"Meine" Methode, Pfeifen zu bauen...

  • Dann wird die Zulage im ausgerechneten Abstand darauf gezwungen und mit dem Simshobel, der dann automatisch den richtigen Winkel hat, weitergearbeitet. Hier bin ich auf der linken Seite gerade soweit runter gekommen, dass der auf der Unterseite gesetzte Schnitt freigebrochen ist.


  • Dann hobelt man weiter, bis die Labiumskante dünn genug ist, aber immer noch eine kleine senkrechte Fläche bildet. Das Labium muss nicht messerscharf sein, nur absolut eben und "schartenfrei". Das dürfte unten 0,3mm sein und man sieht auch, wie die obere Anrisslinie gerade eben weg gehobelt ist, der durch die Zulage definierte Winkel also ganz gut getroffen ist.


  • Deckel zur Probe draufgelegt. Das Distanzplättchen (hier 1mm) dient dazu, den Deckel etwas höher als die Labiumskante im Block anzuleimen. Da wären auch 2mm möglich gewesen, aber ich wollte mir die Option offen halten, den Vorschlag nicht ganz so weit hoch zu setzen und werde da wenn doch, noch etwas an den Seiten des Deckels abstemmen. Das Labium wird eventuell auch noch etwas höher aufgeschnitten, aber das lasse ich wahrscheinlich beim Orgelbauer machen, denn eine Pfeife gut zu intonieren brauch sehr viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl...

    Man sieht auch, dass der Blindkern nicht bis ganz nach oben reicht, denn sonst würde er durch den komplett beleimten Deckel ja in der Pfeife festgeklebt!


  • Hier ist der Deckel mit Leim versehen und wird jetzt mit einem Finger und Handschuh gleichmäßig verstrichen. Es muss aber schnell gehen, weil der Leim, vor allem wenn er verstrichen ist, rasch anzieht. Daher keine Bilder mehr bis alle Zwingen sitzen!


  • Hier muss man gut aufpassen, dass das Labium mittig auf der Pfeife sitzt. Ich ziehe die Zwingen erst alle recht leicht an und dann wechselweise immer stärker. Wenn man nur eine Zwinge ansetzt und dann voll zudreht, beginnt die Verleimung oft zu rutschen, weil man es selten schafft, die Zwinge so anzusetzen, dass sie 100% senkrecht nach unten wirkt.


  • Jetzt müssen nur noch die Überstände von Decke und Rücken abgehobelt werden. Zuerst mit einem recht grob eingestellten Einhandhobel, wobei ich darauf achte, nicht auf die Decke zu geraten. Den Rest inclusive etwas von den Seitenwänden (Hobelrichtung der Seitenwände ist hier wichtiger als die der Kanten) mit der sehr fein eingestellten Kurzraubank, bis alles schön glatt und eben ist.


  • Ach so, das Furnierblättchen welches die falsche zweite Kernspalte unten verschließt, fehlt auch noch. Das mache ich dann auch bei allen Pfeifen gemeinsam. Das ist halt der Nachteil meiner (selbstentwickelten) Methode, den Kern mit untergelegten Distanzblättchen an die Seiten zu leimen! Aber die sehr exakte Kernspalte wiegt diesen Nachteil vermutlich auf...

  • SamES

    Hat den Titel des Themas von „Meine Methode, Pfeifen zu bauen...“ zu „"Meine" Methode, Pfeifen zu bauen...“ geändert.
  • Noch ne kleine Anmerkung: Eigentlich reich für ein Register ein einziger Blindkern, wenn man mit der größten Pfeife beginnt, und der Reihe nach jeweils nur eine Pfeife macht. Dann ist der Kern am Anfang fast so groß wie der Innenraum des großen C. Am Schluss hat man dann ein kleines Stäbchen nicht viel dicker wie ein Bleistift und einen Haufen Hobelspäne übrig. Beim ersten Register würde ich aber in der oberen Mitte anfangen, weil sowohl die fummeligen Winzlinge, wie auch die dicken Brummer nicht ganz so einfach zu bauen sind! Und dann weiter unten mit einem weiteren größeren Blindkern nochmal anfangen. Man könnte auch mit mehreren Blindkernen parallel arbeiten um schneller durch zu kommen, aber dann muss man jeweils mehr abhobeln als nötig!

  • Nach einer kreativen Pause bin ich jetzt an den (hinterher außen stehenden) 7 tiefsten Pfeifen. Das große C ist in 415 Hz nahezu eineinhalb Meter lang aber ganz gut geworden! Entgegen der oben beschriebenen Methode richte ich die Seitenwangen jetzt vor dem Verleimen auf beiden Seiten auf Maß ab und hoble nur den auf der Rückseite leicht überstehenden Kern nach der Verleimung eben. Auch streiche ich die Seitenwangen vorab bis auf die untersten 6cm (Kernhöhe ist 5cm) mit Leim ein und lasse ihn trocknen. Erst beim Anleimen an den Kern wird dann der untere Bereich auch mit Leim bestrichen. Dadurch können die großen Flächen beim trocknen liegen und der Leim fließt nicht. Den bisherigen Blindkern aus massivem Nadelholz habe jetzt auch durch eine Konstruktion aus zwei Streifen dickes Sperrholz mit Distanzklötzchen dazwischen ersetzt, das ist einfacher zu handhaben.

  • Fertig ist das Register leider noch nicht ganz. Ich hatte im April die tiefste Pfeife der 7 noch fehlenden außen stehenden Basspfeifen fertig gemacht, weil ich mit dem System der kleiner werdenden Blindkerne ja immer von unten nach oben arbeiten muss. Jetzt bin ich immerhin schon am Es angelangt und somit fehlen nur noch 4 von 68 Pfeifen des Gedeckt 8'. Zur Zeit geht es etas langsam, aber ich habe ja auch keine Deadline, wann das Instrument spielen muss. Und das Holz für den Weiterbau, was ich aus dem "Nachlass" von Krämer+Fischer erworben habe, liegt seit Monaten unter irgendwelchen anderen Bretterstapeln begraben und ich werde immer wieder vertröstet, dass man bald zur Umschichtung der Holzlagerwiese kommt...

    Blindkerne für jede Pfeife extra zu machen, loht sich natürlich, wenn man mehr Register baut, denn dann kann man sie wiederverwenden. Es kommt ja nur auf die exakte Breite an, Höhe und Länge des Kerns haben Spielraum und passen statt in das Gedackt 8' wohl auch in die Rohrflöte 4'. Daran habe ich nicht gedacht, aber vielleicht lohnt sich der Aufwand an Zurichtung des Holzes auch erst ab 5 oder gar 10 Registern. Ich arbeite ohne Kreissäge, das ist auch nochmal ein Argument gegen den Einschnitt größerer Mengen Holz!

  • " Ich arbeite ohne Kreissäge,"


    Lieber Sames, das erstaunt mich sehr, das kann ich mir gar nicht vorstellen, machst Du alles ohne eine Kreissäge? Das wäre sicherlich sehr "sportlich", Altmeister Bormann erwähnt in seinem Heimorgel-Baubuch die Möglichkeit, ohne Elektrowerkzeuge zu arbeiten, gibt indes einen erheblich verlängerten Zeitbedarf zu bedenken.

    Frohes Schaffen, wie auch immer, mit oder ohne Kreissäge!

  • Hallo Wolfgang-Spitz,

    die meisten mir bekannten "Holzwürmer" denen ein Fingerglied oder mehr fehlt, sind an der Kreissäge verunglückt. Und die Abrichte ist auch bekannt für üble Verletzungen, v. a. am Handballen. Was bringt mir eine schöne eingene Orgel, wenn ich hinterher einen Finger weniger habe und nicht mehr so spielen kann, wie ich mir wünschen würde?


    Ein paar Elektromaschinen habe ich aber doch:

    • Hand-Borhmaschine und Ständerbohrmaschine. Vor allem letzere mit einem Kreuztisch ist sehr praktisch zum exakten positionieren etwa der Bohrungen im Pfeifenfuß.
    • Dickenhobel in der Protalbauform. Ohne den geht es nicht, da man Bretter kaum mit vertretbarem Aufwand von Hand etliche Millimeter dünner und vor allem gleichmäßig dünn gehobelt bekommt. Die Messer sind innen und man muss sich vor allem bei diesen geringen Stärken schon recht fahrig anstellen, um da mit der Hand rein zu kommen,
    • Miniatur-Bandsäge. Das Blatt hat so wenig Wucht, dass es auch bei einem Riss nicht wie bei den Großen in der Gegend rum fliegt. Einen Riss gab es schon, und da blieb es einfach stehen. Damit säge ich die ganzen Bretter grob auf Form, bevor die letzten 1-2mm am Hobeltisch auf Maß und gerade gemacht werden.
    • Tellerschleifmaschine. Sehr praktisch zum rechtwinkligen Abrichten z.B. der Pfeifenkerne. Das ist wahrscheinlich das brisanteste Teil, weil die Scheibe frei liegt und man vor allem die kleinen Kerne recht nahe daran festhalten muss. Ich mache das nur, wenn ich wirklich ausgeruht bin und keinen Stress habe.
    • Bandschleifer. Hat sich als überflüssig erwiesen... Nach dem Dickenhobel muss nur ein paar mal mit dem Handhobel drüber gegangen werden, oder auch kurz mit Schmirgelpapier 100-240-600 von Hand, Das Wechseln der Bänder am Schleifer wäre aufwändiger, als kurz von Hand zu schleifen, zumal bei mir immer nur kleine Flächen auf eimal anfallen. Wenn man alle Bretter für die Pfeifen auf einmal fertig macht, sieht es natürlich anders aus!
  • Hello Samuel, this post is indeed very impressive and helpful! one question is about the labium edge thickness, I used to make it as sharp as possible but after having the opportunity to inspect some "real" wood pipe I found the labium edge is quite thick, what are the differences in sound considering the edge thickness ? it would be interesting to do various experiments to check the sound.

    Another thing is the height of the labium edge to the air outlet slit, I think the lower the height would yield relatively large sound? and I guess that the lower the height would suppress the first order harmonic and increase the 2nd order harmonic. Best regards, Xiaohu

  • The influence of the thickness of the labium edge I can not name, but the height of the "Aufschnitt" (cut-up?) is a very central point of the intonation. This is apparently strongly related to the wind pressure! Why don't you build a test pipe where a piece of the front cover with the labium can be exchanged and moved in height? Bomann has depicted something like this in his book and it's surely good to understand the different relations. Personally, I trust the measurements I got from my organ builder.