Mensuren

  • Liebe Orgelfreunde!

    Wie eng darf man bei Hausorgeln bauen?

    In einem Beitrag ("Eine besonders leise Hausorgel") hatte ich von eine Orgelfreund in der nähe von Mainz, der eine sehr leise Orgel gebaut hatte, gelesen. Er hatte über Mensuren die nur einige HT unter Bormann lagen, und meinte es wäre also (relativ) noch weit mensuriert. Was, wenn er enger mensuriert hätte?

    Man sagt auch, ein Quintaton darf nicht zu hoch labieren, sonst ist der Strich (und Quinte) weg. Heisst es, ein zu hoch labiierte Quintaton klingt wie ein Gedackt?

    Wer hat damit experimentiert?

    Wäre es z.B. um -19 HT noch sinnvoll, und vor allem ohne zusätzliche Mühe intonierbar?

    Kann ich noch weiter runter?

    Danke für eure Hilfe

    François

  • Lieber Francois,

    seit langem lese ich Deine Fragen, die Du in das Forum schreibst und weiß, daß Du ein 16'- Fundament bauen willst, aber keinen Platz dazu hast. Kombinationstöne bringen nichts- jetzt möchtest Du ganz eng mensurierte Pfeifen bauen.



    Ich kann Dir nur praktische Erfahrungen übermitteln. Meine Register mußten sich jedoch in meiner Üborgel bewähren.

    Wenn Du vor hast, die selbst gebaute Orgel mit 16' auch zu spielen, mußt Du vor allem auf das Problem Ansprache-enge Mensur achten. Besonders die Pfeifen der Kontraoktave eng mensurierter 16' (z.B. Quintadena ab -12 HT) sprechen schlecht und nur mit massiver Verzögerung. Meine erste Orgel hatte im Pedal dieses Register; virtuoses Pedalspiel war wegen Anspracheproblemen immer behindert. Auch deshalb haben viele Üborgeln einen 8 Fuß im Pedal. Zur Platzersparnis so viel:baue Deine Pfeifen nicht zu eng, spare lieber welche ein und nutze den Platz. CIS und DIS werden kaum verwendet. Wenn Du diese Töne trotzdem brauchst, gibt es ein Patentsystem für pneumatische Klappen, welches die C- und D- Pfeife entsprechend höher stimmt. Diese Klappen funktionieren recht gut und sind für den Profigebrauch tauglich.Ich habe auch schon Baßblock-Lösungen gesehen; zwei Pfeifen hatten die gleiche Rückwand, was erheblichen Platz einspart und eine kompakte Bauweise ermöglicht.So viel zu einem einzigen 16 Fuß als Pedalregister.



    Solltest Du das Register ins Manual stellen wollen, würde ich nicht unter -18 HT gehen. Solche Pfeifen sind sehr schwer zu intonieren, sprechen schlecht und der Hausorgelbauer wird kaum die gewünschte Klangmischung herausarbeiten können.



    Viel Glück! E.S.

  • Hallo Francois,



    es stimmt natürlich, dass die Intonation immer schwieriger wird, je enger die Pfeifen werden. Vor allem gilt das bei Metallpfeifen. Bei tiefen Holzpfeifen ist es aber weniger kritisch. Offene kann man -wenn sie richtig gebaut sind- gut mit Rollenbärten in den Griff bekommen; bei gedeckten ist es noch einfacher. Hier ist es wie du schreibst, dass bei entsprechendem Aufschnitt, aus jeder noch etwas quintadigen Pfeife eine gedacktartige wird. Ist dieser Punkt (Quintade oder Gedackt) überschritten (um den Punkt der Entscheidung herum ist eine Ansprache kaum möglich!) wird es wieder einfacher, und die Pfeifen geben auch bei sehr enger Mensur einen wirklich brauchbaren Grundton für ein Hausorgelfundament.

    Dann kann aber der Aufschnitt durchaus bei 1/2 bis 1/1 des Aufschnitts liegen (kein Tippfehler :-) ) Wenn du keine Scheu vor "romantischen Mitteln" hast, solltest du diese engen Pfeifen dann bogenförmig aufschneiden. Z.B. seitlich am Labium 1/3, in der Mitte 1/2.



    Viele Grüße! Tilman


  • Hallo Francois,



    ich lese auch oft Deine Fragen. Ich würde auf alle Fälle die Finger von zu eng mensuierten Pfeifen lassen. Die Ansprache ist einfach zu langsam für ein befriedigendes Üben. Ich habe schon einmal einen Pfeifenblock gebaut. Man spart dabei die Seitenwände ein. Für einen 16´ist natürlich der Platzbedarf beim Bau in der Werkstatt schon erheblich. Die Pfeifen aus 10 - 12 mm Sperrholz klingen einwandfrei. Das war eine häufig anzutreffende Lösung aus den 60er Jahren... Aber manchmal muß man eben Kompromisse machen...

    Cis und Dis könnte man auch oktaviert zusammenlegen. Die erwähnte peumatische Umstimmung ist natürlich eine wesentlich elegantere Lösung! Ist eigentlich kein Kröpfen der größten Pfeifen platztechnisch möglich?



    Viel Erfolg



    Günther

  • Liebe HausOBMs!

    Vielen Dank erstmal für die viele Tipps. Das spart schon Zeit und Material.

    Die Frage mit den enge Mensuren war nicht speziell für den 16' sondern für die ganze Orgel. Denn für kleine Räume sollte man entsprechend enger bauen. Dom Bedos schreibt -12HT von seine Mensuren für eine Hausorgel, aber die Häuser worin diese "Hausorgeln" standen müssten sind eigentlich Schlösser. In KiMu-Schulen fand ich bisher die Orgeln immer zu weit mensuriert und zu laut.

    Außerdem scheue ich mich vor keine romantische Mitteln. Meine Orgel soll sich an Cavaillé-Coll orientieren.

    Nochmals danke für die gute Rat!

    François

  • Hei wieder!

    Ich habe die Mensuren einer berühmte Positiv-OBM aus Holland notiert.

    Sie bewegen um die -13HT, jedoch bis -16,5 bei C von Gedackt 8, die Labien sind "barock" niedrig aufgeschnitten.

    Diese war nicht langsam, wenn recht leise.

    Ich vermute, dass die doppelte Länge u. ca. 3fache Volume einer 16' kann schon zu den o.g. langsame Einschwingvorgang.

    Dann werde ich bald versuchen, schauen wo die grenze liegt (bei Aufschnitt 1:1) und darüber berichten.

    Werstattliche Grüße von François