Beiträge von JGB

    ... Wie immer wunderschön und inspierierend! Hast Du die Holzgewinde selbst gedrechselt? Die Idee mit den Gewinden finde ich echt gut. Ich habs bei mir nur mit ner Lage Leder zusammengesteckt, aber auch nicht verleimt. Zum Thema Draht im Windkasten biegen habe ich letztens eine tolle Lösung in einer Orgel gesehen, die ich regelmäßig spiele: Bleipulpete mit Schlitz um sie auf den Draht schieben zu können, fixiert in einer Forstnerbohrung im Boden des Windkastens. Durchführungslöcher im Windkastenboden waren gerade so groß, dass der umgebogene Draht durchpasst :-). Die Pulpete hat trotz des Schlitzes genug abgedichtet, es war auch noch eine Scheibe Liegelind (ich glaub auch mit Schlitz drin) unter der Pulpete. Damit kann man den Abzugsdraht jederzeit schnell entfernen. So hat jeder Orgelbauer wohl seine Trickkiste, die das Leben/den Bau erleichtert.



    Gruß



    Jens

    Hallo liebe Hausorgelfreunde,



    da hier die letzten Tage etwas Ruhe eingekehrt ist, dachte ich, ich eröffne mal ein neues Thema. Ich fände es spannend, zu erfahren, wie ihr zu diesem extravaganten Hobby, eine Orgel zu bauen, gekommen seid. Es gibt sicherlich unterschiedliche Gesichtspunkte, wie Religiosität, Technik-Begeistertsein und die Liebe zur Musik.



    Ich selbst habe mit Geige im Alter von 6 Jahren angefangen. Ich bin gläubig erzogen worden und deshalb mit der Kirche großgeworden. Irgendwann hab ich mir mal mit etwa 14 eine Bach-Orgelwerke-CD mit Helmut Walcha gekauft, und hab die gerne immer wieder mal gehört da mir der Klang so imponiert hat (Silbermann-Instrument). Unterricht im Orgelspiel hab ich erst mit 16 oder 17 genommen (bin jetzt 28), also eigentlich recht spät, das merke ich auch da es mir immer noch wesentlich schwerer Fällt als mit der Geige. Wollte neben der Geige mich auch etwas mit Tasteninstrumenten auskennen. Geübt habe ich damals nur auf elektronischen Orgeln, da es in meiner Kirchengemeinde keine Pfeifenorgel gab. Durch meine Orgellehrerin lernte ich ein romantisches Instrument in einer Dorfkirche in einem Nachbardorf kennen (etwa Baujahr 1850, mechanische Kegellade, ein Manual C-f3, verkürztes Pedal C-f0). Als ich da zum ersten mal Mendelssohn drauf hörte, hat es einen Schalter im Gehirn umgelegt und ich musste irgendwie an eine Pfeifenorgel ran, wenn auch nur zum Üben, da ich dieses Klangerlebnis noch nie vorher hatte. Es folgte mit 18 im Jahr 2000 ein sehr verregneter Campingurlaub, an dem die Tage oft öde waren. Zwischendurch hab ich ein Orgelkonzert besucht, und einige Einblicke in das Instrument bekommen. Da kam mir die Idee, dass das doch vielleicht auch selbst machbar wäre. So schmiedete ich in diesem Urlaub die ersten Ideen, Dispositionen... hatte aber noch keinen Plan, wie ich das jemals machen könnte. Es folge ein Kauf des Buches "Heimorgelbau" von Bormann, die ersten Pfeifen und dann eine Mitgliedschaft hier in der GDO und im Arbeitskreis. Seither (2001) baue ich immer wieder in kleinen Abschnitten weiter. Das Instrument ist etwa zu 80% fertiggestellt. Alles habe ich selbst gebaut, bis auf die Metallpfeifen, eins von zwei Zungenregistern und die Pedalklaviatur, die ich aber restauriert habe. Neben dem Orgelbau habe ich Zugang zu zwei Übungsinstrumenten: Einer Fischer&Krämer-Orgel 27/III/P und ein Frenger&Eder-Hochpositiv 5/I/P.



    Jetzt bin ich mal auf Eure Antworten gespannt.



    Liebe Grüße



    Jens

    So, habe mal weiter ausprobiert bzgl. Beizen und Ölen: Wenn das Öl (Hartöl) so oft aufgetragen wurde, dass es gut deckt, färbt die Beize nicht mehr durch. Bei etwas höherwertiger Beize tritt der Effekt schon früher ein (bei mir bereits beim 2. mal Ölen kein Durchfärben mehr in diesem Fall). Mein Fazit: Kann man machen, aber auf Qualität der Materialien, vor allem der Beize, achten. Trotzdem finde ich natürlich Heiko's Ideen gut, werde ich eventuell später mal an anderer Stelle probieren.



    LG und schönen Sonntag



    Jens

    Hallo,



    ja, das klingt echt komisch. Hast Du den Druckabfall auch, wenn der Motor gar nicht belastet wird, also kein Register gezogen wird? Dann würde ich mal den Deckel weiter weg von der Ansaugöffnung setzen mittels vier Holzleisten auf dem Kasten, vielleicht hat das was mit dem enormen Wirbel zu tun, den der Motor in der Ansaugöffnung erzeugt. Mein Ventus 3/80 hat nen Schalldämpfer, der ist aber auch relativ großzügig um die Ansaugöffnung gebaut, vielleicht genau aus diesem Grund.

    Sollte das Problem aber erst dann auftreten, wenn ein Verbraucher da ist, liegt es wohl an irgend einem Teil des Labyrinths, welches einen Luftwiderstand erzeugt.



    Gruß



    Jens

    Hallo Corno_dolce,



    hast Du die Drähte, die ohne Wellen zu den Ventilen gehen, dann in der Klaviatur weiter hinten verankert mit der Ringschraube+Linse? Wie ich sehe, ändert ja das Wellenbrett das Übersetzungsverhältnis zum Ventil. Macht ja auch Sinn bei den tieferen Tönen.

    Was habt ihr für Erfahrungen mit Ledermuttern gemacht? Ich kenne einen bekannten Orgelbauer aus der Region, der setzt nur noch Holzmuttern ein da nach einigen Jahren die Ledermuttern lose wurden.



    LG



    Jens

    Hallo Heiko,



    danke für den Tip. Sobald ich trotzdem noch Probleme haben werde, kann ich das so umsetzen. Anschleifen und Nachbehandeln ist ja keine so schwierige Sache.



    Gruß



    Jens

    Hallo,



    die Untertasten sind nur gebeizt und geölt. Muss aber nochmal kurz drüberschleifen, zumindest beim Anfassen kommt doch noch das eine oder andere Pigment auf die Finger. Denke aber mal, dass sich das in den Griff bekommen lässt. Die Beize auf den Obertasten ist besser, die färbt noch weniger stark ab. Das war eine höherwertige aus einer Flasche, die schwarze war ein Pulver zum Auflösen in heißem Wasser.



    Gruß



    Jens

    Hallo,



    habs fast geschafft mit dem Pedal. Hier mal ein Bild mit den Tasten lose in den Rahmen eingelegt. Der Blitz von der Kamera hebt den Staub auf den Untertasten schön hervor ;-) Was noch fehlt: Die vorderen Federn einbauen, die Buchenfedern hinten festspannen im richtigen Maß und hinten das Abdeckbrett draufschrauben.



    Wünsche Euch allen eine gute Woche,



    LG Jens



    Hallo,



    schau doch mal bei Laukhuff.de unter Kataloge/Leder-Filze und Hilfsmaterialien (kann evtl. auch ein anderer PDF-Katalog sein). Da wird Polypel als eine Art Gewebestoff aus Polyethylen beschrieben, also das gleiche Material wie die Gefriertüte, nur als Stoff. Durch die Strukturierung wird es wohl bei größerer Dicke trotzdem flexibel sein.



    Schreib doch einfach mal nen Orgelbauer aus der Umgebung an, ob er dir etwas Leder oder Polypel hat. Hab ich auch gemacht; meistens sind sie sehr kooperativ und freuen sich, helfen zu können. Sonst zu 2.: Ich bin generell gegen zu viel "Plastik" in der Orgel. Besonders einige Orgeln der 60er-Jahre, wo viel solches Material verwendet wurde (Schaumstoff statt Filz auf den Ventilen ist nur ein Beispiel) gehen langsam aus dem Leim; beim Restaurieren wird dann oft auf die traditionelleren Materialien zurückgegriffen. Daher mein Plädoyer für Leder statt Polypel. Das ist aber meine persönliche Meinung.



    Gruß



    Jens

    Ah, verstehe. Die Views für diesen Thread kann man tatsächlich nicht sehen. Aber alle Views für "Hausorgelbau" liegen allein für heute schon auf über 300! Das ist doch mal was...



    Schönes Wochenende



    Gruß



    Jens

    So, hab nochmal in der Kirche an der Orgel nachgeschaut, die ein ähnliches Pedal wie meins hat: Dort sind die Versteifungsleisten auch weiter unten als die Tasten. Habs genauso gemacht jetzt; außerdem die Farbe des Rahmens genommen, nicht der Tasten. Damit hebt sich das gut ab. Nochmal danke für den Hinweis.



    Das Pedal ist so gut wie fertig, vielleicht noch 1/2 bis 1 Tag Arbeit, vor allem Filze/Federn einbauen und regulieren. Werde also bald das Bild des kompletten Pedals zeigen können. Morgen ist mein letzter Urlaubstag, ich weiß nicht ob ich den in der Werkstatt verbringen werde ;-) Sonst gibts das Bild eben erst in einer Woche.



    Gruß an alle



    Jens

    Sieh's doch mal so:



    - Du hast gut dokumentiert; falls später mal jemand fragt oder du dich fragst "wie hab ich das damals gemacht" hast du genug Bilder und Text da

    - Manche von uns hier kommen aus dem Staunen nicht mehr raus, was Du für Qualitätsarbeit ablieferst

    - Manche denken nur "ist das schön". Dafür extra Kommentare zu schreiben ist nicht nötig, vor allem wenn sich die Bilder selbst erklären und keine extra Fragen aufkommen. Interessanter als die Zahl der Antworten ist wohl der Besucherzähler dieses Threads. Kannst Dir ja mal die Zahlen notieren zwischen zwei Tagen, da kommt sicherlich einiges zusammen.

    - Viele loggen sich nur selten hier ein, daher ab und zu wenig Resonanz



    Ich schreib auch nicht zu jedem Bild was, aber schau fast jeden Tag rein obs denn was neues gibt.



    Die Mechanik sieht schon mal gut aus. Hätte aber noch ne Frage zu den Abstraktenverbindern: Wie kommen da die Abstrakten dran?



    Gruß



    Jens

    Hallo Thomas,



    kleine Pfeifenstockteile habe ich selbst geleimt mit Ponal, größere Teile, wie z.B. die Ventilplatte oder Fundamentbrett auf die Kanzellen, habe ich zu einem Schreiner zum Pressen gegeben. Kostet nicht viel (kommt wohl auf den Schreiner an) aber ist dann halt eben perfekt. Bevor die Ventilplatte drauf kam, hab ich die Kanzellen mit Leim ausgepinselt.



    Gruß



    Jens

    Hallo Wolfgang,



    Dein Argument mit dem "Schnell-Tasten-Finden" klingt plausibel, deshalb werde ich mir das mit der Farbe der Leisten noch mal durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht mache ich sie auch einfach nur passend zum Rahmen/Obertasten Mahagonifarben, dann hebt sich das dezent vom Ebenholzcharacter der Untertasten ab. Bin am grübeln... ;-)



    Gruß



    Jens

    Hallo zusammen,



    der Klaviaturbau geht voran, daher habe ich ein paar neue Bilder.



    Ich habe parallel zum Bau der Manualklaviaturen noch eine gebrauchte Pedalklaviatur ersteigert. Diese restauriere ich gerade und passe sie in der Optik den Manualklaviaturen an. Für einen vorher/nacher-Vergleich zunächst ein Bild des Pedals, wie ich es bekommen habe:







    Die Tasten und der Rahmen werden abgeschliffen und neu farblich gefasst mit Beize und Hartöl. Sämtliche Filze und Federn werden erneuert, ebenso die Abstandshalter-Rundhölzer vorne im Rahmen da diese verschlissen sind. Hier ist der Rahmen. Wie man sieht, sind die Seitenbretter nun weg. An ihre Stelle treten Verstreifungsleisten im Bereich E/F, H/C, e/f und h/c. Damit hat man auch gleich die optischen Lücken zwischen diesen Tasten geschlossen:







    Die Obertasten sind bereits fertig, ich muss sie nur noch ölen. Dann kommen sie auf die schwarzen Tastenleisten. Auch die Untertasten sind nun schwarz, für den Ebenholz-Mahagoni-Ahorn-Look passend zu den Manualtasten:







    Die Obertasten der Manualklaviaturen haben inzwischen Einkerbungen auf der Unterseite, da der Lagerpunkt für sie auf dem Waagebalken hinten ist. Damit kann die Tasten vorn nach unten gedrückt werden, ohne dass sie sich im Bereich des Lagerstifts hebt:







    Wünsche Euch weiterhin viel Erfolg bei Euren Projekten. Falls jemand Bilder hat und hier reinstellen will, aber nicht weiß, wie das geht, kann ich als Informatiker gerne behilflich sein.



    Gruß



    Jens Ganter

    Hallo Stefan,



    das ist ja mal interessant... Weiter so! Zu deiner ursprünglichen Frage habe ich leider keine Antwort, da ich keine Erfahrung mit Pneumatiken habe. Aber eine Idee hätte ich: Man könnte doch kleine Wellen aus gebogenem Draht, z.B. Messing 3mm, machen. Dann kann eine Membran das eine Ende heben, die andere das andere Ende. In der Mitte könnte man ein zusätzliches Ärmchen anlöten, was dann den Kegel hebt. Lagern könnte man die Sache ja ganz einfach mit U-Förmigen Nägeln/Krampen, die mit Filz ausgekleidet sind. Das mit dem Pappstreifen ist sicherlich etwas wackelig; was passiert denn, wenn eine Membran sich mit Luft füllt, die andere nicht? Ist dann der Pappstreifen dann nicht "windschief", während er den Kegel hebt?



    Gruß



    Jens

    Hallo Corno_dolce,



    das ist ja witzig, hätte es, von den Klammern mal abgesehen, genauso gemacht, auch was Klebstoffsorte betrifft. Habe noch so viel Liegelind-Material übrig, werde es also zunächst mal damit versuchen und nicht extra Kaschmirtuch kaufen. Das mit den Klammern ist echt ne geniale Sache, da wäre ich nicht draufgekommen. Danke für den Tip! Die Klammern könnte man ja auch so machen: einen passenden Holz-Zapfen von beiden seiten bis knapp zu Mitte einsägen; wenn man dann das eine Ende mit einem starken Gummiband zusammendrückt, spreizt sich das andere. Wäre was kostengünstigeres und leicht anzufertigen. Öffnen könnte man sie wieder mit einem entsprechenden Holzkeil, den man zum Schluss eindrückt um die Klammer wieder zu entfernen.



    Gruß



    Jens

    Oh, Schreibfehler, es sollte natürlich "Dann werde ich einen Streifen Filz links und rechts in dem *Langloch* einleimen und mit einem glatten Holz- oder Metallstift (rechtecking, passend zu Loch+Filz) dort fixieren".



    Gruß



    Jens

    Hallo zusammen,



    ja, die Bandsäge war lange Zeit ein Traum, nun steht sogar eine in der Werkstatt. Als ich die Tasten angefangen habe, hatte ich leider keine. Das Holz, das ich verwendet habe, stand seit 20 Jahren trocken in einem Holzlager, ich hoffe dass sich damit das Arbeiten des Holzes in Grenzen hält, die tolerabel sind.



    Das Austuchen werde ich machen, nachdem im Bereich der Langlochfräsung eine flache Nut (0,7 mm) auf der Oberseite bzw. bei den vorderen Fräsungen auf der Unterseite angebracht wurde. Dann werde ich einen Streifen Filz links und rechts in der Nut einleimen und mit einem glatten Holz- oder Metallstift (rechtecking, passend zu Loch+Filz) dort fixieren. Dann umklappen in die Nut und dort anleimen und festspannen und Ausreiben mit einem rotierenden Stift in der Bohrmaschine. So habe ich mir das überlegt; ein Profi hätte sicher noch bessere Ideen bzw. Spezialwerkzeug.



    Danke für die Rückmeldungen!



    Gruß



    Jens