Verführungen von der Windlade zu den Pfeifen

  • Hallo!



    Ich plane zurzeit eine kleine Hausorgel. Nach meinem Entwurf werden die Prospektpfeifen (Holzprinzipal 4') über Schläuche mit der Windlade verbunden. Mich würde interessieren, wie lang diese Schläuche maximal sein dürften (hinsichtlich Verzögerung und Pfeifenansprache).

    Vielen Dank für Antworten schonmal im vorraus.



    Viele Grüße,

    Peter

  • Hallo, Peter!



    Mit Kondukten, wie man Deine Schläuche im Fachchinesisch nennt, wird im Orgelbau viel gearbeitet.

    Solange Du keine zig Meter pro Pfeife planst, ist die Ansprache kein Problem.

    Voraussetzung ist natürlich, daß die Konduktendurchmesser nicht zu klein sind und der Winddruck hoch genug ist.

    Ein paar Maße:

    Octav 2' C Durchmesser der Kondukte ca: 12mm (1/2"), Winddruck min. 60 mm WS.

    Je höher der Druck, desto kleiner darf der Durchmesser werden, natürlich aber nicht kleiner als das Fußloch weit ist.

    Ich betreue zur Zeit eine Oberlinger-Hausorgel, die in einer mittleren Kirche als Ersatzinstrument steht.

    Im Prospekt stehen Pfeifen der Octav 2' und der Quint 1 1/3'.

    Alles über Kondukte angeschlossen.

    Die längsten Kondukte (Zinn/Blei) sind die für C-c von Octav 2'

    Sie sind im Durchschnitt knapp 1,5m lang.

    Ihr Durchmesser ist durchgehend 12mm, die Kondukte für die Quint bestehen aus Bleirohr und haben einen Durchmesser von knapp 8mm. Der Winddruck beträgt 75mm WS, wobei allerdings die Füße alle starke Kulpungen haben.

    Die restlichen kleineren Pfeifen beider Register stehen dann auf der Lade im Inneren der Orgel.

    Je länger die Kondukte, umso weniger spuckend wird die Ansprache, denn die Raumluft in den Kondukten dient als Polster. Allerdings dürfen nicht zu viele Kondukte auf einer Kanzelle sein. Stell' Dir eine sehr lange Tonkanzelle vor.

    Bis die sich richtig mit Wind füllt...

    Dann kommt noch hinzu, daß man an jede Pfeife gerne so "frischen" Wind wie nur nötig dranlassen will.

    Faustregel: Soviel Kondukte wie nötig, so wenig wie möglich.

    Und vor allen Dingen: Wenig Biegungen, die nehmen Druck aus dem Wind!

    Alte Orgelmeister wie Stumm verwendeten Kondukte nur für die großen Prospektpfeifen mit maximal einer Biegung und für die hochgebänkten Kornette, gradeaus vom Stockloch hoch zur Bank ohne Biegung. Der beste Wind ist immer der direkt aus der Kanzelle. Mach' mal an einen Wasserhahn einen langen Schlauch dran...

    Ich hoffe, Deine Fragen beantwortet zu haben!

    Beste Grüße aus dem südlichen Hunsrück...

    Andreas Keber

  • Hallo Peter!

    unterschiedlich lange Schlaeuche oder Verfuehrungen sind auch kritisch. Die Hausorgel, an der ich gerade baue, hat einen Prinzipal 2' im Prospekt. Die Ventilanordnung enspricht der Manualtastenanordnung - einfach chromatisch. Die Prospektpfeifen stehen aber anders: in der Mitte C, nach rechts aussen hin CIS, DIS, FIS, GIS, B, etc. Dadurch haben nebeneinanderliegende Toene sehr unterschiedlich lange Windwege. Ich habe dabei festgestellt: ein Konduktendurchmesser von 8mm bei 50 mmWS in der Windlade ist eindeutig zuwenig bei abwechselnd 20cm und 70 cm Windweg hinter der Schleife. Die 12 mm Innendurchmesser im Schlauch sehen gewaltig aus, sind aber hilfreich.

    Viele Gruesse

    Thomas Reinhardt