Pfeifen richtig bauen

  • Hallo,

    Erstmal entschuldige ich mich für die ganzen Beiträge bei denen viele nur kopfschüttelnd denken der wird nie ne Orgel bauen. Das liegt daran das ich noch zur Schule gehe und deshalb oft nicht viel Zeit mit dem Thema verbringen kann. Das was ich nicht weiß Google ich meistens allerdings kommen dabei oft Fachbegriffe raus die ich nicht verstehe dann greife ich aufs Forum zurück.

    Zum Thema Pfeifen Bau :

    Ich habe heute versucht Pfeifen aus Mahagoni zum Register Gedackt 8´ zu Bauen. Es sieht wie eine Pfeife aus klingt allerdings nicht. Ich habe alles so gemacht wie ich es mir von einer gekauften Pfeife abgeschaut habe (auch das Innere in dem ich sie einmal halbiert habe.) meine Frage ist nun was ich falsch gemacht habe? Denn komischerweise funktionieren die Pfeifen die ich aus anderen Materialien baue die einzigen die ich nicht hinbekomme sind die aus Holz. Ansonsten wollte ich noch nach einer Mensur Liste für das Register Gedackt 8´ Fragen, alles was ich mal wieder fand waren Fachbegriffe über Fachbegriffe obwohl ich nach einfachen Abmessungen in mm für die Pfeifen suche ähnlich wie auf dem Bild zu sehen nur mit 54 Pfeifen

    Ich bedanke mich natürlich für jede Antwort.

    Eckhoff


    Edit : Hab die Pfeife doch noch hinbekommen 😅 über eine Mensurliste würde ich mich dennoch freuen 😉

  • Hallo Eckhoff, stelle einfach deine Fragen, dafür ist das Forum da, um nach Möglichkeit Antworten zu erhalten. Ich finde es schön, daß Du uns hier gefunden hast; auch ich begann als Schüler, mich für den Orgelbau zu interessieren, doch ohne Internet hatte ich damals keine Chance und konnte erst als Student damit beginnen.

    Warum nimmst Du Mahagoni? Gibt sicherlich für die Prospektpfeifen ein besonderes Aussehen, wenn man das dunklere Holz mag, ansonsten möchte ich für kleine Pfeifen durchgängig Hartholz empfehlen, für größere dann nur den Kern und die Labien aus Hartholz.

    Die Maße der Kernkammer sind nicht so wichtig, wichtig ist vielmehr eine sauber gearbeitete Kernspalte und scharfe Labien, bei Gedackten dicht schließende Spunde.

    Als Mensurtabelle empfehle ich Arndt Brünners Mensurenrechner:


    https://www.arndt-bruenner.de/hausorgel/CalcMens.htm


    Das ist ein ganz geniale Sache, damit kann man die Maße einer jeden Pfeife ausrechnen lassen, bei beliebigen Mensuren, zum Beispiel für -5 bis -10 Halbtöne nach Töpferscher Normalmensur.


    Gutes Neues Jahr, Dir und allen Mitlesenden,

    liebe Grüße aus Erlangen, Wolfgang.

  • vielen Dank für die Antwort,

    Ich bedanke mich für jeden der sich Zeit nimmt und eine Antwort schreibt.

    Ich nehme Mahagoni weil es einen schönen Klang gibt der sehr kräftig ist aber nicht so hart und so klingt wie ich es haben wollte, und eben weil es schön ausschaut es wird nicht das Prospekt aus Mahagoni sondern die großen Pfeifen die hinter der Orgel stehen ich mag das dunkle Holz neben dem weißen Gehäuse. Die Pfeifen in der Orgel werden ja hauptsächlich gebrauchte Metallpfeifen und Holzpfeilen aus Günstigerem Holz sein da Mahagoni ja relativ teuer ist.

    Ich wünsche auch ein guten Rutsch und ein lautes Silvester. 😉

  • Hallo Eckhoff, wenn eine Pfeife gar nicht klingt ist oftmals eine Undichtigkeit schuld. Oder das Windblatt trifft nicht das Oberlabium. Du kannst Mal folgendes Experiment machen: schließe die Pfeife an ein Gebläse an und puste vorsichtig in das obere Ende der Pfeife, was das Windblatt weiter nach außen drückt. Erklingt dann ein Ton, war der Fehler dass das Windblatt zu weit innen war. Auch kann man vorsichtig von vorne auf die Öffnung blasen: Kommt dann der Ton, ist das Luftblatt zu weit außen. Matthias Wandel hat das hier mal gezeigt:


    Aber oft ist es Undichtigkeit, schon ein Bruchteil eines Quadratmillimeter-Lochs kann die Pfeife zum Verstummen bringen.


    Ich hoffe, das hilft weiter.


    Gutes neues Jahr und Gruß,


    Jens

  • Nachtrag wegen der Holzsorte: es wird klanglich kaum etwas ausmachen was Du für Holz nimmst. Hauptsache es ist qualitativ gutes Holz. Dass Mahagoni einen spezifischen Klang hat halte ich für übertrieben. Laut Reiner Janke spielt das Pfeifenmaterial so gut wie keine Rolle. Die Geometrie macht's. Siehe hier ein Video von ihm:

  • Ich bedanke mich natürlich auch bei dir,

    irgendwo hab ich mal gehört das Mahagoni einen besonders kräftigen Klang haben soll... naja

    Der Fehler lag an beidem, an einer Stelle der Pfeife ist etwas Luft ausgetreten und das Windblatt hat das Labium nicht getroffen. Ich habe es vorsichtig mit einem kleinen Schraubenzieher zurecht gerückt und mit Leim dicht verschlossen. Jetzt funktioniert die Pfeife ja Gottseidank ich hoffe nur dass ich die großen Pfeifen hinbekomme, denn da ist ja mehr Material im Spiel und das kostet halt ... aber ich denke das es auch etwas übungssache ist.

    Noch einen schönen Tag und ein gutes Jahr 2021

    Eckhoff

  • Hallo Eckhoff!

    Hier die Methode, wie ich sie bei meinem Praktikum beim Orgelbauer gelernt habe: Der Kern wird oben mit Leim eingestrichen und dann die beiden Seiten, die innen auch komplett mit Leim eingestrichen sind, an den Kern angezuwungen. Dabei liegt der Kern mit der Spalte unten auf einer ebenen Platte (Tipp: die Wachspapier-Streifen, die bei den Etiketten der Gemüsewaage übrig bleiben, kann man im Supermarkt umsonst bekommen und das ist perfektes Trennpapier fürs Unterlegen in beliebigen Längen) und auch die sauber abgerichteten Seiten liegen mit der Kante auf der ebenen Platte auf. Somit hat man gerade eine Vorder und Rückseite und durch das Einstreichen mit Leim gleich die Pfeife abgedichtet. Es ist erstaunlich, wie porös rohes Holz sein kann! Ich mache es mittlerweile aber so, dass ich nur die Vorderseite der Seitenwände sauber gerade abrichte und unter den Kern zwei Distanzplättchen (Messfühler für Zündkerzen) in der Dicke der erwünschten Kernspalte lege. So habe ich die (bei Gedeckten innen liegende Kernspalte) gleich mitgebaut und muss sie nicht hinterher reinfeilen. Der Nachteil ist, dass die Kernspalte unten am Kern auch entsteht und mit einem kleinen Streifen Furnier extra geschlossen werden muss.

    Jetzt braucht man einen Blindkern aus Weichholz, der exakt so breit ist wie die Innenbreite der Pfeife (bei meinen Gedackten gleichzeitig die Labiumbreite), aber natürlich dünner als die Pfeife tief ist, sonst würde man ihn mit einleimen. Das dient dazu, die Seitenwände parallel und im richtigen Abstand zu halten. Die Seiten werden oben und unten mit Zwingen am Blindkern befestigt, und beim Verleimen größerer Pfeifen auch noch in der Mitte, so dass sich die Seitenwände nicht unter dem Druck der Zwingen verbiegen können. Dann hoble ich mit der Rauhbank die Rückseite des Kerns und die Seitenteile genau auf Dicke und leime die Rückwand auf, die vorher ebenfalls gut mit Leim eingestrichen wird. Schließlich kommt die Vorderseite dran, die (genau! ebenfalls innen gut beleimt), je nach Mensur 1-2mm höher gesetzt ist, denn der Vorschlag sollte bei meinen Gedeckten etwas höher stehen als der Kern, damit das Windband nach innen geleitet wird.

    Das wars, wenn man alles richtig gemacht hat, kann man den Blindkern jetzt rausziehen und für die nächstkleinere Pfeife schmäler hobeln (dünner mache ich es nicht jedesmal, sondern nehme in größeren Abständen größere Mengen runter, hauptsache, der Leim von Decke und Boden kommt nicht mit dem Blindkern in Berührung! Deckel und Rücken richte ich übrigens mittlerweile mit 1-2mm Übermaß her und hoble das erst bei der fertigen Pfeife (von Hand!) bündig mit den Seiten, ich finde es so vor allem bei großen Pfeifen einfacher, als eine auf Maß geschnittene Platte komplett fluchtend auf die Seitenteile aufzuleimen. So muss ich nur aufpassen, dass vorne das Labium genau in der Mitte liegt.

    Es gibt natürlich auch andere Methoden, aber so hat man eine sehr maßhaltige Pfeife, die innen komplett mit Leim ausgestrichen, und daher dicht ist. Zum Leim kann man auch endlos streiten und philosophieren. Warmleim wäre das Mittel der Wahl, aber sehr heikel in der Verarbeitung, Ich nehme "Titebond liquid hide glue" (Dictum), der ist mit dem Bügeleisen ebenfalls wieder zu lösen und verarbetet sich wie normaler Weißleim, wird aber so hart wie ein Warmleim. Die Reversibilität hat mich schon ein paar mal gerettet, irgendwas komplett wegzuwerfen...

    Vielleicht mach ich mal eine Bilderserie dieser Methode, oder ist das alles ohne Bild einfach nachzuvollziehen?

  • Vielen Dank für die ausführliche Antwort,

    Das ist wirklich eine gute Anleitung, ich denke das ich es so hinbekomme. Eine Bilderserie ist aber trotzdem nicht schlecht so könnte ich nachsehen ob ich es wirklich richtig gemacht habe.

    Dir auch ein frohes neues und Gesundheit im Jahr 2021

  • Wenn ich die Bilder deiner Pfeifen ansehe, würde ich sagen, alles recht massiv (das macht aber nur was für das Gesamtgewicht aus)! Klangentscheidend ist dagegen das unsaubere Ausarbeiten der Kernspalte und des Labiums. Sowohl die Bahn oben am Kern, wo die Luft die Kernspalte verlässt, würde ich viel glatter gestalten, wie auch die gegenüberliegende Kante am Vorschlag. Da sieht man bei dir kleine Holzfasern rausstehen, was für den Klang nicht gut sein kann. Das Oberlabium sollte auch eine sehr saubere Kante haben. Das erreicht man am besten, indem man auf der Innenseite des Deckels mit dem Schnitz- oder Cuttermesser erstmal einen geraden Schnitt von einem knappen mm Tiefe anbringt, bevor man es oben schräg absticht/abhobelt/abfräst.

    Letztlich ist rasiermesserscharfes Werkzeug (Hobel und Stecheisen) das Entscheidende und da sehe ich das Problem: meine Eltern hätten mir in der Jugend auch nicht erlaubt, mit sowas zu arbeiten 😉. Es gibt aber Schnittschutzhandschuhe und beim Hobel kann eigentlich kaum was passieren, weil die Klinge nur ganz minimal raussteht. Stechbeitel sind natürlich gefährlicher, aber wenn man mit Bedacht und immer von sich weg arbeitet, ist auch das zu lösen. Ein gut abgestuftes Set Schleifpapier 120 bis 600 ist natürlich auch sehr wertvoll um schöne Kanten hinzubekommen und viel weniger gefährlich. Ich hab mir damals (mit 14) die schlimmste Verletzung übrigens mir einer stumpfen Raspel geholt, als ich abgerutscht bin weil ich zu viel Kraft brauchte um mit dem Teil irgendwas zu erreichen. Die Narbe sieht man heute noch.

    Was wirklich gefährlich ist, sind die Maschinen wie Kreissäge und Abrichte. Was bringt einem eine eigene Orgel, wenn man hinterher drei Finger weniger hat und nicht mehr richtig spielen kann 😅? Ich mach darum fast alles mit Handwerkzeugen und weigere mich standhaft, eine Kreissäge anzuschaffen! Sogar mit einer scharfen Japansägen kann man sich kaum selbst einen Finger absägen, weil man vor Schmerz in Ohnmacht fallen würde, bevor man durch ist 🤣🤣🤣. Für einen dicken Kratzer mit Arztbesuch reicht es bei sorglosem Hantieren aber immer. Ich geh mal davon aus, dass du dir bei den gefährlichen Sachen eh von jemand "Großem" helfen lässt!

    Übrigens würde ich den Vorschlag anschrauben, wenn du schon so massive Seitenwände hast, dann kannst du die Löcher auch länglich feilen und den Vorschlag hoch oder runter schieben, um die Ansprache zu ändern. Bei Gedeckten steht der Vorschlag eher 1-2mm höher als der Kern.

  • Vielen Dank,

    😂Ich hab mir ne kleine Kreissäge gekauft für so Modellbau Sachen, die reicht aber auch dicke für so dünneres Holz. Über meinen Klingen bestand rede ich mal nicht hab da aber auch genug so Skalpell und kleine Stechbeitel oder Schnittwerkzeuge vom Tedi. 😅 Mit der Kreissäge lasse ich mir oft helfen, hatte aber auch mal einen Schnitzkurs da haben wir arbeiten mit Stechbeitel,Hobel,Fräse usw gelernt. In meinem Dorf ist das aber irgendwie üblich das alle mit solchem Werkzeug arbeiten habe schon mit 7 gehobelt und geschnitzt😉 aber da ist ja jedes Dorf anders und wenn ich mal was falsch mache und mich schneide macht das eigentlich nichts aber das ist ne andere Geschichte die nicht hier reinpasst. Meine Pfeife war übrigens nur die die zusammen gebaut war, die wo fasern abstehen ist die von der ich mir alles abgeschaut habe.

    Mit dem anschrauben ist eine gute Idee habe zwar noch massig Schrauben aber keinen Schraubendreher für diese Größe 😅 aber da findet sich sicher noch eine Alternative.

    Warum ich nicht so mit Handwerkzeugen arbeite (wie Handsäge) ist der Grund das ich da oft schief und krumm schneide und dann ist der Ton natürlich hinüber. Deshalb arbeite ich eigentlich gerne mit Metall aber bei Zinnpfeifen ist ja das löten eine Kunst für sich und Kupfer wird mir auf Dauer zu teuer da ich ja in dem Alter noch nicht viel Geld zur Verfügung habe... Zinnpfeifen kaufe ich mir dann fertig oder frage Leute die sich damit auskennen. Ich werde es mal mit den Tipps versuchen und es hoffentlich hinbekommen. :-)


    Eckhoff