Bau Truhenorgel mit Prinzipal (Fortsetzung)

  • Hallo Jens,


    ich habe Dein "Bautagebuch" mit viel Interesse gelesen. Eine Frage zum vorletzten Beitrag (Bild mit den liegenden Pfeifen) habe ich: Legst Du die Pfeifen direkt aufeinander (Holz auf Holz) oder trennst Du sie mit eine Lage Leder oder Filz? Bei einer Orgel hatte ich vor kurzem das Problem, dass die Holzpfeifen sich berührend aneinander standen (also nicht liegend) und bei einigen Tönen dann tatsächlich leichte Vibrationsgeräusche entstanden sind. Ich habe sie dann durch zwei Lagen Tempotaschentuch "beruhigt".


    Viele Grüße
    fawe

  • Hallo fawe,


    das Problem mit dem leichten Berühren und dem damit verbundenen "Schnarren" kenne ich. Bei den liegenden Pfeifen war es jedoch nicht nötig, da was zu machen: Der Druck zur Nachbarpfeife ist groß genug so dass nichts vibrieren kann. Selbst wenn ich noch Zwischenlagen machen wollte: Ich habe keinen Platz mehr ;-)


    Bei den stehenden Außenpfeifen habe ich aber zwischen die Pfeifen Filz gepackt und auch da wo sie am Gehäuse befestigt sind ist eine Lage Filz, genau aus dem von Dir genannten Grund.


    Gruß und einen schönen 4. Advent!

  • Hallo Jens,


    danke für die Info. Für kommendes Jahr habe ich "zum Üben" ein Tischpositiv eingeplant, danach möchte ich mich an den Umbau (Verkleinerung) meines Positivs (aus den 1950ern, aber mit interessantem Pfeifenmaterial aus der Mitte des 19. Jahrhunderts) wagen. Ich plane und tüftle seit drei Jahren daran, mal sehen.


    Meine Werkstatt erinnert mich an Deine, ich habe da ca. 1,5 x 2,3 Meter (eine ehemalige Waschküche). Die Maschinenausstattung ist aber trotzdem annehmbar: Bandsäge, Kappsäge, Kreissäge, Tischbohrmaschine, Band- und Tellerschleifer, Modellbau-Kreissäge, Modellbau-Drechselmaschine, Absaugeinrichtung usw. … in der Verwendung alles nur eine Organisationsfrage.


    Vielleicht schaffe ich ja auch ein Bautagebuch ...


    Viele Grüße und einen schönen Rorate-Sonntag!

    fawe

  • "Für kommendes Jahr habe ich "zum Üben" ein Tischpositiv eingeplant",

    ein schöner Anbeginn einer eigenen Orgelbautätigkeit; ich möchte dabei wieder einmal meine Empfehlung geben, das Instrument mit wenigstens 3 1/2 Oktaven ausführen, insbesondere wenn es hauptsächlich "zum Üben" gedacht ist, um eine Vielzahl einfacher Literatur spielen zu können. Der Aufwand gegenüber einem Instrument mit kleinerem Umfang ist nicht viel größer, die Spielmöglichkeiten und damit die Freude indes wesentlich mehr:

    Nachdem mein ursprüngliches Tischpositiv immer seltener gespielt wurde, erweiterte ich es auf F bis c3, es erhielt einen eigenen Tisch, in welchem das Gebläse und der Balg verbannt wurde, um dadurch oben Platz für die Baßpfeifen zu gewinnen.


    Aber das nur zu meiner persönlichen Empfehlung - jeder hat seine wie auch immer gewonnenen Vorstellungen, jeder wird seine eigenen Erfahrungen machen; bewundernswert finde ich die stattliche Werkstattausrüstung in dem kleinen Raum, ähnlich beengt geht es bei mir her...

    Viel Freude beim Überlegen und Planen!


    Lieber Jens, hast Du das Schalterproblem gelöst? Die Angaben auf den Miniaturschaltern sind meistens absolute Grenzwerte, so wie ich das verstehe, können die Kontakte im geschlossenen Zustand den thermischen Maximalstrom von 5A oder gar 16A aushalten und die Spannungsfestigkeit beträgt 250V. Über das Schaltvermögen sagt das gar nichts aus, gerade Motoren und Transformatoren haben einen hohen Strom beim Einschalten, Kontaktbrand gibt es vor allem beim Ausschalten, weil der Strom zunächst weiterfließen will, erst wenn der Kontaktabstand weit genug ist, den "Lichtbogen" zu unterbrechen, ist ausgeschaltet - Mikroschalter schaffen das üblicherweise nicht, aber das weißt Du ja wahrscheinlich. Immerhin war es ein Versuch wert.


    Alles Gute Euch allen, liebe Grüße zum vierten Advent!

  • Hallo Wolfgang und fawe, gestern kamen die neuen Schalter an und ich habe sie gleich verdrahtet. Fehlt noch der Einbau, bin aber guter Dinge dass es diesmal klappt. Habe mich auch dazu entschieden, dem Kipphebel des Schalters mehr "Reise" zu geben indem ich ihn dieses Mal wesentlich höher montiere, weiter weg vom Drehpunkt der "Einschaltstange". Damit wird das Ausschalten schneller geschehen, was den Kontaktbrand, falls vorhanden, weiter minimieren wird. Bin mir aber ziemlich sicher dass die Qualität der Schalter für die Probleme verantwortlich war. Man sollte halt einfach keine No-Name-Centartikel-Schalter nehmen, auch wenn der Preis so verlockend ist.


    Freue mich schon auf die Baubeschreibung, fawe. Wird bestimmt sehr interessant!


    Gruß, Jens

  • Hallo liebe Hausorgelfreunde, ich wünsche Euch ein gesegnetes neues Jahr 2022!


    Mit dem Orgelbau geht es langsam weiter. Da ich nun die Töne C-h (2 Oktaven Umfang) in der Orgel habe, juckt es natürlich in den Fingern da ich auf der Klaviatur spielen möchte. Daher baue ich gerade die Stechertraktur.


    Da ich zum Stimmen von vorne an die Pfeifen kommen möchte, will ich die Stecher leicht entfernen können. Einzeln ausbauen kommt nicht in Frage; das wäre ein viel zu großer Aufwand. Daher sind die Stecher in zwei Rahmen untergebracht. Der Rahmen besteht aus je einer Holzleiste oben und unten und je einer 4mm-Messingstange links und rechts. Erst wollte ich einen Rahmen bauen, dann habe ich mich doch für zwei (einen für Bass, einen für Diskant) entschieden. So kann man die eine Hälfte der Orgel stimmen und kann durch das "Loch" bei den anderen, ausgebauten Stechern, durchgreifen und kommt an die Pfeifen dran.


    Hier ein Bild des Rahmens. Ich habe einen Stecher-Prototyp für die Taste Cis eingebaut:


    bdgmm35v.jpg


    https://s20.directupload.net/images/220103/32codgou.jpg32codgou.jpg


    Den Rahmen für die Basstöne kann man nach vorne ziehen, das kann man an dem Langloch sehen. Grund ist die vorgesehene Umstellung von langer- auf kurze Bassoktave. Hierzu bekommen die Töne C, D und E zwei Stecher, die jew. an die Tasten C, D, E oder an E, Fis, Gis gehen. Die Unterseite der Tasten bekommt Löcher, so dass immer nur eine Reihen von Stechern greift.


    Hier ein Video vom Ton Cis in Aktion:


    Der Schalthebel rechts hinten ist für das Gebläse, der links in der Mitte für 4'-Lage Bass.


    Dann habe ich noch den Schalter für die Windladenbeleuchtung eingebaut. In der Lade sitzt eine E14-Led-Birne (die Größe, die für Kühlschränke passt). Hier ein Bild von Schalter und beleuchteter Lade:


    ry2nyi6d.jpg


    uko2yddd.jpg


    "Warum Lade beleuchten" werdet ihr euch bestimmt fragen. Erstens, weil es einfach möglich war, zweitens weil es Spaß macht, drittens um Fehlersuche zu vereinfachen und viertens zur Demonstration für Leute die Nachfragen wie die Orgel funktioniert ;-)


    Gruß und bis bald!

  • Die Stecher bestehen übrigens aus 3mm Kohlefaserstäben, wie es John Boersma vorschlägt. Die bekommt man im Bastelbedarf für Drachen/Lenkdrachen. Für die "Knicke" habe ich 4mm Messingrohr mit Innendurchmesser 3mm verwendet. Reguliert wird oben, da ist auf dem Röhrchen eine M3-Mutter festgeklebt, in die das Messingstäbchen mit Gewinde geht, das an die Taste geht. Klingt kompliziert, daher werden bald Bilder von den Stechern folgen.

  • Hallo liebe Hausorgelfreunde,


    heute ist die Umschaltvorrichtung von langer- auf kurze Bassoktave fertig geworden. Das wollte ich Euch nicht vorenthalten:



    Das "Feature" ist nützlich, um alte Literatur spielen zu können, die diese Bassoktave voraussetzt. Somit muss man nicht Noten transponieren die man sonst nicht greifen könnte. Mir ist es tatsächlich schon passiert, dass ich Stücke gespielt habe, wo man in der linken Hand anderthalb Oktaven Umfang greifen soll. Mit dieser Vorrichtung bin ich für diese Fälle gewappnet :-)


    Gruß, Jens

  • Hello Jans,


    Could you show some of the details regarding the other end of the rod connecting the pallet? I roughly understand the mechanism between the keyboard and the pallet but what is the material for the rod and how to avoid the rod's own weight not to open the pallet. Thanks and greetings from China:)


    Xiaohu

  • Hi Xiaohu,


    the rods are 3mm fiberglass rods that are usually made for kites. They are very stiff. Traditionally, wood would have been used, but I saw this method and liked it. At the bends, I used 4mm outside/3mm inside tubes made out of brass which I found in the local hardware store and glued in the rods using CA glue. The double rods (C, D and E) are connected with very small wood blocks. Here's a picture of that:


    q29al8g7.jpg


    At the top end, which can't be seen here, there's a lenght regulation to adjust the rods. I'll post an image soon.


    The rods don't really end up all in the windchest: The double rods end up in a single rod below the little blocks and then this goes into the chest. This means that for C, D, and E, always two rods are moving, but it doesn't seem to be an issue. The keys feel a bit different, but that's ok.


    Greetings back to China! Are you also a hobbyist builder?


    Regards, Jens

  • Hi Xiaohu,


    what I forgot to mention: The rods sit above the pallets. The pallets have springs that keep them close and this spring is strong enough to also lift the rods and the keys, just like shown here (article from wikipedia):


    https://de.wikipedia.org/wiki/…_spr%C4%99%C5%BCynowa.png


    This article shows a completely different design of chest, but I think you get the idea. The pallet is leathered and self-seals the hole through which the rods go.

    You can also check out the earlier images in this thread and the former thread "Bau Truhenorgel mit Prinzipal" to see pictures of the wind chest that I've built. There, you can see the pallet springs as well.


    Regards,


    Jens

  • Hi Jens,


    Thanks so much for your kind reply, does the brass tube at bottom end of the rod serve to bend the fiberglass rods ? Therefore, the brass tube is also slightly bent to guide the fiberglass? This is really a novel design then the traditional wooden ones or metal rods, but does it have any cons?

    Meanwhile, does the brass tube also use as a 'stopper' to prevent excessive action on the pallet? Or is the displacement of the keyboard actually limits the rod from going down to much?

    Also does the bottom end of the fiberglass rod need to air seal, to prevent air leakage through the hole for the rod when the pallet opens?


    Thanks for your patience and looking forward to read your reply, best wishes^^


    Xiaohu


  • Hi Jans,


    One more question, you mentioned "The pallets have springs that keep them close and this spring is strong enough to also lift the rods and the keys," therefore, if there is no rod, the keyboard is actually in the pressed down position? while the string of the pallet lifts up the keyboard to horizontal position through the rod? Could you show a photo for the status of the keyboard when there is no rod lifting?


    Thanks again,


    Xiaohu

  • Hi Xiaohu,


    you're welcome, I like it when I can help out and answer questions.


    - Does the brass tube at bottom end of the rod serve to bend the fiberglass rods? No, the fiberglass rods are cut at the parts where the tube is. They are inserted and glued about 10mm, and at the place where the brass tubes are bent, there is no rod (a small gap of about 3mm). The fiberglass rods themself aren't really bendable. They bend but then instantly spring back or they break. They are so stiff that you'll need some other materials for the slight angles. That's what the tubes are for.

    - Therefore, the brass tube is also slightly bent to guide the fiberglass? No, that didn't work out. Only the brass is bent

    - This is really a novel design then the traditional wooden ones or metal rods, but does it have any cons? I don't know of any cons. Maybe I can tell after some years of usage. The idea comes from the book "Bouwplan voor Kistorgel" written by John Boersma (Dutch).

    - Meanwhile, does the brass tube also use as a 'stopper' to prevent excessive action on the pallet? Yes, in some respect. But they aren't really used as stopper, they act as a kind of stop so the rods won't fall out when the frame that holds them is lifted out of the organ case. But when playing, no tube touches some other parts. That would be noisy. The keyboard itself limits the amout of travel. There is a 1:2 down ratio in the keys because the rods are connected at about the middle of the keys, so the movement of the rod is only about 3 to 4 mm

    Also does the bottom end of the fiberglass rod need to air seal, to prevent air leakage through the hole for the rod when the pallet opens? No, the pallet leather itself seals enough. When a note is played, a tiny little amout of air escapes, but this is no problem

    - If there is no rod, the keyboard is actually in the pressed down position? Yes

    - Could you show a photo for the status of the keyboard when there is no rod lifting? Just look at the video. Currently, only the lower octave is connected, so the other keys are at down position. Also, in short octave mode, the first 4 keys are down.

    BTW: My name is Jens, not Jans. Jens is a North German/Danish form of the well known name Johannes, a biblical name.


    Regards, Jens

  • Sorry Jens, for misspelling of your name, and I finally know that the original meaning is "Yahweh has been gracious".


    So the brass tube holds two rods, a long one and a short one on each end, with a gap of 3-4mm for the bass tube to bend? I think I finally understood.

    But in order to stay air tight and lifting weight of the rod and the brass tube, what is the required force or the pound of the torsion spring on the pallet?


    "There is a 1:2 down ratio in the keys because the rods are connected at about the middle of the keys, so the movement of the rod is only about 3 to 4 mm"

    Therefore, the movement at the end of the key is 6-8mm? Is there a positioning hole at the middle of the key to hold the rod? Or how to position the whole keyboard making the a row of rods at their position? Is there also consideration for the transposition of frequencies? say from 414 to 440 Hz, shifting the whole keyboard right or left.


    Thanks and regards,

    Xiaohu

  • Hi Xiaohu,


    - So the brass tube holds two rods, a long one and a short one on each end, with a gap of 3-4mm for the bass tube to bend? I think I finally understood. - Yes, exactly

    - But in order to stay air tight and lifting weight of the rod and the brass tube, what is the required force or the pound of the torsion spring on the pallet? - I didn't measure it, but I guess about 300g or 3 Newton. A lot more than the pallet itself would need to seal the hole in the wind chest

    - "There is a 1:2 down ratio in the keys because the rods are connected at about the middle of the keys, so the movement of the rod is only about 3 to 4 mm" Therefore, the movement at the end of the key is 6-8mm? - Yes

    - Is there a positioning hole at the middle of the key to hold the rod? Or how to position the whole keyboard making the a row of rods at their position? - They are only held in their wooden frame and the wood of the keys directly pushes on them. I want to add small thin felt discs to reduce noise, but it works also with keys directly pressing the rods. When building the frame for the rods, I measured the keyboard in advance so the rods will end up at the center of the key (or nearly center, some tolerance allowed)

    - Is there also consideration for the transposition of frequencies? say from 414 to 440 Hz, shifting the whole keyboard right or left. - No, I don't need that for doing music at home. It is also somewhat problematic because the organ will be tuned in "modified meantone" to support playing renaissance and early baroque music (https://en.wikipedia.org/wiki/Meantone_temperament), and when tuning this way, shifting the keyboard may result in very wrong/odd sounding chords. When tuning equal temperament or somewhat nearly equal, keyboard shifting/transposing is a good idea. Also when doing music in ensenbles that have instruments tuned other than 440 Hz.


    Regards, Jens

  • Hallo Jens,


    nachdem mein Umbau-Projekt evtl. doch vor dem Tischpositiv erfolgen könnte (ist noch nicht ganz klar, aber es geht um Platzfragen ...), wollte ich Dich zwei Dinge aus Deiner Erfahrung heraus fragen:

    – Die Stecher machst Du aus Carbon, das plane auch ich so. Du schreibst, dass Du die Muttern an den Stechern anklebst – ich habe mir überlegt, ob ich nicht mit einem Gewindeschneider arbeite und an die Stecherenden ein Gewinde mache. Hast Du da Erkenntnisse, ob das funktioniert?

    – Du arbeitest ja auch mit Kondukten. Bei mir werden es wohl etwas mehr werden, als bei Dir. Wie gehst Du da bei unterschiedlichen Pfeifengrößen vor? Kleinere Schläuche? Oder ist das im Endeffekt egal?


    Viele Grüße

    fawe

  • Thank you Jens, therefore the transposing of frequencies is not needed anymore? Since chest organ mainly uses as basso continuo for baroque music, meantone temperament instead of equal temperament is used for tuning. Thus, the transposing is less useful nowadays?


    Thanks and regards, Xiaohu