Tremulant verstärken

  • Hallo Orgelfreunde,


    ich "kümmere" mich seit ein paar Jahren um die Orgel in unserer Pfarrgemeinde. Da ich kein Orgelbauer bin besteht meine Aufgabe hauptsächlich darauf zu achten, dass alle Organisten die Orgel "lieb" behandeln, die Reinigung, wenn mal was nicht richtig geht (Orgel ist 100% pneumatisch und daher sehr anfällig für Staub) und die Bestellung einer Orgelfirma zur Wartung und Stimmung in regelmäßigen Intervallen.


    Bei der letzten Generalsanierung (nach einem großem Schaden) wurden einige Probleme behoben und die Orgel funktioniert nun wieder perfekt - mit einer Ausnahme: der Tremulant.

    Sämtliche für uns erreichbare Orgelfirmen können diese Art von Tremulant nicht reparieren/ändern, da sie diese Art nicht verbauen und daher keine Garantie übernehmen. Es gäbe nur die Möglichkeit einen Umbau auf eine andere Technik vorzunehmen - auch ohne Garantie, dass es hilft - oder eine Orgelfirma von weit weg holen, die sich mit sowas auskennen könnte. Beide Lösungen sind aber sehr kostspielig und übersteigen den tatsächlichen Nutzen. (Anmerkung: Der Tremulant wurde eigentlich noch nie benutzt, es wäre also einfach nur eine nette Spielerei). Daher kann ich mich ohne Probleme auf Experimente einlassen, dann was gar nicht geht, kann eh nicht noch mehr kaputt werden (hoffe ich zumindest).


    Zum Aufbau der Orgel/des Tremulanten:

    Die Orgel hat einen Magazinbalg der von einem Schleudergebläse oder auch manuell durch einen Kalkanten gefüllt wird. Vom Magazinbalg führen zwei Windkanäle weg. Ein Kanal versorgt Pedal und Hauptwerk, der zweite Kanal das Positiv. Auf diesem zweiten Kanal befindet sich ein Wippfedertremulant ("Bock").

    Der Tremulant besteht aus einer Holzplatte, welche an einem Ende mit einem Scharnier auf dem Windkanal angebracht ist und dann mit zwei Federn auf den Windkanal gedrückt wird. Damit wird ein Loch im Windkanal geschlossen, damit keine Luft austritt. Auf der Holzplatte befindet sich ein kleiner Balg. Auf dem Balg ist noch ein langer Metallstreifen (Feder) mit einem Gewicht am Ende befestigt, der wiederum ein Loch im Balg zudeckt.

    Wird nun der Tremulant aktiviert, so füllt sich der Balg und bewegt damit auch den Metallstreifen mit Gewicht. Sobald der Balg voll ist bleibt der natürlich stehen, das Gewicht jedoch bewegt sich noch weiter und öffnet damit das Loch im Balg, der Balg fällt zusammen und der Metallstreifen mit Gewicht kommt wieder nach. Sobald der Metallstreifen das Loch wieder verschließt füllt sich der Balg usw. Im Betrieb schwingt dann das Gewicht mit einer bestimmten Frequenz und somit bleibt der Tremulant "stabil". Auf dieser Seite gibt es eine genaue Beschreibung: http://www.walcker-stiftung.de/Geblaese.html


    Das Problem:

    Der Tremulant lässt sich einschalten und beginnt zu wippen. Man kann dieses Wippen sehr deutlich hören - der Tremulant ist leider sehr laut. Im Gegenzug dazu ist der Effekt beim Spielen kaum wahrnehmbar. Ich kann beim Tremulant die Spannung der Federn am Holzbrett ändern, den Balg mit einer Schraube auf eine maximale Ausdehnung limitieren und das Gewicht verschieben. Damit kann ich die Stärke und Frequenz ändern. Leider habe ich hier schon alles versucht, die Frequenzänderung bringt leider keine Änderung am Klang, da ja diese sowieso kaum hörbar ist, die Stärkenänderung bringt bis zu einem gewissen Grad einen Vorteil in der Lautstärke des Tremulanten selbst, aber wenn ich es übertreibe, dann "geht der Tremulant durch", d.h. nur mehr das Brett wippt mit extrem hoher Frequenz, bleibt aber nicht mehr stabil.


    Vermutung:

    Ich denke, das Problem ist nicht der Tremulant an sich, sondern die Menge an Wind, die "verloren" geht. Jetzt könnte ich einfach das Loch im Windkanal unter dem Tremulanten vergrößern, aber ich weiß nicht ob das der richtige Ansatz ist. Ich habe mich noch nicht getraut, da diese Änderung irreversibel ist. Eventuell könnte es auch mit der Windzufuhr bzw. dem Winddruck zu tun haben.


    Jetzt hoffe ich auf eure Hilfe. Kennt sich jemand aus mit so einem Ding?

    Falls ihr noch irgendwelche Infos braucht, dann kann ich gerne noch nachliefern. Fotos habe ich gerade keine zur Hand, kann ich aber übers Wochenende machen.


    Vielen Dank!

    LG

    Klaus

  • Hallo Klaus, so wie du den Tremulant beschreibst ist das schon ein Standard-Tremulant den jeder Orgelbauer warten können sollte. Daher wundert mich etwas, dass sich da niemand herantraut. Ich vermute wie Du auch dass die Menge Luft, die entweichen kann, zu wenig ist um eine gute Druckdifferenz zu erzeugen. Es kann aber auch an der Intonation der Orgel liegen: Wird der Wind im Pfeifenfuß stark gedrosselt, ist die Pfeife weniger empfindlich für Druckschwankungen. Oder die Windladen haben auch Ausgleichbälge, die Winddruckschwankungen wieder gerade bügeln. Vielleicht kann man am Tremulant regeln, wie weit das Ventil öffnet. Damit könnte man ihn etwas regulieren. Loch vergrößern könnte auch helfen, aber da würde ich den Profi zurate ziehen weil das irreversibel sein kann und Späne beim Boren im Windkanal landen könnten und die sich dann in den Ventilen oder Kanälen festsetzen. Dann ist die Frage: Wer haftet für den Schaden... Wenn der Tremulant abschraubbar ist, könnte Dir vielleicht jemand eine Alternative basteln, z.B mit Elektromagnet und elektronisch regelbarer Steuerung, mit der man schauen könnte, ob es Verbesserungspotential gibt?


    Gruß, Jens

  • Hallo Klaus,


    mir fällt da nur direkt ein Orgelbauer ein, der historische, mechanische Instrumente bevorzugt restauriert .......

    ....Meines Wissens wird solch ein Wippfedertremulant schon in älteren Orgeln des 18. Jahrhunderts verwendet:


    Rowan West Orgelbau in Ahrweiler - Da könnte ich mir vorstellen, dass man Dir bestimmt weiterhelfen könnte.


    Der Tremulant an meiner Orgel ist leider zu neu - ein Drucktremulant. Dort kann man die Intensität und die Schnelligkeit mittels Stellschrauben, die am Tremulant angebracht sind, verändern.


    Vielleicht stimmt einfach nur die Fixierung der einzelnen Bauteile des Tremulanten mit dem Windkanal z.B., die nicht optimal aufeinander abgestimmt sind.


    Viele Grüße,

    Christian