Beiträge von SamES

    Keine Zwischenbilder weil es beim Verleimen schnell gehen muss. Alle Zwingen sitzen. Die kleinen waagrechten pressen die Seiten an den Blindkern, die großen pressen die Rückwand drauf. Leider hat sich das Brettchen für den Rücken nach dem Sägen noch etwas geworfen. Offenbar stand das Holz im Stamm unter Spannung. So wurde es in der Mitte auf der rechten Seite etwas knapp und oben und unten auf der Linken. Hätte ich die Rückwand gleich auf Maß gesägt, könnte ich sie jetzt entsorgen...



    Das schöne am Heimorgelbau: Man hat keinen Zeitdruck und genügend zu tun, während das Ganze trocknet. Bei diesem Leim dauert es eine kanppe Stunde, bis man die Zwingen lösen und weitermachen kann. Nach 24 Stunden hat er seine volle Festigkeit, aber ich belaste die Verleimungen bei der weiteren Verarbeitung ja nicht so, dass das entscheidend wäre. Wenn ich viel sonst zu tun habe, kann das Aufleimen einer Rückwand aber auch das Einzige orgelbauliche sein, was ich an einem Tag mal zwischendurch kurz erledige...

    Die Rückwand ist mit Leim eingeschmiert. Dazu nehme ich einen Haushaltshandschuh, weil der chemisch verflüssigte Hautleim für die Haut nicht gut ist. Der Handschuh kann nach dem Verleimen sofort abgewaschen werden, denn diese Art Leim ist wasserlöslich. (Auch hinterher, aber eine Orgel sollte ja eh nicht nass werden 😄)


    Bereit zum Verleimen. Unter dem Blindkern liegen kleine Klötzchen, um ihn ungefähr in der Mitte zu halten. Die kleinen Zwingen werden bis auf die erste und (hier noch nicht zu sehen die letzte, sie von oben her angesetzt werden kann) erst nach dem Auflegen des Rückens befestigt, weil diesen sonst unter ihnen durchfädeln müsste, was mit dem Leim eine Sauerei gibt. Auch die erste Zwinge könnte natürlich wie beim Hobeln von unten kommen, dann müsste man das kurze Stück auch nicht einfädeln, aber ich brauch die großen Zwingen gleich alle...


    Blindkern ist eingesetzt und wird mit Zwingen oben und unten fixiert. Vorderseite der Pfeife liegt vollflächig auf der Arbeitsplatte. Bereit zum Abrichten der hinteren Seitenwände. Also gerade, rechtwinklig und auf richtige (innere) Pfeifentiefe gebracht.

    Über Nacht konnte die Verleimung trocknen, jetzt kommt die Rückwand dran.

    Hier erstmal eine Detail von oben auf den Kern. Man sieht wie er um das Maß der Kernspalte zurückgesetzt ist. Leider auch unten, was noch mit einem Furnierstreifen geschlossen werden muss:


    Jetzt werden die Seitenwände innen komplett dünn mit Leim eingestrichen und dann mit der abgerichteten Kante nach unten an den Klotz gezwungen. Man muss darauf achten, dass alles sauber auf dem Tisch aufliegt, weil die Pfeife sonst hinterher verdreht wäre oder die Kernspalte unsymmetrisch. Das ist eigentlich der einzige wirklich heikle Moment bei dieser Methode. Dass die Seitenwände sich durch die Feuchtigkeit des Leims furchtbar nach aussen biegen macht nichts, das wird im nächsten Schritt wieder in Form gebracht. Ich verwende mehrere kleine Zwingen, um eine vollflächige Verklebung der Seitenwände mit dem Kern zu gewährleisten. Wenn alle Zwingen in die gleiche Richtung zeigen würden, kippt die Pfeife... Am Kern sieht man, wie die Seitenwände noch etwas zu breit sind und in diesem Stadium überstehen.


    Der Kern wird oben (also hinterher innen in der Pfeife) mit Leim eingestrichen. Ich halte dabei etwas Abstand von der Kante zur Kernspalte hin (hier unten) weil ich da keinesfalls Leimschmierer haben will. Der feuchte Lappen ist zum Aufnehmen überschüsigen Leims, was hier aber noch kein Problem ist. Der Kern steht jetzt auf den zwei Distanzplättchen.


    Alles bereit zur Verleimung der Seitenwände: Zwei sauber abgerichtete Seitenwände (Flächen und eine Kante) und der Kern mit sehr glatt ausgearbeiteter Kante und Bahn. Zwei Streifen Trennpapier aus der Gemüsewaage im Supermarkt und zwei Distanzplättchen (aus den Fächern für die Zündkerzenmessung. Man braucht natürlich zwei dieser Sets (in diesem Fall 0,75) oder man legt die eine Seite zwei übereinander (0,5 und 0,25 ergeben auch 0,75)). Diese Plättchen ergeben beim Verleimen die Kernspalte, die bei meinem Gedackt komplett innen liegt.

    Die Seitenwände werden final glattgehobelt. Aus dem Dickenhobel kommt sie ja mit leichten Riefen. Die 5cm mit Hobelschlag oben und unten wurden mehr abgemessen und dann einfach abgesägt. Diesen Luxus der Holzverschwendung gönn ich mir, sonst könnte man das auch von Hand ausgleichen, müsste aber viel mehr abhobeln. So reicht es mit feiner Einstellung ein paarmal drüber zu gehen. Als Anschlag steckt eine Ziehklinge im Rand des Hobeltischs. Dadurch kann die Höhe des Anschlags so reguliert werden, dass der Hobel oben drüber kommt. Wenn der Hobel richtig scharf ist, biegt sich das Brettchen nicht durch und wird vom Anschlag nicht runtergeschoben. Einstellung ca. 0,05mm...


    Hier eine kleine Bildergeschichte vom Pfeifenbau nach der Methode, wie ich sie während eines Praktikums beim Orgelbauer gelernt und noch ein bisschen für mich angepasst habe. Das ist sicher nicht die einzige und wahrscheinlich auch nicht die beste / schnellste / rationellste Methode, aber sie klappt für mich und ergibt dichte Pfeifen mit präzisen Abmessungen!


    Eine Seitenwand in meiner selbstgebauten Abrichte am Rand des Hobeltisches. Der Hobel fährt auf der Seite liegend in der tieferen Kante der Tischlerplatte und erzeung somit eine gerade und rechtwinklige Kante an der Seitenwand der Orgelpfeife. Die andere Seite (Richtung Rücken der Pfeife) bleibt hier noch sägerauh und etwas auf Übermaß,


    Wenn ich die Bilder deiner Pfeifen ansehe, würde ich sagen, alles recht massiv (das macht aber nur was für das Gesamtgewicht aus)! Klangentscheidend ist dagegen das unsaubere Ausarbeiten der Kernspalte und des Labiums. Sowohl die Bahn oben am Kern, wo die Luft die Kernspalte verlässt, würde ich viel glatter gestalten, wie auch die gegenüberliegende Kante am Vorschlag. Da sieht man bei dir kleine Holzfasern rausstehen, was für den Klang nicht gut sein kann. Das Oberlabium sollte auch eine sehr saubere Kante haben. Das erreicht man am besten, indem man auf der Innenseite des Deckels mit dem Schnitz- oder Cuttermesser erstmal einen geraden Schnitt von einem knappen mm Tiefe anbringt, bevor man es oben schräg absticht/abhobelt/abfräst.

    Letztlich ist rasiermesserscharfes Werkzeug (Hobel und Stecheisen) das Entscheidende und da sehe ich das Problem: meine Eltern hätten mir in der Jugend auch nicht erlaubt, mit sowas zu arbeiten 😉. Es gibt aber Schnittschutzhandschuhe und beim Hobel kann eigentlich kaum was passieren, weil die Klinge nur ganz minimal raussteht. Stechbeitel sind natürlich gefährlicher, aber wenn man mit Bedacht und immer von sich weg arbeitet, ist auch das zu lösen. Ein gut abgestuftes Set Schleifpapier 120 bis 600 ist natürlich auch sehr wertvoll um schöne Kanten hinzubekommen und viel weniger gefährlich. Ich hab mir damals (mit 14) die schlimmste Verletzung übrigens mir einer stumpfen Raspel geholt, als ich abgerutscht bin weil ich zu viel Kraft brauchte um mit dem Teil irgendwas zu erreichen. Die Narbe sieht man heute noch.

    Was wirklich gefährlich ist, sind die Maschinen wie Kreissäge und Abrichte. Was bringt einem eine eigene Orgel, wenn man hinterher drei Finger weniger hat und nicht mehr richtig spielen kann 😅? Ich mach darum fast alles mit Handwerkzeugen und weigere mich standhaft, eine Kreissäge anzuschaffen! Sogar mit einer scharfen Japansägen kann man sich kaum selbst einen Finger absägen, weil man vor Schmerz in Ohnmacht fallen würde, bevor man durch ist 🤣🤣🤣. Für einen dicken Kratzer mit Arztbesuch reicht es bei sorglosem Hantieren aber immer. Ich geh mal davon aus, dass du dir bei den gefährlichen Sachen eh von jemand "Großem" helfen lässt!

    Übrigens würde ich den Vorschlag anschrauben, wenn du schon so massive Seitenwände hast, dann kannst du die Löcher auch länglich feilen und den Vorschlag hoch oder runter schieben, um die Ansprache zu ändern. Bei Gedeckten steht der Vorschlag eher 1-2mm höher als der Kern.

    Ups, bei diesem Budget bleibt eigentlich nur eine Windanlage zum Selbstpumpen zu bauen, oder ein Ventola irgendwo gebraucht zu ergattern. Neu kostet so ein Gebläse bei Laukhuff rund 1000,- Wie sehen das die Experten hier im Forum? Würde mich auch für mein Projekt interessieren, aber ich denke ich leiste mir dann wohl ein Neues...

    Ich habe auch schon gehört, dass man ein altes Harmonium (muss aber "Druckwind" sein, was selten ist und daher zu zerstören auch ne Sünde ist!) zur Orgel umrüsten kann. Da hat man Windversorgung, Tastatur und Windlade schon fertig, allerdings werden die Kanzellen sicher nicht für größere Dispositionen reichen und Pfeifenstock mit Windverführung zu konstruieren ist dann auch ein gewisser Aufwand. Und man muss eine Windregulierung einbauen, denn das Besondere am Harminum ist ja gerade der flexible Winddruck, der bei nicht-durchschlagenden Pfeifen fürchterlich Tonhöhenschwankungen erzeugen würde.

    Letztlich kommt die Windversorgung aber am Ende des Projekts. Dann, wenn die Pfeifen und die Windlade fertig sind, also nicht aufhalten lassen beim Bauen, sowas ist ja auf mehrere Jahre angelegt, oder?

    Hallo Eckhoff!

    Hier die Methode, wie ich sie bei meinem Praktikum beim Orgelbauer gelernt habe: Der Kern wird oben mit Leim eingestrichen und dann die beiden Seiten, die innen auch komplett mit Leim eingestrichen sind, an den Kern angezuwungen. Dabei liegt der Kern mit der Spalte unten auf einer ebenen Platte (Tipp: die Wachspapier-Streifen, die bei den Etiketten der Gemüsewaage übrig bleiben, kann man im Supermarkt umsonst bekommen und das ist perfektes Trennpapier fürs Unterlegen in beliebigen Längen) und auch die sauber abgerichteten Seiten liegen mit der Kante auf der ebenen Platte auf. Somit hat man gerade eine Vorder und Rückseite und durch das Einstreichen mit Leim gleich die Pfeife abgedichtet. Es ist erstaunlich, wie porös rohes Holz sein kann! Ich mache es mittlerweile aber so, dass ich nur die Vorderseite der Seitenwände sauber gerade abrichte und unter den Kern zwei Distanzplättchen (Messfühler für Zündkerzen) in der Dicke der erwünschten Kernspalte lege. So habe ich die (bei Gedeckten innen liegende Kernspalte) gleich mitgebaut und muss sie nicht hinterher reinfeilen. Der Nachteil ist, dass die Kernspalte unten am Kern auch entsteht und mit einem kleinen Streifen Furnier extra geschlossen werden muss.

    Jetzt braucht man einen Blindkern aus Weichholz, der exakt so breit ist wie die Innenbreite der Pfeife (bei meinen Gedackten gleichzeitig die Labiumbreite), aber natürlich dünner als die Pfeife tief ist, sonst würde man ihn mit einleimen. Das dient dazu, die Seitenwände parallel und im richtigen Abstand zu halten. Die Seiten werden oben und unten mit Zwingen am Blindkern befestigt, und beim Verleimen größerer Pfeifen auch noch in der Mitte, so dass sich die Seitenwände nicht unter dem Druck der Zwingen verbiegen können. Dann hoble ich mit der Rauhbank die Rückseite des Kerns und die Seitenteile genau auf Dicke und leime die Rückwand auf, die vorher ebenfalls gut mit Leim eingestrichen wird. Schließlich kommt die Vorderseite dran, die (genau! ebenfalls innen gut beleimt), je nach Mensur 1-2mm höher gesetzt ist, denn der Vorschlag sollte bei meinen Gedeckten etwas höher stehen als der Kern, damit das Windband nach innen geleitet wird.

    Das wars, wenn man alles richtig gemacht hat, kann man den Blindkern jetzt rausziehen und für die nächstkleinere Pfeife schmäler hobeln (dünner mache ich es nicht jedesmal, sondern nehme in größeren Abständen größere Mengen runter, hauptsache, der Leim von Decke und Boden kommt nicht mit dem Blindkern in Berührung! Deckel und Rücken richte ich übrigens mittlerweile mit 1-2mm Übermaß her und hoble das erst bei der fertigen Pfeife (von Hand!) bündig mit den Seiten, ich finde es so vor allem bei großen Pfeifen einfacher, als eine auf Maß geschnittene Platte komplett fluchtend auf die Seitenteile aufzuleimen. So muss ich nur aufpassen, dass vorne das Labium genau in der Mitte liegt.

    Es gibt natürlich auch andere Methoden, aber so hat man eine sehr maßhaltige Pfeife, die innen komplett mit Leim ausgestrichen, und daher dicht ist. Zum Leim kann man auch endlos streiten und philosophieren. Warmleim wäre das Mittel der Wahl, aber sehr heikel in der Verarbeitung, Ich nehme "Titebond liquid hide glue" (Dictum), der ist mit dem Bügeleisen ebenfalls wieder zu lösen und verarbetet sich wie normaler Weißleim, wird aber so hart wie ein Warmleim. Die Reversibilität hat mich schon ein paar mal gerettet, irgendwas komplett wegzuwerfen...

    Vielleicht mach ich mal eine Bilderserie dieser Methode, oder ist das alles ohne Bild einfach nachzuvollziehen?

    Ich vermute das klingt nicht gut, weil ein Gehäuse ja auch eine Art Resonanzraum ist und dämmende Materialien also fehl am Platz wären. Die früher so beliebten Freipfeifenprospekte hatten ja auch immer klangliche Abstriche! Dazu ist Balsaholz definitiv nichts zum Schrauben, kann mir nicht vorstellen, dass das hält. Und es ist so weich, dass das Gehäuse schnell übersät wäre mit Schrammen, was besch... aussieht!

    Vielleicht für den Innenausbau eines Gebläsekastens, weil da die Dämmung gewünscht ist?

    Gerade bei der Orgel lohnt der Aufwand, denn eine ligende suboptimale Terz fällt viel mehr ins Ohr als bei einem Cembalo, was schneller verklingt. (Das Cembalo profitiert aber auch ungemein von reinen Terzen, weil es dann viel resonanter klingt.) Ich hatte schon oft Konzertprogramme, bei denen man wegen eines eizigen Stücks dann doch viel milder temperieren musste, ale für die anderen Stücke schön gewesen wäre. Umstimmen (etwa von gis nach as) während des Konzerts, geht vielleicht bei zwei Cembalosaiten, da hat man die Wirbel vor der Nase, aber eine Truhe braucht doch meist ein bisschen Zeit, bis man an den Pfeifen dran ist. Diese Kompromisse sind dann Vergangenheit 😎! Nachteil: beim Transponieren mittels Tastaturverschiebung muss man bei geteilten Obertasten komplett umstimmen, aber das muss man sonst ja meist auch, wenn man nicht gleichstufig gestimmt hat, was für mich als Barock-Freak ein absolutes "no-go" ist.

    Mein Portativ (war ein Bausatz vom Cornetto-Verlag) hat übrigens nur runde Knöpfe direkt auf den Stechern und mithin gar keine Tasten und irgendwelche Hebel. Also stehen die Stecher unten direkt und lose drehbar auf dem Ventil. Das spielt sich völlig problemlos und es gibt quasi null Spiel. Bei mir reichen wenige Millimeter Tastentiefgang, wodurch die Geschwindigkeit sehr befördert wird. Jeder weitere Hebel macht die Tastatur ja prinzipiell schwergängiger und unsensibler. Meist sind die Knöpfe viereckig wie hier: http://www.clairepiganiol.net/en/instruments/organetto/ das ist zum Spielen aber gar nicht nötig und viel nur schwerer zu bauen, weil man gegen das Verkanten sichern muss.

    Ein Übersetzungsprogramm bringt nichts, weil das nicht als Text vorliegt, sondern als Bild, welches den Text darstellt. Und daher weiß der Computer erstmal nicht, dass es Text ist. OCR (Texterkennungsprogramme) werden der alten Type und des schlechten Scans wegen nicht schneller gehen als selbst abtippen. Das Buch ist aber auch nicht wirklich sinnvoll, wenn man nicht ausgebildeter Orgelbauer ist, denn es setzt nach Auskunft meines Orgelbauers eine ganze Menge Hintergrundwissen vorraus! Da ist Boersma/Bormann und Beratung durch einen Profi (und das Forum natürlich!) sicher besser für unsereiner.

    Du musst erst "8 more" ausklappen, dann findest du die Teile mit den Bildern unter "Figures". Die Bilder wurden jeweils als Anhang gedruckt, weil sonst hätte man alles in Kupfer stechen müssen, oder Bilder separat in den Text eindrucken. Es gibt eine deutsche Übersetzung, frag mal beim Orgelbauer deines Vertrauens, ob du Einblick nehmen kannst, oder schau in einer Bibliothek (wahrscheinlich Kategorie Landes- oder Unibibliothek).