überzug auffrischen.



    Handelt es sich eigentlich um die Ober- oder die Untertasten?



    Schönen Gruß

    Johannes

  • Hallo Johannes,



    danke für deine ausführliche Antwort.

    Es handelt sich um die Obertasten einer Truhenorgel (Kloop), etwa 10 Jahre alt. Dekmalschutz fällt also aus :-)



    Woher die Verschmutzung kommt, ist schwer zu sagen: Es ist vermutlich eine Mischung aus Staub, allgemeiner Vergrauung und Abrieb. Grau sind die Beläge komplett, was eher dafür spricht, dass es spielunabhängig ist, vorne sind die Tasten jedoch richtig dreckig.

    Was an Schutz drauf ist, lässt sich kaum sagen. Ich probier das einfach mal mit dem Alkohol, wenn ich wieder dort bin.



    Lässt sich Ahorn auf den Tasten durch eine Ölversiegelung eigentlich dauerhaft schön halten? Ich frage auch deshalb, weil wir eventuell einen Bausatz für ein Clavichord bekommen können, da sind die Untertastenbeläge in Ahorn. Ich habe Bilder von Ahornklaviaturen gesehen, je nach Maserung sehen diese schon stark aus, vor allem wenn die Riegel etwas hervortreten oder bei Maserahorn. Generell mag ich Klaviaturen mit Holz, ein Spinett in der Faimlie hat z. B. Birnbaumobertasten, die auch nach 15Jahren noch schön aussehen. Nun ist Ahorn allerdings noch ein gutes Stück heller. Sollte sich das Holz bei normaler Beanspruchung kaum sauberhalten lassen, würde ich eher Buchsbaumbeläge besorgen.



    Was meinst Du?



    Gruß, Heiko


  • Hallo Heiko,



    was noch nicht erwähnt wurde, ist die Vergilbung durch Lichteinfall. Könnte hier schon auch eine Rolle spielen, je nach dem wie die Orgel steht und die Sonne durch Fenster drauffallen kann. Dies ist allerdings nur durch mechanische Abnahme zu entfernen.



    Ich plädiere bei solchen Sachen für Oberfläche in Schellack oder Öl. Schellack scheidet natürlich sofort aus. Der Vorteil solcher Oberflächen ist ein unaufdringliches anfeuern der Maserung und mit dem Auge nicht feststellbare Schichtdicke.

    Der Nachteil ist, das die Oberfläche ständiger Pflege bedarf.



    Natürlich gäbe es auch moderne Lacksysteme, die chemisch aushärten und keinerlei Pflege erfordern. Der Nachteil ist, dass die Belebung der Holzstruktur nicht so natürlich ist wie oben. Außerdem ist für eine vollständige Versiegelung der Oberfläche eine Schichtdicke erforderlich, die vom Auge erkannt wird. Es muss soviel Oberfläche aufgebracht werden, dass keine Verbindung zum Holz mehr ungeschützt ist. Ansonsten kommt durch kleinste nicht ausgekleidete Poren Feuchtigkeit unter den Lack und dann wirds häßlich. Gefahr ist auch, dass (gerade bei Sonneneinstrahlung) Risse im Lack entstehen und ebenfalls Feuchtigkeit eindringen kann.



    Eine Oberfläche in Öl braucht auf alle Fälle regelmäßige Pflege. Ich werde für meine Hausorgel einen Standölüberzug machen. (bei negativem Tastenbild)



    Du kannst mir ja mal ein Foto der Tastenbeläge schicken.



    Johannes


  • Hallo Heiko,



    Erst mal den Schmutz der Tastenbeläge wegnehmen. Dazu ein normales Reinigungsmittel (aus der Küche?) nehmen.

    Dann vorsichtig schleifen mit Schleifpapier nr. 400.

    Um das Holz zu schutzen würde ich Polierpaste nehmen und mit einer Lappenscheibe (aus Baumwolle, nur Dmr. ab 200 mm kaufen)

    aufbringen mit der Säulenbohrmachine - Drehzahl etwa 1000.

    Die Tasten werden bei diesem Verfahren sehr glatt und die Klaviatur sieht wie neu aus!

    Noch eine letzte Warnung: Immer zwei Lappenscheiben kaufen; eine für helle und eine für dunkle Holzarten!



    Wünsche viel Erfolg.



    Tjeerd

  • Hallo,



    danke Euch beiden für Eure Anregungen. Ich werde es zunächst mal mit einer bloßen Reinigung versuchen. Das Ölen überlasse ich gern dem Orgelbauer, der weiß auch, was momentan drauf ist.

    Schellack und Öl finde ich auch toll für Holzoberflächen.



    Das mit der Politur kenne ich nur von Klavieren mit Elfenbein- oder Knochenklaviatur. Da gibt es eine wachshaltige leichte Politurpflege (der Name fällt mir gerade nicht ein), die die Klavierbauer allerdings auch für das Ebenholz der OT nehmen.



    Für unser Instrument (Clavichord) werde ich wohl doch eher auf Buchsbaum umsteigen.



    Gruß, Heiko

  • Hallo Heiko,



    Meine Klaviatur habe ich mit Buchsbaum belegt (Untertasten) Die Obertasten sind aus Birnbaum. Alle Tasten sind mit Hartöl eingelassen und poliert. Ich finde das zum Spielen angenehm. Die Verschmutzungen wische ich gelegentlich mit einem mit etwas Seifenwasser befeuchteten Lappen weg. Im Übrigen finde ich es nicht schlimm, wenn man sieht, dass eine Klaviatur gebraucht wird.



    Mit freundlichen Grüssen

    Ruedi Wernli

  • Hallo Ruedi,



    Du hast recht, es ist nicht schlimm, wenn man einer Klaviatur ansieht, dass sie im Gebrauch ist. Ich habe zB einen alten Flügel von 1860 mit sehr schönem Elfenbein, das allerdings in der Mittellage ordentlich ausgespielt ist und entsprechende Mulden hat. Das haben wir bei der Restauration bewusst so gelassen.



    Bei manchen Ahorntasten sieht es aber einfach nur schmutzig aus. Diesen Schmuddel-Look mag ich i. Ggs. zu einer altersbedingten Patina nicht so sehr.

    In meinem Fall werde ich wohl auch zu Buchsbaum greifen, evtl. steht noch Olive zur Diskussion.



    Gruß, Heiko