Bau Truhenorgel mit Prinzipal (Fortsetzung)

  • Hallo Fawe, ich habe auch schon probiert, direkt auf die Carbonstangen ein Gewinde zu schneiden. Geht leider nicht: Dadurch, dass die Fasern längs sind und das Gewinde quer dazu geschnitten wird, bröselt alles was man schneidet gerade wieder weg. Ich habe es anders gelöst: Am oberen Ende der Carbonstange ist ein Röhrchen aus Messing (innen 3mm, außen 4mm, dasselbe wie beim Knick unten) und auf dieses Röhrchen habe ich eine Standard-M3-Mutter geklebt mit Sekundenkleber. Etwas Gewebeklebeband um Mutter und Röhrchen damit man sich nicht die Finger einsaut beim Verkleben. Dann habe ich zum Regulieren auf 3mm-Messingstangen (Länge ca. 5 cm) ein Gewinde aufgeschnitten (etwa 2 cm lang) und mit Bienenwachs das Gewinde eingewachst. Das ganze dann eingeschraubt in die Mutter/Röhrchen. Das Wachs verhindert, dass sich das Gewinde frei bewegen und verstellen kann, trotzdem kann man per Hand drehen (mit etwas gewolltem Widerstand durch das Wachs) und so die Länge des Stechers beeinflussen. Eine Sicherungsmutter M3 geht bestimmt auch, aber ich hatte die Befürchtung, dass die Sicherung zu sehr bremst so dass es zu schwergängig wird. Oder man nimmt einen Stellring mit Madenschraube, aber das ist glaube ich ziemlich "fummelig". Oder Ledermuttern, oder, oder... Gibt bestimmt viele Möglichkeiten. Kleinen Tip noch: Vor dem Ablängen der Carbonstangen mit einem scharfen Messer einmal rundrum schneiden wo man sägen wird. Dann reißt weniger aus. Habe mit einer Standard-Eisensäge mit wenig Druck gesägt und das ging dann ganz gut.

    Was die Kondukten angeht: Ich habe einfach ein bisschen ausprobiert. Bei mir sind es von c-h Schläuche außen 12 innen 10 und ab dann außen 10 innen 8 bis zum Ton e', der der letzte abkonduktierte Ton ist. Das reicht bei den engen Kernspalten, die ich an den Pfeifen habe, locker aus. Ist sogar noch etwas Reserve; ich musste trotz der Kondukten ordentlich drosseln damit die Pfeifen nicht oktavieren. Zu große und lange Schläuche könnten die Ansprache beeinflussen, aber probiere das einfach mal aus. Habe die Erfahrung jetzt schon an vielen Stellen gemacht dass man sich zu viele Gedanken macht ob etwas funktioniert und meistens geht es dann "einfach" und andere Dinge, an die man nie gedacht hat, funktionieren nicht so gut. Schau die mal die Orgel von nippocast (youtube) an, der hat auch viele Kondukten und trotzdem merkt man nichts davon bei der Ansprache.


    Hello Xiaohu,


    no, I think it is useful, but it depends on personal taste and what we individually consider more important. For me, an organ tuning with more clean harmonies was more important than a transposable keyboard. But I will play mainly for myself or with my family/friends on this instrument, and they will be tuned to 440 Hz. I personally like early baroque and renaissance repertoire. Later music needs more equal-like, milder temperaments. So, for me, there is just no need for transposing. But when I would need to build an organ for non-domestic, concert usage to play in ensembles with instruments tuned, let's say, to 415 Hz, transposing would be a "must". But you can also combine both: Add transposing mechanism and give good access to the pipes to be able to easily re-tune. Maybe, in that case, a bigger organ case is necessary to give better access to the pipes. My organ is build for compactness to easily fit into the apartment, which makes it a bit harder to access the pipes. A transposing mechanism is easily built: Just allow the position of the keyboard to be shifted to left and right and maybe provide one more pipe at the top and bottom to fill-in the missing notes.


    Regards, Jens

  • Die Idee mit der Umschaltung von kurzer Oktave zu normal ist schlichtweg genial, chapeau! Bei Buxtehude (den spiele ich aber primär auf dem Cembalo) habe ich oft in der linken Hand den Akkord C-G-c-e gefunden der ohne kurze Oktave kaum zu spielen ist. Jedenfalls nicht wenn man keine Pranken hat oder das Tempo sehr gemütlich ist...

    Ich würde noch irgendwie einen Hebel bauen, damit man das ohne Ausbau der Tastatur bewerkstelligen kann. Man könnte das hohe Ende wahrscheinlich sogar fest (aber drehbar) lassen und unter der Tastartur die Leiste mit den Stechern schräg verschwenken. Es geht ja nicht um große Verschiebungen, wenn man knapp arbeitet!

  • Hallo SamES, danke! Die Klaviatur muss ich zum Glück nicht ausbauen zum Umschalten; leicht vorne anheben reicht aus, dann komm ich an den Stecherrahmen dran. Mit dem Hebel müsste ich nachdenken wie man das machen könnte... Vielleicht eine Holzleiste am Mittelpunkt des Rahmens einhängen so dass man dran ziehen oder drücken kann. Um's Anheben komme ich aber leider nicht drum rum da in der Unterseite der Tasten Löcher sind, in denen die "ungenutzten" Stecher verschwinden.


    Gruß, Jens

  • Kleines Update: Alle Stecher der Basshälfte (C-c') sind eingebaut. Jetzt baue ich die Stecher für die Diskanthälfte und sobald die bestellten Elektronikbauteile da sind, werde ich die Leiterplatten für die Reflexlichtschranken bestücken, die die Töne C-H optisch abnehmen und die äußeren gedeckten Pfeifen ansteuern.


    Hier ein Foto vom aktuellen Zustand:


    5ty96mh3.jpg


    Gruß, Jens

  • Hallo liebe Hausorgelfreunde,


    der Bau geht weiter. Hier erst mal ein Bild mit beleuchteter Windlade:


    8fds5y3e.jpg


    Dann hier noch eine kleine Bilderserie, wie ich den Reguliermechanismus an den Stechern gebaut habe:


    Die Einzelteile: Karbonfasterstange mit Röhrchen aufgeleimt, Stück Messingstange mit Gewinde aufgeschnitten, Standard-M3-Mutter:


    nv4q83ys.png


    Das Gewinde ist etwas eingewachst damit der Sekundenkleber beim nächsten Schritt nicht am Gewinde ankleben kann. Dann Sekundenkleber (in Gelform) an der Mutter angeben:


    i56ibv89.png


    qrnumq67.png


    Dann etwas Gewebeklebeband um die frisch geklebte Stelle wickeln damit die Finger sauber bleiben und die Klebestelle trocknen kann ohne dass sich etwas bewegt:


    u6pajsfh.png


    Dann Ausdrehen der Messingstange aus der Mutter, neu Bienenwachs ans Gewinde und wieder eindrehen, fertig!


    dm46kd89.png


    Zur Längenregulierung muss man dann nur noch an der Messingstange mit Gewinde drehen. Das geht gut von Hand ohne Werkzeug. Das gewachste Gewinde sorgt dafür, dass ein gewisser Halt da ist und sich nichts von alleine verstellt.


    Hier nun alle Stecher eingebaut:


    csg42xc7.png


    Dann habe ich gemerkt, dass die Ganztontasten schon einiges schwerer sind als die Halbtontasten. Vor allem die Taste f3 war problematisch da sie ja über die ganze Länge breit ist und damit schwerer als die anderen. Daher habe ich die Tasten von unten mit einem Forsterbohrer ausgehöhlt um das Gewicht anzupassen. Hat gut funktioniert. Jetzt läuft jede Taste leicht, aber nicht zu leicht.


    Als nächstes baue ich die Elektronik um die 12 tiefsten Stecher mittels Reflexlichtschranke abzunehmen um die 8 Pfeifen/Doppeltonpfeifen anzusteuern. Die Bauteile sind inzwischen eingetroffen und ich habe mit einer Schaltung experimentiert die hoffentlich gut funktioniert. Demnächst werde ich das auch vorstellen, dann kann ich hoffentlich schon 2 Oktaven auf der Orgel spielen.

    Dann würde für ein einigermaßen komplettes Instrument nur noch der Bau und die Intonation der Pfeifen c1-f4 fehlen. Das Holz dafür ist bereits zugesägt. Ich sehe endlich Licht am Ende des Tunnels ;-) Pedalklaviatur und Tremulant werde ich irgendwann später nachrüsten.


    Schönes Wochenende Euch allen!

  • Hi Jens,


    Thanks for the detailed description regarding the trigger, I finished the drawing of the top part of the trigger as shown below, I am planning using the short wooden slats than change the direction by metal rod. But I think your method is more weightless and easy to fine tune. Thanks so much for sharing. Meanwhile, what this the height of your pallet box? I am now drawing this part and would like control the height as small as possible.


    Best wishes, Xiaohu


  • Hi Xiaohu, the height of the pallet box (which also works as bellows on my Instrument because the bottom can move) is 50mm on the inside. I don't think that the height is very critical. You may have to think about enough space to be able to get to the springs if there is some error to be fixed. This has the advantage that you don't need to disassemble everything when something blocks or hangs. Regards, Jens

  • Hallo liebe Hausorgelfreunde,


    die letzten Tage und Wochen habe ich mich mit Elektronik für die Orgel beschäftigt. Das war auch immer eine gute Ablenkung, denn wenn man in den Nachrichten sieht, was auf der Welt passiert, wird's einem schlecht... Also beten, spenden und sich ablenken um nicht verrückt zu werden.


    Ich habe zwei Platinen bestückt weil auf einer Europlatine mit 160x100 nicht genug Platz war. Die Größere ist die Ansteuerung der Töne c0-d', was ausschließlich für ein später gebautes Pedal zur Ansteuerung nötig ist. Diese Töne sind auch mechanisch über die Manualklaviatur anspielbar. Ich dachte mir aber, ich baue es lieber gleich mit ein wenn ich schon dabei bin. Die Kleinere Platine ist die Auswertung für 12 Reflexlichtschranken und der Ausgang geht an die Pedalwindladen links und rechts am Gehäuse. Zusätzlich kann die Pedalansteuerung auch noch mit in die Pedalwindladen einspielen, so dass C-d' elektrisch verfügbar sind.


    Hier ein Bild der Platine für die Töne c0-d'. Es sind 15 MosFET's mit meiner schon vorgestellten Schaltung für "sanftes" Abfallen der Magnete um Klopfgeräusche zu verhindern, einstellbar per Poti's:


    Treiberplatine.jpg


    Hier beide Platinen eingebaut. Ich habe sie auf der Bassseite untergebracht:


    Platinen-eingebaut-klein.png


    Ein paar Drähte hängen noch rum und müssen noch ordentlich verstaut und angeschlossen werden. Sie sind zum Ein/Ausschalten der Reflexlichtschranken (gekoppelt an den Registerzug) und ein anderes Paar zum Ein/Ausschalten eines Tremulanten, sollte ich mal einen bauen.


    Natürlich ging beim Bau auch nicht alles gut, so sind mir 2 Komparatoren (LM339) und 2 Poti's "abgeraucht" ;-) Aber jetzt tut's.


    Gruß


    Jens

  • Hi Jens,


    The electric system is impressive I will spend time to study it but first a question on the windchest, what is the design consideration of the slot? why most slots are saperate in two while the slots on the right are long ones?


    Best,

    Xiaohu


    6all3ijc.jpg

  • Hi Xiaohu, the separate slots are only needed for the octave transmission. Above the holes of the sliders, always two channels are combined together and go to one pipe, so almost every pipe is "multiplexed" to serve as 8' and as 4' stop. Now, if you connect wind channels, the wind could travel from one channel/ventil to the other and play pipes that aren't supposed to play. For example, if you connect c0 to c1 and c1 is connected to c2 and so forth, pressing any C key would play all of the C pipes because all of the C channels are somewhat connected to each other. This can be dealt with by some additional ventils/flaps that let the wind only go through in one direction like a diode, or, which is much simpler, by dividing the ventils into two parts: One ventil sits on two slots and each slot only is connected to only one pipe. This avoids the trouble with the wind going everywhere. The lowest 12 notes are electrically triggered, so a divided slot is not needed for those notes.


    Of course when you don't have that kind of transmission, you won't need separated slots and the wind chest becomes easier to build but you need space for individual pipes/registers.


    Regards, Jens

  • Hallo liebe Orgelfreunde,


    die tiefe Oktave ertönt jetzt auch! Ich habe die Reflexlichtschranken angeschlossen, die die Stecherbewegung abnehmen und elektrisch weiterleiten. Ich habe ein bisschen experimentiert und als recht gut haben sich kleine schwarz/weiße "Fähnchen" erwiesen. Sieht die Reflexlichtschranke "schwarz", ertönt kein Ton, sieht sie "weiß", ertönt der Ton. Hier ein Bild von der Montage dieser Fähnchen. Sie sind auf die Holzklötzchen geklebt am unteren Ende der Stecher. Gegen Verdrehen sind die Klötzchen gesichert durch zusätzliche Abschnitte aus Alurohr die ich zwischen den Klötzchen platziert habe:


    IMG-20220325-205225948-klein.jpg


    Die Aluröhrchen musste ich etwas in eine ovale Form "quetschen" damit sie zwischen den Klötzchen Platz finden. Aber es hat ganz gut geklappt; habe sie dann mit einer Schraube von oben fixiert.


    Als nächstes kamen die Reflexlichtschranken dran. Ich habe jede auf einem kleinen Streifen Lochrasterplatine festgelötet und diese Streifen mit einem Langloch versehen, so dass man den Schaltzeitpunkt regulieren kann. Alle Streifen sind auf einer Holzleiste festgeschraubt (Schraube durch Langloch) und diese Holzleiste ist drehbar an der Windlade angebracht so dass man zu Wartungszwecken alle Lichtschranken zur Seite schwenken kann. Dadurch, dass keine mechanische Verbindung besteht, kann man, wie zuvor auch, den Rahmen mit den Stechern nach oben hin entnehmen und kommt später zum Stimmen leicht an die Pfeifen dran, obwohl die Stecher vor den Pfeifen verlaufen.


    Hier das Bild mit den Lichtschranken:


    IMG-20220325-212802782-klein.jpg


    Die Lichtschranken sind etwa 5 mm von den Fähnchen entfernt. Und hier noch ein Video mit der ganzen Sache in Aktion:


    https://www.youtube.com/watch?v=BMTL5LrkWho


    Als nächstes werde ich die Basspfeifen, die nun auch spielbar sind, intonieren. Sie sind noch sehr unterschiedlich laut und die Kernspaltweite noch nicht endgültig definiert. Jetzt kann ich die Lautstärke optimal an die Innenpfeifen anpassen.


    Gruß,


    Jens

  • Hallo liebe Orgelfreunde,


    ich hoffe es geht Euch gut. Meldet Euch doch mal, würde gerne erfahren was Ihr gerade so macht.


    Ich habe die hinteren Felder vom Gehäuse fertigbekommen. Sorry für die schlechte Bildqualität:


    IMG-20220405-173320882-Klein.jpg


    Die beiden Felder werden unten gesteckt und oben mit Magneten gehalten. Man kann sie mit wenig Kraft herausnehmen (dazu dienen die beiden Löcher oben die man schwer erkennen kann) und kommt so an die hintere Pfeifenreihe zum Stimmen oder zu Wartungszwecken dran. Dasselbe System mit den Magneten habe ich auch an dem Gitter vorne schon ausprobiert.


    Damit wäre das Gehäuse fertig. Da es andauernd hinten offen war und Staub eingedrungen ist, hat mich das genervt, daher musste das jetzt einfach mal fertig werden.


    Die Felder bestehen aus einem Rahmen aus Eiche massiv mit einer Füllung aus Sperrholz Eiche furniert. Die Füllung sitzt in einer umlaufenden Nut im Rahmen. Ich habe in die Nut auf der Rückseite Lederstreifen eingedrückt so dass die Füllung nicht "schnarren" kann wenn das Instrument spielt. Trotzdem kann das Holz arbeiten.


    Gruß,


    Jens

  • Hallo SamES, habe es sogar so gemacht: Die Magnete sind nicht "hinter" den Füllungen und ziehen horizontal sondern oberhalb und ziehen vertikal, weil ich keinen Platz im Gehäuse für die Magnete hatte. Da sind ja bereits die Pfeifen aufgestapelt und es ist schon sehr beengt. Habe also in das Gehäuse "nach oben" gebohrt und dort die Magnete eingeklebt. Die beiden Füllungen haben an der Oberseite eingelassene Schrauben die von den Magneten angezogen werden, damit kann ich einstellen, wie stark die Magnete die Füllung "anziehen" da man den Abstand von den Schraubenköpfen zu den Magneten regulieren kann. Bei der Vorderseite (Gitterfüllung) hatte ich aber genug Platz; da sind die Magnete nicht vertikal sondern horizontal und ziehen die Füllung nach hinten, nicht nach oben, was natürlich besser geht. Habe einige Nächte überlegen müssen wie ich das mit der Rückseite mache. Irgendwann hat's dann "Klick" im Kopf gemacht und ich kam auf die unorthodoxe Lösung mit den Magneten, die nach oben ziehen ;-)

  • Hallo Jens! Interessant, aber was ist dann der Vorteil von "Magnet zieht nach oben" gegenüber der klassischen Variante "Schwerkraft zieht nach unten" einer gesteckten Füllung? Also so eine, die oben und unten in einer Nut läuft, nur ist die obere Nut tiefer gearbeitet, so dass man die Füllung, wenn man sie in der Nut hochschiebt, unten rausheben kann...

  • Das wäre gut gewesen, habe aber beim Gehäusebau nicht an die obere Nut gedacht 😉. So musste ich mir eben behelfen. Ein Vorteil könnte sein dass man die Füllung ohne hochschieben rausnehmen kann was weniger fummelig ist. Nachteil ist dass beim Transport die Füllung leichter rausfallen kann.

  • Hi Jens, is it possible to show how the magnets are installed?

    Meanwhile, I am start to building the organ now, starting with the pipes and the windchest, I will open a new post after finish something, best regards, and looking forward to see more of your progress. Xiaohu

  • Hi Xiaohu, just browse my older thread "Bau Truhenorgel mit Prinzipal". There, on page 4, you can see the installed solenoids. These are regular solenoids youn can buy everywhere. I modified them to make them usable for an organ: less voltage (18 instead of 24 volt) so they consume less power and don't get too warm, I closed the air escape hole and added felt to make them quieter and added a special driving circuit to make them even more quiet. So it was some experimentation and development needed but it was worth it. The solenoids were free, I collected them out of a dumpster. Regular organ solenoids are better and quiet by Design but rather expensive. Regards, Jens