Filzdicke für Ventil

  • Hallo liebe Hausorgelfreunde,



    ich werde bald meine Ventile für die Manuallade

    befilzen/beledern. Ventilbreite: 20 bis 10mm (ausreichend!),

    Ventilaufgang schätzungsweise 5 mm, Ventile

    überlappen jeweils 2 mm rechts und links über dem

    Ventilschlitz. Ich habe daheim

    noch genug Filz in guter Qualität für die Ventile übrig

    (2 und 3 mm stark). Deshalb meine Frage: Soll ich die

    Ventile mit 2- oder mit dem 3mm-starken Filz befilzen?

    Es kommt ja immerhin noch das Leder dazu. Vorteil bei

    2mm wäre, daß der Filz an der Seite nicht so stark aus-

    franzen kann bei starker Belastung.



    Ich freue mich schon auf die Antworten



    Gruß



    Jens

  • Hallo Jens,

    je größer die Gesamtdicke des Ventils desto größer ist die Kippgefahr.So habe ich das auch erfahren müssen.

    Wenn die Schenkel der Federn genau fluchten würden wäre das kein Problem.Also besser 2mm.

    Ich hätte übrigens nie gedacht ,wie schwierig es ist Schleifladenventile dicht zu bekommen,ohne unbedingt die Kanzellen anzubohren.

    Gruß Jürgen

  • Hallo Jürgen,



    Mit Kippen werde ich keine Probleme haben, da alle

    Ventile mit passgenauen Leitstiften geführt werden

    (Beidseitig Stift 2,3mm in Nut 2,5mm bei Ventilhöhe von 15mm)

    Ich hab meine Windlade aufs Zehntel abgeschliffen,

    undicht ist da sicher nichts. Ich habe eher

    Befürchtungen, dass bei zuwenig Belag die Ventile prallen.

    Zu dick möcht' ichs aber auch nicht machen, da sich sonst

    der Filz mit den Jahren in den Schlitz drückt bzw. der Filz

    am der Ventilseite durch vorbeiströmenden Wind ausreisst.

    Ich würde halt gerne wissen, welche Dicke man normalerweise

    bei den von mir beschriebenen Bedingungen nehmen würde

    (ich habe normalen, "mittelharten" Orgelbaufilz).

    Kleine Anmerkung: Einige Bassventile gehen parallel auf

    über Zusatzwellen aus Transmissionsgründen, der Rest

    (Diskant Man I und Man II komplett)

    geht normal einseitig auf.



    Gruß



    Jens

  • Hallo, lieber Herr Ganter,



    die "normale" Filzdicke ist 3 mm (was ist schon normal?).

    Hier kann man bezüglich Aufschlaggeräusche jedenfalls beruhigt sein.

    Bei sehr schmalen, kurzen und/oder hohen Ventilen kann es jedoch - wie schon geschildert - Probleme geben.

    Bei Windladen in Tastenteilung würde ich daher auch eher zu 2 mm Filz neigen.

    Harmoniumventile z.B. haben ca. 2 mm Filz. Die Alten hatten gar keinen Filz, nur doppelt Leder (heute könnte man auch Gasometerleder nehmen) und haben eben etwas Klopfen in Kauf genommen.

    Zu beachten sind auch Länge, Holzqualität und das Stehenbleiben der Ventile und die voraussehbaren Klimaschwankungen: 3 mm Filz stecken natürlich mehr weg, sollte sich ein Ventil mal werfen.

    Die parallel aufgehenden (bzw. aufschlagenden !) Ventile würde ich allerdings gleich mit der 3-mm-Variante belegen.



    Probieren Sie es doch einfach mal aus bei zwei Ventilen, möglichst schon unter Wind. Und nehmen Sie Warmleim, dann haben Sie den Ventilbelag leichter wieder herunten, wenn Sie es sich später anders überlegen.



    Viel Erfolg

    Michael Stumpf

  • Hallo Orgelbauer,



    meine Windlade war mit befilzten und belederten Ventilen (Zedernholz, stehende Jahresringe) nicht dicht. Ich bekam die Windlade nur mit folgenden Massnahmen dicht:

    1) Ventile doppelt beledert mit der Fleischseite zur Kanzelle.

    2) Das Leder mit einer Leimspur nur in der Mitte des Ventils fixieren. Dadurch bleibt der Rand ohne Leim und kann nicht nachtraeglich hart werden.

    3) Die Windlade habe ich dazu auch eben geschliffen und neu mit glatten Karton verschlossen.



    Die befilzten Ventile liessen noch etwa 10 mm WS Wind hineinschleichen, was bei leicht ansprechenden Pfeifen sofort zu Heulern fuehrt. Ausserdem war der Ueberstand der Ventile mit 2 mm zu gering (bei der befilzten Variante). Mit der doppelten Lederschicht ist das Ventil genauso leise wie mit Filz.



    Viele Gruesse

    Thomas Reinhardt

  • Wenn der Filz mit einer richtig scharfen Klinge geschnitten ist, dürfte da eigentlich nichts ausfransen - welche Belastung soll an der Stelle entstehen?

    Aber warum überhaupt Filz? Wer Angst vor Undichtigkeit hat, kann doch auch die Methode "Norlanda" übernehmen:

    in die Ventile wird vor dem Beledern auf der Lederseite eine relativ breite Nut eingefräst; an den beiden anderen Seiten werden Bohrungen dahin angebracht; das Leder wird nur an den Rändern des Ventils angeleimt.

    Dann drückt das Leder des geschlossenen Ventils zusätzlich auf den Ventilschlitz. Noch ein Vorteil: die Angriffsfläche des Windes am Ventil vergrößert sich beträchtlich. Dadurch kann man die Federn schwächer stellen und bekommt eine bessere Spielart (Problem vieler Kleinorgeln und Truhen: die Federkraft ist erheblich höher als die Windkraft).

    Gruß von Wolfgang P.

  • Hallo, lieber Herr Plodek,



    die von Ihnen beschriebene Methode "Norlanda" klingt sehr überzeugend. Wissen Sie, ob sich diese Konstruktion auch bei Windladen mit Klavierteilung einsetzen läßt?



    Hier muß man ja von folgenden Abmessungen ausgehen: Teilung 13,5 mm; Schiede 6 mm; Kanzellen 7,5 mm; Ventilbreite ca. 12 mm.

    Da das Ventilleder lose über dem Ventilschlitz (in Kanzellenbreite) liegen soll, muß die beschriebene Nut ja breiter als der Schlitz sein, also bei den angegebenen Maßen mindestens ca. 8,5 mm, so daß zum Anleimen des Leders am Ventil nur noch 2 seitliche Streifen von ca. 1 mm Breite übrig bleiben. Das könnte vielleicht gerade reichen, eventuell muß man den Ventilschlitz etwas schmaler machen.



    Mich würde jetzt sehr interessieren, ob diese Methode bereits im Kleinorgelbau (Truhen usw.) praktiziert wird.



    Gruß von Klaus Suhr

  • Hallo Orgelbauer,



    zur Frage: Befilzen / Beledern von Orgelventilen möchte ich die folgende Erkenntnis weitergeben:



    Bei Windladen in Tastenteilung liegen die Ventile bekanntlich sehr eng nebeneinander. Damit es trotzdem zu einer ausreichenden

    Einströmung des Orgelwindes kommt, werden die Ventile im Querschnitt trapezförmig ausgeführt. Diese Trapezform setzt sich aber nicht im Bereich der Belederung / Befilzung fort, sondern die Ventilbeschichtungen liegen in Form von rechteckigen Blöcken eng nebeneinander. Eine dicke Ventilbeschichtung (der Nachbar-Ventile) kann hier den Windstrom stark behindern!



    Aus diesem Grunde gibt es bei einigen Orgelbauprofis die folgende Regel:



    Bei engen Windladenverhältnissen (Tastenteilung) wird das Ventil mit nur einer Lederschicht (also ohne Filz) beledert und eine zweite Lederschicht auf den gegenüberliegenden Kanzellenrahmen geleimt! Genauer: Der gesamte Ventilbereich des Kanzellenrahmens wird nach sorfältigem Glätten beledert, danach werden die Ventilschlitze mit einem sehr scharfen Messer eingearbeitet.

    Bei Windladen mit mehr Abstand zwischen den Ventilen werden diese zweifach mit Leder versehen! Hier entfällt die Belederung des Kanzellenrahmens.



    Wie schon an anderer Stelle im Forum erwähnt, eignet sich für das Aufleimen des Leders am besten ein flüssiger Warmleim !!! Dieser dringt nicht in das Leder ein, somit ist keine Verhärtung des Leders zu befürchten. Außerdem lassen sich solche Verleimungen bei Bedarf sehr leicht (mit warmem Wasser) wieder lösen.


  • Hallo Herr Ganter, hallo Orgelfreunde!



    Das Beledern und/oder Befilzen von Ventilen hat mehrere Aspekte.

    In den Beiträgen der Herren Ganter und Stumpf lese ich Worte wie „Prallen“, „Aufschlaggeräusche“ und „Klopfen“. Diese Phänomene mögen auftreten bei der einfachen Belederung, sie tun es vor allem dann, wenn der Organist es zulässt. Im wesentlichen sind diese Erscheinungen beeinflussbar durch eine entsprechende Anschlagskultur. Ich spreche aus Erfahrung. Bei kleinen Instrumenten, dann auch noch meist mit niedrigem Winddruck, ist der Druckpunkt ein Problem. An – und Absprache einzelner Pfeifen sind mit der Definition des Druckpunktes gekoppelt. E i n e Schicht Leder auf dem Ventil ergibt hier die beste Situation. Bereits eine dünne Schicht Filz zwischen Ventil und Belederung führt zu einem verwaschenen Druckpunkt und verschlechtert damit die Artikulation einzelner Töne.

    Mit besten Grüßen

    FDienstbach

  • Hallo Orgelbauer,



    Ich teile die Meinung von Herrn Dienstbach und füge noch folgendes an:

    Ventile mit der Breite von 12 mm (Tastenteilung) klopfen kaum. Folglich müssten sie daher nicht mit Filz abdämpft werden. Gerade bei Kleinorgeln wünscht man sich ja einen „knackigen“ Druckpunkt – am liebsten wie beim Cembalo. Das wird mit jedem Millimeter Filz verschlechtert.

    Bleibt noch der Aspekt „Dichtigkeit“. Das Abrichten einer Windlade sowie die Holzwahl für die Ventile und das Abrichten derselben gehört zu den anspruchsvollsten Arbeiten im Orgelbau. Wer diese Arbeiten äusserst genau ausführt, wird kaum Filz zum Egalisieren brauchen.



    Mit freundlichen Grüssen

    Ruedi Wernli

  • Hallo liebe Hausorgelfreunde,



    eine Frage hätte ich noch zum Thema Ventilbelag:

    Welche Art Leder (Typ, Gerbung, Dicke) eignet sich

    für unsere Zwecke am besten? Bei Laukhuff gibs ja

    viele Arten :-)



    Gruss



    Jens

  • Sehr geehrter Herr Ganter,



    für die Belederung ist die in der Lederstärke gleichmäßige Rückenpartie eines Glace-gegerbten Schaf-bzw. Lammweissleder zu empfehlen. Bereits ein mittelstarkes Leder kann bei diesen "weichen" Ledern eine leichte Ungleichheit des Ventilbodens durchaus ohne Filz und schwammiges Spielgefühl ausgleichen.

    Mit freundlichen Grüßen



    Thomas Maier

  • Hallo,



    erst mal herzlichen Dank für die vielen Tips.

    Ich hätte noch eine Frage bezüglich Kanzellenauslassbohrungen: Bei groesseren Orgeln sind die ja oft anzutreffen. Inwiefern braucht man die bei Kleinorgeln, vor allem in oberen Diskant, wo es schnell zu Heulern kommen kann? Sollte man präventiv welche anbringen, und welcher Durchmesser? (5 Register 8' 8' 4' 2 2/3' 2' bzw. 2 Register 8' 8' (Gedackt/Regal))



    Gruss



    Jens

  • Hallo Jens,



    Kanzellenauslaßbohrungen würde ich bei einer Orgel generell nicht anbringen. Sollten sich tatsächlich Probleme mit Undichtigkeiten am Ventil einstellen, so hilft in der Regel ein gutes Aufbürsten der Fleischseite der Ventilbelederung (Zahnbürste) und eine exakte Einrichtung des Ventils (Führungstifte, fluchtenede Federschenkel etc.), gegebenenfalls auch mit einem bischen stärker machen der Ventilfeder.



    Viele Grüße



    Thomas

  • Herr Wernli schreibt: "Gerade bei Kleinorgeln wünscht man sich ja einen „knackigen“ Druckpunkt – am liebsten wie beim Cembalo."

    Genau das strebe ich auch an und meine Frage ist jetzt:

    Kann man bei einer Ventilbreite von 12mm und einem Winddruck von ca. 50mm wirklich einen spürbaren Druckpunkt über die gesamte Klaviaturbreite erreichen? (Bei meinem selbstgebauten Positiv spüre ich diesen nur ganz leicht im Baßbereich.)

    Welche weiteren Maßnahmen können - außer der genannten dünnen Belederung der Ventile - dazu beitragen, einen deutlichen Druckpunkt zu erzielen? Sind dazu vielleicht auch Kanzellenauslaßbohrungen hilfreich?

    Mit freundlichen Grüßen

    Klaus Suhr

  • Hallo



    Für die Erhöhung des Druckpunktes hätte ich da eine

    (vielleicht blöde) Idee: Man baut in die Ventile kleine Magnete

    (ich hab welche daheim mit ca. 4x4x4 mm)

    und auf den Kanzellenrahmen eine Metalleise (z.B. beim Ventilüberstandsbereich)



    Gruss



    Jens