Planung Pedalbau

  • Hallo zusammen,


    ich habe durch Zufall dieses sehr interessante Forum gefunden, es ist erstaunlich was einige hier gebaut haben. Ich glaube ihr könnt mir vielleicht bei einer Frage helfen.


    Ich habe vor einigen Monaten das Orgel spielen angefangen und es begeistert mich jeden Tag aufs neue. Natürlich will ich auch Zuhause üben, alleine schon weil die Kirchen zu dieser Jahreszeit eher wenig einladend sind ;) Ich baue daher seit einiger Zeit meine kleine Orgel Zuhause. Natürlich ohne Pfeifen sondern elektronisch. Angefangen hat es mit einer elektrischen Orgel aus den 80er Jahren die ich geschenkt bekommen habe. Um genau zu sein eine Wersi Helios. Diese ist meine Grundlage. Aus dem Gehäuse habe ich alles entfernt und zwei Midi Manuale verbaut, die Register habe ich ebenfalls Midifiziert und für die Tonerzeugung nutze ich GrandOrgue.


    Jetzt möchte ich natürlich ein Pedal. Midi Pedale kosten ja einige Tausend Euro was jenseits meiner Möglichkeiten ist, nebenbei passen die meist nicht zum Rest. Ein Pedal ist ja nun auch kein Mechanisches Wunderwerk. Ich habe so einige Ideen wie ich das ganze einfach umsetzen kann, war jetzt lange auf der Suche nach Bauplänen um mir andere Lösungen einmal anzusehen. Leider findet man kaum etwas. Daher meine Frage, hat jemand von euch zufällig Skizzen oder mehr Informationen wie ein Pedal grundsätzlich richtig gebaut sein sollte? Aus Platzgründen würde ich gerne ein Pedal mit 19 Tasten realisieren. Mir geht es nur um Anregungen wie der mechanische Teil umgesetzt werden sollte. Die Elektronik ist kein Thema für mich.


    Ich bedanke mich für Anregungen.

  • Willkommen im Forum,


    so "natürlich ohne Pfeifen", habe ich selbst auch angefangen. Erst bloß ein Midikeyboard mit Hauptwerk und Grand-Orgue, dann als das nicht mehr gereicht hat, ein gebrauchtes altes Orgelpedal mittels Arduino midifiziert. Irgendwann, war dann aber doch, bei mir, das Bedürfnis da auch echte Pfeifenklänge hören zu können. Da meine ich mindestens so gerne mit Elektronik bastel hab ich angefangen midifähige Kastenladen zu bauen, oder eine gebrauchte mechanische Schleiflade zu midifizieren.

    Pedale habe ich schon einige midifiziert, i.d.R kriegt man das auch recht günstig hin. Ein gebrauchtes Pedal findet sich ab und an auf den Gebrauchtorgelseiten (https://www.gebrauchtorgeln.de/ , https://www.gebrauchtorgel.eu/de), für ca. 300 - 600 je nach Zustand. Pedale liegen aber auch öfter bei Orgelbauern auf Halde (Da könnte man rumtelefonieren, wenn man in der Region einen Betrieb hat, spart man sich so vielleicht den Versand.) Oder, es wäre auch nicht unwahrscheinlich, wenn ein Orgelfreund beim AK-Hausorgel noch ein gebrauchtes Pedal über hätte. Zum Kontaktieren habe ich immer Reedsensoren verwendet. Die gibts als Kontaktierungssätze hier: http://www.pausch-e.de/zubehoer.htm. Und ich habe zusätzlich Pedalfelder unter den Tasten befestigt, damit die Tasten schneller zurück kommen(nur mit den Blattfedern am Tastenende spielte es sich viel zu weich). Die Elektronik kann man fertig kaufen, oder auch selbst bauen, je nachdem wo was einen an so einen Projekt mehr Freude bereitet. Mein erstes Pedal, habe ich, mit ausnahme des Pedal selbst, mit ca. 200 Euro selbst midifiziert. Widerstände, µC, Leitungen, Lötzinn kostet ja fast nichts, aber wenn man zwar Zeit hat, aber nicht viel Geld, so wie ich als Schüler, kann man sowas auch günstiger hinbekommen. Aber auch mit gekaufter Elektronik, würdest du für alles, außer das Pedal selbst, nicht über so ca. 500 kommen. Sonst ist das wucher. Es gibt auch kommerzielle erschwinglichere Midifizierungslösungen, die für mehrere tausend von großen Orgelbauzulieferern sind meiner Ansicht nach für den privaten Hausgebrauch überdimensioniert. Ich habe fertige Midielektronik meistens von Pausch oder Doepfer bezogen, da muss man selbst noch ein bisschen was machen (Zeitfaktor), aber vom Preis günstiger.

    Falls Du das Pedal, wie du erwähnt hast, selbst bauen möchtest, kann ich dir die BDO Spieltischnormen schicken. In Hausorgelbau in Bildern von Boersma ist finde ich auch gut beschrieben, wie man ein Pedal bauen kann. Ich sende dir mal ne E-Mail.


    Nur als Hinweis: Der Austausch über den Bau von Hauptwerk-, oder sonstigen digitalen Orgeln ist meines Erkenntnis nach in der Satzung des Arbeitskreis Hausorgel, ausdrücklich nicht "Aufgabengebiet", wenn man das so formulieren kann, . Allerdings da es sich quasi um die (Teil-)Midifizierung bzg. Bau einer Spielanlage handelt, fällt das für mich in die Grauzone. Die Spielanlage und Traktur meiner Hauspfeifenorgel (weiterhin im Bau, aber schon spielbar) ist schließlich auch rein digital und unterscheidet sich in den Bereich kaum von einen Hauptwerk-Setup. Du kannst gerne jederzeit Fragen im Forum stellen, aber bloß bitte nicht über z.B. digitale SampleSets, Lautsprecher, Hauptwerk und Co, dafür gibt es andere Plattformen, die dafür auch darauf spezialisiert sind.


    Viel Erfolgt bei deinem Projekt!

  • Hallo,


    danke für deine Antwort. Die Spieltischnormen würden mich sehr interessieren. Wir haben tatsächlich einige Orgelbauer in der Gegend. Zwei kenne ich von meiner Arbeit im Pfarrbüro, ich werde da mal eine Mail schreiben, vielleicht haben die ja noch etwas in der Ecke liegen oder können mir preiswert was zimmern. 16" Prinzipale liegen bei uns noch einige rum. Eine unserer Orgeln hat ihre Pfeifen im Krieg verloren und diese wurden jetzt vor einigen Jahren wieder durch Zinnpfeifen ersetzt. Die alten liegen noch nutzlos da. Vielleicht wenn jemand Interesse haben sollte kann ich mal anfragen ob sie nicht gegen eine kleine Spende abgeholt werden können.


    Zitat

    Nur als Hinweis: Der Austausch über den Bau von Hauptwerk-, oder sonstigen digitalen Orgeln ist meines Erkenntnis nach in der Satzung des Arbeitskreis Hausorgel, ausdrücklich nicht "Aufgabengebiet", wenn man das so formulieren kann, . Allerdings da es sich quasi um die (Teil-)Midifizierung bzg. Bau einer Spielanlage handelt, fällt das für mich in die Grauzone.

    Ja das sehe ich ähnlich, daher bezieht sich die Frage nur auf den mechanischen Teil des Pedals. Wobei es in meinen Augen am Ende des Tages egal ist ob das Pedal nun ein Ventil öffnet oder einen Schaltkreis schließt. Natürlich wäre eine Pfeifenorgel im Wohnzimmer was feines, aber die Nachbarn sehen das vermutlich anders ;) Ich habe hier im Umkreis von 5 Kilometer 6 Orgeln jederzeit zur Verfügung davon sind zwei große Konzertorgeln. Daher ist es eigentlich für mich auch nicht notwendig. Zumal die Akustik in einer Kirche mit Gewölbedecke und 64" Register bekommt man im Wohnzimmer leider nicht mal ansatzweise hin, natürlich spielt der Ort ja auch eine gewisse Rolle.


    Was die Midifizierung betrifft nur am Rande erwähnt. Ein Arduino übernimmt bei mir die Register und Anzeigen. Beim Pedal würde ich es aber nicht so machen. Die Latenz ist eckelhaft, ich würde ein Midi Keyboard nehmen und die Schalter am Pedal dort einfach anlöten an die Elektronik. Das ist von der Latenz besser udn man spart sich die Programmierung.

  • "Irgendwann, war dann aber doch, bei mir, das Bedürfnis da auch echte Pfeifenklänge hören zu können", das hat der Clemens sehr treffend formuliert und mir geht es immer wieder so, wenn ich in Kirchen und Kapellen elektronische Orgeln vorfinde. Zunächst bin ich meistens überrascht über die vielen Registerwippen, doch erzeugen meinem Gefühl und Gehör nach diese sogenannten "Register" letztendlich doch immer die gleichen Frequenzkombinationen, die im Laufe des Gottesdienstes immer ermüdender auf mein Gemüt einwirken.

    Freilich habe ich Verständnis, daß sich kleine Gemeinden und Gemeinschaften zunächst keine neue Pfeifenorgeln leisten können, doch meine ich, daß selbst eine kleine gebrauchte Pfeifenorgel dem religiösen Gefühl viel zuträglicher ist als eine noch so gute elektronische Orgel. Vielleicht kann Dich, Christian, dieses Forum hier hin zu dem unaussprechlichen Reiz der Pfeifenorgel führen - auch ich baute als Student eine elektronische, bin dann aber schnell auf die Pfeifenorgel als wahres Ziel gelangt, während ich die Elektronik zu meinem Beruf machte...


    Noch etwas, unabhängig von Pfeifen und Elektronik: Wenn Du schon Dir die Mühe machst mit dem Pedal, sei es gebraucht oder selbst gefertigt, nimm gleich von vorne herein ein volles, also mit wenigstens 2 Oktaven, noch besser bis zum d1, bedenke, daß die Spieltechnik -und Fähigkeit in den nächsten Jahren steil nach oben gehen wird - und da wirst Du ein Pedal sehr bemängeln mit nur 19 Tasten.


    Übrigens ist der Selbstbau des Pedals nicht so schwer wir es aussieht: Es kommt nicht so auf das Zehntel-Millimeter an, wichtig ist die Trittfestigkeit, lege die Tasten einfach Parallel zueinander wie in der alten Bauweise bis vor etwa 70 Jahren, ohne Schweifung, man muß dann halt auf der Bank mehr herumrutschen, um die Randlagen besser zu erreichen...

    Alles Gute und viel Erfolg, Wolfgang.