Beiträge von tonwolf

    Seit nun fast 2 Jahren haben wir die kleine Truhe in Benutzung - mit einer erfreulichen Bilanz. Von der Hausorgel zur Reiseorgel könnte man sagen. Im häuslichen Gebrauch nutzen wir sie regelmäßig für die Begleitung unserer Schüler, die klavierspielenden Enkel üben sehr gerne darauf. Neben der Verwendung als Continuoinstrument für unseren CONSORT nutzen wir sie in gleicher Funktion auch zur Chorbegleitung. Wir sind ein überregionaler Kammerchor, welcher sich monatlich zu einem Probenwochenende trifft und dann Konzerte singt. Jährlich unternehmen wir eine Konzertreise. In diesem Jahr hatten wir ein Programm mit Schütz und Zeitgenossen. Da bot es sich an, die Truhe mitzunehmen, mit einem Fagott zusammen als Continuo-Gruppe. Das Instrument füllt wirklich jede Kirche. Höhepunkt war unser Konzert in der Marien-Kirche Berlin (Alex) - auch in diesem riesen Raum hat die Truhe noch wunderbar getragen.

    Auf einer CD-Produktion ist das Instrument mit einigen Solo-Stücken (Händel / Telemann) ebenfalls vertreten.

    Trotz reichlichem Spielen und etlicher Transporte funktioniert die Orgel sehr zuverlässig und hat bei unseren Konzerten schon vielen Zuhörern Freude bereitet.

    Das Interesse und die Resonanz des Publikums sind eine schöne Belohnung für den baulichen Aufwand.

    Die Beschäftigung mit der Spezies "Portativ" scheint mir zunehmend spannender zu werden, je mehr Jahrhunderte vergangen sind, um so dünner wird die Quellenlage, bleiben letztlich nur bildliche Darstellungen, deren dokumentarischer Wert sicher sehr unterschiedlich interpretierbar ist.

    Wie die Musiker dieser Zeit gespielt haben, wird ein ewiges Geheimnis bleiben.

    Die Zeit läßt sich - zum Glück - nun mal nicht zurückdrehen.

    Danke für die Hinweise. Ich habe mir den Bausatz angeschaut, 10 Kg im Arm zu halten, ist schon eine sportliche Herausforderung.

    Die Idee mit den Knöpfen ist gut, spart viel Arbeit, ich habe aber fast keine Bilder solcher Instrumente gefunden, trotzdem eine Überlegung wert!

    Bausatz reizt mich auch nicht wirklich, der Spaß am Bauen beginnt beim Projektieren, dann hat man später wirklich etwas Eigenes geschaffen.

    Ansonsten sind das momentan eh nur Gedankenspiele, ich muß meine Truhe vom Fußboden entkoppeln - die lieben Nachbarn...

    Ich habe vielleicht bei meiner Anmeldung in diesem Forum irgend etwas überlesen, ansonsten finde ich es etwas merkwürdig, Portativ-Bau in einem Hausorgelforum als - ich darf die deutsche Übersetzung verwenden - "ohne Bezug zum Thema" - einzustufen.

    Ab welcher Instrumentengröße sind dann die Beiträge hier "mit Bezug zum Thema" ?

    Wunderbar,das ist doch ein sehr hübsches Instrument, solch eine Portativ-Form schwebte mir, als Tischorgel, anfangs auch vor. Mein vorhandenes Register ist aber so weit in der Mensur, ich hätte bei Tastaturteilung in 4 Reihen stellen müssen, so blieb nur die "Kiste" als Lösung - und transportiert sich damit auch besser. Aber die Harfenform sieht schon nach Musik aus!

    Lassen wir mal einige Zeit verstreichen - so ein Portativ im Cäcilia-Stil könnte mich schon noch mal reizen - 1 1/2 Oktaven - 2´ Lage - Balg für die linke Hand....da hält sich der bauliche Aufwand in Grenzen, schön historisch, Tastatur mit Pergament geschwänzt....

    Schauen wir mal, die nächste Zeit bin ich erst mal mit verschiedenen Tonproduktionen gut beschäftigt...


    Grüße nach Erlangen und an alle, die diese Zeilen lesen...

    Grüße nach Erlangen!


    und danke für die Blümchen!

    ich fürchte, es wird so bald kein neues Projekt folgen. Dieser Bau war nur durch das Corona-Zeitfenster möglich, monatelang ist alles in Beruf und Hobby ausgefallen, da konnte ich täglich etliche Stunden bauen und nachts für den nächsten Tag planen, es existieren keine Zeichnungen.

    Wir haben auch noch ein Cembalo und eine Digitalorgel im Haus und Unmengen von Renaissance-Instrumenten, Blockflöten und Streichinstrumenten - der Platz wird knapp...wir wollen auch alles in unseren Konzerten benutzen, wir fahren jetzt schon zu viert mit 2 vollgepackten Autos, mit der Truhe muss ich nun extra fahren. Dazu kommt noch - ich bin kein Organist, spiele nur zum privaten Vergnügen.

    Umfang ab F ist genial, entspricht der Chorliteratur, bis dahin sind auch die Tasten alter Orgeln immer abgenutzt.

    Finde ich irgendwo ein Bild/Video von dem Instrument???


    Eine gute Zeit und herzliche Grüße aus Dessau!

    Hallo Dennis (ich erlaube mir mal das DU),


    eine komplexe Fragestellung, gerne von mir einige private Anmerkungen, andere werden es total anders sehen.

    DIE Hausorgel gibt es nicht, jedes Instrument ist ein Unikat - der Unterschied liegt im Geist, wir wollen bauen, der Orgelbauer muss Geld verdienen, er lebt davon, also effektiv bauen, Serienfertigung, Zukauf von Kleinteilen, alles maschinell, Hobel, Band- Kreissäge u.s.w.

    Hausorgelbau will nicht den Profis nacheifern, der Reiz liegt darin, mit einfachsten Mitteln zu einem vergleichbaren Ergebnis zu kommen - meist mit erheblich größerem Zeitaufwand. Dabei ergeben sich teilweise völlig unkonventionelle Lösungen.

    Was das in der Praxis bedeutet, kann ich dir, bei Interesse, gerne an einigen Bildern vom Bau meines Instrumentes ( KLEINE TRUHENORGEL ) zeigen.

    Wenn man eine leidensfähige und tolerante Frau hat, geht so etwas mangels einer Werkstatt/Keller/Boden, sogar im Wohnzimmer.


    soweit in Kürze


    mit Grüßen

    tonwolf

    Danke für die Antworten, die Truhe ist im konzertanten Bereich speziell für die Interpretation von Renaissance-Consort-Musik gebaut, da reicht der Umfang vollkommen aus, eine interessante Verwendung solcher Instrumente ist auf der Seite eines Blockflötenbauers zu finden ( flautodolce ) bitte mit .de beenden. Wir spielen viel auf großen Blockflöten (Großbass/Subbass), da haben wir das tiefe Register ohnehin dabei.

    Die Orgel passt in den Kofferraum und ergänzt den Instrumentenbestand in unserer Kirche.

    Orgel III/P 48 Chororgel 3 Positiv 1 Truhe 5 1/2 Cembalo

    Unser Freund und Hausorganist hat sich schnell an das teilweise oktavieren der linken Hand gewöhnt und liebt das Instrument.

    Für die meiste Sololiteratur braucht man selbstverständlich 4 Oktaven, aber warum etwas bauen, was alle haben???

    Ich hoffe, unser Publikum hat in den Konzerten ebenso viel Freude am Zuhören, wie wir Freude beim Zusammenspiel mit der kleinen Orgel haben.

    Das Video ist fertig, es ist nur eins geworden, dafür etwas länger, aber es zeigt beide Möglichkeiten, das Instrument zu nutzen. Für das solistische Spiel war die Orgel eigentlich nicht geplant. Durch den kleinen Umfang ist die Literaturauswahl natürlich begrenzt.

    Wer die Möglichkeit hat, größere Boxen oder eine Anlage zu benutzen, sollte das der besseren Tonquaität bitte auch gerne tun.

    Einen herzlichen Dank der Pressestelle unserer Landeskirche für das Einstellen des Videos.

    Bleibt nur noch, allen viel Freude beim Anschauen zu wünschen.



    https://www.youtube.com/watch?v=zf9TMSYmR5A

    Guten Abend in die Runde,

    was ist schöner als ein reiner Schlussakkord? Die ungleichschwebenden Temperaturen haben unbestritten in dieser Musik ihre Berechtigung. Affekte wie Tod, Teufel, Hölle, Verdammnis sind in Zeiten mitteltöniger Stimmung immer mit den entlegensten Tonarten ( Des/As ) charakterisiert worden.

    Doch wer von unseren "modernen" Zuhörern kennt noch solche Zusammenhänge? Die alten diatonischen Blasinstrumente - konische Traversflöte - mussten den ( lauteren ) chromatischen Instrumenten - Böhmflöte, 13 Halbtöne = 13 gleich große Grifflöcher, die Klappen machen es möglich - weichen. Damit klingt alles gleich und jede Tonartensymbolik ging verloren.

    Du hast dir ein sehr interessantes und ambitioniertes Ziel gesetzt. Die alten Theoretiker haben die verschiedenen Temperaturen auf 1/10 cent genau berechnet. Doch wie sieht die tägliche Praxis aus?

    Das Oratorium steht an, 2 Tage vorher wird in der Kirche die Heizung angestellt, Samstag darf man stimmen - und tut das sehr genau.

    Sonntag ist Generalprobe - Heizung zu laut - abgestellt. Einlaß- Türen stehen 1/2 Stunde bei winterlichen Temperaturen offen. 700 Zuhörer in der Kirche, greift man dann in die Tasten, braucht man gute Nerven. Da stimmt nichts mehr, der Oboer klagt seine vertraglichen 443 hz ein, das Continuo - Cello vergleicht seine eben Stimmgerät präparierten leeren Saiten mit der Orgel und schüttelt den Kopf. Und wer hat Schuld??? Natürlich der Stimmer. Erfunden??? Nein - Berufserfahrung aus fast 40 Jahren.

    Wir hatten mit meinem Ensemble eine historische Tanzproduktion im Theater laufen, ich musste unser Cembalo jede Vorstellung 3x stimmen - vor der Probe - vor der Vorstellung - in der Pause.

    Möge dein Projekt alle Erwartungen erfüllen, auch Flötenmeister Quantz hatte an seiner Traversflöte einst eine "es" und "dis", Klappe.

    Mein sehr persönliches Fazit: im praktischen Gebrauch sind Stimmungen durch klimatische Enflüsse so labil, ich halte das Aufwand/Nutzen Verhältnis für zu hoch.

    Nun ist ein Jahr vergangen, was macht die Truhe?

    Herzliche Grüße

    Vielen Dank für das Interesse an diesem kleinen Instrument, täglich freue ich mich, darauf spielen zu können.

    Ja, bald wird es ein Video davon geben. Eine Beleuchtungsprobe dafür haben wir bereits gemacht, Freitag 19. folgen die Aufnahmen.

    Geplant sind 2 Videos, das eine mit einer d-moll Fantasie von Telemann, das andere mit 2 Sätzen aus einer Blockflötensonate von Pepusch, um die klanglichen Möglichkeiten der Truhe zu zeigen.

    Da wir mit mehreren Kameras und einer extra Tonspur aufnehmen wollen, wird der Schnitt sicherlich einige Abende dauern. Wenn alles fertig ist, verlinke ich die Videos hier.

    Zum guten Ende der Aktion, das Instrument hat seinen Besitzer gewechselt.

    Ich wünsche dem neuen Spieler, auch wenn bis zur Fertigstellung noch viel Arbeit wartet, vor allem die Freude, die der Vorbesitzer fast 70 Jahre seines Lebens an der Orgel hatte.

    Zwischenzeitlich hatte sich herausgestellt, das Instrument ist kein Eigenbau, sondern wurde 1956 von der Firma F. Löbling in Erfurt gebaut. In dieser Firma hat der Vorbesitzer in jungen Jahren in seiner Freizeit mitgearbeitet. Dem Zeitgeschmack folgend, hat Theodor Kirchner aus Weimar einige Jahre später die Orgel umintoniert.

    Durch berufliche Umzüge bedingt, hat die Orgel 7 mal ihren Standort gewechselt und mußte dazu zerlegt, transportiert und wieder aufgebaut werden.

    Ein herzliches Dankeschön dem neuen Besitzer, es ist ein Instrument mit einer bewegten Geschichte gerettet worden, das hoffentlich noch vielen Menschen Freude beim Spielen und Hören bereitet.

    Hallo Christian,


    in nächster Zeit wollen wir ein kleines Video mit der Truhe drehen und das dann bei youtube einstellen.

    Danke für die Anregung und das Hilfe-Angebot, aber das erledigt alles mein videobegabter Freund.


    Viele Grüße,

    tonwolf

    Hallo Christian,


    leider habe ich noch keine richtige Aufnahme von dem Instrument, wir haben ein Konzert zur Einweihung damit gespielt (letztes Bild), da war ich so angespannt, an einen Mitschnitt habe ich in dem Moment nicht gedacht - hätte ich selber gerne gehabt.

    Die Truhe steht im Raum Dessau S/A und kann gerne selber probiert werden.

    Mein Problem: wie könnte man eine Aufnahme/Video in das Forum stellen?

    Mit YouTube und so habe ich keine Ahnung und auch wenig Vertrauen.

    Ein kleines Handy-Video tät es vielleicht auch schon.


    Danke für dein Interesse und viele Grüße

    tonwolf

    Wie bereits im Hausorgel-Beitrag erwähnt, möchte ich gerne mein Projekt vorstellen.

    Die Ausgangslage: wir wünschten uns für unser Renaissance-Consort ein maßgeschneidertes Continuoinstrument, was in den Kofferraum passt und leicht zu transportieren ist. Eine herkömmliche Truhe kam wegen der Größe nicht in betracht . Da immer ein Bassinstrument (Gambe) mitgeht, benötigen wir nur 3 Oktaven. Die Gehäuseabmessung ergab sich also aus der längsten Pfeife c° und ist 54x54x84. Verwendet wurden Pfeifen vom Gedackt 8´ einer abgebauten Orgel. Kleine Oktave Fichte, eingestrichen Eiche, zweigestrichen Zinn, alle umgebaut und umintoniert. Die Basslage hat viel Volumen, die Diskantlage ist in der Lautstärke abnehmend, dafür mit viel Strich intoniert und zeichnet dadurch wunderbar. Die Mensur ist für eine Truhe ziemlich weit und der Windbedarf dementsprechend hoch, zur Windversorgung dient ein Gebläse von Organparts. Die Tragfähigkeit ist beachtlich und das kleine Instrument füllt problemlos unsere große Kirche, kann aber auch gut im Wohnzimmer gespielt werden.

    Winddruck 63 mm, ein kleiner Keilschwimmer mit Bleigewicht als Puffer, Druckstabilisierung über Verschleichwind (funktioniert wirklich!). Bei den Holzpfeifen sind zur Windregulierung die Kondukten unten eingerieben, die Metallpfeifen stehen offen. Die Stechertraktur ist leicht gefächert. Gehäuse, Windlade und Tastatur sind Eigenbau – die Tragegriffe Zuarbeit.

    Das Instrument wiegt durch die wirklich sehr kompakte Bauweise 47 kg.

    Die Truhe wurde, da keine Werkstatt vorhanden, in 18 Monaten überwiegend im Wohnzimmer gebaut.

    Vielen Dank für das Interesse an dem Instrument, leider - oder zum Glück - hat die Hausorgel inzwischen einen neuen Besitzer gefunden. Für nächsten Monat ist die Umsetzung geplant.

    Sollte aus Gründen höherer Gewalt doch noch etwas schief gehen, würde ich beide Herren umgehend kontaktieren.

    Guten Abend in die Runde. Ich habe mich gestern angemeldet. Ich kenne das Forum seit dem Januar 2020, als ich mit der Planung meiner Truhe begonnen habe. Viele interessante Themen und Beiträge. Baubeginn war dann März 2020, vor 2 Wochen ist sie fertig geworden.

    Der Grund meines heutigen Schreibens ist aber ein anderer.

    Ein uns sehr verbundener Pastor i.R. besitzt eine selber gebaute Orgel, die ihn die letzten 70 Jahre seines Lebens immer begleitet hat. Disposition Standard: G 8 / R 4 / P 2 / Cy 1-2 Pedal angehängt. Leider ist sein gesundheitlicher Zustand nicht der beste und ihn beschäftigt die Frage, was nach ihm mit dem Instrument passiert. Bemühungen im näheren Umland, das Instrument steht bei Dessau-Roßlau / SA, einen neuen Besitzer zu finden, waren erfolglos. Es besteht keinerlei finanzielles Interesse, es geht einzig darum, die Orgel vor der Tonne zu retten.

    Zum Zustand kann ich nur sagen, er spielt darauf.

    Sollte bei einem geneigten Leser ein Fünkchen Neugier erwacht sein, ich kann kurzfristig jede Info und jedes Foto liefern.