Mensuren für Hausorgel

  • Hallo!



    Es ist zwar noch ein weiter Weg, bis das Projekt Hausorgel konkret begonnen werden kann, erstmal muß ich noch viele Übungsstück zwecks Erlernen der entsprechenden Fertigkeiten erstellen. Vielleicht baue ich vorher zum Lernen auch erstnoch eine kleine Truhenorgel. Aber trotzdem habe ich schon eine ziemlich konkrete Vorstellung von der Disposition, die schließlich einmal verwirklicht werden soll. Trotzdem möchte ich schonmal fragen, ob mir schon jemand konkrete Mensurvorschläge machen kann. Zum einen dauert es ja lange, bis alle Mensuren zusammengetragen sind, da muß rechtzeitig "auf die Jagd gehen" , zum anderen kann ich mich in diversen Abendstunden schonmal mit der Planung etc beschäftigen.

    Also, die Disposition soll sein:



    Hauptwerk

    Flöte 8' (Holz o. Metall? eher Holz)

    Praestant 4' (Metall)

    Rohrflöte 4' (Holz o. Metall)

    Schweizer Pfeife 2' (nach Praetorius, nicht die überblasene Variante)

    Mixtur 3fach 1 1/3' (Metall)



    Nebenwerk

    Gedackt 8' (Holz)

    Salcional 8' (Metall)

    Blockflöte 4' (Metall)

    Prinzipal 2' (Metall)

    Sesquialter 2fach (Metall)

    Zimbel 3fach 2/3' (Metall)

    Rohrschalmey 8' (Zunge)



    Pedal

    Subbaß 16' (Holz)

    Prinzipalbaß 8' (Metall)

    Choralbaß 4' evtl. +2' (Metall, als Weitprinzipal)



    Natürlich ist mir klar, daß ein solch großes Werk nicht in einem Sommer gebaut ist, aber es soll dann ja auch sozusagen das finale Opus werden und soll deshalb auch sorgfältig geplant sein.

    Etwas unsicher bin ich mir auch wegen der vielen Metallregister. Auf der einen Seite hört man immerwieder, daß diese in Wohnräumen recht schrill sind, zum anderen hört man auch immerwieder, daß man auch Metallpfeifen entsprechend dem Raum intonieren kann und sie trotzdem besser klingen, als wenn sie durch entsprechend gebaute Holzregister ersetzt werden.

    So, jetzt werde ich gleich erstmal ins Bett gehen und träumen, von einer wunderschönen Hausorgel die in ferner Zukunft nach vielen Jahren bei mir stehen wird!



    Viele Grüße,



    Raphael Knoop

  • Hallo!



    Ihre Disposition ist ja ganz schön groß (und bunt)! Allerdings bin ich erschrocken als ich Mixtur 3fach 1 1/3' und Zimbel 3fach 2/3' gesehen habe! Wird das ganze in einem Wohnraum nicht unerträglich schreien?? (Ich will Ihnen ja nicht dreinreden, aber ich kenn's aus Erfahrung, da ein bekannter von mir auch einmal eine Orgel mit ähnlicher Disposition hatte. Letzendlich hat er sie verkauft weil das üben auf einem solchen "Gerät" wegen der vielen Obertonregister zur qual wurde). Grundsätzlich hatte derjenige der Ihnen das mit der grundtönigen Hausorgel und den besonderen Mensuren durchaus nicht unrecht! Denn auch mit einer viel Grundtönigeren Disposition und der richtigen Intonation lassen sich hervorragende Ergebnisse erzielen. Auf alle Fälle würde ich in Ihrem Fall die Mixturen weglassen, es sei denn Ihr Wohnzimmer oder Musikzimmer hat etwa die Größe einer Mittleren Kirche



    Übrigens: Rohlf hat gerade eine neue Orgel mit immerhin 10 Registern aber ohne Mixtur in Obernburg gebaut, bei der sich das Ergebnis durchaus sehen und vorallem auch hören lassen kann!!!!



    mfg

    D. Seisenberger

  • Hallo nochmal!



    Hier noch was zur Materialwahl:

    Grundsätzlich haben Sie schon recht mit der Verwendung von Zinnpfeifen, aber wird das ganze nicht etwas teuer ( ) werden? Vor allem ist der klangliche Unterschied zwischen einer 8'-Holzpfeife und einer 8'-Zinnpfeife für das "normale Ohr" nicht feststellbar, den Preis jedoch merkt man ganz gewaltig.

    Vielleicht sollten Sie mal bei Oberlinger schauen, der hat immer recht brauchbare Hausorgel-Dispositionen......



    http://www.oberlinger.de



    Grundsätzlich aber, kann ich Ihnen empfehlen nicht zu Obertönig zu disponieren, da eine schrille Orgel bei längerem Spiel extrem ermüdend wirkt und das üben irgendwann keinen Spass mehr macht. Statt der Mixtur als Klangkrone wirken auch eine Quinte 2 2/3' und ein 2' wahre Wunder......



    Ansonsten viel Glück beim bauen



    mfg

    Ihr Dominikus Seisenberger

  • Übrigens:



    Auch E. F. Walcker baute nach diesem Prinzip! Er ließ die meisten der hohen Register zugunsten von Obertönigen Stimmen in der 8' und 4'-Lage weg, und konnte somit bei wenigen gezogenen Registern in der 8'-Lage (durch Addition der einzelnen Teiltöne der jeweiligen Register) einen Klang schaffen, der in einer obertönigeren Orgel nur mit erheblich mehr Registern möglich gewesen wäre. Zum Beispiel klingen Principal 8'+ Flöte 8'+ Viola di Gamba 8'+ Quintatön 8' in Walcker's Orgeln vom Teiltonspektrum her gesehen, fast genauso wie Principal 8' + Flöte 8'+ Octav 4'+ Flöte 4' + Quinte 2 2/3' + Superoctav 2' in einer Barockorgel, was beudeuted dass man einen nicht unerheblichen Teil der sonst disponierten Register einsparen kann.



    ....

  • Hallo!



    Erstmal vielen Dank für Ihre Antwort! Wie gesagt, bei den Mixturen war ich mir ebenfalls nicht so sicher. Vielleicht lasse ich sie auch weg.

    Hm, das Kostenargument Metall vs. Holz kann ich nicht ganz nachvollziehen, weil ich irgendwo mal gelesen habe, daß eine Metallpfeife billiger als eine Holzpfeife ist. Oder meinen Sie dies in der Hinsicht, daß man eine Holzpfeife selbst baut und somit nur das Material bezahlt, während man eine Metallpfeife wohl eher fertig vorintoniert kauft und somit ach noch Arbeitslohn fällig wird?



    Viele Grüße,



    Raphael Knoop



    P.S. War das mit bunter Disposition positiv oder negativ gemeint?


  • Hallo!



    Nochmal ich. Habe mal bei Oberlinger geguckt. Da haben aber auch ca. die Hälfte der Orgeln Mixturen oder Zimbeln. Hm...



    Raphael Knoop

  • Hallo Herr Knoop!



    Das mit bunt war nur Ausdruck meiner Abneigung gegen Registernamen wie "Rohrschalmey" oder "Schweizerpfeife". Ich hab' halt lieber "klingende" Namen wie Tibia oder Flautino, was mir aber eigentlich egal sein kann, denn es ist ja Ihre Orgel!

  • Bei den Holzpfeifen bin ich davon ausgegangen dass Sie sie selber machen und damit billiger als Metallpfeifen sind.



    Und mit den Oberlinger-Orgeln meinte ich nur die "Kompakten Orgeln" wie sie auf der Seite getrennt von den anderen Instrumenten aufgelistet sind.



    Übrigens auch Rohlf hat Haus- und kleine Kirchenorgeln mit grundtönigen Dispositionen auf seiner Seite

    http://www.orgelbau-rohlf.de

    wie z. B. Hausorgel in Pforzheim (1993 II/5),

    die Orgel des KHK St. Gregorius in Aachen (1997 II/9),

    Hausorgel in Coburg (1997 II/6)

    oder eine erst vor kurzem (April '03) fertiggestellte Hausorgel in Kobe (Japan) mit II/12



    mfg

    D. Seisenberger

  • Mich erstaunt etwas, dass so viele gegen Obertonregister und Mixturen sind. Ich habe keine Erfahrung mit solchen Registern in Hausorgeln, habe sie aber teilweise in der die ich grade versuche zu bauen disponiert.

    Bormann schreibt doch z.B., dass es empfehlenswert ist, bei einem Positiv eine Terz sowie eine Zimbel einzubauen. Und in seiner großen Hausorgel, die ja auch in seinem Buch Heimorgelbau vorgestellt wird, befinden sich etliche Obertonregister.